Die Berliner Strategie im Detail

Hände stecken vier Puzzleteile zusammen

Auf dieser Seite finden Sie die Grundlagen der gesamtstädtischen Strategie, insb. dem kindzentrierten Zielesystem und den Strategischen Leitlinien.

Der Senat von Berlin hat im August 2021 die von der Landeskommission erarbeitete gesamtstädtische Strategie, die Teil des ersten Berichts zur Prävention von Kinder- und Familienarmut ist, beschlossen. Das vorrangige Ziel war es, eine ganzheitliche, kindzentrierte und bedarfsorientierte Strategie zur Armutsprävention vorzugeben. Die Strategie gilt so für die gesamte Stadt, doch lässt gleichzeitig Raum für die individuellen Bedarfe in den Bezirken.

Die Strategie besteht aus zwei Teilen:
  • einem kindzentrierten Zielesystem und
  • fünf Strategischen Leitlinien.

Das Zielesystem bezieht sich auf die zentralen Handlungsfelder, die den Rahmen für ein gutes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen bilden: Teilhabe, Bildung, Gesund aufwachsen und Materielle Versorgung.

Aus diesen vier Handlungsfeldern leiten sich die insgesamt 15 Strategische Ziele ab, welche zur Verbesserung der Chancengleichheit von armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen erreicht werden sollen. Sie nehmen die Perspektive armutsgefährdeter Kinder, Jugendlicher sowie deren Familien ein und beschreiben den angestrebten Zustand. Jedem Strategischen Ziel liegen konkrete Handlungsziele zugrunde (insgesamt sind es 69), die im Detail aufzeigen, welche Aktivitäten im Land Berlin für die Zielerreichung notwendig sind (vgl. Berliner Strategie gegen Kinder- und Familienarmut in aller Kürze).

Im Zielesystem wurden außerdem so genannte Querschnittsziele formuliert, die themenübergreifend bei der konkreten Angebotsausgestaltung berücksichtigt werden sollen. Das Zielesystem soll Akteurinnen und Akteuren bei der Vorbereitung, Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen, Angeboten und Leistungen in der Armutsprävention unterstützen.

  • Berliner Strategie gegen Kinder- und Familienarmut in aller Kürze

    PDF-Dokument (2.2 MB)

Die strategischen Leitlinien der Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut lauten: Wirkungsorientierung fördern, Landesweite Bausteine der Armutsprävention stärken, Ressourcenausstattung und -steuerung sozialräumlich ausrichten, Armutssensibilität entwickeln sowie Stärkung und Ausbau integrierter bezirklicher Strategien

Die Strategischen Leitlinien konkretisieren, wie die Umsetzung dieser Ziele erfolgen soll. Bereits seit vielen Jahren werden im Land Berlin gute Ansätze zur Armutsprävention und -bekämpfung entwickelt, um Kinder- und Familienarmut und die daraus entstehenden Folgebelastungen zu verringern oder zu beseitigen.

Damit die bisherigen Ansätze zu einer berlinweiten Struktur passgenauer und nachhaltig bestehender Angebote für armutsbetroffene Kinder und ihre Familien zusammengeführt werden können, hat die Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut die fünf Strategischen Leitlinien entwickelt. Diese dienen dazu, Akteurinnen und Akteure auf den verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Handlungsebenen bei ihren Entscheidungen zu unterstützen und Synergien zwischen verschiedenen Einzelkomponenten und Akteuren herzustellen.

Die Leitlinien stellen so die Basis für eine verbesserte Teilhabe und Armutsprävention für Kinder- und Jugendliche in Berlin dar und tragen dazu bei, die vereinbarten Ziele zu erreichen:

  1. Integrierte bezirkliche Strategien vor Ort auf- und ausbauen
  2. Landesweite Bausteine der Armutsprävention stärken
  3. Ressourcen sozialräumlich ausrichten und steuern
  4. Armutssensibilisierung auf allen Ebenen fördern
  5. Wirkungsorientierung in der Angebotsgestaltung umsetzen

Integrierte bezirkliche Strategien

Im Mittelpunkt der Strategischen Leitlinien steht die Strategische Leitlinie 1: der Auf- und Ausbau Integrierter bezirklicher Strategien. Armutsbetroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien müssen unmittelbar, zeitnah und vor Ort unterstützt werden. Wesentlich ist, dass die Maßnahmen zu den Menschen passen, dass die Unterstützung mit anderen Angeboten verzahnt werden kann und dass sie planvoll gesteuert wird.

Die Integrierten bezirklichen Strategien sollen deshalb die Unterstützungsangebote bündeln, die in den Bezirken vorhanden sind, um sie den Menschen noch effektiver zugutekommen zu lassen. Dazu gehört auch, dass zielgruppenorientierte Angebote bereits vor der Geburt eines Kindes und bis zu dessen Eintritt ins Berufsleben zur Verfügung stehen.

Zum Auf- und Ausbau Integrierter bezirklicher Strategien stellen alle Bezirke jeweils ein ämterübergreifendes Kernteam zur Prävention von Kinder- und Familienarmut auf. In fast allen Bezirken wird zudem eine zusätzliche Koordinierungsstelle eingerichtet.

Koordinierende und Kernteams der Kinderarmutsprävention in den Bezirken

Seit September 2022 werden alle zwölf Berliner Bezirke bei der Umsetzung der Integrierten bezirklichen Strategien vom Team MitWirkung – Perspektiven für Familien begleitet, einem Projekt von Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.. Diese systemische Prozessbegleitung wird durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und die Auridis Stiftung gGmbH finanziert.

MitWirkung unterstützt die bezirklichen Koordinierenden und Kernteams dabei, das bestehende bezirkliche armutspräventive Handeln in einer Strategie zu fassen, die ämterübergreifende Vernetzung zu stärken sowie die Perspektive von Armutsbetroffenen stärker in ihre Arbeit einzubinden, um konkrete Angebote armutssensibler und wirkungsorientierter auszurichten. Dafür stellen sie mit ihren bezirksübergreifenden Lernwerkstätten einen regelmäßigen Denk-, Lern- und Arbeitsraum bereit. Hier erarbeiten die bezirklichen Fachkräfte ganz konkrete Schritte für die (Weiter-)Entwicklung der Strategien gegen Kinderarmut vor Ort.

  • Praxistool für die Integrierten bezirklichen Strategien

    Das Praxistool zur Unterstützung der Berliner Bezirke im Auf- und Ausbau der Integrierten bezirklichen Strategien zur Prävention von Kinder- und Familienarmut (IBS)

    PDF-Dokument (437.4 kB) - Stand: 2024

Landesweite Bausteine der Armutsprävention

Die Bezirke und das Land Berlin tragen gemeinsam die Verantwortung für die Prävention und Bekämpfung von Kinder- und Familienarmut. Während die zwölf Bezirke jeweils eigene, an die jeweilige sozialräumliche Situation angepasste Integrierte bezirkliche Strategien entwickeln, werden gesamtstädtische Problemlagen sowie übergeordnete Leistungssysteme (insb. der materiellen Versorgung) auf Landesebene adressiert und gesteuert.

Die Strategische Leitlinie 2: Landesweite Bausteine der Armutsprävention stärken setzt hier an und will die Verbindungen zwischen der Landesebene und den zwölf Bezirken enger knüpfen. Beispiele für landesweite Bausteine sind also u. a. Landesprogramme wie „Gute gesunde Kita“, „Jugendsozialarbeit an Berliner Schulen“, die „Berliner Familienzentren“, das „Landesprogramm zur Verbesserung der Infrastruktur für Alleinerziehende“, das „Landespräventionsprogramm Babylotse Berlin“ oder Bundesleistungen wie das Bildungspaket (BuT), welches auf Landesebene gesteuert wird.

In der gesamtstädtischen Armutsstrategie spielen die landesweiten Bausteine eine wichtige Rolle, da sie bezirkliche Maßnahmen sinnvoll ergänzen. Im Zusammenspiel zwischen Land und Bezirken besteht noch Verbesserungspotenzial im Informationsfluss und der Verzahnung.

Ressourcen sozialräumlich ausrichten und steuern

Das unmittelbare räumliche Umfeld bestimmt den Alltag von Kindern, Jugendlichen und Familien. Welche Kitas und Schulen, welche Freizeit- und Bildungsangebote in der Nähe liegen, entscheidet darüber, ob und wie armutsbetroffene Kinder und Jugendliche Bildungschancen wahrnehmen können und mit welcher Unterstützung von außen sie aufwachsen.

Das Konzept der Sozialraumorientierung ist deshalb besonders dort von Bedeutung, wo Armutslagen konzentriert auftreten. Diese Räume verdienen mehr Ressourcen und mehr Aufmerksamkeit, um Armutsfolgen entgegenzuwirken und präventiv zu handeln. Die Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut will deshalb die Sozialraumorientierung in der Arbeit zur Armutsprävention und -bekämpfung stärken. Mit der Ressortübergreifenden Gemeinschaftsinitiative und den so genannten GI-Gebieten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen wurde 2018 ein Instrument geschaffen, welches die sozialräumlich ausgerichtete Ressourcensteuerung stärkt.

Armutssensibilisierung auf allen Ebenen fördern

Kaum ein Thema ist in unserer Gesellschaft so angst- und schambesetzt wie Armut. Besonders Eltern versuchen, ihre Kinder vor dem Stigma zu schützen, das mit Armut einhergeht. Das hat seinen Grund, denn Kinder aus Familien mit geringen Einkommen werden in Kita oder Schule nicht selten ausgegrenzt.

Auf diese Ablehnung zu stoßen ist für Kinder und Familien schwer zu ertragen. Die Betroffenen bemühen sich deshalb, unangenehme Situationen zu umgehen. Das geht so weit, dass sie keine Unterstützung suchen oder Maßnahmen und Angebote nicht annehmen, die ihre Situation eigentlich verbessern sollen.

Armutssensibles Handeln stützt sich auf drei aufeinander aufbauende Säulen: Wissen – Haltung – Handeln. Ein wesentlicher Bestandteil der Umsetzung der Berliner Strategie gegen Kinderarmut ist deshalb die Vermittlung von Wissen rund um das Thema Armut und Armutsfolgen auf allen Ebenen von Politik, Verwaltung und Gesellschaft sowie das Schaffen von Räumen, in denen die eigene Haltung reflektiert werden kann.

  • Theoretische Einführung „Stärkung von Armutssensibilität. Ein Basiselement individueller und struktureller Armutsprävention für junge Menschen“

    Die Publikation von Gerda Holz thematisiert die Bedeutung von Armutssensibilität für eine wirksame Armutspräventionsarbeit. Sie bildet den Auftakt in der neuen Schriftenreihe der Landeskommission.

    PDF-Dokument (678.0 kB) - Stand: 2021

  • Angebote für Kinder und Jugendliche armutssensibel planen und umsetzen

    Ein Leitfaden mit Beispielen aus Freizeit, Sport und kultureller Bildung

    PDF-Dokument (5.3 MB) - Stand: August 2024

  • Selbstcheck „Wie armutssensibel bin und arbeite ich?“

    Der Selbstcheck unterstützt bei der Reflektion der eigenen Haltung sowie Arbeit in Bezug auf das Thema Armutssensibilität

    PDF-Dokument (440.6 kB)

  • Zugänge zu Familienzentren armutssensibel gestalten

    Ein Modellprojekt in Kooperation mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

    PDF-Dokument (1015.8 kB)

Wirkungsorientierung stärken

Wirkungsorientierung bedeutet Aktivitäten so auszurichten, dass sie zu beabsichtigten Veränderungen bei festgelegten Zielgruppen beitragen können. Sie wird als strategischer Hebel verstanden, um bereits bestehende Bemühungen verschiedener Akteure noch stärker zu priorisieren, zu verzahnen und nachhaltiger auszurichten. Angewendet auf die Prävention und Bekämpfung von Kinder- und Familienarmut bedeutet dies: Die Bedarfe von Kindern und Familien rücken in den Mittelpunkt von Planung und Umsetzung von Projekten sowie das Zusammenspiel von Akteurinnen und Akteuren.

Das Konzept der Wirkungsorientierung ist die Grundlage für diesen Prozess: Maßnahmen werden von der Planungsphase bis zum Abschluss auf ihre Wirkung hin analysiert, um sie im Sinn der Zielgruppen passgenauer zu gestalten oder bei verfehlter Wirkung zu überarbeiten oder einzustellen.

Wirkungsorientiertes Handeln ist bei der Umsetzung der Landesstrategie deshalb so wichtig, weil eine Vielfalt und Vielzahl von Akteurinnen und Akteure bei der Umsetzung von Präventionsprojekten involviert sind: von den Senatsverwaltungen mit ihren unterschiedlichen fachlichen Zuständigkeiten und Leistungsbereichen bis zu den freien Trägern und der Zivilgesellschaft.

  • Maßnahmen wirkungsorientiert steuern. Ein Leitfaden für die Prävention (der Folgen) von Kinderarmut

    PDF-Dokument (485.1 kB)

Freundesgruppe hält Hände in der Mitte zusammen

Berliner Strategie gegen Kinderarmut

Fast jedes vierte Kind in Berlin lebt in einer Familie, die auf Grundsicherungsleistungen angewiesen ist. Finanzielle Armut kann unterschiedliche negative Folgen haben. Weitere Informationen

Das Lenkungsgremium der Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut

Die Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut

Auf dieser Seite finden Sie Informationen zum Aufbau der Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut und ihrer Geschäftsstelle. Weitere Informationen

Dokumente mit Handy plus Icon Inklusion

Veröffentlichungen

Auf dieser Seite finden Sie alle Veröffentlichungen der Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut zum Download. Weitere Informationen

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie