Auszug - Kampagne gegen Zwangsheirat  

 
 
23. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Haushalt, Wirtschaft, Verwaltung und Gleichstellung
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Haushalt, Wirtschaft, Verwaltung und Gleichstellung Beschlussart: erledigt
Datum: Mo, 11.02.2019 Status: öffentlich
Zeit: 17:10 - 19:30 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, Çigli-Zimmer, 1. Etage, Raum A104
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss


Zum Thema Zwangsheirat gibt Frau Edler zunächst einen Überblick anhand der aktuell für Berlin vorliegenden Zahlen:

-2017 sind 570 Fälle von versuchter und erfolgter Zwangsverheiratung registriert – gegenüber 2013/2014 ist das eine Steigerung von 19 Prozent; in 283 Fällen war eine Zwangsheirat noch nicht vollzogen- die Nationalitäten der betroffenen Fälle: 48 Prozent arabisch, 20 Prozent türkisch,

-15 Prozent Länder des Balkans und aus kurdischen Gebieten

-in 83 Prozent besteht ein muslimischer Hintergrund, 25 Prozent haben eine deutsche Staatsangehörigkeit

 

Oft ist eine geplante Zwangsheirat gekoppelt mit körperlichen und psychischen Gewalthandlungen. Erfahrungsgemäß lassen sich hier – auch für Außenstehende symptomatische – Stufen erkennen: Einmischung in alle Lebensbereiche – Fremdbestimmung (Kleidung, Freundschaften, Sexualität, Arbeit) – Physische und psychische Gewalt – Arrangierte Ehe – Zwangsheirat – Ehrenmord

 

Aus ihrer Erfahrung berichtet Frau Edler von zwei bis drei Fällen pro Jahr in Neukölln, bei denen sie aktiv wird. Auch wenn das Thema Zwangsverheiratung kein Massenphänomen ist, muss mit einer höheren Dunkelziffer gerechnet werden. Jeder einzelne Fall ist tragisch, nicht duldbar und es müssen intensive Unterstützung und konkrete Hilfsangebote geleistet werden. Hier bewährt sich das bestehende Netzwerk im Bezirk. Folgende Maßnahmen haben sich u. a. in den letzten Jahren etabliert: aufklärende Briefe an die Pädagogen der Neuköllner Schulen, 2018 erstmalig eine Postkarte an die Jugendfreizeiteinrichtungen des Bezirks, vorbereitete Dokumente (Eidesstattliche Erklärung, rechtsverbindlicher Hilferuf) als Vorsorge bei möglicherweise drohender Zwangsverheiratung, Schulungen der Stadtteilmütter und beispielsweise von Mitarbeitenden des Jobcenters. Grundlage ist hier die enge Zusammenarbeit mit den Experten, wie z. B. der Kriseneinrichtung Papatya.

 

Geplant ist auch ein Qualitätszirkel im Bezirksamt in der Abteilung Jugend. Unterschiedliche Aufklärungskampagnen wie „Selbstbestimmte Sexualität“ oder auch Tüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt nicht in die Tüte – Für ein Zuhause ohne Gewalt“ in Deutsch, Arabisch und Türkisch, die zum Freitagsgebet verteilt  werden (das ist eine spezielle Neuköllner Idee und Aktion), finden statt.


 
 

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