Drucksache - VIII/1350  

 
 
Betreff: Versorgung mit Haus- und Fachärztinnen und Haus- und Fachärzten in Treptow-Köpenick
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPDBA, GesUm
Verfasser:Grit Rohde 
Drucksache-Art:Große AnfrageSchriftliche Beantwortung
Ortsbezüge:Gesamtbezirk
Beratungsfolge:
BVV Treptow-Köpenick Beantwortung
25.03.2021 
42. (öffentliche) Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung vertagt   
06.05.2021 
43. (öffentliche) Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung schriftlich beantwortet   
Anlagen:
Große Anfrage, 16.03.2021, SPD
Schriftliche Beantwortung, 20.04.2021, BA

  1. Wie hat sich im Kontext des Bevölkerungswachstums im Bezirk und der sich ändernden Altersstruktur in den vergangenen fünf Jahren die Versorgung mit Hausärztinnen und Hausärzten und Fachärztinnen und Fachärzten entwickelt?
  2. Wie bewertet das Bezirksamt den Versorgungsmangel mit Haus- und Fachärztinnen und Haus- und Fachärzten im Bezirk?
  3. In welchen Bezirksregionen sieht das Bezirksamt die größten Versorgungslücken?
  4. Bei welchen Fachbereichen fällt die Unterversorgung besonders ins Gewicht (bitte ebenfalls nach Bezirksregionen aufschlüsseln)?
  5. Wie viele der praktizierenden Ärztinnen und Ärzte gehen in absehbarer Zeit in den Ruhestand?
  6. Mit wie vielen davon steht das Bezirksamt in Kontakt für eine Nachfolgeregelung?
  7. Welche Strategie verfolgt das Bezirksamt zur flächendeckenden Ärzteversorgung in unserem Bezirk?
  8. Welche konkreten Schritte hat das Bezirksamt unternommen, um die haus- und fachärztliche Versorgung im Bezirk zu verbessern und wie bewertet das Bezirksamt den Erfolg?
  9. Sieht das Bezirksamt "Ärztehäuser" als ein Mittel, dem Ärztemangel in unserem Bezirk entgegenzuwirken und, wenn nein, warum nicht?
  10. Was konkret unternimmt und unternahm das Bezirksamt, um einer flächendeckenden Ärzteversorgung zur Beseitigung der medizinischen Mangelsituation im Bezirk entgegenzuwirken?
  11. Wie häufig hat das Bezirksamt hierzu den Kontakt zur kassenärztlichen Vereinigung gesucht und welche Vorschläge zur Verbesserung der haus- und fachärztlichen Versorgung wurden dabei mit welchem Erfolg diskutiert?

  1. Wie hat sich im Kontext des Bevölkerungswachstums im Bezirk und der sich ändernden Altersstruktur in den vergangenen fünf Jahren die Versorgung mit Hausärztinnen und Hausärzten und Fachärztinnen und Fachärzten entwickelt?

Antwort:

VG = Versorgungsgrad

142 Hausärzte + 6, VG 89,4 %, + 0,1 %

91 Psychotherapeuten: + 6, VG 107,5 %

21 Augenärzte: Anzahl gleich, VG 92,7 %

20 Internisten: + 1, VG 99,6 %

31 Frauenärzte: + 2, VG 85,6 %

15 HNO Ärzte: + 2, VG 95,3 %

14 Hautärzte gleich VG 103,5

2 Kinder- und Jugend-Psychiater + 1, VG 78,8 %

18 Kinderärzte gleich VG 86,6 %

18 Nervenärzte + 4, VG 86,6 %

12 Radiologen + 3, VG 202 %

11 Urologen gleich, VG 93,6 %

Alle Daten können nachgeschlagen werden unter:

https://www.kvberlin.de/fuer-praxen/zulassen-niederlassen-in-berlin/bedarfsplan-fuer-berlin

  1. Wie bewertet das Bezirksamt den Versorgungsmangel mit Haus- und Fachärztinnen und Haus- und Fachärzten im Bezirk?

Antwort:

Das Bezirksamt bewertet die Entwicklung in Hinblick auf die Zukunft mit Sorge, da sich in den nächsten fünf Jahren die altersbedingten Praxisaufgaben in ganz Berlin auf ca. 800 belaufen werden.

 

  1. In welchen Bezirksregionen sieht das Bezirksamt die größten Versorgungslücken?

Antwort:

Hierzu liegen dem Bezirksamt keine Erhebungen und Auswertungen vor.

  1. Bei welchen Fachbereichen fällt die Unterversorgung besonders ins Gewicht
    (bitte ebenfalls nach Bezirksregionen aufschlüsseln)?

Antwort:

Wie bereits zur Frage 1 aufgelistet, ist die Unterversorgung bei der Arztgruppe Frauenärzte, Arztgruppe Hausärzte und Arztgruppe Kinderärzte am größten.

Um in diesen Fachrichtungen einen Versorgungsgrad von 100% zu erreichen, benötigen wir 5 zusätzliche Frauenärztinnen/Frauenärzte, 27 Hausärztinnen/Hausärzte und 2 weitere Kinderärztinnen/Kinderärzte.

Die gewünschte Aufschlüsselung nach Bezirksregionen kann nicht mitgeteilt werden.

  1. Wie viele der praktizierenden Ärztinnen und Ärzte gehen in absehbarer Zeit in den Ruhestand?

Antwort:

Hierzu liegen dem Bezirksamt keine Zahlen vor. Nach Datenlage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), ist der Anteil an älteren Ärzten in ganz Berlin relativ hoch. Nahezu ein Drittel aller Ärzte sind älter als 60 Jahre und das derzeitige Durchschnittsalter beträgt 55,19 Jahre.

  1. Mit wie vielen davon steht das Bezirksamt in Kontakt für eine Nachfolgeregelung?

Antwort:

Eine Nachfolgeregelung obliegt ausschließlich der Kassenärztlichen Vereinigung. Alle Ärztinnen und Ärzte die ihre Praxis aufgeben, verkaufen oder an einen Nachfolger / eine Nachfolgerin übergeben wollen, müssen dieses Vorhaben zwingend der KV melden. Diese Praxen werden auf den Seiten der KV veröffentlicht und Interessenten bewerben sich hierauf. Das Bezirksamt hat keinerlei Einfluss auf eine Nachfolgeregelung.

Weitere Informationen erhalten Sie unter:

https://www.kvberlin.de/fuer-praxen/zulassen-niederlassen-in-berlin/ende-der-vertragsaerztlichen-taetigkeit/praxisabgabe-und-nachbesetzung

  1. Welche Strategie verfolgt das Bezirksamt zur flächendeckenden Ärzteversorgung in unserem Bezirk?

Antwort:

Genauso wie Sie, sieht das Bezirksamt den kommenden Problemen mit Sorge entgegen. Aus diesem Grund hat Bezirksstadtrat Geschanowski in den letzten Jahren einen guten Kontakt zum Vorstand der KV gehalten, um auf die Defizite in unserem Bezirk hinzuweisen.
Ausschließlich die Kassenärztliche Vereinigung Berlin hat den gesetzlichen Auftrag zur Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung. Die KV koordiniert, dass ausreichend Praxen jeder Fachrichtung in Berlin zur Verfügung stehen. Die erforderlichen Instrumente für eine gezielte Anwerbung oder Vermittlung stehen dem Bezirk nicht zur Verfügung.

  1. Welche konkreten Schritte hat das Bezirksamt unternommen, um die haus- und fachärztliche Versorgung im Bezirk zu verbessern und wie bewertet das Bezirksamt den Erfolg?

Antwort:

Zur besseren Planung der Versorgung hat Bezirksstadtrat Geschanowski der KV umfangreiche und detaillierte Daten zur Verfügung gestellt, die den Wohnungsbau und somit den kommenden Zuzug abbilden. Diese Informationen unterstützen die KV bei ihrer Niederlassungsberatung.

  1. Sieht das Bezirksamt "Ärztehäuser" als ein Mittel, dem Ärztemangel in unserem Bezirk entgegenzuwirken und, wenn nein, warum nicht?

Antwort:

Der gesetzliche Auftrag der KV und das damit verfolgte Ziel der flächendeckenden Versorgung widerspricht der Zentrierung auf Ärztehäuser. Ziel muss es bleiben die Praxen am Standort zu halten und weitere Praxen auf den Bezirk zu verteilen.

Leider, wie schon ausgeführt – ist der Altersdurchschnitt der Ärztinnen und Ärzte sehr hoch und junge Ärztinnen und Ärzte möchten das Risiko einer eigenen Praxis nicht eingehen und arbeiten lieber im Angestelltenverhältnis. Hier müssen die Rahmenbedingungen von der KV verbessert werden, damit sich junge Ärztinnen und Ärzte für einen eigenen Praxissitz entscheiden.

  1. Was konkret unternimmt und unternahm das Bezirksamt, um einer flächendeckenden Ärzteversorgung zur Beseitigung der medizinischen Mangelsituation im Bezirk entgegenzuwirken?

Antwort:

Diese Frage weckt Erwartungen bei der Bevölkerung, die ein Bezirksamt nicht beeinflussen, oder sogar steuern könnte. Das Bezirksamt kann keine Ärztinnen und Ärzte in den Bezirk holen und Rahmenbedingungen verbessern. Das Bezirksamt kann und darf keine materiellen oder finanziellen Anreize anbieten.

  1. Wie häufig hat das Bezirksamt hierzu den Kontakt zur kassenärztlichen Vereinigung gesucht und welche Vorschläge zur Verbesserung der haus- und fachärztlichen Versorgung wurden dabei mit welchem Erfolg diskutiert?

Antwort:

In den letzten viereinhalb Jahren gab es regelmäßige Treffen mit dem Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung. Ergebnis dieser Gespräche ist die regionale Betrachtung der Bedarfsplanung und die Öffnung der Niederlassungsbeschränkung einzelner Fachbereiche, um einer Unterversorgung entgegenzuwirken. Thema war auch die Errichtung von kommunalen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Diese wurden - wie bekannt - von der KV für Neukölln und Lichtenberg abgelehnt. Zusätzliche Praxissitze zur Errichtung von kommunalen MVZ sind bei der KV noch nicht vorgesehen.

Bernd Geschanowski

Bezirksstadtrat für

Gesundheit und Umwelt

 

Anlage

Schriftliche Anfrage Abgeordnetenhaus S18-26900 Ärzteversorgung und -ausbildung in Berlin

März 2021

 
 

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