Stolpersteinverlegung in Neukölln - Teilnahme von Kultur- und Bildungsstadträtin Karin Korte

Pressemitteilung vom 25.03.2022

Am Dienstag, den 05. April 2022, werden um etwa 11:05 Uhr zwei Stolpersteine in Alt-Buckow 21 ins Straßenpflaster von Neukölln eingelassen. Die beiden Steine erinnern an Dr. jur. Konrad Ernst Waldemar Ehrlich und seine Frau Margarete Ehrlich.

Konrad Ehrlich wurde am 19. Januar 1894 als Sohn von Franz Emil Ehrlich und Selma, geb. Trebes in Gdansk geboren. Er galt – nach den durch die Nationalsozialisten 1935 erlassenen sog. Nürnberger Gesetzen – als „Mischling I“. Nach dem Staatsexamen in Leipzig arbeitete er als Wirtschaftsberater und Syndikus in einer Sozietät in Berlin-Charlottenburg. Im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit verhalf er Jüdinnen und Juden zur Auswanderung nach England und Südamerika. Er wurde von der Gestapo wegen „Judenbegünstigung“ das erste Mal am 26. Juli 1939 verhaftet und am 05. Mai 1940 entlassen, ohne dass ein Strafverfahren gegen ihn in Gang gesetzt wurde, da man ihm keinerlei Gesetzesverletzungen nachweisen konnte. Während seiner Inhaftierung erlitt er eine Durchblutungsstörung des Herzens und wurde zeitweise in das Polizeikrankenhaus eingeliefert.

Nach seiner Freilassung verhalf Konrad Ehrlich weiterhin jüdischen Familien zur Emigration. Am 05. Januar 1942 wurde er, höchstwahrscheinlich nach einer Denunziation, erneut von der Gestapo verhaftet. In diesem Zusammenhang wurde auch seine Ehefrau Margarete bei einer Hausdurchsuchung einem Verhör unterzogen. Ehrlich war seit Oktober 1934 verheiratet mit Margarete, geb. Lenz und hatte zwei Kinder mit ihr; Wolfgang, (geb. 1936) und Felicitas (geb. 1939). Da Margarete über die Tätigkeit ihres Mannes keine Auskunft geben konnte und auch die durchgeführte Hausdurchsuchung ergebnislos verlief, wurde sie nach ihrer Vernehmung zunächst in Ruhe gelassen. Allerdings wurde sie unter Androhung von Sippenhaft dazu aufgefordert, bei Nachfrage nach ihrem Mann zu erzählen, dass ihr Mann in Holland in der deutschen Zivilverwaltung eingesetzt werden sollte.

Am 04. Februar 1942 wurde Konrad Ehrlich erneut in das Polizeikrankenhaus eingeliefert, diesmal im Zustand tiefer Bewusstlosigkeit. Ein Hirnflüssigkeitsbefund gab Anlass zu der Vermutung, dass Ehrlich in der Gestapohaft grausam gefoltert worden war. Dr. Konrad Ehrlich starb am 07. Februar 1942 im Staatskrankenhaus der Polizei in Berlin. Er wurde auf dem Buckower Friedhof beigesetzt.

In den 1950er-Jahren wurde Dr. Konrad Ehrlich postum als politisch Verfolgter vom Berliner Senat anerkannt. Margarete Ehrlich überlebte den Zweiten Weltkrieg und die politischen Verfolgungen und zog ihre beiden Kinder alleine groß.

Die Verlegung wird von den Paten der Stolpersteine, Hartmut Christians und Mahi Christians-Roshanai des Buckower Heimatvereins, begleitet.

Zum Konzept der Stolpersteine von Gunter Demning Stolpersteine erinnern am letzten frei gewählten Wohnort an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Sie können ebenso an überlebende Verfolgte erinnern. Stolpersteine kann jeder stiften. 120 Euro ermöglichen die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteines. Für den Bezirk Neukölln koordiniert das Museum Neukölln die Stolpersteinverlegungen. Kontakt: stolpersteine@museum-neukoelln.de, Tel. 627 277 -721/-722. Weitere Informationen unter www.stolpersteine-berlin.de