Auszug - Stellungnahme der Verwaltung zur Änderung des FNP für das Tempelhofer Feld  

 
 
25. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung
TOP: Ö 2
Gremium: Ausschuss für Stadtentwicklung Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 13.01.2009 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:40 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, Wetzlar-Zimmer, 2. Etage, Raum A203
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss

Im vorigen September lag im Rathaus Neukölln der Vorschlag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zur Änderung des FNP für das Tempelhofer Feld aus

Im vorigen September lag im Rathaus Neukölln der Vorschlag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zur Änderung des FNP für das Tempelhofer Feld aus. Hier hatten die Bürger und Organisationen die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. Das Bezirksamt war auch zur Stellungnahme aufgefordert. Zur besseren Veranschaulichung wird die grafische Darstellung des Gebietes mit den Änderungsvorstellungen der Nutzung verteilt.

 

Herr Borowski liest aus der schriftlichen Stellungnahme an SenStadt vor:

 

„Von bezirklicher Seite bestehen derzeit zu den einzelnen im FNP-Änderungsplan vorgesehenen Bauflächen unverändert begründete Bedenken. Die bereits durch BVV-Beschluss vom 21.06.1995 sowie die vom 24.03.1999 formulierten Änderungsvorstellungen beschreibe ich erneut mit letztem Sachstand in der folgenden Stellungnahme zu den einzelnen Bauflächen:

 

Wohnbaufläche (W2) westlich der Oderstraße

Das an das geplante Wohngebiet angrenzende Schillerpromenaden-Quartier ist auch heute noch ein Gebiet mit großen sozialen Spannungen, das bereits durch die unterschiedlichsten Maßnahmen betreut wird. Geprägt wird es durch eine durchgängige Blockrandbebauung ohne Grün- und Freiflächen. Es besteht weiterhin ein hohes Defizit an Kindertagesstätten, Jugendfreizeiteinrichtungen und Spielplätzen, das allein für diesen Bereich - auch nach zwischenzeitlicher Errichtung und Inbetriebnahme zweier Jugend- und Kindereinrichtungen - insgesamt noch ca. 20 ha beträgt (die neu zu schaffende Wohnbaufläche beträgt ca. 27. ha)!

 

Die in diesem Einzugsbereich liegende Karl-Weise-Grundschule hat die Grenze ihrer Belastbarkeit überschritten. In Ermangelung von Freiflächen für den Neubau einer Grundschule (und der dazugehörigen finanziellen Mittel) wurde es erforderlich, auf einer Fläche des Sportgeländes der Jahn-Sporthalle mit Sportplatz am Columbiadamm einen sogenannten Erweiterungsbau zu errichten. Die mobile Unterrichtseinheit wurde gerade fertiggestellt und zum neuen Schuljahr in Betrieb genommen.

 

In der Nachbarschaft eines solchen Gebietes ist eine weitere Verdichtung in dem beabsichtigten Maße nicht vertretbar, da hier zusätzlicher Infrastrukturbedarf verursacht wird, ohne die Aussicht, die bereits vorhandenen Defizite grundlegend abbauen zu können.

 

Bei einer Wohnbaufläche W2 mit einer GFZ-Obergrenze von 1,5 muss davon ausgegangen werden, dass Geschosswohnungsbau der unterschiedlichsten Prägung angesiedelt werden kann, u.a. auch eine blockähnliche Bebauung, wie sie im „Schillerpromenaden-Kiez“ bereits vorhanden ist. Gerade diese Art der Bebauung ist hier unter allen Umständen zu vermeiden. Das Planungsziel, das angrenzende Schillerpromenaden-Quartier durch andere Wohnformen und Bewohnerstrukturen zu stabilisieren und aufzuwerten wird dadurch nicht erreicht. Für den Wohnungsbau kommt somit allenfalls eine aufgelockerte Form, z.B. „Wohnpark“ in etwa zweigeschossiger Bauweise mit großzügiger Gründurchwegung in Frage.

 

Wenn man dieses alles in Betracht zieht, kann man nur bereits im Vorfeld durch eine geringere Bebauungsmöglichkeit der Grundstücke richtungsweisend eingreifen, dies ist Sinn und Zweck des FNP.

Ich erwarte daher eine Reduzierung der Baufläche auf W3 (GFZ bis 0,8). Damit ist eine ausreichende Verwertung des Grundstückes gegeben und mit den entsprechend dieser Ausnutzung möglichen Wohnformen wird gleichzeitig der Lage zum Großstadtpark Rechnung getragen.

 

Wohnbaufläche (W3) südlich des Volksparks Hasenheide

Eine Bebauung südlich des Volksparks Hasenheide bzw. südlich des Columbiadammes, die einen Riegel zwischen Hasenheide und den Grünflächen auf dem Tempelhofer Feld darstellt, wird von mir auch weiterhin in dieser Ausdehnung abgelehnt.

 

In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass der Zeitpunkt für die Ausschreibung zum städtebaulichen Wettbewerb für diese Fläche m.E. verfrüht war. Das sogenannte „Columbia-Quartier“ wurde aus dem Zusammenhang der Gesamtplanung des FNP-Änderungsbereiches gerissen, ohne eine endgültige Entscheidung zum Abschluss des Änderungsverfahrens abzuwarten. Es ist wohl nicht im Sinne eines Änderungsverfahrens, in das auch die Öffentlichkeit eingebunden werden muss, Bauflächen bereits vor Abschluss des Verfahrens als festgelegt zu betrachten.

 

Mit Erstaunen habe ich außerdem festgestellt, dass der auf dem Begründungsblatt befindliche Plan „Konzept: Zukunft Tempelhofer Feld“ einen weiteren bisher im FNP als Grünfläche dargestellten Bereich als Wohnbaufläche vorsieht. Neben der geplanten Wohnbaufläche am Columbiadamm wird demnach bereits jetzt davon ausgegangen, diese Wohnbebauung bis in den Kreuzberger Bereich weiter zu ziehen, und auch hier bisher zusammenhängende Grünflächen zu trennen. Die erwähnte „Zuordnung zu bereits bestehenden bebauten Gebieten“ wird damit erst hergestellt. Obwohl die Grundstücke nicht Gegenstand des Verfahrens sind, aber im Zusammenhang mit der geplanten Bebauung südlich des Columbiadammes betrachtet werden müssen, lehne ich vorsorglich auch diese Planung ab.

 

Ganz abgesehen davon, dass eine Bebauung dieser Flächen auch hier wiederum zusätzliche Infrastruktur verursacht, werden immer mehr dringend benötigte Freiflächen aufgegeben.

Für den gesamten Neuköllner Norden besteht nachweislich ein Grünflächendefizit von 140 ha (!), das auch durch die veränderte Planung für den Flughafen Tempelhof nicht aufgefangen wird, da dieser geplante Freiraum allen Bürgern der Bezirke Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln und darüber hinaus zur Verfügung stehen muss. Eine zusätzliche Wohnbebauung auf diesen Flächen ist daher untragbar.

 

Es sollte hier nicht die einmalige Chance vertan werden, alle vorhandenen Grünflächen rund um die Hasenheide, die ebenfalls nicht nur von der Neuköllner Bevölkerung, sondern bekanntermaßen überregional genutzt wird, zu erhalten und mit dem geplanten „stadtklimatisch bedeutsamen Grünraum“ auf dem Tempelhofer Feld großzügig zu verbinden.“

 

Mehrere Ausschussmitglieder bewerten die Stellungnahme der Verwaltung als positiv und bedanken sich für die gegenüber der Senatsverwaltung vertretene klare Linie.

 


 
 

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