Drucksache - 0345/IV  

 
 
Betreff: Stille Helden nicht vergessen
Status:öffentlichAktenzeichen:294
 Ursprungaktuell
Initiator:GRÜNE-FraktionGRÜNE-Fraktion
Verfasser:Köhne, Botta 
Drucksache-Art:AntragBeschluss
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin Vorberatung
17.10.2012 
11. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Bildung, Kultur und Bürgerdienste Empfehlung
07.11.2012 
9. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Bürgerdienste vertagt   
05.12.2012 
10. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Bürgerdienste vertagt   
16.01.2013 
11. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Bürgerdienste mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin Entscheidung
20.02.2013 
15. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen (Beratungsfolge beendet)   

Sachverhalt
Anlagen:
1. Ursprungsantrag vom 08.10.2012
2. BE BiKu vom 16.01.2013
3. Beschluss vom 20.02.2013
4. Vorlage zur Kenntnisnahme vom 13.08.2013 (Aufhebungsbeschluss)

Die BVV möge beschließen:

 

Die BVV möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird ersucht, unter Einbeziehung von Aktiven, die dem Kulturamt in der Gedenkarbeit bekannt sind, eine Liste von bisher nicht öffentlich gewürdigten Personen, die in Steglitz-Zehlendorf gewohnt haben und „sich während der Nazizeit tatkräftig, uneigennützig und häufig unter eigener Gefährdung für die vom Nationalsozialismus bedrängten Verfolgten eingesetzt haben“, den so genannten „Stillen Helden“, erarbeiten zu lassen. Ihren Ausgangspunkt soll die zu erstellende Liste bei den durch die Senatsinitiative für die „Unbesungenen Helden“ in den 60er Jahren schon bekannt gewordenen Personen nehmen.

 

Begründung:

 

Im Bezirk Steglitz-Zehlendorf gibt es seit Jahren dankenswerterweise eine Liste der Opfer des Nationalsozialismus, insbesondere der Menschen, die als Juden verfolgt und zumeist ermordet wurden. Die Stolperstein-Initiative des Kirchenkreises leistet z. B. dafür eine wertvolle Arbeit, die zu Dank und Anerkennung verpflichtet. Durch die Veröffentlichungen von Hans-Rainer Sandvoß ist auch der Widerstand in den Bezirken weitgehend erforscht und dokumentiert. Für diejenigen, die heute als „Stille Helden“ bezeichnet werden, gilt dies nicht.

 

Es gibt zwar in Berlin ein Museum der „Stillen Helden“ in der ehemaligen Blindenwerkstatt von Otto Weidt in der Rosenthaler Straße, aber auch dort gibt es keinen Überblick über die Stillen Helden in Berlin, geschweige denn in den einzelnen Bezirken. Aus einem ehemaligen Forschungsprojekt sind wenigstens die Namen und einige Daten all derer in einer nicht öffentlich zugänglichen Datenbank erfasst, die damals für die Ehrung als Unbesungene Helden vorgeschlagen worden sind. Nur etwa die Hälfte (ca. 700 Personen) wurde dann tatsächlich geehrt. Aber auch diese Ehrungsinitiative hat nicht umfassend all diejenigen in den Blick genommen, deren Verhalten es wert macht, ihre Namen in Erinnerung zu halten.

 

In den Auseinandersetzungen um die NS-Zeit in den letzten Jahrzehnten ist den Tätern und Opfern eine größere Aufmerksamkeit zugekommen. Das ist verständlich, darf aber nicht dazu führen, dass die, die eher im Stillen gewirkt haben, vergessen werden. Diese „Stille“ um die Stillen Helden liegt sicher auch daran, dass diese Menschen nicht nur in der NS-Zeit im Stillen gewirkt haben, sondern dass sie auch nach dem Faschismus kein großes Aufheben von ihren „Heldentaten“ machen wollten bzw. sogar dafür beschimpft und diffamiert wurden. Sie waren „Stille Helden“, die ein Maß an selbstverständlicher Menschlichkeit und Aufrichtigkeit gezeigt haben, das uns heute, 70 Jahre danach, noch tief beschämen kann.

 

 

 

Berlin Steglitz-Zehlendorf, den 08.10.2012

 

 

Für die Fraktion GRÜNE

 

 

Köhne  Botta

 

 

Der Antrag wurde am 16.01.2013 in der 11. Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Bürgerdienste beraten und wie folgt geändert:

 

Die BVV möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird ersucht, unter Einbeziehung von Aktiven, die dem Kulturamt in der Gedenkarbeit bekannt sind, eine Liste von bisher nicht öffentlich gewürdigten Personen, die in Steglitz-Zehlendorf gewohnt haben und „sich während der Nazizeit tatkräftig, uneigennützig und häufig unter eigener Gefährdung für die vom Nationalsozialismus bedrängten Verfolgten eingesetzt haben“, den so genannten „Stillen Helden“, erarbeiten zu lassen. Ihren Ausgangspunkt soll die zu erstellende Liste bei den durch die Senatsinitiative für die „Unbesungenen Helden“ in den 60er Jahren schon bekannt gewordenen Personen nehmen.

 

Begründung:

 

Im Bezirk Steglitz-Zehlendorf gibt es seit Jahren dankenswerterweise eine Liste der Opfer des Nationalsozialismus, insbesondere der Menschen, die als Juden verfolgt und zumeist ermordet wurden. Die Stolperstein-Initiative des Kirchenkreises leistet z. B. dafür eine wertvolle Arbeit, die zu Dank und Anerkennung verpflichtet. Durch die Veröffentlichungen von Hans-Rainer Sandvoß ist auch der Widerstand in den Bezirken weitgehend erforscht und dokumentiert. Für diejenigen, die heute als „Stille Helden“ bezeichnet werden, gilt dies nicht.

 

Es gibt zwar in Berlin ein Museum der „Stillen Helden“ in der ehemaligen Blindenwerkstatt von Otto Weidt in der Rosenthaler Straße, aber auch dort gibt es keinen Überblick über die Stillen Helden in Berlin, geschweige denn in den einzelnen Bezirken. Aus einem ehemaligen Forschungsprojekt sind wenigstens die Namen und einige Daten all derer in einer nicht öffentlich zugänglichen Datenbank erfasst, die damals für die Ehrung als Unbesungene Helden vorgeschlagen worden sind. Nur etwa die Hälfte (ca. 700 Personen) wurde dann tatsächlich geehrt. Aber auch diese Ehrungsinitiative hat nicht umfassend all diejenigen in den Blick genommen, deren Verhalten es wert macht, ihre Namen in Erinnerung zu halten.

 

In den Auseinandersetzungen um die NS-Zeit in den letzten Jahrzehnten ist den Tätern und Opfern eine größere Aufmerksamkeit zugekommen. Das ist verständlich, darf aber nicht dazu führen, dass die, die eher im Stillen gewirkt haben, vergessen werden. Diese „Stille“ um die Stillen Helden liegt sicher auch daran, dass diese Menschen nicht nur in der NS-Zeit im Stillen gewirkt haben, sondern dass sie auch nach dem Nationalsozialismus kein großes Aufheben von ihren „Heldentaten“ machen wollten bzw. sogar dafür beschimpft und diffamiert wurden. Sie waren „Stille Helden“, die ein Maß an selbstverständlicher Menschlichkeit und Aufrichtigkeit gezeigt haben, das uns heute, 70 Jahre danach, noch tief beschämen kann.

 

Bei einer Abstimmung wurde der Antrag in der geänderten Fassung mit 14 Ja-Stimmen und keiner Nein-Stimme bei keiner Enthaltung angenommen.

 

Der Bezirksverordnetenversammlung wird die Annahme des Antrags in der geänderten Fassung empfohlen.

 

 

Dr. Lehmann-Brauns

Stellv. Ausschussvorsitzende

 

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Die BVV hat in ihrer 15. Sitzung am 20.02.2013 beschlossen:

 

Das Bezirksamt wird ersucht, unter Einbeziehung von Aktiven, die dem Kulturamt in der Gedenkarbeit bekannt sind, eine Liste von bisher nicht öffentlich gewürdigten Personen, die in Steglitz-Zehlendorf gewohnt haben und „sich während der Nazizeit tatkräftig, uneigennützig und häufig unter eigener Gefährdung für die vom Nationalsozialismus bedrängten Verfolgten eingesetzt haben“, den so genannten „Stillen Helden“, erarbeiten zu lassen. Ihren Ausgangspunkt soll die zu erstellende Liste bei den durch die Senatsinitiative für die „Unbesungenen Helden“ in den 60er Jahren schon bekannt gewordenen Personen nehmen.

 

 

Rögner-Francke

Bezirksverordnetenvorsteher

 

 
 

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