Auszug - Vorstellung der Arbeit mit Schülern nichtdeutscher Herkunft durch Herrn Dr. Rosenkranz  

 
 
14. (öffentliche) Sitzung des Integrationsausschusses
TOP: Ö 2
Gremium: Integrationsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 11.04.2013 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 21:00 Anlass: ordentliche
Raum: Bouché-Grundschule
Ort: Bouchéstr. 5-10, 12435 Berlin

Herr Dr

Herr Dr. Rosenkranz schildert die Geschichte der Schule, die seit 1991 als Grundschule existiert. Im Bezirk Treptow-Köpenick ist die Bouché-Grundschule die Schule mit dem höchsten Anteil an Schülern nichtdeutscher Herkunft, d. h., Schüler aus Elternhäusern, in denen vorwiegend nicht deutsch gesprochen wird. Aktuell sind dies 270 Schüler aus 25 Ländern, ein Anteil von 42% an der gesamten Schülerschaft. Die mit Abstand größte Gruppe sind Schüler türkischer Herkunft (ca. 100), dann vietnamesischer Herkunft (ca. 20). Nach Ansicht des Schulleiters seien die Auswirkungen der heterogenen Herkunft der Schülerschaft auf die Schule insgesamt positiv, die Schüler nichtdeutscher Herkunft seien eine Bereicherung für die gesamte Schule. Lernerfolge und Bildungskarrieren der Schüler seien durchschnittlich.

 

Entscheidender Schlüssel für den Erfolg der Schüler nichtdeutscher Herkunft und damit der Schule insgesamt sei die Wertschätzung der Eltern durch die Schule. Deren Motivation hängt auch, das wird in der Diskussion deutlich, stark von der Motivation der Schule und des gesamten Lehrkörpers ab. Er nehme als Schulleiter die Eltern als ausländische Eltern ernst, zeige seine Wertschätzung, gehe mit ihnen ruhig und offen wie mit allen anderen Eltern um. Größere Probleme mit Eltern nichtdeutscher Herkunft, wie aus anderen Bezirken bekannt, gebe es an der Bouché-Grundschule nicht.

 

Dennoch dürfe man über Probleme nicht hinwegtäuschen. Nach seiner Einschätzung unterstützten ca. 4% der Eltern nichtdeutscher Herkunft ihre Kinder nicht, sie nähmen die Angebote der Schule nicht an.

 

Deutlich wird in den Ausführungen zudem, dass die Elternhäuser nichtdeutscher Herkunft an der Schule kein irgendwie einheitliches Milieu darstellen, eher ist von einer großen soziokulturellen Bandbreite auszugehen.

 

Im Vergleich zu Grundschulen in den benachbarten Bezirken Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg ist der Anteil der Schüler nichtdeutscher Herkunft deutlich geringer. Regelmäßig müsse die Schule interessierte Eltern aus Kreuzberg oder Neukölln wegen fehlender Kapazitäten abweisen.

 

Seit Februar 2012 bestehe eine "Willkommensklasse" aus maximal 12 Schülern, in der zunächst nur Deutsch als Fach gelehrt wird. Diese Schüler werden je nach Lernfortschritt in die Regelklassen integriert. Da in Treptow-Köpenick nur diese eine "Willkommensklasse" bestehe, kommen die Schüler aus dem ganzen Bezirk.

 

Im Hinblick auf die große Gruppe von Schülern türkischer Herkunft sei es sinnvoll, dass an der Schule auch türkisch gelehrt werde. Seit Januar 2009 werde ein freiwilliger Türkischunterricht angeboten, der - von der Türkei finanziert - von den Schülern türkischer Herkunft gut angenommen werde. In diesem Zusammenhang wird die seit 2010 bestehende Schulpartnerschaft mit einer Schule in Izmir erwähnt, mit der es seitdem einen regelmäßigen Schüleraustausch gebe.

 

Der Schulleiter zeigt sich für eine Anregung aus dem Ausschuss offen, ein Vietnamesisch-Angebot aufzubauen, ähnlich zur Grundschule An der Wuhlheide, wo eine Vietnamesisch AG arbeite.

 

Als allgemeines Problem spricht Herr Dr. Rosenkranz Defizite in der Lehrerausbildung für den Unterricht von Schulklassen mit großem und sehr großem Anteil an Schülern nichtdeutscher Herkunft an. Das ganz konkrete Problem an der Bouché-Grundschule seien aber vor allem fehlende Lehrer (augenblicklich würden zwei zusätzliche Vollzeit-Lehrer dringend benötigt).

 

Über die grundsätzliche Tauglichkeit der im Land Berlin offiziell gebrauchten Definition des Begriffs "nichtdeutsche Herkunft" wie auch über dessen spezifische Anwendung durch Herrn Dr. Rosenkranz bestehen im Ausschuss unterschiedliche Auffassungen. Für den Schulleiter handelt es sich um einen "Arbeitsbegriff", den er "nicht politisieren" wolle. Vor allem von Seiten der BD Dr. Goel wird an Unschärfen, unklaren Operationalisierungen und Widersprüchen der begrifflichen Konstruktion "nichtdeutsche Herkunft" Kritik geübt.


 
 

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