Chronik und Geschichte Neuköllns

Straßenzug im Böhmischen Dorf

Der heutige Bezirk Neukölln, der bis zum Jahre 1912 den Namen Rixdorf trug und seit 1920 ein Verwaltungsbezirk der Stadt Berlin ist, entstand in einer wechselvollen Geschichte aus den Dörfern Britz, Buckow, Rudow und Rixdorf. Richardsdorp, das spätere Rixdorf, wurde erstmals im Jahre 1360 urkundlich erwähnt. An der alten Straße von Cölln nach Köpenick gründete der Johanniterorden ein Dorf mit 14 Familien und rund 100 Angehörigen. Im Jahre 1435 wird das Dorf von der Doppelstadt Berlin-Cölln erworben und kommt im Jahre 1543 in den alleinigen Besitz von Cölln. Unter der Gunst von König Friedrich Wilhelm I. siedeln sich hier im Jahre 1737 böhmische Glaubensflüchtlinge an. 1797 wird der Name Rixdorf amtlich eingeführt; 1830 ist es bereits das größte Dorf bei Berlin mit rund 2500 “Seelen” und zählt 1899 schon 80.000 Einwohner. In diesem Jahr erhält Rixdorf auch die Stadtrechte – als zweite Vorortgemeinde nach Schöneberg und scheidet dadurch aus dem Kreis Teltow aus. Zu einem eigenen Wappen kommt die Stadt im Jahre 1903. Kaiser Wilhelm II. genehmigt ein Wappen, das die Historie von Rixdorf widerspiegelt: Den Hussitenkelch als Zeichen für die böhmischen Einwanderer, den Wappenadler von Cölln im Hinblick auf die “Cöllnischen Wiesen” und das Kreuz des Johanniterordens zur Erinnerung an die Gründung des Dorfes im Jahre 1360. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts wird der “Rixdorfer” überall bekannt, als ein Schlager in der “Neuen Welt” von dem Parodisten Littke-Carlsen nach der Melodie von Eugen Philippi vorgetragen wird:

“Uff den Sonntag freu ick mir.
Ja, denn jeht et `raus zu ihr,
Feste mit verjnügtem Sinn,
Pferdebus nach Rixdorf hin!
Dort erwartet Rieke mir,
Ohne Rieke keen Pläsir!
In Rixdorf ist Musike,
Da tanz ick mit der Rieke,
In Rixdorf bei Berlin.”

Im Jahre 1912 wird Rixdorf in Neukölln umbenannt und 1920 mit bereits 253.000 Einwohnern zum 14. Verwaltungsbezirk von Groß-Berlin. Noch heute zeugen die alten Ortskerne von der bäuerlichen Herkunft des im Laufe der zeit entstandenen Großbezirkes und spiegeln die Geschichte der ländlichen Vorortgemeinden des damaligen Berlin wieder. Vieles ist aus früherer Zeit noch heute im Bezirk zu sehen: zwei Mühlen, vier Dorfkirchen, die Schmiede am Richardplatz, das Böhmische Dorf und das Britzer Schloß mit Gutshof. VielNeues ist dazu gekommen. Neukölln zählt heute rund 320.000 Einwohner.

Neukölln in Zahlen

  • 1250

    Das Dorf Buckow erhält eine Dorfkirche

  • 1360

    Gründung des Dorfes “Richardsdorf” durch die Johanniter (erste urkundliche Erwähnung)

  • 1373

    Der Ritter Dyreke erhält eine Wiese zwischen Buckow und Rudow

  • 1375

    Landbuch Kaiser Karl IV – Erwähnung aller Märkischen Dörfer und Städte

  • 1435

    Richardsdorf geht in das Eigentum von Berlin und Cölln über

  • 1543

    Richardsdorf wird ein Kämmereidorf Berlins

  • 1610

    Rudow wird Rittersitz des Siegmund von Otterstedt

  • 1669

    Das Dorf Rudow geht in den Besitz des Großen Kurfürsten über

  • 1669

    Nach fast 500 Jahren Ansässigkeit in Britz verkauft die Familie “Britzke” (Britzig) ihre Besitzungen

  • 1709

    Rixdorf geht in das alleinige Eigentum Berlins über

  • 1737 / 1738

    Ansiedlung der in ihrer Heimat aufgrund des evangelischen Glaubens verfolgten Böhmen in Rixdorf; Gründung des Bömischen Dorfes

  • 1764

    Ausbau des Dorfes Rixdorf

  • 1854

    Zwischen Berlin und Rixdorf verkehrt der erste Omnibus

  • 1866

    Gründung des Ortsteiles Neu-Britz

  • 1873 / 1874

    Das Rittergut Britz sowie die Dörfer Rixdorf und Britz werden zur Gemeinde Rixdorf; Bau eines Rathauses

  • 1899

    Rixdorf erhält das Stadtrecht

  • 1903

    Rixdorf erhält ein “Stadt”-Wappen

  • 1905
    bis 1909

    Bau des neuen Rathauses

  • 1909

    Das städtische Krankenhaus Neukölln wird in Betrieb genommen

  • 1910

    Anbau ds Flügels Donaustraße an das neue Rathaus

  • 1912

    Rixdorfer-Stadtverordnetenversammlung bestätigt den neuen Namen “Neukölln” für die Stadt Rixdorf

  • 1920

    Neukölln wird mit Buckow und Rudow nach Berlin eingemeindet

  • 1925
    bis 1931

    Auf dem ehemaligen Rittergut Britz entsteht in mehreren Bauabschnitten eine Großsiedlung (incl. Hufeisensiedlung)

  • 1933

    Rücktritt des Bezirksbürgermeisters und des gesamten Bezirksamtes auf Druck des NS-Regimes

  • 1945

    Besetzung des Bezirkes durch die Truppen der Roten Armee, die jedoch nach 3 Monaten abziehen, um den Amerikanischen Truppen Platz zu machen; Neukölln wird Teil des Amerikanischen Sektors

  • ab 1949

    Wiederaufbau Neuköllns mit Entstehung neuer Wohnsiedlungen, Ausbau der Infrastruktur

  • 1950

    Abriss des alten Amtsgebäudes und Anbau des Flügels Karl-Marx-Str.

  • 1955

    Anbau eines siebengeschossigen Flügels an das neue Rathaus sowie Lückenschluss 1957 / 1958

  • 1956

    Neukölln erhält ein “neues” Bezirkswappen

  • 1961

    Bau der Mauer – Eine Stadt wird geteilt

  • 1962

    Bau der Gropiusstadt (bis 1975) mit einem Einkaufszentrum an der Johannisthaler Chaussee

  • 1963

    Sanierung des Rollbergsviertels

  • 1970
    bis 1972

    Ausbau des U-Bahn-Streckennetzes

  • 1974
    bis 1982

    Entstehung der Siedlung an der Aronstraße und der High-Deck-Siedlung zwischen Schulenburgpark und Heidekampgraben

  • 1985

    Im Bezirk Neukölln findet die Bundesgartenschau statt

  • 1986

    Der Neubau des Krankenhauses Neukölln – örtl. Bereich Rudower Straße – kann seiner Bestimmungen übergeben werden

  • 1989

    Gelände der Bundesgartenschau erhält den offiziellen Namen
    “Britzer Garten”

  • 1989
    bis 1990

    Die geteilte Stadt wird vereint
  • 1995
    bis 1999

    Im Süden Neuköllns entsteht das Frauenviertel in der Gartenstadt Rudow Süd mit über 1.500 Wohnungen und Einfamilienhäusern

  • 1996 bis laufend

    Neukölln wird durch die Verlängerung der Bundesautobahn bis Buschkrugallee verkehrlich sehr gut angeschlossen. Mit der ersten Verlängerung Richtung Treptow und Schönefeld wurde 1999 begonnen

  • 1999

    Das “zweite” Rathaus in der Blaschkoallee wird eröffnet

  • 2000

    Im Rahmen der Diskussionen um eine Verwaltungs- und Bezirksreform bleibt Neukölln ein eigenständiger Bezirk