Drucksache - VI/1438  

 
 
Betreff: Angebote für Demenzerkrankte in Treptow-Köpenick
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:B'90GrüneBA
Verfasser:Marcus Worm 
Drucksache-Art:Große AnfrageSchriftliche Beantwortung
Beratungsfolge:
BVV Treptow-Köpenick Beantwortung
25.03.2010 
39. (öffentliche) Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung vertagt     
29.04.2010 
40. (öffentliche) Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung schriftlich beantwortet     
Anlagen:
Große Anfrage, 15.03.2010, B´90Grüne
Schriftliche Beantwortung, 29.03.2010, BA

1
  1. Wie viele an Demenz erkrankte Menschen leben in Treptow–Köpenick?
  2. Welche Beratungsangebote gibt es für Betroffene und deren Angehörige?
  3. Wie hoch ist die Anzahl der Demenz-Wohngruppen in Treptow-Köpenick?
  4. Sieht das Bezirksamt weiteren Bedarf nach solchen Projekten/Angeboten und wenn ja, in welchen Regionen besonders?
  5. Existieren Selbsthilfegruppen für an Demenz erkrankte und deren Angehörige in Treptow-Köpenick und wie werden diese vom Bezirksamt unterstützt?
  6. Sieht das Bezirksamt Möglichkeiten, die Ausbildung von Fachpersonal im Bereich Demenz zu fördern, z.B. die neu geschaffene Ausbildung der Demenz-Assistent/in?
  7. Sieht das Bezirksamt die Möglichkeit, gemeinsam mit Trägern der Gesundheitswirtschaft aus Treptow–Köpenick diese Ausbildung auch hier vor Ort anzubieten?
Zu der o

1

 

Zu der o. g. Großen Anfrage wird folgende Stellungnahme abgegeben:

 

Zu 1.:

 

Eine konkrete Anzahl der gegenwärtig im Bezirk lebenden, an Demenz erkrankten Menschen, kann nicht genannt werden. Sie wird von der amtlichen Statistik nicht erfasst. Weiterhin ist sie abhängig vom Umfang und Altersgliederung der Bevölkerung über 65 Jahren. Das hohe Alter ist der entscheidende Faktor für das Auftreten demenzieller Erkrankungen.

 

In einem Papier der „Alzheimer - Gesellschaft Berlin e.V.“ und der „Alzheimer- Angehörigen Initiative e.V.“ vom September 2009 mit Berechnungen der aktuellen Zahl der Demenzkranken in Berlin sowie einer Vorausberechnung bis zum Jahre 2050 wurde eine entsprechende Untersuchung vorgenommen.

 

Unter Einbeziehung von 99.268 Bürgerinnen und Bürger im Alter von 65 bis 90 Jahren (Gesamtbevölkerungszahl 239.405 ), wurden in unserem Bezirk im Jahre 2008 hier insgesamt 3.603 Demenzkranke gezählt.

 

Es muss jedoch bedacht werden, dass hier nur die "bekannten" Fälle erfasst werden konnten.

 

 

Zu 2.:

 

Es gibt unterschiedliche Beratungsangebote in unserem Bezirk.

 

So ist hier beispielhaft die „Haltestelle Diakonie Köpenick“ zu nennen, welche Angehörige und Bezugspersonen zu allen Fragen und Anliegen zum Thema Demenz berät.

 

Die „Alzheimer-Angehörigen-Initiative e. V. beschäftigt sich im speziellen mit dieser besonderen Form der Demenzerkrankung.

 

Und auch die Bezirksbeauftragte für Menschen mit Behinderung im Bezirksamt Treptow-Köpenick steht sowohl den Betroffenen als auch den Angehörigen bei Fragen beratend zur Seite.

 

Weiterhin stehen selbstverständlich die Mitglieder des Gerontopsychiatrisch-Geriatrischen Verbundes Treptow- Köpenick (GGV) persönlich und auch telefonisch jederzeit zu einer Beratung zur Verfügung.

 

Weitere Beratungsstellen sind in dem vor Kurzem erschienenen „Selbsthilfe Wegweiser 2010- 2011 des Selbsthilfezentrums Köpenick & Treptow - Eigeninitiative der ajb Gmbh“ aufgeführt und können dort abgerufen werden.

 

Der Wegweiser wurde inzwischen im Bezirk u.a. über die Bürgerämter verteilt.

 

Zu 3.:

 

In Treptow- Köpenick gibt es 11 Demenz- Wohngruppen.

 

Zu 4.:

 

Es ist für die Zukunft nicht nur von einem weiteren sondern gar von einem steigenden Bedarf an diesen Projekten und Angeboten auszugehen.

 

Eine Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum 2010 bis 2050 zeigt eine wachsende Entwicklung der Bevölkerungszahl im Alter von 65 Jahren und aufwärts.

 

So sind für das Jahr 2010 beim Statistischen Bundesamt 656.200 Personen im Alter von 65 Jahren bis 90+ erfasst. Im Jahre 2015 sollen es den Berechnungen zufolge bereits 693.000 und im Jahre 2020 732.000 Menschen sein.

 

Die Zahl der 80 bis 85-Jährigen wird sich mehr als verdoppeln; die der Menschen über 85 wird sich mehr als verdreifachen.

 

Unter Hinzuziehung der Daten des Statistischen Bundesamtes sind die „Alzheimer - Gesellschaft Berlin e.V.“ und der „Alzheimer- Angehörigen Initiative e.V.“ zu folgendem Ergebnis im Hinblick auf die Entwicklung der Demenzkranken in Berlin gekommen:

 

Im Jahr 2010 werden 43.013 Bürgerinnen und Bürger von 65 bis 90+ Jahren an Demenz erkrankt sein. Im Jahr 2015 werden es bereits 49.878 Personen sein.

Die Anzahl der Betroffenen steigt im Jahr 2020 auf 58.146 Personen und im Jahr 2025 auf 67.101 Personen. Dies bedeutet einen Zuwachs von 24.088 Erkrankten innerhalb von 10 Jahren.

 

Gerade auch der Bezirk Treptow- Köpenick spiegelt mit seiner Altersstruktur diese Tendenz wieder. Daher wird es hier in den kommenden Jahren einen besonderen Bedarf an entsprechenden Projekten geben.

 

Eine Aussage des Bedarfes der einzelnen Regionen kann nicht getroffen werden. Die "Demenzhäufigkeit" nach Regionen kann nicht erfasst und ebenso nicht prognostiziert werden.

 

Zu 5.:

 

Ja, es existieren solche Selbsthilfegruppen. So sind hier die „Alzheimer Angehörigen Initiative“, die „Alzheimer Gesellschaft- Berlin“, die Initiative „Aktiv gegen Altersdemenz“ und  die „Betreuungsgruppe Treptow-Adlershof“ zu nennen.

 

Diese Selbsthilfegruppen und Näheres dazu sind in dem unter Pkt.1 genannten Wegweiser zu finden.

 

Wie werden sie vom Bezirk unterstützt?

Die Selbshilfegruppen sind unter dem "Dach" des Selbsthilfezentrums Eigeninitiative der ajb Gmbh vernetzt (Bestandteil des Stadtteilzentrenvertrages).

 

Der Bezirk Treptow- Köpenick ist mit dem Bezirksamt und dem Selbsthilfezentrum Eigeninitiative (als Initiativvertreter) Mitglied im Gesunde Städte Netzwerk.

Beide Partner kooperieren eng miteinander.

 

Bezüglich des Themas Demenz sowie der Gesundheit überhaupt arbeiten die Abteilung Soziales und Gesundheit des Bezirksamtes und das Selbsthilfezentrum sehr eng zusammen. Bei Aktionen und Veranstaltungen der Abteilung - hier zum Thema Demenz - wird das Selbsthilfezentrum regelhaft mit seinen Vertretern und Vertreterinnen, Angeboten und Erfahrungen einbezogen und ist hierbei ein unverzichtbarer Partner (z.B. im Arbeitskreis "Gesund alt werden in Treptow- Köpenick"). Informationen werden in die Selbsthilfegruppen weitergegeben.

 

Die Öffentlichkeitsarbeit wird somit qualitativ und quantitativ gefördert. Sie erreicht die einzelnen Selbsthilfegruppen und damit auch mehr Bürgerinnen und Bürger.

 

 

Zu 6.:

 

Die Qualifizierung zum „Demenz-Assistenten“ wird seit des Inkrafttretens des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes vom 28. Mai 2008 gemäß § 87b SGB XI (Vergütungszuschläge für Pflegebedürftige mit erheblichem allgemeinem Betreuungsbedarf) in Aufbaukursen, Fort- und Weiterbildungen angeboten. Ausbildungen in diesem Bereich gibt es bisher nicht.

 

Die Bundesagentur für Arbeit bietet diese Qualifizierung als zusätzliche Bildungsmaßnahme für langzeitarbeitslose Bürger und Bürgerinnen im Rahmen des Projektes „Zusatzjobs und Bildung“ an.

Die Orientierung liegt hier jedoch nicht in der Initiierung eigenständiger Trainings- und Bildungsmaßnahmen. Vielmehr nutzt das JobCenter Bildungsangebote der Träger.

 

Teilnehmer, welche die Qualifizierung erfolgreich absolvieren, werden dann in entsprechende Einrichtungen vermittelt und unterstützen die Heimbewohner dort bei alltäglichen Aufgaben und Aktivitäten.

 

So stehen hier nicht die eigentlichen Pflegetätigkeiten im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Hilfsaufgaben. Betreuungsassistenten lesen vor, kochen und backen, singen und musizieren zusammen mit den Heimbewohnern und Heimbewohnerinnen.

 

Ein Träger, welcher eng mit dem JobCenter Treptow-Köpenick kooperiert und oben beschriebene Fort- und Weiterbildungsmaßnahme durchführt, ist die „TRIAS – Gesellschaft für Arbeit, Gesundheit und Soziales mbH“.

Eine Förderung dieser Fort- und Weiterbildung erfolgt somit durch das JobCenter Treptow-Köpenick.

 

 

Zu 7.:

 

Wie bereits erwähnt gibt es im Bezirk diverse Träger, welche bereits eng mit dem JobCenter Treptow-Köpenick kooperieren und die Qualifizierung zum Demenz-Assistenten durchführen. Allein in den ersten Wochen des Jahres 2009 konnten 11 Teilnehmer und Teilnehmerinnen an entsprechende Einrichtungen vermittelt werden.

 
 

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