Beweidung Erpetal

Frischwiese und Streuobstwiese

Beweidungsbeginn

In die feuchten Erpewiesen, nördlich der Straße hinter dem Kurpark, sind im Juni 2015 Wasserbüffel und kleine Robustrinder als “Kultur-Landschaftspfleger” eingezogen.

Auf den Wiesen steht reichlich Grünfutter zur Verfügung, so dass die Koppeln zur besseren Steuerung des Beweidungserfolges (Fraßverhalten der Tiere) nochmals unterteilt wurden. In kleineren Flächen können sich die Rinder und Büffel nicht nur auf ihr “Lieblingsfutter” konzentrieren, sondern fressen darüber hinaus weitere Pflanzenarten. Ziel ist die Offenhaltung dieser Feuchtbereiche als Wiesen mit Vorkommen besonders geschützter, seltener Pflanzenarten, wie Sumpfdotterblume, Kuckuckslichtnelke und Sumpfschwertlilie und von Tieren der Biotope des Feucht- und Frischgründlandes wie bspw. Ringelnatter, Grasfrosch, Sumpfrohrsänger und Neuentöter.

Da sich die Weidetiere auch in feuchten Bereichen aufhalten, in denen eine maschinelle Mahd nicht möglich ist, erwartet das Umwelt- und Naturschutzamt eine Verbesserung des Pflegezustandes der Erpewiesen. Zur Überprüfung wird von Beginn begleitend ein Monitoringprogramm durchgeführt.

Die Symbiose des Projektes besteht darüber hinaus in einem verbesserten Erscheinungsbild der Tallandschaft und letztendlich auch in nachhaltiger Produktion von Biofleisch.

Alle Bewohner/innen und Besucher der Erpewiesen werden gebeten, das Weideprojekt zu respektieren und wohlwollend zu begleiten. Bitte achten Sie dabei auf genügend Abstand, füttern Sie die Tiere nicht und halten Sie ihre Hunde, wie vorgeschrieben an der Leine.

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Ansprechperson

Bei Fragen und Problemen können Sie sich mit dem Naturschutzamt Treptow-Köpenick

  • telefonisch unter der (030) 90297 – 5884 oder
  • per E-Mail

in Verbindung setzen.

  • Pflege- und Entwicklungsplan Erpetal

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  • Infoblatt Erpetal Seite 1

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  • Infoblatt Erpetal Seite 2

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Pflege und Entwicklung des Erpetals

Lage und Gebietsbeschreibung

Das Gebiet liegt im Bezirk Treptow-Köpenick zwischen dem Fürstenwalder Damm im Westen und der Landesgrenze zu Brandenburg. Das Erpetal ist eines der wenigen erhaltenen Fließtäler in Berlin. Aus diesem Grund wurde der Talraum mit seinen Wiesen und Gehölzbeständen 1995 als Landschaftsschutzgebiet Erpetal ausgewiesen. Es umfasst ca. 45 ha.

Biotische Ausstattung

Durch die vielfältigen miteinander verzahnten Strukturen, die extensive Nutzung bzw. Ungestörtheit und jährlich wiederkehrenden Überschwemmungen ergibt sich für das Gebiet eine große Artenvielfalt und eine besondere Bedeutung für den Biotopverbund.
Prägend für das Gebiet sind Feuchtgrünland- und Grünlandbrachen auf Niedermoorflächen sowie verschiedene Gehölzbestände. Etwa fünf ha der Gehölzflächen in Verbindung mit der Erpe wurden als prioritärer FFH-Lebensraum-Komplex bewertet. Über 70 besonders geschützte Biotope machen nahezu die Hälfte der Gebietsfläche aus. Besonders wertvoll sind die Wiesenflächen, Gewässer und Altarme samt Uferzonen, Gehölze,Röhrichte und Staudenfluren sowie Magerrasen. Sie bieten u.a. Lebensraum für über 30 Pflanzen der Roten Liste Berlins. Nach den Ergebnisse der aktuellen Kartierungen von 2012 ist das Gebiet für Brutvögel, Amphibien und Reptilien von regionaler Bedeutung:

  • 47 Brutvogelarten; darunter streng geschützte Arten wie Eisvogel, Grünspecht, Pirol und ein hoher Bestand des Sumpfrohrsängers
  • 6 Zielarten des Berliner Bioitopverbundes: u.a. Feldhase, Steinbeißer, Gebänderte Prachtlibelle
  • Biber und Fischotter nutzen den gesamten Erpelauf als Nahrungs- und Rastgebiet
  • 6 Amphibienarten: darunter Ringelnatter und der streng geschützte Moorfrosch
  • artenreiche Fischfauna mit gefährdeten Arten wie Bitterling und Rapfen

Probleme und Konflikte

Aktuell ist der Erhaltungszustand des Gebietes durch folgende Faktoren gefährdet oder beeinträchtigt:
  • Nährstoffeintrag durch die Nutzung der Erpe zur Ableitung der Vorflut des Klärwerks Münchehofe
  • Grundwasserabsenkung durch das Wasserwerk Friedrichshagen
  • Verlärmung durch die das Gebiet durchschneidende S- und Fernbahnstrecke
  • Ungeregelte Freizeitnutzung durch die Nutzung als Hundeauslaufgebiet, wodurch es zu einer Gefährdung von Bodenbrütern und Säugern kommt
  • Zerschneidung der Talaue druch Kleingartenkolonien, da sie den Biotopverbindungskorridor beeinträchtigen und teilweise im Bereich des geplanten Über-schwemmungsgebietes und der Wasserschutzzone liegen. Problematisch sind auch massive Grünabfälle, durch die sich gebietsfremde Pflanzenarten und Brennnesselbestände ausbreiten, die den Gebietscharakter verändern.
    Durch den Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzung bzw. ausbleibende oder unregelmäßige Mahd, findet eine Verbuschung bzw. Ruderalisierung der Feuchtwiesenflächen statt. Gehölze breiten sich stark aus, wodurch die Altarmrelikte der Erpe immer stärker beschattet werden und ihre Funktion als Amphibienlaichgewässer eingeschränkt wird. Indisches Springkraut und kanadische Goldrute verbreiten sich massiv und verdrängen heimische Pflanzenarten.

Leitbild für Pflege & Entwicklung des LSG

  • im gesamten LSG Mischung aus Kulturlandschaft (Erhalt) und Wildnisentwicklung (Sukzession)
  • Erhalt des jetzigen Anteils des Offenlandes
  • extensive Kulturlandschaftspflege mit minimalen Kosten
  • Feuchtwasserpflege durch Beweidung mit Wasserbüffeln und geeigneten Robustrindern
  • Schaffung von lichten Bereichen für Insekten und Amphibien durch Beweidung
  • Mittelfristige Entwicklung der Erpe in ein mäanderreiches naturnahes Fließgewässer mit gutem ökologischen Zustand im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie
  • GEK Erpe: Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur und zur Unterstützung der eigendynamischen Entwicklung
  • Renaturierung von Erpe-Altarmen durch Wiederanschluss an die Erpe
  • langfristige Entwicklung naturschutzfachlich wertvoller Biotope im Bereich Wiesengrund
  • Ruhige Erholungsnutzung entlang bestehender Wege und am Rande des LSG
Um der zunehmenden Verschlechterung seiner Wasser- und naturschutzfachlichen Qualität entgegenzuwirken, wurde ein Pflege-und Entwicklungsplan entwickelt (erste Version 1997, Überarbeitung 2012). Hierin ist als Schutzzweck formuliert:
  • Erhaltung einer großräumigen, wassergeprägten Erholungslandschaft
  • die Sicherung der natürlichen Vegetationsbestände und Artenvielfalt sowie auch
  • die Umgestaltung der Erpe in ein mäandrierendes Fließgewässer mit natürlichen Uberschwemmungsflächen
Um dem PEP Folge zu leisten, wurde in enger Absprache zwischen der zuständigen Naturschutzbehörde und den Natur-schutzverbänden ein landschaftspflegerisches Beweidungskonzept entwickelt. Landwirtschaftliche Nutztiere (u.a. Wasserbüffel) sollen auf bestimmte Flächenabschnitten weiden und diese dadurch offen halten. Vorteile einer Beweidung durch Wasserbüffel:
  • Robuste Haustiere, seit dem Mittelalter in Südosteuropa
  • Ganzjährig nur wenig Betreuung notwendig
  • Verwerten auch Pflanzenarten wie Binsen, Seggen und Schilf, die von Rindern oft verschmäht werden
  • Reduzieren sehr effektiv den Aufwuchs von Gehölzen (Fressen auch Blätter und Zweige)
  • Schaffen durch ihre Suhlen neue Lebensräume (schlammige Pionierflächen)
    •* In den Suhlen/Tümpeln der Wasserbüffel entwickeln sich Amphibien- und Libellenlarven
  • Störstellen durch Tritt = Keimbrett für konkurenzschwache Pflanzenarten
  • Dung ist Lebensraum für zahlreiche Insektenarten, die wiederum Nahrung für viele Vogelarten sind
  • Ohne Zufütterung werden die Wiesen trotz Kotablagerungen ausgehagert
  • Beweidung auch bei hohen sommerlichen Wasserständen möglich, die eine Mahd per Maschine in manchen Jahren unmöglich machen
  • Landschaftspflege durch die Büffel kostengünstiger als durch Mahd
  • Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln
Kurzfristige Maßnahmen 2014/2015:
  • Ergänzung der Beschilderung des Schutzgebietes
  • Durchführung der Offenlandpflege soweit lokal möglich durch einschürige Mahd
  • Im ersten Quartal des Jahres 2014 wurden Fällungen und Rückschnitte an Bäumen und Büschen vorgenommen, um Teil-flächen des LSG offenzuhalten sowie in Vorbereitung auf die geplante Beweidung
  • Im März 2015 wurde mit dem Bau der Koppelzaunanlage begonnen. Hierfür wurde Landwirt M. vertraglich gebunden, nach den Vorgaben der UNB und der Naturschutzverbände den Zaunbau zu koordinieren und im Folgenden die für die Beweidung vorgesehenen Tiere zu stellen.
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Naturkundliche Wanderung im Erpetal im Mai 2014
  • Exkursion und Vorstellung des laufenden Weideprojektes in den Tiefenwerder Wiesen in Spandau im Juli 2014
  • Pressemitteilungen/Vorträge (Themen: Beweidung, Neophytenbekämpfung, Biodiversität: Biber und Fischotter kommen zurück; Umsetzung GEK ERpe u.a.)

Mittelfristige Umsetzung des Pflegeprogrammes

  • Im Sommer 2015 werden die ersten landwirtschaftlichen Nutztiere auf den Flächen stehen. geplant ist eine Beweidung mit ausnahme der Wintermonate. Aufgrund ihrer Eignung für die Haltung auf sumpfigen Flächen, ist ein Besatz mit Wasserbüffeln geplant. Die maximale Besatzstärke ist im PEP festgelegt. Möglich ist auch ein ergänzender Besatz mit anderen kleineren Rinderrassen, die ein etwas anderes Nahrungspektrum besitzen als die Büffel. Die Tiere sind Eigentum des Landwirtes.
  • Monitoring der beweideten Flächen um die Auswirkung der Beweidung auf Flora und Fauna zu untersuchen und die Beweidung entsprechend koordi-nieren zu können.
  • Übernahme von weiteren im LSG gelegenen Flurstücken in das Fachvermögen des Straßen- und Grünflächenamtes u.a. zum Erreichen eines umfassenden Weidekorridors.
  • Gehölzpflege und Neophytenbeseitigung
  • Realisierung einmaliger Naturschutzmaßnahmen (Eisvogelbrutplatz, Infotafeln, Teilentschlammung
  • der Gräben in der Hirschgartenwiesen, Anlage von Laichgewässern …)
  • Durchführung von Maßnahmen des Gewässer-entwicklungskonzeptes (GEK) Erpe