Preisverleihung

Logo Berliner Preis für Lesbische* Sichtbarkeit

Die Preisverleihung des Berliner Preises für Lesbische* Sichtbarkeit ist alle zwei Jahre ein wichtiger Tag im Kalender der Regenbogenhauptstadt. Die mediale Berichterstattung verstärkt die Sichtbarkeit und sorgt für erhöhte Aufmerksamkeit für das Thema bei den Berlinerinnen und Berlinern. Der Berliner Preis für Lesbische* Sichtbarkeit ist daher nicht nur eine Würdigung der Gewinnerin, sondern ist selbst auch ein Mittel, lesbische Sichtbarkeit herzustellen.

Die Preisverleihung 2024

Die Preisverleihung 2024 findet am 26. April 2024, dem internationalen Tag für Lesbische Sichtbarkeit, im Roten Rathaus statt. Die ehrenamtliche unabhängige Jury wird eine Shortlist von Nominierten ausgewählt und sich für eine Preisträgerin entschieden haben. Die Namen werden an dieser Stelle nach der Preisverleihung bekannt gegeben.

Die Preisverleihung 2022

Die Preisverleihung 2022 fand am 26. April 2022, dem internationalen Tag für Lesbische Sichtbarkeit, im Roten Rathaus statt. Insgesamt gingen 57 Nominierungen ein. Es wurden 33 unterschiedliche Personen nominiert, wovon 26 Nominierungen zulässig waren. Die ehrenamtliche unabhängige Jury entschied 7 Nominierungen nicht zuzulassen, weil diese die Kriterien (u.a. Berlinbezug) nicht erfüllten. Aus dieser Vielzahl wählte die Jury drei Nominierte aus und kürte daraus eine Preisträgerin.

Portrait Saideh Saadat-Lendle

Preisträgerin

Saideh Saadat-Lendle

„Ich setze mich für lesbische* Sichtbarkeit ein, weil es mir um Empowerment geht und Verbundenheit, darum, sich gegenseitig zu stärken, wertzuschätzen und zu unterstützen, darin, Diskriminierung und Gewalt die rote Karte zu zeigen, Lebenswünsche zu verwirklichen und sich gemeinsam für eigene und die Rechte der Verbündeten einzusetzen.“

Als feministische iranische Frauenaktivistin hat Saideh Saadat-Lendle sich 1990 als Lesbe* geoutet und ist damit in der iranischen Community auf viele Widerstände gestoßen. Seither setzte sie sich deutschlandweit und international für Empowerment und gegen mehrdimensionale Gewalt und Diskriminierung von Lesben* und ihren Verbündeten ein. Sie hat aus persönlichem Engagement und als Leiterin von LesMigraS unzählige Redebeiträge zum Thema Empowerment und intersektionale Diskriminierung von Lesben* und Queers gehalten, Gruppen, Workshops und Fortbildungen geleitet, Texte geschrieben bzw. Broschüren und Bücher zum Thema herausgegeben. Seit sie im Jahre 1999 LesMigraS gründete bis zum Ende ihrer Arbeit bei der Lesbenberatung Berlin Ende 2021, hat Saideh einer neuen Generation von Lesben* und Queers Raum gegeben, sich zu stärken, zu verbinden und damit für sich, füreinander, für ihre Communities und die Gesellschaft aktiv Verantwortung zu tragen.

Lebensweg: Saideh Saadat-Lendle wurde 1958 im Iran geboren und studierte Mathematik für Informatik sowie Chemie. Kurz vor dem Abschluss wurde sie aufgrund politischer Aktivitäten aus der Universität entlassen und zweimal inhaftiert. Nach fünf Jahren eines Lebens im Untergrund floh Saideh 1985 nach Deutschland, wo sie in Berlin kritische Psychologie studierte. Seitdem engagiert sie sich politisch in der iranischen Frauenbewegung im Exil und seit 1999 für Empowerment und gegen intersektionale Gewalt und Diskriminierung insbesondere von Frauen*, Lesben* und Queers mit Rassismuserfahrung.

Für besondere Würdigung ausgewählte Nominierte

Neben der Preisträgerin wurden außerdem Anastasia Klevets und Katja Koblitz für ihr Engagement mit Urkunden ausgezeichnet.

Die Preisverleihung 2020

Insgesamt wurden 47 Personen bzw. Personengruppen vorgeschlagen. Die unabhängige ehrenamtliche Jury entschied sich aus dieser Vielzahl ehrenwerter Persönlichkeiten für die folgende Preisträgerin des mit 5.000 Euro dotierten Preises und wählte drei Nominierte für besondere Würdigung aus. Aufgrund der Covid-19-Situation fand die Preisübergabe und Würdigung aller von der Jury ausgewählten Nominierten daher im Herbst im Rahmen des Forums Regenbogenstadt Berlin statt.

Preisträgerin

Die Preisträgerin Katharina Oguntoye

„Ich engagiere mich für lesbische* Sichtbarkeit, weil versteckt Leben keine Alternative ist.“

Katharina Oguntoye engagiert sich seit 1983 in der Frauen-Lesbenbewegung in Deutschland und international, zum Beispiel bei der Organisation der Berliner Lesbenwoche, dem Cross-Cultural Sommer Institute – Deutschland. Sie leitete Workshops beim Lesben-Frühlingstreffen, der Audre Lorde Conference „I Am Your Sister“ (Boston) und den International Feminist Book Fairs (Montreal, Amsterdam) und nahm an zahlreichen Podiumsdiskussionen in LGBTQI*-Foren teil. Katharina Oguntoye ist in den Medien durch zahlreiche Interviews präsent, wie zum Beispiel in L-Mag, Siegesäule, Berliner Zeitung, Focus, Stern, Deutschlandfunk Kultur, Schwules Museum, Filme (LFT Doku, Goethe-Institute). Katharina Oguntoye ist außerdem für ihre Veröffentlichungen bekannt, unter anderem in der Berliner Lesbenwochen-Doku, Lesbenjahrbüchern und Anthologien. Sie ist zudem Mitgründerin einer Lesben-mit-Kinderwunsch-Gruppe.

Katharina Oguntoye ist Historikerin und hat die feministische und afro-deutsche Bewegungen mitgeprägt – unter anderem als eine der Herausgeberinnen und Autorin des Buches „Farbe bekennen. Afro-Deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte“ (1986) sowie als Gründungsmitglied der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ und ADEFRA (Afro-deutsche Frauen- und Lesbengruppe). 1997 erschien ihre wissenschaftliche Recherche zur Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland, die 2020 unter neuem Titel „Schwarze Wurzeln. Afro-deutsche Familiengeschichten von 1884 bis 1950“ im Orlanda Verlag neu erscheint. Seit 1983 ist sie Aktivistin in der Frauen-/Lesben-Bewegung und seit 1996 Leiterin des von ihr mitbegründeten Vereins Joliba – Interkulturelles Netzwerk in Berlin e.V. (www.joliba.de).

Für besondere Würdigung ausgewählte Nominierte

Neben der Preisträgerin wurden außerdem Jutta Brambach, Saideh Saadat-Lendle und Tülin Duman geehrt und für ihr Engagement mit Urkunden ausgezeichnet.

Die Preisverleihung 2018

Die feierliche Preisverleihung des 1. Berliner Preises für Lesbische* Sichtbarkeit fand am 2. Juli 2018 im SchwuZ statt.

Insgesamt waren nach einer vierwöchigen öffentlichen Nominierungsphase mit insgesamt 89 Nominierungseingängen 30 Personen für den Preis vorgeschlagen worden. Die Jury wählte daraufhin aus den eingereichten Nominierungen zunächst drei Nominierte für eine Shortlist aus und bestimmte danach aus diesen die endgültige Gewinnerin, die erst auf der Preisverleihung bekanntgegeben wurde. Die unabhängige Jury entschied zudem kurzfristig das Preisgeld zu dritteln, um so alle drei Nominierten zu würdigen. Leider konnte Dr. Ilse Kokula bei der Preisverleihung* selbst nicht anwesend sein, ihr wurden die Urkunde und Statue jedoch im Nachgang durch eine Juryangehörige überreicht.

Die Preisträgerin Dr. Ilse Kokula

Dr. Ilse Kokula setzte sich über viele Jahrzehnte hinweg für die Rechte und die gesellschaftliche Anerkennung von Lesben ein. Immer wieder forderte sie dabei, dass Lesben und lesbische Lebensformen benannt und sichtbar gemacht werden, denn: „Zur Existenz gehört in unserem Kulturkreis die Bezeichnung; was keinen Namen hat, existiert nicht.“ (1983)

Sie studierte Sozialarbeit und Pädagogik und promovierte 1982 in Soziologie. Drei Jahre später wird sie von der Universität Utrecht als erste Gastprofessorin für „Soziale Geschichte und Sozialisation lesbischer Frauen“ auf einen Wechsellehrstuhl berufen. Sie publiziert zahlreiche Bücher und Aufsätze zu Lesben: „Weibliche Homosexualität um 1900“, „Formen lesbischer Subkultur“, „Gespräche mit älteren lesbischen Frauen“, „Lesbisch leben in Deutschland“, „Die Welt gehört uns doch – Zusammenschluss lesbischer Frauen in der Schweiz der 30er Jahre“.

Politisch war Dr. Ilse Kokula unter anderem in der Frauengruppe der Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW), später Lesbisches Aktionszentrum Westberlin, aktiv. In Berlin arbeitete sie auch an der Ausstellung „Eldorado. Homosexuelle Frauen und Männer in Berlin 1850 – 1950“ mit.

Einzigartig ist Dr. Ilse Kokulas Beitrag zur Verknüpfung von Lesbenforschung und Lesbenpolitik sowie zur Vernetzung von Lesben und Lesbengruppen aus der BRD, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und der DDR. Auch als Mitarbeitende des Referats und anschließend Leiterin des Fachbereichs für gleichgeschlechtliche Lebensweise des Berliner Senats brachte sie von 1989 bis 1996 zahlreiche Themen aus dem Bereich lesbischer und schwuler Lebensformen durch Tagungen und Publikationen in die gesellschaftliche Diskussion.

Dr. Ilse Kokula wurde mit dem Preis für ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Rechte und die gesellschaftliche Anerkennung von Lesben geehrt.

Die für den Preis ebenfalls nominierte Sängerin und Kabarettistin Sigrid Grajek und DJ İpek İpekçioğlu wurden für ihr Engagement für lesbische Sichtbarkeit mit Urkunden ausgezeichnet.