Auszug - Bericht des humanistischen Verbands zur Seniorenberatung  

 
 
32. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und Bürgerdienste
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Soziales und Bürgerdienste Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 10.09.2019 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, Wetzlar-Zimmer, 2. Etage, Raum A203
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss


Die Vorsitzende leitet den Tagesordnungspunkt kurz ein, der auf die Tagesordnung genommen wurde, um weitere Informationen zum Thema Altersarmut erhalten zu können. Herr BzStR Biedermann freut sich, dass die wichtige und gute Arbeit des HvD hier heute vorgestellt werden kann. Der Beratungsbedarf ist weiter steigend, so dass der Bezirk seine Unterstützung erhöht hat, mit der eine weitere halbe Stelle eingerichtet werden konnte.

 

Frau Langbein bedankt sich für die Möglichkeit, über die Arbeit berichten zu können. Eingangs erläutert sich kurz, dass mit der von Herrn BzStR Biedermann angesprochenen Aufstockung der Mittel nun 2,25 Stellen für die Beratung zur Verfügung stehen. Der HvD führt die Senior*innenberatung seit 2008 im Auftrag des Bezirksamtes durch, sie selbst ist seit sechs Jahren Ansprechpartnerin für alle ab 60 Jahren im Bezirk. Zweimal in der Woche gibt es eine offene Sprechstunde, es werden aber auch aufsuchende Hausbesuche vorgenommen. Der HvD berät hierbei zu allen Fragen rund ums Alter, viele kommen weil die Rente oftmals nicht mehr ausreicht. Sie und ihre Kolleginnen helfen dann auch bei der Antragstellung SGB XII, Wohngeld, Pflegeleistungen und beraten zu Wohnformen und Freizeitgestaltungen. Stand Dezember 2017 gab es im Bezirk Neukölln rd. 5.400 Empfänger*innen von Grundsicherung im Alter. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 840 Klient*innen beraten, viele kommen mehrfach und über einen längeren Zeitraum. Nach ihrer Einschätzung wird Armut subjektiv empfunden. Einige kommen auch mit den wenigen Einkünften zurecht, andere nicht. Sie schildert dem Ausschuss hierbei die Probleme, welche in der Beratung dann besprochen werden. Dabei ist auch festzustellen, dass Ratsuchende aus Scham keine öffentlichen Leistungen in Anspruch nehmen möchten und oftmals die Hürde scheuen, dafür ins Rathaus zu kommen. Hier versucht der HvD durch die Beratungen auch Überzeugungsarbeit zu leisten.

 

Die Vorsitzende bedankt sich für den Bericht und eröffnet die Diskussion. Sie fragt, ob die Scham bei einer bestimmten Altersgruppe besonders besteht, was Frau Langbein aus ihrer Erfahrung bisher für eine bestimmte Altersgruppe nicht feststellen kann. Frau Stromeier möchte wissen, ob staatliche Leistungen durch Angehörige zurückgezahlt werden müssen. Bei Grundsicherung und Wohngeld ist dies nicht der Fall, bei Pflegeleistungen durch die nächsten Angehörigen (Kinder) dagegen schon. Die Nachfrage von Frau Stromeier, ob daraus die Scham resultiert, muss von Frau Langbein daher bejaht werden.

 

Insgesamt sind die Fallzahlen in der Grundsicherung in den letzten fünf Jahren um etwa 1.000 Fälle gestiegen, wie Frau Langbein auf die Frage von Frau Hammer berichtet. Frau Hammer fragt, was gegen die Scham unternommen werden könne. Frau Langbein erzählt, dass im letzten Jahr eine Veranstaltung durchgeführt wurde, für die im Vorfeld über Presse, Flyer etc. intensiv geworben wurde. Es kamen leider nur zwei Besucher*innen zu dieser Veranstaltung! Was bei den Beratungen grundsätzlich immer wieder herauszuhören ist, ist wie bereits erwähnt die Hürde, das Rathaus zu betreten und die langen Schlangen im Wartebereich. Die Vorsitzende bittet die Verwaltung hierzu um Stellungnahme. Herr BzStR Biedermann bestätigt, dass die Fallzahlen gestiegen sind und es mehr Wartezeiten durch gestiegene Vorsprachen gibt, als durch die Sprechzeiten eigentlich abzudecken sind. Er hofft hier durch den Umzug in das neue Dienstgebäude auf eine Verbesserung der Situation. Weshalb die Betroffenen tatsächlich keine öffentliche Hilfe in Anspruch nehmen, lässt sich insgesamt jedoch schwer quantifizieren, Scham aber auch Unwissenheit spielen ganz sicher eine Rolle.

 

Frau Schoenthal begrüßt, dass der HvD im Bürgerzentrum berät. Sie fragt, welche Möglichkeiten bestehen, um an die Menschen heranzukommen, die man bisher nicht erreichen konnte. Frau Langbein berichtet, dass oftmals aus den Sozialkommissionen Informationen an den HvD herangetragen werden, dass Hilfe benötigt wird. Es gibt Überlegungen, mit der Thematik an die Hausärzte heranzutreten und auch die Zusammenarbeit mit den Pflegestützpunkten zu intensivieren. Es müssen alle Optionen in die Überlegungen einbezogen werden, wo Ältere ihre Anlaufpunkte haben. Diejenigen, die ihre Wohnungen nicht verlassen (können), können jedoch schwierig erreicht werden. Hier könnte die öffentliche Berichterstattung helfen, die größeres Interesse und Nachfragen z.B. durch Angehörige nach sich ziehen.

 

Frau Gloeden schlägt i.d.Z. die Nutzung der Apothekenzeitung vor, welche von den Älteren viel gelesen wird und durch die darin veröffentlichten Informationen (auch bereits für die Generation 50+) bekannt wird, welche möglichen Leistungen es gibt und somit durch Aufklärungsarbeit erst gar nicht zu Schamgefühlen kommen kann. Auch die SFzSt des Bezirks sollten hier stärker mit eingebunden werden, wie Frau Gloeden kurz begründet. In den SFzSt liegen nach Aussage von Frau Langbein Flyer des HvD aus, sie bedankt sich für den Vorschlag und guten Hinweis mit der Apothekenzeitung.

 

Frau Schymalla von der Caritas verweist auf verschiedene Methodiken, um bestimmte Zielgruppen zu erreichen. Flyer und Informationsbroschüren sind bei Älteren eher nur bedingt erfolgreich, vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda. Gut wäre dann aufsuchende Sozialarbeit. Frau Langbein bestätigt, dass Mund-zu-Mund-Propaganda eine große Rolle spielt. Der HvD möchte das Thema bewusster machen und wird mit der neuen Kollegin verstärkt in die Öffentlichkeitsarbeit einsteigen. Herr BzStR Biedermann weist auf ein von ihm geführtes Pressegespräch hin, welches zur Artikeln in der TAZ und der Berliner Woche geführt haben. Dies ließe sich sicher zu bestimmten Gelegenheiten wiederholen, um das Bewusstsein für das Thema zu stärken.

 

Frau Hascelik fragt, ob die Beratungen für Menschen mit Migrationshintergrund auch in Fremdsprachen angeboten werden. Dies verneint Frau Langbein, für die Beratungen sind die Deutschkenntnisse der Ratsuchenden meist ausreichend. Bei Bedarf kann der HvD aber auch auf Unterstützung/Übersetzungen von Vereinen im Bürgerzentrum zurückgreifen. Zur Frage von Frau Schymalla, wie hoch der Anteil an Migrant*innen in der Beratung sei, führt Frau Langbein aus, dass dies nicht direkt erfragt wird und nur bei offensichtlichen Migrationshintergrund in den Unterlagen notiert wird. Im Jahr 2018 erfolgten etwa ein Fünftel der Beratungen für Menschen mit Migrationshintergrund, der genaue Anteil liegt aufgrund des Vorgenannten sicher darüber. Frau Aktürk schlägt vor, die Kirchenpfarrer mit einzubeziehen. Frau Stromeier bietet an, den Kontakt herzustellen und nimmt Flyer des HvD mit.

 

Da keine weiteren Wortmeldungen vorliegen, bedankt sich die Vorsitzende nochmals bei Frau Langbein und schließt den Tagesordnungspunkt.


 
 

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