Auszug - Projektvorstellung durch Mitarbeiter des Projekts/Einblicke in die praktische Arbeit  

 
 
26. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Integration
TOP: Ö 3.2
Gremium: Ausschuss für Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 21.05.2019 Status: öffentlich
Zeit: 17:05 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, Çigli-Zimmer, 1. Etage, Raum A104
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss


Herr Hönicke-Schmidt und Herr Aubeidy stellen den Handlungsansatz wie folgt dar: die Arbeit zielt auf Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahre; aber der jüngste ist auch schon mal acht Jahre alt und eine Nachbetreuung kann auch über das 18. Lebensjahr erfolgen. Sie betreuen die Familien unter Berücksichtigung eines umfassenden systemischen Blicks. Das erste ist die Problemanalyse in der Familie und die darauf folgende Beziehungsarbeit mit dem Kind und die Arbeit an den Problemen mit/in der Familie. Es gibt vier Indikatoren für eine Projektaufnahme:

 

1. Deliquenz/Devianz,

2. Instabiles Familiensystem; meist ohne Vater,

3. Zielloses Freizeitverhalten,

4. Schuldistanz bzw. Schulversagen.

 

In der Analyse werden alle Felder betrachtet, Schule, Freizeit, Familie, familiärer Hintergrund, Struktur der Familie. Das Problem ist in der Regel nicht das Kind/der/die Jugendliche, vielmehr werden die betreuten Kinder und Jugendlichen als Symptomträger für familiäre Konflikte wahrgenommen. Nach einem Zeitraum des Beziehungsaufbaus wird eine Zielentwicklung konkret am Lebensalltag erarbeitet, parallel wird mit der Familie gearbeitet. Ihre Rolle ist einerseits Mitarbeiter*innen des Jugendamts zu sein aber auch Helfer*in – dies Spannungsfeld muss transparent gelebt werden. D.h. sie versprechen nichts was sie nicht halten können, die Zusammenarbeit ist von maximaler Transparenz geprägt. Die Familien werden zwischen ein bis zwei Jahren betreut, es gibt kein festes Stundenkontingent. Diese Situation ist im Vergleich zur Arbeit von freien Trägern ein Luxus und wird sehr positiv von den Familien aufgenommen.

Ein Mitarbeiter betreut ca. 10 bis 12 Fälle, insgesamt sind es derzeit 35 Familien. Außerdem gibt es eine Warteliste mit ca. 30 Anfragen für Familien. 20 Fälle wurden erfolgreich in den 2,5 Jahren der Umsetzung des Handlungsansatzes gelöst. Erfolgreich wird bewertet, wenn sich ein Jahr keine Meldungen von der Schule oder der Polizei ergibt und sich Familiensituation verbessert hat.

Die Informationen der Polizei sind tagesaktuell, die Justiz ist mit den hierarchischen Abläufen etwas langsamer. Die Information ist allerdings eine Einbahnstraße, da die Sozialarbeiter*innen keine Daten an die Polizei geben. Die weitere Zusammenarbeit bezieht sich auf das SIBUZ – stellvertretend für die Schulen, die dortigen Schulpsychologen filtern nochmals die Meldungen der Schulen. Die überwiegende Anzahl der Fälle werden vom RSD-Teams des Jugendamts gemeldet, gefolgt von der Polizei und danach die Schulmeldungen durch das SIBUZ.

Im Rahmen dieses Handlungsansatzes kann auch eine Wirkung auf das Thema Jugendgangs verbucht werden. Als Beispiel wird hier die Gang vom Boddinplatz dargestellt. Des Weiteren finden offene Fallbesprechungen zu problematischen Kiezen mit den Jugendeinrichtungen statt.

Die Nachfragen nehmen noch einmal die Schweigepflichtentbindung der Eltern in den Fokus. Die Notwendigkeit dieser wird bestätigt, d.h. aber nicht, dass die Familien am Anfang nicht skeptisch sind. Die Daten werden nach Abschluss nach den gesetzlichen Vorgaben zehn Jahre aufbewahrt; darin unterscheidet es sich nicht zu Fällen aus der RSD Arbeit.

Nachgefragt wird zudem nach der Wartezeit für Familien auf der Warteliste. Hierzu wird ausgeführt, dass Zuweisungen in der Regel „in Wellen“ erfolgen und die jetzige Situation daher nicht exemplarisch sei. Zudem ist das Projekt jetzt erstmals personell voll ausgestattet, so dass ein zügiger Abbau der Warteliste erwartet werden kann.

Bislang sind von den 115 Anfragen nur drei von Mädchen, dabei wurde ein Fall angenommen und konnte nach einem relativ überschaubaren Zeitraum gelöst werden. Weiterhin wird betont, wie wichtig es ist, dass dies Regelstrukturen sind. Die Arbeit und damit auch Wirkung wird von Camino zum Ende des Jahres evaluiert. Auch wenn die finanziellen Mittel gegeben wären, so wird es schwierig geeignetes Personal zu finden und mit den Gegebenheiten in Neukölln dürfte trotzdem die Warteliste nicht abgearbeitet sein.

Zur Nachfrage der Einbindung der Erkenntnisse aus der Arbeit in weitere präventive Ansätze wird über die Erweiterung der Arbeit mit einer ganzen Schulklasse (von denen zwei betreut werden) berichtet.


 
 

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