Die Psychoanalytikerin Prof. Dr. Ilka Quindeau hat mit Ihrer Studie »Psychoanalyse und Antisemitismus« das Konzept des autoritären Charakters und der These der Schuldabwehr einer eingehenden Kritik unterzogen. Sie kommt dabei zu dem Ergebnis, dass Antisemitismus nicht das Problem spezifischer Charaktere ist, sondern als Potentialität in uns allen steckt und transgenerational weitergegeben wird. Die psychische Empfänglichkeit ist mehr oder weniger ausgeprägt und bleibt häufig latent. Sie bildet aber auch die Grundlage für die massiven Eruptionen, die von Zeit zu Zeit auftauchen.
Um Antisemitismus wirkungsvoll begegnen zu können, bleibt nur die kritische Selbstreflexion eigener Verwobenheiten und Affekte. Konzepte, die Antisemitismusprävention bei »den Anderen« verorten, lenken davon ab und dienen letztlich der eigenen Entlastung von der herausfordernden Aufgabe, die notwendigerweise von uns allen zu leisten wäre.
Prof. Dr. Ilka Quindeau wird zunächst in die zentralen Thesen ihres Buches einführen.
- Prof. Dr. Ilka Quindeau (Frankfurt University of Applied Sciences)
- Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai (Leitung Forschungsbereich Kompetenzzentrum antisemitismuskritische Bildung und Forschung, FH Potsdam)
- Iven Saadi (BildungsBausteine e.V., Projektleitung „as_ra – Intersektional gegen Rassismus und Antisemitismus)
- Moderation: Rosa Fava (Intersektionales Bildungswerk in der Migrationsgesellschaft (IBIM))
Es werden die Thesen und deren Konsequenzen für die politische und pädagogische Praxis angesichts der aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten diskutiert. Abschließend wird das Publikum in die Diskussion einbezogen.