Auszug - Bericht aus der Schule durch den Schulleiter Herrn Koglin und Frau Czisnik, Schwerpunkt schulische Integration von Neuzugänger*innen in der Schule, Sprachprobleme, Übergang von Willkommens- in Regelklassen, konservatives Islamverständnis von Schüler*innen, etc.  

 
 
33. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Integration
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 09.01.2020 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:20 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Otto-Hahn-Oberschule - Aula
Ort: Buschkrugallee 63, 12359 Berlin
 
Beschluss


Der Schulleiter Herr Koglin, Frau Czisnik und Frau Akgül stellen sich vor. Bei dem anschließenden Bericht gehen sie vor allem auf zwei Schwerpunktthemen ein:

                      auf die schulische Integration von Neuzugänger*innen und

                      auf das konservative Islamverständnis einiger Schüler*innen.

Im Vorfeld weisen die Vortragenden darauf hin, dass die Darstellungen keine Allgemeingültigkeit haben. Es sind vielmehr persönliche Erfahrungen und Beobachtungen.

 

Integration von Neuzugängen:

An der Otto-Hahn-Oberschule gibt es zwei Willkommensklassen mit je maximal 12 Schüler*innen. Die beiden Willkommensklassen sind altersgemischt und sehr leistungsdifferent. Das Ziel ist es, die Deutsche Sprache als Unterrichtssprache zu erlernen. Vorgesehen ist, dass die Schüler*innen in einem Jahr das mindestens das Sprachniveau A2 erreichen und dann der Übergang in eine Regelklasse stattfinden kann. Zusätzlich zum Unterricht erhalten die Schüler*innen 4 Stunden Sprachförderunterricht. In Spracharmen Fächern findet eine Mischung zwischen Regelklasse und Willkommensklassen Schülern statt.

Seit 5 Jahren wird die Qualität der Willkommensklassen kontinuierlich verbessert. Es muss immer wieder eine Balance zwischen Über- bzw. Unterforderung gefunden und Anpassungen vorgenommen werden. Besonders hervorzuheben ist, dass einige ehemalige Schüler*innen aus den Willkommensklassen ihren MSA-Abschluss bzw. ihr Abitur schaffen.

Die Willkommensklassenlehrer*innen stehen in einem sehr engen Austausch mit den anderen Kollegen*innen der Schule. Es besteht eine hohe Kollegialität und eine gute Unterstützungskultur unter den Lehrkräften. Über Projekte wird immer wieder schon vor dem Übergang in die Regelklassen versucht Schüler*innen von Willkommensklassen und Regelklassen zusammenzubringen. Generell ist das Miteinander zum Alltag geworden und die Schüler*innen helfen sich gegenseitig. Um auch die Eltern mit einzubeziehen gibt es eine Anlaufstelle für Eltern und ein Elterncafé. Die Willkommensklassen bürgen einige Herausforderungen, aber stellen gleichzeitig auch eine große Bereicherung dar.

 

Diskussionen zu dem Thema:

Im Mittelpunkt der Diskussion stand die grundsätzliche Überlegung, ob Willkommensklassen, also ein Separieren von Anfang an sinnvoll ist und wie Willkommensklassen ausgestattet sein müssen. Es gibt Für und Wider für das Konzept der Willkommensklassen. Die Einführung basiert bereits auf der EU-Binnenmigration ab 2011 in Neukölln.

 

Das konservative Islamverständnis:

Viele Schüler*innen tätigen Äußerungen, die auf einem sehr konservativen Islamverständnis beruhen. Diese Äußerungen haben auch Einfluss auf andere Schüler*innen. Versuchen die Lehrer*innen Gespräche darüber zu führen, werden diese sofort abgeblockt und es wird gesagt „bei uns ist das so“. Es wird eine Trennung zwischen „Wir“ und „Ihr“ gemacht.

Einschätzungen bzw. Meinungen und Wissen über den Islam speziell der Lehrer*innen ohne Migrationshintergrund wird von den Schüler*innen nicht akzeptiert bzw. nicht für „voll genommen“. Der Dialog mit den Schüler*innen ist sehr wichtig, wobei die Gespräche sehr unterschiedlich verlaufen. Zu dem Präventionskonzept der Schule gehören Projektwochen, die jahrgangs-bezogen sind und die Aufarbeitung von verschiedenen Themen zum Ziel haben. Beispiele für Kooperationspartner sind Ufuq e.V. oder Heroes Berlin e.V. Zusätzlich zu den Projektwochen werden Diskussionsveranstaltungen mit Vertreter*innen eines eher liberaleren Islamverständnisses umgesetzt. Die Schule möchte Alternativen präsentieren und Toleranz vermitteln. Schüler*innen müssen lernen auch andere Meinungen auszuhalten. Vor allem bedarf es konstante Angebote für die Mittelstufe. Die Schule ist sehr offen mit anderen Trägern diesbezüglich zusammenzuarbeiten. Die Schule wünscht sich die Unterstützung von muslimischen Organisationen mit einem nicht konservativen Islamverständnis, damit auch ein nicht konservatives Verständnis in der Schule präsenter wird. Die Trägerauswahl bzw. die Trägersuche ist sehr zeitaufwendig und der Aufbau der Kooperationsbeziehung. Außerdem wünscht sich die Schule weitere Lehrer*innen mit Migrationshintergrund, da der Zugang zu den Schüler*innen somit einfacher erscheint.

 

Diskussion zu dem Thema:

Dieses Thema wird von den Anwesenden sehr divers betrachtet und es herrschen sehr unterschiedliche Meinungen. Ein offener Umgang mit dem Thema von der Schule wird als sehr positiv wahrgenommen. Es müssen immer wieder die Gemeinsamkeiten herausgearbeitet und präsentiert werden. Die eigene Auseinandersetzung mit der Religion und die Bildung darüber ist sehr wichtig. Am wichtigsten ist die Erziehung zum Humanismus unabhängig von der Religion. Weil Diskriminierung in alle Richtungen gedacht werden sollte, sollte mit der Antidiskriminierungsstelle zusammengearbeitet werden. Außerdem kennen die Anwesenden gute Repräsentanten eines nicht konservativen Islamverständnisses, unabhängig von den in den Medien sehr bekannten, die einen großen Mehrwert für die Schule darstellen würden. Die Schule kann sich gerne an die Anwesenden oder ans BA wenden, um relevante Institutionen, Träger oder Einzelpersonen in Erfahrung zu bringen. Als Knackpunkt wird hier seitens der Schule jedoch eher die projektbezogene Finanzierung der Träger gesehen.


 
 

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