Auszug - Doppelhaushalt adé
Herr Stahr begründet den Antrag
<015>: Die Verabschiedung des Haushaltplanes sollte jährlich erfolgen,
weil eine Langfristigkeit nicht die notwendige Sicherheit bietet. Es gibt
Veränderungen, Nachschiebelisten, die z.B. das für 2005 Beschlossene wieder
relativieren. Zitiert aus Haushaltsdebatten früherer Jahre und verdeutlicht,
dass manches illusionär war. Aussprache: Herr Tesch: Dagegen aus drei Gründen:
Erstens ist es in diesem Bezirk gelungen, im Bereich der Zuwendungsmittel eine
längerfristige Planung zu erreichen, zweitens ist ein Doppelhaushalt auch eine
Entlastung von Verwaltung, weil dieser Prozess nur alle 2 Jahre durchlaufen
wird und drittens zeigt sich immer mehr, dass man Kurs nimmt auf die Erstellung
von Bürgerhaushalten, dazu ist eine längere Zeitschiene wünschenswert. Was
ansteht, ist eine Qualifizierung zu echten planungssicheren Doppelhaushalten.
Bei 1-Jahres-Haushalten gab es spätestens Mitte des Jahres eine
Haushaltssperre. Bei Doppelhaushalten gab es dieses Instrument nur einmal,
jetzt im November, als die Verfassungswidrigkeit des Haushaltes festgestellt
wurde. Daher Ablehnung des Antrages. Frau Meißner: Berlin verhält sich
mit der Aufstellung von Doppelhaushalten konform zur Bundeshaushaltsordnung und
zur Verfassung. Für den Bezirk sind die von Herrn Stahr geschilderten Nachteile
nicht zu erkennen, im Gegenteil, z.B. bei der Förderung Freier Träger wurden
die 2 Jahre durchaus als positiv empfunden. Bei der unsicheren Situation des
Landes Berlin muss immer mit Änderungen gerechnet werden. Die Regierung und
das AHvB haben die Erstellung von Doppelhaushalten beschlossen, die Bezirke
haben dabei keine Nachteile und sollten sich daher auch nicht einmischen. Empfiehlt
die Ablehnung. BzBm Herr Dr.
Ulbricht:
Man kann das sicher verschieden sehen. Aber die Haushaltsaufstellung ist ja
nicht nur die Erstellung eines Zahlenteiles, sie ist das Ergebnis eines Abwägungsprozesses,
einer Schwerpunktdiskussion. Dieses macht sich im 2-Jahres-Rhythmus besser,
weil mehr Verlässlichkeit in der Schwerpunktsetzung gegeben ist. Es gibt
größere Strukturveränderungen, die man in 1 Haushaltsjahr gar nicht abbilden
kann (z.B. Kita-Problem). Die verschiedenen Änderungen und Sperren sind der
Situation geschuldet, aber man sollte nicht von vornherein davon ausgehen, dass
man wegen der Genauigkeit der Kurzatmigkeit das Wort redet. Ein Stück Zuverlässigkeit
muss auch vermittelt werden. Die Schwerpunkte bleiben, unabhängig von den
Summen. Politisch ist es besser, einen längeren Zeitraum zu wählen. Frau
Werner: Für den Doppelhaushalt, gegen den Antrag. Die Kritikpunkte bekommt
man weder mit dem einem noch dem anderen Haushalt gelöst. Es wird über längere
Zeit so bleiben, dass das Land Berlin nicht genügend Geld hat und dass man über
Strukturentscheidungen nachdenken muss. Auch bei der 1-Jahresplanung lief es
nie richtig rund. Nachschiebelisten und dgl. wird es immer geben. Aber die Verständigung
im BA und mit der BVV über 2 Jahre ist besser, in Berlin gibt es ohnehin schon
genügend Hektik. Herr Förster: Das Argument, dass der Bezirk sich einer
Positionierung enthalten soll, lasse er nicht gelten. Durch die Doppelhaushalte
soll zwar mehr Ruhe hinein kommen, das wird aber in Wahrheit nicht erreicht,
weil man dann über einen Nachtragshaushalt mehr diskutiert. In der jetzigen
dramatischen Finanzsituation sind 2-Jahres-Haushalte illusorisch, weil sie viel
zu schnell Makulatur werden. Ein kleiner, überschaubarer Zeitraum ist besser.
Was den Bürgerhaushalt betrifft, so können auch die Bürger in einem kürzerem,
überschaubarerem Zeitraum besser mitreden. Zum produktorientierten Haushalt
sollten schon nach 1 Jahr die Vergleiche und Schlussfolgerungen mit den anderen
Bezirken gezogen werden. Die politischen Argumente sollten zugunsten der
Genauigkeit in den Hintergrund treten. Herr Scholz: Allein mit der Frage
der Haushaltsperioden, da gibt er Frau Werner Recht, kann man die Probleme
dieser Stadt nicht lösen. Aber durch die bezirkliche Brille betrachtet, kann
man den Empfängern zwar eine zweijährige Planungssicherheit geben, aber ob sie
diese tatsächlich haben, steht auf einem ganz anderen Blatt. Oder das
Festgezurrte bleibt, unabhängig von den noch ins Haus stehenden Kürzungen. Das
kann es auch nicht sein. Zurzeit gibt es keine Sperre; es gibt keinen Haushalt.
Man findet natürlich eine Schwerpunktsetzung im Haushalt wieder, er würde sich
aber wünschen, dass im Land Berlin mit langfristigen Strategien Schwerpunkte
gesetzt werden und mit verlässlichen Zahlen den Menschen eine Perspektive
gegeben wird. Dem Antrag sollte zugestimmt werden, um aus bezirklicher Sicht
Flagge zu zeigen. Herr Retzlaff: Die relative Verlässlichkeit von
Zusagen gegenüber Freien Trägern ist ein wesentliches Argument, auf einem
2-Jahres-Haushalt zu beharren. Gerade bei den wenigen Mitteln stellt das ein
Kompromissangebot dar (trotz der Einschnitte eine relative Sicherheit von mehr
als 1 Jahr). Die Beschlüsse des JHA fordern eine Qualitätsveränderung bei den
Freien Trägern und die Herbeiführung einer Strukturveränderung durch das BA und
das kann nur im Rahmen einer Längerfristigkeit garantiert werden. Es sollte bei
einer 2-jährigen Haushaltsplanung bleiben. Lieber Einzelfragen neu, als jedes
Jahr die Grundtendenz diskutieren. Wenn die Linie klar ist, dann ist es
leichter, mit bestimmten Kürzungserfordernissen umzugehen. Herr Welters:
Gespenstische Diskussion. BzBm hat ausgeführt, dass die Haushalte in drei sehr
wichtigen Bestandteilen nach unten korrigiert werden müssen (Ausbildungs-,
Sport- und Kulturförderung). Das hat nichts mit der Länge des Haushaltsplanes
zu tun, sondern damit, dass aus formalen Gesichtspunkten der aufgestellte
Haushalt für verfassungswidrig erklärt wurde. 2003 gab es mindestens drei mal
eine konjunkturelle Steuerreduzierung in der Frage des Wirtschaftswachstums.
Das bekommt man doch nicht mit einem 1, 2 oder 5jährigem Haushalt hin, dass
kann man doch nur mit aktiver Politik korrigieren auf der Basis ökonomischer
Parameter. Planungsräume verkürzen heißt, sich nicht mehr an der Sache zu
orientieren, sondern sich auf Formalien zurückzuziehen. Abstimmung: Mehrheitlich, bei 9
Dafürstimmen, abgelehnt. Es wird folgender Beschluss gefasst: Der Antrag: Dem
Bezirksamt wird empfohlen, sich bei den zuständigen Stellen dafür einzusetzen,
dass künftig die Verabschiedung des Haushaltsplanes ausschließlich für jeweils
ein Haushaltsjahr erfolgt. wird abglehnt. Abstimmungsergebnis: dafür: 9. dagegen: mehrheitlich. . |
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