Profit um jeden Preis? Doku über Lobbyismus der Ölindustrie angesichts der Klimakrise

Die zweiteilige Dokumentation unter dem Titel »Klima – Im Würgegriff der Ölkonzerne« zeigt, wie Ölkonzerne und ihre Verbündeten in der Politik jahrzehntelang Zweifel an der Ursache des Klimawandels schürten und notwendige Gegenmaßnahmen behinderten. Sie fragt nach den Gründen für die lange Untätigkeit angesichts der wachsenden Bedrohung und nach der Verantwortung der mächtigen Ölkonzerne, insbesondere der von ExxonMobil.

Die in der ARTE Mediathek abrufbare Dokumentation ist über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren entstanden und wurde unter wechselnden Regierungen gedreht. Sie beginnt in den 80er Jahren, als die Ölkonzerne anfingen, den Klimawandel und seine weltweiten Auswirkungen zu erforschen. In jener Zeit stieg die Nachfrage, und die Welt wurde vom Öl immer abhängiger. Seitdem setzt die Branche alles daran, Zweifel an den wissenschaftlichen Grundlagen zu säen, die Meinung der Öffentlichkeit zu beeinflussen und Maßnahmen gegen den Klimawandel zu blockieren, bis heute.

Die Recherche basiert auf unlängst veröffentlichten Dokumenten sowie Hunderten Interviews mit Personen aus der Wissenschaft – manche von ihnen im Dienst der Mineralölindustrie –, der Politik, aus Unternehmensleitungen und dem Lobby-Bereich. Einige von ihnen hatten sich nie zuvor geäußert, manche plagt ein schlechtes Gewissen.

Paul Bernstein etwa, ehemaliger Wirtschaftsberater beim Unternehmen Charles River Associates, das für den Interessenverband American Petroleum Institute arbeitet, blickt auf seine damalige Skrupellosigkeit und die jahrelange Verschleppungstaktik mit Scham und Reue zurück. Aufschlussreich auch die Aussagen des ehemaligen NASA-Physikers Martin Hoffert, der in den 80er Jahren zudem als Berater für ExxonMobil arbeitete. Schon damals hatten er und seine Kolleg:innen die Katastrophenszenarien vorausgesehen. Heute sieht sich Hoffert als Wissenschaftler bestätigt. Doch als Mensch und Erdbewohner ist er über die allgemeine Tatenlosigkeit zutiefst empört.

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