Auszug - Kinderschutz - Auswertung der Fälle 2009 -  

 
 
59. (öfftl.) Sitzung des Jugendhilfeausschusses (gemeinsam mit Ausschuss für Soziales und Gesundheit)
TOP: Ö 2
Gremium: Jugendhilfeausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 05.05.2010 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 21:05 Anlass: ordentliche
Raum: Rathaus Köpenick - Rathaussaal
Ort: Alt-Köpenick 21, 12555 Berlin

Die Koordinatorin für den Kinderschutz im Jugendamt, Frau Stark, verteilt Handouts zur Präsentation an die Mitglieder der beiden Ausschüsse

Die Koordinatorin für den Kinderschutz im Jugendamt, Frau Stark, verteilt Handouts zur Präsentation an die Mitglieder der beiden Ausschüsse.

Es folgt eine detaillierte Darstellung der Kinderschutzfälle des Jahres 2009 sowie eine fachlich fundierte Analyse zur Entwicklung der Kinderschutzfälle im Bezirk Treptow-Köpenick.

Die Materialien werden als Anlage zum Protokoll gegeben. (Anlage 2)

 

Frau Feierabend gibt eine kurze Zusammenfassung zur Notwendigkeit und neuen Qualität in der Zusammenarbeit beim Kinderschutz. Es wird deutlich gemacht, dass die Prävention im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst weiterhin oberste Priorität besitzt. Der KJGD hat seine Aufgaben subsidiär und sozialkompensatorisch wahrzunehmen.

Zur Gesundheitshilfe gehören Maßnahmen wie z.B. der Erstbesuch der Familien mit Neugeborenen, Einschulungsuntersuchungen und die Untersuchungen nach dem Kindertagesstättenförderungsgesetz und Kitabetreuungsreformgesetz.

 

Aufgrund der problematischen Personalsituation im Gesundheitsdienst ist die Gewährleistung und Umsetzung aller Aufgaben schwierig. Zurzeit entschärft sich die Personalsituation etwas (jetzt 4 Ärzte im KJGD,  8,4 Stellen Sozialpädagogen,  1 Arzthelferin sowie Verwaltungsangestellte). Mir dieser Personalaustattung wird versucht die 3 Standorte – Ortolfstr.182-184, Salv-Allende-Str. 80 A und Südostallee 132 aufrecht zu erhalten.

 

Herr von Welczeck, Leiter des Amtes für Gesundheit, Veterinär- und Lebensmittelaufsicht informiert und berichtet aus der praktischen Arbeit des KJGD. (Protokoll – Anlage 3)

 

Anschließend ergänzt Frau Schütte die Ausführungen. Präventiver Kinderschutz ist auch aus Sicht von Frau Schütte die vorrangige  Aufgabe. Erstkontakte bei Familien mit Neugeborenen sind zur Ermittlung von Beratungs- und Behandlungsbedarf von besonderer präventiver Bedeutung und spielen somit eine entscheidende Rolle.

Das Frühwarnsystem bereits in der Schwangerschaft beginnt. Die Verteilung umfangreichen Infomaterials gehört ebenso dazu.

Das verbindliche Einladewesen ist insofern problematisch, da nicht alle Eltern der Aufforderung zur Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen folgen. Die Inanspruchnahme der Leistungen (Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen U1 bis U9) ist freiwillig.

Nachfragen:

Herr Retzlaff erkundigt sich, wie viele Familien mit Neugeborenen besucht werden?

Frau Schütte schätzt ein, dass 50 % der Neugeborenen besucht werden, bei 40 % zumindest telefonischer Kontakt zu den Familien besteht und 10 % der Eltern sich verweigern.

In der anschließenden Diskussion wird deutlich gemacht , dass das Hauptproblem in der Freiwilligkeit zu sehen ist. Die Einführung von „Pflichtuntersuchungen“ wird durchaus von einigen Anwesenden als Lösungsansatz gesehen.

 

Frau Bräuer ist erstaunt über die Analyse zum Kinderschutz, da Treptow-Köpenick doch zu den sozial starken Bezirken (3.Stelle) zählt. Weiterhin hätte sie gerne eine Übersicht zu den absoluten Kinderzahlen in den Regionen um einen Vergleich zu der Anzahl der Kinderschutzfällen in der jeweiligen Region herstellen zu können. Des Weiteren erkundigt sich Frau Bräuer nach dem Anteil der Kinder die wiederholt in Obhut genommen werden und unter welchen Bedingungen die Inohutnahme beendet wird.

 

Herr Retzlaff  erklärt, dass im Durchschnitt betrachtet, Treptow-Köpenick ein wohlsituierter Bezirk ist. Das beinhaltet aber auch, dass es einige sehr gute Sozialräume (z.B. Rahnsdorf) und dafür auch einige sehr schlechte (z.B. Niederschöneweide) gibt.

 

Das die Kinderschutzfälle gestiegen sind, hängt auch mit der Sensibilisierung der Bevölkerung zusammen.

Finanziell kann der Bezirk nicht den gestiegenen Bedarf abdecken. Bereits bis Ende April 2010 wurden bei den stationären Hilfen fast 1,0 Mio €  mehr ausgeben als im Vergleichszeitraum 2009.

Frau Stappenbeck ergänzt, dass das Budget HzE seit Jahren überzogen wird. Das Bezirksamt trägt gemeinsam den Ausgleich. In Abstimmung mit dem JHA wird geprüft, wo und wie im präventiven Bereich Geld eingesetzt werden kann. Dazu gehören z.B. das Modellprojekt „Steep“ und das Landesprojekt frühe Hilfen, mit dem Mittel für die Unterstützung von  9 Familien im Bezirk zur Verfügung gestellt werden.

Frau Dr. Büthner bestätigt, dass es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Kinder in einer Region und der Anzahl der Kinderschutzfälle gibt. Aber auch die soziale Struktur des jeweiligen Sozialraumes spielt eine Rolle.

 

Frau Stantien erkundigt sich nach dem Stand der Umsetzung der vom Senat vorgeschlagenen 3 Lösungsansätze(à verpflichtende Reihenuntersuchungen, à Indikatorenmodell, à aufsuchende Elternhilfe).

 

Frau Feierabend weist noch einmal darauf hin, dass erst mit Inkrafttreten des Gesetzes zum Schutz und Wohl des Kindes am 17.12.2009 klare Aussagen zum Auftrag des Gesundheitsdienstes getroffen wurden.

Für die Durchführung des Gesetzes wurde 1 Sozialarbeiterin (nicht vollzeit) zur Verfügung gestellt.

 

Herr von Welczeck und Frau Schütte legen in der weiteren Diskussion dar, dass neben der „Freiwilligkeit“ der Leistungsannahme ein weiteres Problem „schnell umziehende Eltern“ sind. Daher liegt ein Schwerpunkt in der Kooperation zwischen allen beteiligten Partnern.  Dazu gehört die Einrichtung einer zentralen Stelle, die eine verlässliche Melde- und Informationsstruktur sichert.

 

Herr Retzlaff hält eine Kopplung der Kindergeldzahlungen an die Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen für einen denkbaren Weg.

Frau Feierabend verweist in diesem Zusammenhang auf die harten Diskussionen innerhalb des RdB – Fachausschusses. Im Ergebnis wird dort die Einführung von Pflichtuntersuchungen als ein Eingriff in des Elternrecht gesehen.  

 

Herr Bünger bittet um die Beantwortung seiner noch teilweise offenen Fragen.

 

Frau Schütte berichtet, dass die Zusammenarbeit mit den Ärzten sich bisher schwierig gestaltete. Die Teilnahme von Ärzten an den KS- Konferenzen sehr verhalten war.

Mittlerweile hat sich dies verbesserte, teilweise gute Kontakte zu Ärzten ( besonders Kinderärzten) hergestellt werden konnten. Es finden regelmäßige Treffen ( Kliniken, Hebammen)  statt, wo aktuell informiert und um Zusammenarbeit geworben wird.

 

Von den 28 Fällen die von Soziales und Gesundheit dem Jugendamt gemeldet wurden, waren 5 Meldungen vom KJGD und die restlichen Meldungen kamen von Ärzten. Bei den von Ärzten gemeldeten Fällen handelt es sich meist um akute Fälle.

 

Auf die Frage nach einer von Steria Mummert consulting im Projekt „ Personalausstattung eines sozialräumlich organisierten Berliner Jugendamtes“ vorgeschlagenen Zusammenlegung der EFB und des  KJGD gibt es unterschiedliche Auffassungen seitens des Gesundheitsamtes und Jugendamtes.

Frau Stappenbeck macht deutlich, dass es in Bezug auf den Kinderschutz Doppelstrukturen von 2 nebeneinander tätigen Diensten gibt. Steria Mummert hat diese Doppelstrukturen untersucht und im Personalprojekt als äußert ineffizient eingeschätzt. Der Vorschlag von Steria Mummert ist an dieser Stelle  eine Gruppe Förderung und Gestaltung in der Region zu installieren und dort den KJGD zu installieren. Ebenfalls soll es in der Region die Gruppe Intervention und Hilfe und die Gruppe Eingangsmanagement geben. Aus fachlicher  Sicht stützt sie diesen Vorschlag, kann aber verstehen, dass es politisch dazu andere Bewertungen gibt.

 

Frau Feierabend vertritt hingegen die Ansicht, dass der KJGD weiterhin Bestandteil des Gesundheitsamtes sein muss. Dahingehend haben sich auch alle Gesundheitsstadträte verständigt.

Das Gesundheitsamt hat auch die Fachaufsicht über die Kinderärzte.

Herr Bünger hält es fachlich ebenfalls für besser, zusammen aus einer Hand aktiv tätig zu werden.

 

Weitere Nachfragen beziehen sich auf den Erhalt des Standortes Ortolfst., auf die Folgen von Inobhutnahmen  und die verursachten Kosten bei Unterbringung bei Pflegeeltern oder in Heimen in Treptow-Köpenick.

Frau Feierabend erklärt, dass die Entscheidung über den Erhalt des Standortes Ortolfstr. der Ausschuss Soziales und Gesundheit trifft.

Es wird beabsichtigt, die Arbeit an diesem Standort nicht gänzlich einzustellen. Die Sozialpädagogen sollen Vorort tätig bleiben. Vielleicht werden aber die Einschulungsuntersuchungen in der Südostallee durchgeführt.

 

Frau Stappenbeck weist daraufhin, dass es ein Problem ist, geeignete Pflegeeltern zu finden. 

 

Herr Freyer erkundigt sich, was kurz- und langfristig geplant ist, gegen „offene Wohnungen“ vorzugehen und  wie die Zerschlagung des pädosexuellen Netzwerkes erfolgen soll. (Zusammenarbeit mit Wildwasser e.V. und Bevölkerung sensibilisiert?)

Frau Stappenbeck erklärt, dass dies demnächst ein Thema im JHA sein wird. Die Zusammenarbeit erfolgt mit den „berliner jungs“ und dem LKA. Zurzeit werden noch Informationen gesammelt und wenn genügend Erkenntnisse vorliegen, werden sich die Beteiligten zur präventiven Arbeit verständigen.

Frau Stantien bestätigt auch, dass bereits alle sehr sensibilisiert sind und entsprechende Informationen auch weitergegeben werden.

 

Herr Retzlaff erklärt auf die Frage nach der Weiterbildung der Lehrer zur Thematik Kinderschutz, dass mit der Eröffnung des Fortbildungszentrum für Schulen in Treptow-Köpenick eine gute Voraussetzung besteht,  Lehrerfortbildungen auch zu diesen Themen anzubieten.

 

Herr Worm erkundigt sich nach der Zusammenarbeit von Frau Stark und Frau Schütte und  nach der Beteiligung des KJGD an den Fallteams im RSD.

Frau Schütte bestätigt, dass es eine enge Zusammenarbeit (JA/GA) gibt. Die Federführung liegt beim Jugendamt, die Koordinierung erfolgt durch Frau Stark.

Eine Mitarbeit in den Fallteams des RSD im Jugendamt ist nicht möglich. Die Gesundheitsprävention und der Erstkontakt sind die vorrangigen Betätigungsfelder des KJGD.


 
 

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