Auszug - Organisatorische Mitteilungen  

 
 
44. (öffentliche) Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung
TOP: Ö 1
Gremium: BVV Treptow-Köpenick Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 03.03.2016 Status: öffentlich
Zeit: 16:30 - 22:30 Anlass: ordentliche
Raum: Rathaus Treptow, BVV-Saal, Raum 218/217
Ort: Neue Krugallee 4, 12435 Berlin

Vor Eintritt in die Tagesordnung erfolgt:

-       die Erinnerung an den demokratischen Neuaufbau des Bezirkes vor 25 Jahren durch den Gastredner Herrn Frank Bielka und

-       die Verleihung des Preises für Zivilcourage 2015 an den Preisträger Allende 2 hilft e. V. bei einer musikalischen Umrahmung durch Frau Jessyca Flemming (Harfe). Die Laudatio hält Herr BzVV Groos.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Gäste,

seit dem Jahr 2009 verleiht die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick von Berlin jährlich den Preis für Zivilcourage. Im zugrunde liegenden Beschluss heißt es:

"Der Preis soll couragiertes Handeln von Menschen, Gruppen, Projekten oder Organisationen im Bezirk würdigen, die sich in besonderer Weise für Demokratie, gegen Gewalt und Intoleranz engagieren, die hinschauen statt wegzusehen, die sich einmischen, wo sich andere heraushalten."

Die Jury hat entschieden, den Preis für Zivilcourage 2015 dem Verein "Allende 2 hilft" e. V. zuzusprechen. Für den Verein sind heute anwesend seine Vorstandsmitglieder Herr Randolf Brückner, Herr Thomas Fuchs, Frau Stefanie Fuchs und Herr Dirk Warbelow, verhindert sind Andreas Wilck und Sven Wiesenthal. Seien Sie herzlich willkommen!

Flucht und Vertreibung sind die politischen Themen der Stunde. Insofern ist die Verleihung des Preises für Zivilcourage an Menschen, die sich in der Flüchtlingsfrage engagieren, nichts als folgerichtig. Der Verein "Allende 2 hilft" wurde im Spätherbst 2014 und damit zu einem Zeitpunkt gegründet, als die Standortentscheidung für das berlinweit erste sogenannte Containerdorf für Flüchtlinge in der Alfred-Randt-Straße im Wohngebiet Allende 2 bei vielen Menschen, auch bei vielen politisch Verantwortlichen im Bezirk, Sorgen auslöste. Sorgen, ob die Wahl dieses Standortes nicht in fataler Weise fremdenfeindlichen Tendenzen Auftrieb verleihen würde, ohne dass dem vor Ort wirkungsvoll etwas entgegengesetzt werden könne.

Unter den Anwohnern selbst waren aber einige, die nicht nur diese Sorge umtrieb, sondern die sich zu einer Initiative zusammenschlossen und etwas dagegen unternehmen wollten. Zunächst wandte sich der aus einer Anwohnerinitiative hervorgegangene Verein gegen die feindselige Stimmung rund um den Bauplatz für das entstehende Containerdorf. Damals, wir erinnern uns, fanden mit Unterstützung der rechtsradikalen und verfassungsfeindlichen NPD wöchentlich Demonstrationen statt, die zum Teil besorgniserregenden Zulauf aus der Anwohnerschaft erhielten. Die Anwohnerinitiative nahm Kontakt zu Bezirks- und Senatsstellen auf und bemühte sich, im Wohngebiet den Gerüchten mit klaren Fakten und Informationen entgegenzutreten. Mit eigener Facebook-Seite und Homepage deren Adresse ich hier gerne einmal nenne, sie lautet www.allende2hilft.de wurden diese verbreitet. Daneben wurden auch Informationsveranstaltungen organisiert, um auf die Fragen der Anwohner einzugehen.

Seit der Fertigstellung und mit dem Bezug der Einrichtung durch Flüchtlinge engagiert sich der Verein zur Unterstützung der Unterkunft und organisiert die gesamte ehrenamtliche Arbeit in und um das Heim. Der Verein "Allende 2 hilft" hat seit seiner Gründung im Jahr 2014 zahlreiche Aktivitäten entfaltet, so:

  • das Adventssingen, zu dem sich in den Adventswochen, jeden Freitag, bis zu 70 Anwohnerinnen und Anwohner im Allende-Viertel trafen und mit dem Ziel gemeinsam Weihnachtslieder sangen, die Demonstrationen gegen die künftige Unterkunft zu unterbinden und stattdessen Weihnachtsfreude und Solidarität zu signalisieren.
  • das Kinder- und Anwohnerfest, das im letzten Jahr erstmals als Fest der Begegnung zwischen allen Bewohnern des Allende-Viertels gefeiert wurde, zwischen Jung und Alt, Alteingesessenen und Heimbewohnern, mit dem Ziel eines interkulturellen Austauschs.
  • Der Aufbau einer Spendenkammer
  • Das regelmäßige Abhalten von Deutschkursen
  • Der Aufbau einer Fahrradwerkstatt,
  • Gemeinsames Fußballtraining in Kooperation mit dem Köpenicker SC,
  • Stricken und Nähen
  • und vieles weitere mehr.

Die Tätigkeit des Vereins ist darauf ausgerichtet, Anwohner und Heimbewohner zusammenzubringen, die Angebote und Projekte dienen allen Menschen im Wohngebiet Allende 2. In vorbildlicher Weise ist aus einer Initiative für die Flüchtlinge in der Unterkunft Alfred-Randt-Straße ein Kiezverein geworden. In Zusammenarbeit mit den Akteuren des Heimbetreibers Internationaler Bund ist es gelungen, eine wirkliche Willkommens- und Nachbarschaftskultur zu schaffen und zu leben.

Der Verein Allende 2 hilft ist, wie die vergleichbaren Initiativen und Gruppierungen, die sich an den anderen Standorten von Gemeinschafts- und Notunterkünften für Flüchtlinge gebildet haben, guter Ausdruck der Willkommenskultur im Bezirk Treptow-Köpenick.

Denn es ist so in unserer hochgradig verunsicherten Gesellschaft in Deutschland, dass auf der einen Seite Ängste zunehmen, Aggressivität steigt und Gewaltexzesse zu beobachten sind, sich auf der anderen Seite viele Tausend Menschen für die Beilegung und Minderung der durch die Flüchtlingskrise hervorgerufenen Aufgaben und Probleme ehrenamtlich einsetzen.

Lassen Sie mich eines ganz klar zum Ausdruck bringen: Sicher, mit freundlicher Aufnahme, mit humanitären Gesten, mit ehrenamtlichem Engagement allein lassen sich weder die europäische Flüchtlingskrise lösen noch eine abgestimmte langfristige Integrationspolitik ersetzen. Dadurch wird jedoch die Bedeutung der Willkommenskultur für ein menschliches und tolerantes Deutschland in keiner Weise relativiert. Der Bezirk Treptow-Köpenick weiß sehr genau, was er den ehrenamtlich in der Flüchtlingsfrage tätigen Bürgerinnen und Bürgern verdankt. Auch die Bezirksverordneten-versammlung weiß das und hat in der letzten Sitzung einen entsprechend anerkennenden Beschluss gefasst. Sie tragen zu einer menschlichen Atmosphäre, zum Erhalt friedlicher und kultivierter Verhältnisse bei. Wer sich abfällig oder verächtlich über dieses Engagement äert, sollte einmal in einer ruhigen Minute selbst bedenken, wie sein Beitrag zu einer menschlichen Gesellschaft aussieht, ohne die unser aller Leben so viel ärmer wäre.

Der Bezirk Treptow-Köpenick bekennt sich in diesem Sinne zur Willkommenskultur.

Es ist mir eine große Freude, den Vorstandsmitgliedern des Vereins "Allende 2 hilft" den von der Bezirksverordnetenversammlung ausgelobten Preis für Zivilcourage 2015 zu verleihen. Ich hoffe sehr, dass Ihr Beispiel Anderen Mut macht und wünsche Ihnen für Ihre Vorhaben im laufenden Jahr alles, alles Gute.

Ich darf Ihnen , so sparsam sind wir, eine Urkunde überreichen und eine Original-Lithographie des Künstlers Michael Lotz aus der Werkstatt Künstlerische Lithographie in der Defreggerstraße, bei dem ich mich ganz herzlich für seine Großgigkeit bedanke, die den Erwerb ermöglicht hat. Beziehen Sie den Titel der Lithographie "Nach vorn" bitte auf ihre Vereinstätigkeit und schauen Sie optimistisch nach vorn.

Herzlichen Glückwunsch!

 

Der Bezirksverordnetenvorsteher

-       eröffnet die 44. Sitzung und begrüßt alle Anwesenden, sowie Herrn Hager von der Polizei und die Vertreter/-innen der Presse.

-       informiert zu den vorliegenden Entschuldigungen (Frau BzV Stantien, Herr BzV Schild, Herr Franzke). Herr BzV Rother muss die Sitzung früher verlassen.

-       informiert zur Mandatsniederlegung des Herrn BzV Rick Nagelschmidt mit Wirkung zum 01.04.2016. Er werde vor Aufruf des letzten Tagesordnungspunktes Herrn BzV Nagelschmidt das Wort für eine persönliche Erklärung geben.

verliest die am 15.11.2010 unterzeichnete Erklärung über die Zusammenarbeit zwischen dem Bezirk und der Kommune Eskişehir / Tepebaşi im Zusammenhang mit der anstehenden Reise in die Türkei zur Vorbereitung eines Städtepartnerschaftsvertrages. Das Bezirksamt beabsichtigt, noch in diesem Jahr der BVV einen Entwurf vorzulegen.

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 TOP 1 Organisatorische Mitteilungen (2173 KB)    

 
 

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