Auszug - Gespräche mit dem Vorstand FHW Herrn Dipl. Ing. Urlrich Rheinfeld über die Geschäfts- und Kapazitätsentwicklung im Bezirk Neukölln  

 
 
2. öffentliche Sitzung des Wirtschaftsausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Wirtschaftsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 06.12.2011 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Fernheizwerk Neukölln
Ort: Weigandufer 49, 12059 Berlin
 
Beschluss

Herr Mahlo bedankt sich bei Herrn Rheinfeld für die Gastfreundschaft und bittet ihn, über die Historie des FHW, die aktuelle Geschäftsentwicklung sowie über perspektivische Kapazitätserweiterungen zu berichten

Herr Mahlo bedankt sich bei Herrn Rheinfeld für die Gastfreundschaft und bittet ihn, über die Historie des FHW, die aktuelle Geschäftsentwicklung sowie über perspektivische Kapazitätserweiterungen zu berichten.

 

Herr Rheinfeld erläutert, dass der Komplex am Weigandufer 1910 von der Bewag als Kraftwerk erbaut wurde. Nach Einstellung der Stromproduktion am Standort 1919 übernahm die damalige Stadt Neukölln die Verwaltung des Kraftwerks, das anschließend zum reinen FHW umgebaut wurde.

 

Nach der 1977 erfolgten Umwandlung des FHW in eine GmbH war das Land Berlin zunächst alleiniger Gesellschafter. Im Rahmen der Umwandlung in eine börsennotierte Aktiengesellschaft erfolgte sukzessive die Privatisierung. Heute ist das FHW zu 80 % im Besitz von Vattenfall Europe Wärme und zu 20 % im Streubesitz.

 

Die Entwicklung der Fernwärmeversorgung erfolgte nach und nach. Bis 1975 war das Streckennetz auf 20 km mit rund 150 Übergabestationen angewachsen, heute sind es 85 km mit rd. 1.000 Kundenanlagen. Damit zählt das FHW zu den 50 größten Fernwärmeversorgern in Deutschland. Kernklientel ist zu 75 % die Wohnungswirtschaft u. a. mit großen kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, zu 15 % die städtischen Einrichtungen im Bezirk und zu 10 % Gewerbebetriebe, Kaufhäuser und Industriegebäude.

 

Seit 2004 bezieht das FHW rd. 50 % der Wärme auf Basis von Kraft- Wärme-Kopplung über eine am Neuköllner Schifffahrtskanal gelegene Fernwärmeübernahmestation aus dem Heiznetz Mitte von Vattenfall. Der Bezug ist langfristig kontraktiert. Am Standort wird die Wärme mit 7 Heißwasser- bzw. Dampfkesseln erzeugt. Zwei davon werden mit Holzpellets und Bioerdgas betrieben. Gleichwohl wird bei der Wärmeerzeugung der Anteil regenerativer Energien 10 % nicht übersteigen.

 

FHW hat derzeit 40 Beschäftigte. Es erzielt aus dem Wärmegeschäft einen Umsatz von ca. 27 Mio. € und aus der 2006 wieder aufgenommenen Stromgeschäft ca. 0,5 bis 1 Mio. €. Das Steueraufkommen des Unternehmens umfasste in 2010 1,1 Mio. € Körperschaftssteuer, 0,9 Mio. € Gewerbesteuer und 1,9 Mio. € Umsatzsteuerzahllast.

 

Am Wärmemarkt in Nord-Neukölln hat die Fernwärme einen Marktanteil von 32 %. Dem folgen mit 24 % Gasetagenheizungen, mit 22 % Heizölzentralheizungen, mit 19 % Gaszentralheizungen, mit 2 % Nachtstromspeicherheizung und mit 1 % Einzelraumfeuerung (Kohle).

 

Die Rahmenbedingungen bezogen auf den Standort Neukölln unterliegen keinen wesentlichen Veränderungen. Das Neukundenpotenzial und die Nachfrage nach Fernwärme sind weiterhin hoch, wobei es sich aber mangels Neubautätigkeit letztendlich um einen reinen Verdrängungsmarkt handelt. Im Bestandskundengeschäft sind Bemühungen der Kunden um Energieeinsparung spürbar. Hier kann eine Kompensierung nur durch die Gewinnung von Neukunden und die Erschließung neuer Versorgungsgebiete möglich. Erweiterungsprojekte des FHW sind der Gräfekiez in Kreuzberg, die Schillerpromenade und der Körnerkiez. Eine Ausdehnung der Geschäftsaktivitäten in den Süden Neukölln ist zumindest für die nächsten 5 bis 10 Jahre kein Thema für die Gesellschaft. Da der spezielle Erschließungsaufwand zu hoch ist, ist auch das typische Einfamilienhaus nicht die Zielklientel des FHW. In dessen Focus liegen Objekte mit bereits vorhandenen Zentralheizungsanlagen, da diese gut umzurüsten sind.

 

Die Wettbewerbssituation der Fernwärme im Allgemeinen kennzeichnet sich durch den direkten Preisvergleich mit Heizöl und Erdgas. Im Ranking von 170 Fernwärmeanbietern in Deutschland nimmt das FHW mit seinen 10 % unter dem Durchschnitt liegenden Preisen Platz 40 ein. Vor 10 Jahren lagen dessen Preise noch 20 % über dem Durchschnitt.

 

Die Geschäftstätigkeit der Gesellschaft unterliegt dem Spannungsfeld der Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit. Letzterem trägt das FHW dahingehend Rechnung, dass es sich seit 2000 auf freiwilliger Basis dem Umweltmanagementsystem und Öko-Audit der EG unterzieht. Die CO² Emissionen konnten am Standort im Zeitraum 2002 bis 2011 um rund 60 % deutlich reduziert werden, wobei in der Bilanz allerdings die Emissionen der bezogenen Wärme wieder hinzugerechnet werden muss. Der Primärenergiefaktor der Fernwärme aus dem FHW beträgt 0,82. Zielsetzung bis 2013 ist eine weitere Reduzierung auf 0,7. Die Wärmeverluste liegen bei ca. 7 % der produzierten Wärmemenge. Da die Kunden die an den Übergabestationen ankommende Wärme zahlen, geht dies zu finanziellen Lasten des FHW.

 


 
 

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