Ukraine: vom Bezirksamt Pankow, vom Land Berlin und vom Bund
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Drucksache - IX-0301
Siehe Anlage
Vorlage zur Kenntnisnahme |
Schlussbericht |
Wasserqualität in Pankows stehenden Gewässern mit effektiven Mikroorganismen dauerhaft und nachhaltig verbessern. |
Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:
In Erledigung des in der 11. Sitzung am 14.12.2022 angenommenen Ersuchens der Bezirksverordnetenversammlung – Drucksache Nr.: IX-0301
„Das Bezirksamt wird ersucht, das Wasser eines stehenden Gewässers in Pankow im Rahmen eines Pilotprojekts durch eine Hochschule mit einer Mischung aus effektiven Mikroorganismen zu behandeln und damit ein Pilotprojekt zur Behandlung stehender Gewässer in Berlin zu starten. Das Bezirksamt wird weiterhin ersucht, hierfür eine Förderung bspw. durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zu akquirieren und eine wissenschaftliche Begleitung und Auswertung, bspw. durch eine Hochschule zu gewinnen.“
wird gemäß § 13 Bezirksverwaltungsgesetz berichtet:
Das Bezirksamt wird ersucht, ein Standgewässer im Bezirk mit sogenannten „Effektiven Mikroorganismen“ (EM) zu behandeln und damit ein Pilotprojekt in Pankow zu starten. Der ursprünglich ausgewählte Wilhelmsruher See soll nicht weiter als potenzielles Versuchsgewässer für die neuartigen EM-Produkte zur Wahl stehen, da bereits andere umfangreiche Maßnahmen an dem Gewässer umgesetzt werden.
Das Bezirksamt erneuert seine Bedenken gegenüber dem Pilotprojekt – unabhängig vom Einsatzort. Der Einsatz von EM beruht auf der Zielvorstellung, Faulschlamm-Anreicherungen durch vermeintliche Hochleistungsbakterien zu entfernen oder zumindest zu reduzieren. Von den eingesetzten Bakterienkulturen werden höhere Stoffwechselleistungen erwartet, als von den im Gewässer schon vorkommenden Mikroorganismen. Man kann aber davon ausgehen, dass in jedem aquatischen Lebensraum die dort lebenden Organismengesellschaften bereits optimal an das Milieu angepasst sind. Es liegt nicht an unzureichend leistungsfähigen Mikroorganismen, wenn sich in einem Gewässer über Jahre eine Schlammschicht aufbauen konnte, sondern an den vorherrschenden Randbedingungen, in der Regel Mangel an Sauerstoff. Folgerichtig wird die Applikation von EM-Produkten meist auch mit Belüftungstechnik oder Schlammumlagerung kombiniert. Die eingeleiteten Trends fußen dann aber nur auf den verbesserten Sauerstoffverhältnissen im Gewässer.
Unter den Stichworten „vollbiologisch“, „natürlich“ und „kostengünstig“ meinen EM-Berater jedes Problem-Gewässer sanieren zu können. Im Hinblick auf das Problem der Eutrophierung sind diese mikrobiologischen Verfahren zur Schlammreduzierung sogar kontraproduktiv zu werten. Würde der vielfach prognostizierte Sedimentabbau tatsächlich eintreten, wäre zunächst mit einem Eutrophierungsschub durch die freigesetzten Nährstoffe zu rechnen.
Um der Beschlussempfehlung nachzukommen, wurden vom Bezirksamt im ersten Schritt potenzielle Versuchsgewässer im Bezirk ausgewählt. Wie im Ausschuss mehrheitlich festgestellt, ist eine wissenschaftliche Begleitung des Restaurierungsverfahrens unabdingbar, weil nur so nachprüfbare Belege für mögliche Erfolge/Misserfolge dokumentiert werden können.
Um einen Partner aus dem Forschungsbereich für das Pilotprojekt zu gewinnen, ist das Bezirksamt mit fachlich einschlägigen Universitäten (BTU Cottbus-Senftenberg, TU-Berlin) sowie dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Kontakt getreten. An dieser Stelle sei noch mal darauf hingewiesen, dass die Mittelakquise nicht vom Bezirksamt geleistet werden kann, sondern die Forschungsstellen sich um die Einwerbung von Drittmittel bemühen müssen. Das ist auch das übliche Vorgehen bei drittmittelfinanzierten Forschungsprojekten. Das Bezirksamt fungiert vielmehr als Kooperationspartner und leistet Unterstützung bei fachlichen und verwaltungstechnischen Fragen sowie Genehmigungen.
Von den angefragten Institutionen stellte sich keiner für das Pilotprojekt zur Verfügung. In den Antwortschreiben der Forschungsstellen spiegeln sich zum Teil die o.g. Bedenken des Bezirksamtes wider:
„Uns sind bisher keine klaren Belege für die Wirksamkeit in eutrophierten Seen bekannt. Die DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.) klassifiziert EM sogar als pseudowissenschaftliches Verfahren“ (IGB, 20.02.2023)
„[…] halte ich die Anwendung von Effective Microbes […] für offene System nicht für eine wissenschaftlich begründete oder potenziell erfolgreiche Technologie“ (TU-Berlin, Fachbereich Wasserreinhaltung, 23.03.2023)
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das Restaurierungsverfahren EM eine nur scheinbar kostengünstige Alternative zu konventionellen Techniken darstellt. Die nachhaltige Entwicklung von sanierungsbedürftigen Gewässern ist aber leider in der Regel nur mit größerem finanziellen Mitteleinsatz zu realisieren. Grundsätzlich sollten Ressourcen (finanziell, personell) für den Gewässerschutz ausschließlich in Sanierungs- und Restaurierungsverfahren investiert werden, die auf naturwissenschaftlicher Basis beruhen und nachhaltige Erfolge erwarten lassen.
Haushaltsmäßige Auswirkungen
keine
Gleichstellungs- und gleichbehandlungsrelevante Auswirkungen
keine
Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung
keine
Kinder- und Familienverträglichkeit
entfällt
Dr. Cordelia Koch | Manuela Anders-Granitzki |
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