Drucksache - IX-0735  

 
 
Betreff: Achsenentwicklungskonzept Pankow-Wandlitz
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksamtBezirksamt
   
Drucksache-Art:Vorlage zur Kenntnisnahme § 15 BezVGVorlage zur Kenntnisnahme § 15 BezVG
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin
20.09.2023 
17. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen     

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlagen:
VzK §15 BezVG BA 17.BVV am 20.09.2023
VzK §15 BezVG BA 17.BVV am 20.09.2023 Anlage

Siehe Anlage


Bezirksamt Pankow von Berlin

2023

An die
Bezirksverordnetenversammlung

Drucksache-Nr.:

Vorlage zur Kenntnisnahme
r die Bezirksverordnetenversammlung gemäß § 15 BezVG

Achsenentwicklungskonzept Pankow-Wandlitz

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

Gemäß § 15 Bezirksverwaltungsgesetz (BezVG) wird berichtet:

Das Bezirksamt hat in seiner Sitzung am 29.08.2023 folgende Beschlüsse gefasst:

I. Die Entwicklung einer Siedlungsachse Pankow-Wandlitz im Sinne der landes-

planerischen Vorgaben wird zur Beförderung einer nachhaltigen Raumentwicklung des Metropolenrandes begrüßt.

  1. Das Achsenentwicklungskonzept Pankow-Wandlitz (Anlage) wird zur Kenntnis genommen. Die in der Gesamtstrategie festgehaltenen Entwicklungsziele sind bei Fragestellungen der Stadtentwicklung im Bezirk Pankow zu berücksichtigen.
  1. Das Bezirksamt wird beauftragt, zusammen mit Partnern in Berlin und Brandenburg Möglichkeiten zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen zu prüfen.

Begründung

Auf Grundlage des Landesentwicklungsplans Hauptstadtregion (LEP HR) hat das Stadtentwicklungsamt des Bezirks Pankow unter Federführung der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung an der Erarbeitung des „Achsenentwicklungskonzeptes Pankow-Wandlitz“ mitgewirkt. Die Ergebnisse werden dem Bezirksamt Pankow von Berlin zur Kenntnis gegeben.

Das Achsenentwicklungskonzept Pankow-Wandlitz (AEK) bildet die Grundlage für eine gemeinsame Entwicklung der Siedlungsachse und dient der strategischen Ausrichtung der nachhaltigen Siedlungs- und Landschaftsentwicklung. Die Siedlungsachse erstreckt sich von der Mitte des Berliner Bezirks Pankow bis nach Klosterfelde, dem nördlichen Ortsteil der Gemeinde Wandlitz.

Teil des Betrachtungsraums und an der Konzepterstellung beteiligt sind die Gemeinde Wandlitz als LeadPartner, der Bezirk Pankow, die Stadt Bernau bei Berlin, die Gemeinde Mühlenbecker Land, die Gemeinde Panketal und der Landkreis Barnim. Außerdem sind die Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg (GL), die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Berlin, die Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim und die Geschäftsstelle des Kommunalen Nachbarschaftsforums e.V. (KNF e.V.) Kooperationspartnerinnen und -partner des AEK.

Die Grundlage des Konzepts bilden die im Vorfeld erarbeitete „Vorstudie für ein themen- und länderübergreifendes Achsenentwicklungskonzept im Nord-Ost-Raum Berlin und Berliner Umland“ sowie die „Status Quo Raumanalyse-Studie für ein themen- und länderübergreifendes Achsenentwicklungskonzept im Nord-Ost-Raum Berlin und Berliner Umland“.

Die Konzepterstellung fand in mehreren Planungsphasen unter Beteiligung verschiedener Akteurinnen und Akteure bzw. Personenkreise statt:

  • Januar 2022: In der Auftaktwerkstatt wurde zu Beginn der Kreis der Kooperationspartnerinnen und -partner beteiligt.
  • rz 2022: Die darauffolgende Akteurswerkstatt beteiligte ebenfalls die Kooperationspartnerinnen und -partner.
  • Juni/Juli 2022: Die Beteiligung der Öffentlichkeit fand mittels Online-Befragung auf mein.berlin.de sowie einer Haushaltsbefragung in der Gemeinde Wandlitz statt.
  • August 2022: In der Handlungswerkstatt wurde neben den Kooperationspartnerinnen und -partnern ein erweiterter Personenkreis aus regionalen Akteurinnen und Akteuren beteiligt.
  • Mai und Oktober 2022: In insgesamt zwei Politikwerkstätten wurden zudem Politikerinnen und Politiker der Bezirksverordnetenversammlung aus Pankow und des Gemeinderats aus Wandlitz über die Arbeitsstände des AEK in Kenntnis gesetzt und in den Arbeitsprozess einbezogen.
  • In internen Sitzungen der Steuerungsgruppe aller beteiligten Projektpartnerinnen und -partner fand ein regelmäßiger Austausch zum aktuellen Projektfortschritt statt.

Folgende Bausteine wurden innerhalb des AEK im Einzelnen bearbeitet:
 

Analyse

Das Gebiet wurde zunächst auf Grundlage der Themenschwerpunkte Wohnen und Siedlung, Freiraum und Tourismus sowie Mobilität und Infrastruktur untersucht. In einem integrierten Ansatz wurden auch andere Themen, wie zum Beispiel Gewerbe und Biotopschutz, einbezogen.

Im Rahmen der Auftaktwerkstatt wurden die Kooperationspartnerinnen und -partner an der Bearbeitung der Analyse beteiligt. Die Erkenntnisse der Werkstatt flossen in die Analyse mit ein und zeigten Konfliktlinien innerhalb der unterschiedlichen Entwicklungsinteressen auf.

Strategie

Im nächsten Schritt erfolgte auf Grundlage der Analyseerkenntnisse die Vertiefung der drei Handlungsfelder:

A. Identität und Landschaft Schätze und Identitäten entwickeln: Den Wachstumsprozess gemeinsam lenken

B. Siedlung und Wachstum Wachstum zielgerichtet steuern: Entwicklungspotenziale identifizieren

C. Infrastruktur und Mobilität Zukunftsfähige Mobilität in den Blick nehmen: Gemeinsame Infrastrukturlösungen entwickeln

Handlungsfeld A thematisiert Erfordernisse für die Landschafts- und Freiraumentwicklung und zeigt Schnittstellen mit einer integrierten Siedlungsentwicklung auf. Das Handlungsfeld B richtet den Blick auf die Entwicklungspotenziale der Siedlungsachse und formuliert Ziele hinsichtlich einer nachhaltigen Siedlungs- und Gewerbeentwicklung unter Berücksichtigung vorhandener Strukturen. Eine gemeinsame Weiterentwicklung der Infrastrukturen Verkehr und gemeinschaftliche sowie soziale Infrastruktur wird in Handlungsfeld C betrachtet.

Die strategischen Handlungsfelder wurden in drei Strategiekarten dokumentiert, die wesentlichen Erkenntnisse wurden in einer Gesamtkarte (strategisches Leitbild) festgehalten. Diese Erarbeitung erfolgte unter Einbindung der Diskussionsergebnisse einer weiteren Werkstatt, der Akteurswerkstatt. Hier wurden im Austausch mit einem erweiterten Kreis von Akteurinnen und Akteuren unterschiedliche Entwicklungsperspektiven diskutiert. Je Handlungsfeld wurden zur Präzisierung strategische Handlungsschwerpunkte ausformuliert. Insgesamt gibt es 19 Handlungsschwerpunkte.

Maßnahmenkatalog und Prüfflächen

Die Akteurswerkstatt wurde auch zur Sammlung erster Maßnahmenvorschläge genutzt.

Damit wurden die Strategien in konkrete Maßnahmen überführt. In projektinternen Abstimmungsrunden und der Handlungswerkstatt sowie unter Einbeziehung der Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung wurden daraus Schlüsselmaßnahmen identifiziert, die für den Untersuchungsraum von besonderer Bedeutung sind. Hierzu wurden Steckbriefe ausgearbeitet. Diese enthalten planerische Schritte, Empfehlungen und strategische Hinweise zur Umsetzung.

Darüber hinaus wurden „Prüfflächenr eine Arrondierung für Siedlungsflächen vorgeschlagen, die innerhalb der Siedlungsachse Pankow-Wandlitz und im Gestaltungsraum Siedlung (nach LEP HR) liegen. Ihre Eignung für eine angemessene Siedlungsentwicklung ist in nachfolgenden Projekten durch die Kommunen zu untersuchen.

Kritische Würdigung der Ergebnisse aus Sicht des Stadtentwicklungsamtes
Pankow von Berlin

Das Konzept enthält viele wichtige und richtige Ansätze für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung am nordöstlichen Metropolenrand. Die Fokussierung auf Innenentwicklung, höhere Dichten, Umwandlungen, Flächenrecycling, Mehrfachnutzung etc. sind wertvolle Maßgaben r eine möglichst sparsame Flächeninanspruchnahme.

Der landesplanerische Gestaltungsraum Siedlung“ sieht aber ein Wachstum der Siedlungen jenseits der bestehenden Strukturen vor. Dies wird durch das Konzept nicht entscheidend befördert. Maßgebliche Siedlungserweiterungen entlang der Bahntrasse werden kaum diskutiert. Der im Konzept vorgeschlagene Ausbau der Infrastruktur insbesondere die Verbesserung der SPNV-Haltepunkte ist ohne einen massiven Ausbau neuer Einwohnerschwerpunkte siedlungsökonomisch kaum darstellbar. Ein stärkerer Fokus auf die Siedlungsentwicklung wäre für die Intention der länderübergreifenden Siedlungsachse notwendig. Die seitens der Brandenburger Gemeinden bestehenden Wachstumsbedenken konnten im Laufe des Prozesses nicht ausgeräumt werden.

Die erreichten Ergebnisse können insofern nur als Auftakt und thematische Basis für weitere Zusammenarbeit dienen.

Ausblick

Das Achsenentwicklungskonzept Pankow-Wandlitz wurde im Juni 2023 fertiggestellt. Es ist eine gute Grundlage für ein gemeinsames Planungsverständnis im Achsenraum. Vorgelegt wurde ein Strategie- und Maßnahmenset für die Aktualisierung und Weiterführung bestehender Planungen und als Basis weiteren Verwaltungshandelns. Es wird empfohlen, die identifizierten Schlüsselmaßnahmen hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit und Finanzierung zu prüfen und den kommunalen Rahmenbedingungen entsprechend zu realisieren.

Einige der Schlüsselmaßnahmen, insbesondere im Bereich der Mobilität (Mobilitätshubs an Bahnknoten, Mobilitätskonzepte für Wohnstandorte), sind wertvoll für eine zukünftig verstärkte Wohnsiedlungsentwicklung.

Maßnahmen im Bereich Siedlung wie z. B. die Sicherung von Flächenpotenzialen für eine Innenentwicklung, ein interkommunales, länderübergreifendes Gewerbeentwicklungskonzept Schönerlinde-Buchholz-Nord und die Multicodierung und Nachverdichtung werden sehr positiv gesehen. Das Thema achsenrelevanter „Siedlungserweiterungen“ muss auch zukünftig im Rahmen sinnvoller langfristiger Strategieantze weiter diskutiert werden.

Im Bereich der Landschaft ist der Schutz und die Weiterentwicklung der Landschaftsräume in den Achsenzwischenräumen ein zentrales Anliegen. Aus Sicht des Bezirkes Pankow ist die Entwicklung einer Strategie für eine länderübergreifende naturschutzfachliche Kompensation vordringlich. Das Land Berlin hat sich im Koalitionsvertrag
2023 2026 ausdrücklich zur Siedlungsachse bekannt. r eine Akzeptanz für die Siedlungsachsenentwicklung muss dennoch weiter geworben werden. Eine weitere Einbindung der Länder Berlin und Brandenburg in den Prozess wäre zur Umsetzung einzelner Maßnahmen ratsam.

Haushaltsmäßige Auswirkungen

keine

Gleichstellungs- und gleichbehandlungsrelevante Auswirkungen

keine

Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung

siehe Anlage

Kinder- und Familienverträglichkeit

Ziel des Achsenentwicklungskonzeptes ist eine sozialgerechte Siedlungsentwicklung, in der alle gesellschaftlichen Gruppen, unterschiedliche Lebensentwürfe und Haushaltszusammensetzungen berücksichtigt werden. Soziale Vielfalt und gemischt genutzte Quartiere sind nur dann zu erreichen, wenn die Siedlungsentwicklung vielfältige Wohnangebote bietet, die verschiedene Zielgruppen und Haushaltszusammensetzungen berücksichtigen. Junge Berliner und Brandenburger Familien tendieren in ihrem Umzugsverhalten stark zum Metropolenrand. Deutlich erkennbar ist die große Nachfrage nach geräumigem Wohnraum in Naturnähe, welcher im innenstadtnahen Bereich nicht befriedigt werden kann. Auch junge Erwachsene, die in Brandenburg zu Hause ausziehen, suchen verstärkt Wohnungen am Stadtrand. Die höchsten Zuwächse im Untersuchungsgebiet hat allerdings die Bevölkerungsgruppe ab 65 Jahre.

Der Bedarf von Seniorinnen und Senioren an altersgerechten Wohnungen wächst demografiebedingt. Momentan fehlen im Untersuchungsgebiet insbesondere mietpreisgünstige Kleinwohnungen, aber auch größere und familiengeeignete Wohnungen sowie seniorengerechte Mietwohnungsangebote.

Die vom Achsenentwicklungskonzept angestrebte Verbesserung der Versorgung mit angemessenem Wohnraum und wohnraumnahen Arbeitsplätzen sowie mit sozialer und verkehrlicher Infrastruktur zielt auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen auch von Senioren, Kindern und Familien.

Eine Entwicklung von verdichteten Einwohnerschwerpunkten in Nähe von leistungsfähigen ÖPNV-Knoten und Fahrradtrassen hat auch eine starke soziale Komponente. Gerade einkommensschwächere Gruppen nnen sich die Kosten für ein oder zwei PKW je Haushalt, die in peripheren Regionen anfallen, nicht immer leisten. Durch die Nähe zu Berlin ist die Siedlungsachse zudem prädestiniert, um Konzepte des neuen Arbeitens mit dem ländlichen Leben zu erproben. Die parallele Schaffung von Arbeitsplätzen und hochwertigen Naherholungsbereichen am Metropolenrand reduziert das ländergrenzenüberschreitende Verkehrsaufkommen und erhöht somit die Lebensqualität insbesondere für Familien.

Bevölkerungswachstum bedingt einen Mehrbedarf für Bildungs- und Betreuungsinfrastrukturen. Voraussetzung für die Kinder- und Familienfreundlichkeit der Siedlungsentwicklung ist die parallel zum Bevölkerungswachstum zu erfolgende Bereitstellung qualitativer Angebote insbesondere im KiTa- und Schulbereich. Die soziale und verkehrliche Infrastruktur am Metropolenrand kann sich mit einer im Konzept angestrebten entsprechenden Untersetzung mit Einwohnerschwerpunkten quantitativ und qualitativ stark verbessern.

Insbesondere im Bereich der sozialen Infrastruktur bestehen momentan nur wenige Verflechtungen über die Ländergrenze hinaus. Gerade hier sollten länderübergreifende Kooperationen angedacht werden.

Dr. Cordelia Koch
Bezirksbürgermeisterin
 

Cornelius Bechtler
Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und
rgerdienste

Anlage

Achsenentwicklungskonzept Pankow-Wandlitz (Endbericht; Yellow Z, Buro Happold, BGMR; Berlin, Juni 2023)

 
 

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