29.01.2016: Réalités transversales - ein Experiment zur Konkordanz von Lebenswelten und ihren Räumen

Antonya C. Wolfram, Jenny Trinks, Olivier Diaz de Zarate

AE: Fr., 29.01.2016, 20 Uhr
Begrüßung: Michael Vogel, Bezirksstadtrat
Laudatio: Arthur de Ganay, Architekt und Kunstsammler

„Durchkreuzte“ Wirklichkeiten – Réalités transversales
Drei Künstler befördern entsprechend ihrer jeweiligen Künstlerposition die Entfremdung dechiffrierbarer Abbildungen von Lebenswelten. Grundlage sind Raumkonzepte, in denen Architektur, Figuration oder Materialität die Ausgangslage bestimmen. Die Werke bewegen sich an den Grenzen zum Wiedererkennbaren und loten (neue) Attribute der Orientierung aus. Durch Abstraktion bzw. Entziehung identifizierbarer (visueller) Informationen erwachsen “Spielräume”, die es ermöglichen, Raum zu konzipieren, zu reflektieren sowie die eigene Einschreibung zu betreiben. Hier zeigen sich individuelle Lebenswirklichkeiten in konzentrierter Form. Wie aber werden an deren Grenzen Autonomie und Haltung begriffen? Ist eine Kommunikation möglich, die einen Ort gemeinsamer Ausrichtung erlaubt? Und in welcher Weise verändert die “Durchkreuzung” der einzelnen Positionen die jeweilige Raumvorstellung? – ein Experiment zur Konkordanz von Lebenswelten und ihren Räumen

artist statement Antonya C. Wolfram:
“Abstrakte Fotografie: Meine fotografischen Arbeiten sind Grenzerfahrungen. In ihrer Abstraktion und durch die seit 2006 ausnahmslos bildgebenden Faktoren meines eigenen Schattens und des Sonnenlichtes differenzieren sie individuelle Wirklichkeiten und Realität. Sie zeugen von der Konfrontation Individuum – Mitwelt, zeigen das Ringen um Möglichkeiten und Verhältnisse. Die Fotografien entstehen in performances, in denen die Abhängigkeit vom Stand der Sonne, ihrer Intensität und dem dinglichen Gegenüber wie in einem Brennglas die Auseinandersetzung mit der eigenen Macht und Beschränkung fordert und fokussiert. Eine nachträgliche Veränderung des Bildinhaltes schließt sich aus, es geht um den einmaligen Augenblick des Aufeinandertreffens. Die Spannung an den Schnittstellen dieser Begegnungen führt zu Konstruktion oder Dekonstruktion – auch in der zeitversetzten, medial verzerrten Perspektive des Rezipienten. Es lassen sich Strukturen der Individualisierung oder Gemeinschaft erkennen, Formen der Subjektivität sowie des Aufgehobenseins werden erforscht.“

artist statement Jenny Trinks:
„Ich bin inspiriert von Architektur, vom komplexen Prozess der Entstehung von Bauobjekten, sowie von architektonischen Ansätzen unterschiedlicher Epochen. Dabei sind sowohl minimalistische, als auch funktionale Architektur für mich von Interesse. Die grundsätzliche Idee ist der Versuch, Informationen, d.h. Fotografien, Abbildungen von Architektur, anhand von prozesshafter Formveränderung extrem zu verschlüsseln, um im Rückschluss die Komplexität und Detaildichte zu erfassen und zu verstehen. Ich male in immer neuen Schichten und zerschneide die entstandenen Bilder im Anschluss wieder. Wo es anfangs Motive gibt, sind am Ende einzelne Fragmente neu zusammengesetzt. Die eingeschlossene Farbe ist eingeschlossene Malerei. Das System der neuen Zusammenstellung ist geordnet und entschieden. Es entsteht eine Struktur, die in ihrer Abstraktion Offenheit ermöglicht und differenzierte Blickwinkel einfordert.“

Olivier Diaz de Zarate
Die Illusion ist die große Abwesende. Auf der Suche nach einer neuen Bildsprache gilt es sich zu befreien von der „heiligen Palette“ klassischer Malerei und ihren Techniken sowie einer substantiellen Lesart. Der Weg führt über die Untersuchung des Benutzerverhaltens bei der digitalen Bildverarbeitung hin zu einer Praxis, die die Annäherung an das Formelle sucht. Olivier Diaz de Zarate gibt die Wirklichkeit wieder, ohne ein Detail zu verdecken, ohne das Wesen selbst zu korrumpieren. Er fotografiert die Menschen um das Leben zu malen. In seinem Werk treffen sich Fotografie und Malerei wie der Spiegel sein von ihm getrenntes Abbild. Er assembliert Segmente, nutzt seinen eigenen Code. Der digitale Umweg führt zu einer Aufdeckung des Wesens und Wesentlichen und findet sich in der Akkumulation perfekter Formen. Olivier Diaz de Zarate schafft mit seinen Arbeiten den Versuch einer leicht zugänglichen Sprache für einen zeitgemäßen sozialen Dialog, der sich mit der unaufhörlichen Perfektionierung und Uniformierung des Menschen und seinem Kreisen um sich selbst auseinandersetzt.

Weitere Informationen: E-Mail an Frau Pijorr (030) 902975717
Fotomaterial über Galerie Alte Schule Adlershof