Stolperstein-Konferenz 2025

Die Stolperstein-Konferenz dient der Anerkennung und Vernetzung von lokalen Initiativen und Einzelpersonen in allen Teilen Berlins, die in freiwilligem Engagement Stolpersteine zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus pflegen. Sie bietet Impulse zu verschiedenen Themen der Erinnerungskultur und der historischen Bildungsarbeit, sowie Raum zum gegenseitigen Kennenlernen und für den Erfahrungsaustausch.
Ausgerichtet wird die Konferenz in Kooperation zwischen der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, der Berliner Landeszentrale für politische Bildung, der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin und dem Anne Frank Zentrum.

Programm

15.00 Uhr | Einlass
15.20 Uhr | Live-Musik von Schüler.innen des Projekts Musikalische Stolpersteine
15.30 Uhr | Begrüßung, Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Joe Chialo
15.40 Uhr | Impulsvortrag „Zeitgemäße ‚Erinnerungsarbeit‘ 80 Jahre nach Kriegsende“, Dr. Elke Gryglewski, Geschäftsführerin der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen
16.30 Uhr | Beginn der Workshops (siehe unten)
18.00 Uhr | Ende Workshops
18.15 Uhr | Rückkehr ins Plenum
18.30 Uhr | Eröffnung des Büffets

Workshops

Workshop 1: Miteinander im Gespräch bleiben – über Israel/Palästina

Leitung: Shai Hoffmann, Geschäftsführer der Gesellschaft im Wandel gGmbH
Moderation: Thomas Gill, Berliner Landeszentrale für politische Bildung
Mit zahlreichen Projekten hat Shai Hoffmann in den letzten Jahren Gesprächsanlässe im öffentlichen Raum geschaffen. Besondere öffentliche Aufmerksamkeit hat das gemeinsam mit Jouanna Hassoun durchgeführte Projekt „Trialog – Israel & Palästina“ erlangt. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass es gerade in schwierigen Zeiten besonders wichtig ist, in den Dialog zu gehen. Die Trialoge fanden bisher an zahlreichen Schulen, aber auch auf öffentlichen Plätzen statt. Als langjährige politische Bildner:innen und Menschen mit palästinensischen und israelischen Wurzeln war es die Absicht, durch diese Bezüge und Perspektiven die Debatten zum Nahostkonflikt zu versachlichen. Shai Hoffmann stellt das Projekt vor und diskutiert die Erfahrungen mit den Teilnehmenden.

Workshop 2: Geschichte über Biografien verstehen (ausgebucht)

Leitung: Veronika Nahm, Direktorin des Anne Frank Zentrums, und Pia Grotsch, Museumspädagogin Alice Kindermuseum
Moderation: Dr. Verena Haug, Leiterin der Berliner Ausstellung im Anne Frank Zentrum
Während Stolpersteine Lebensgeschichten mehr symbolisieren als erzählen, können biografische Ausstellungen zu gestalteten Lern- und Erfahrungsräumen werden. Das Anne Frank Zentrum arbeitet seit vielen Jahren mit dem biografischen Ansatz: Die Ausstellung »Alles über Anne« stellt Anne Franks Leben in seinem historischen Kontext und seiner Bedeutung für die Gegenwart vor. Noch bis voraussichtlich Ende April 2025 zeigt das Alice-Kindermuseum im FEZ Berlin die Ausstellung »Susi und wir – Vom Hingucken und Wegschauen« über die Geschichte von Susi Collm, die als jüdisches Kind ebenfalls vor den Nazis versteckt wurde.
Im Workshop werden die Möglichkeiten und Herausforderungen des historischen Lernens an Biografien thematisiert, Einblick in die pädagogische Arbeit der Lernorte ermöglicht und verschiedenen Ansätze der Gegenwartsorientierung diskutiert.

Workshop 3: Ein Stolperstein für die transweibliche Käte Rogalli

Leitung: Kai* Brust (M.A.), NS-Historiker*in mit Forschungsschwerpunkt auf Queer- und Trans-Geschichte, Ausstellungskurator*in, historisch-politische*r Bildner*in
Moderation: Sören Schneider, Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Die transfeminine Käte Rogalli wurde am 17. September 1903 in Berlin geboren. Sie identifizierte sich selbst als Frau und bezeichnete sich als „Transvestit“. Im Jahr 1928 ließ Käte ihren Vornamen amtlich ändern, 1929 heiratete sie offiziell ihre Frau Gertrud und bald darauf wurden die beiden Eltern von Zwillingen. Käte Rogalli erlebte unter der NS-Herrschaft massive transfeindliche Gewalt, sie wurde denunziert, mehrfach inhaftiert, zur Zwangsarbeit gezwungen und in eine Psychiatrie zwangseingewiesen. Am Beispiel ihres Lebensweges zeigt dieser Workshop auf, wie sich die Lebensrealitäten von trans Personen mit der NS-Herrschaft veränderten. Zudem wird Bezug auf die Verlegung ihres Stolpersteins im August 2023 genommen, dem ersten Stolperstein für eine trans Person, der ohne „Deadnaming“ auskommt.

Workshop 4: Berlin als Zufluchtsstadt für jüdische Displaced Persons nach 1945 (ausgebucht)

Leitung: Dr. Anne von Oswald und Anna-Elisabeth Hampel, Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung, Kuratorinnen der Ausstellung „Unser Leben“ – Berlin als Zufluchtsstadt für jüdische Displaced Persons nach 1945“
Moderation: Anja Witzel, Berliner Landeszentrale für politische Bildung
Auf der Grundlage einer digitalen Ausstellung setzt sich der Workshop damit auseinander, warum und wie Berlin nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Zufluchtsort für jüdische Displaced Persons (DPs) wurde. Sie nannten sich she’erit hapletah, „die letzten Überlebenden“. Für die meisten von ihnen war Deutschland – als das Land der Täter*innen – der letzte Ort, an dem sie bleiben wollten. In Mariendorf, Zehlendorf und Reinickendorf entstanden Lager, in denen jüdische DPs oft mehrere Jahre lebten. Die Ausstellung erzählt von ihrem Alltag und ihren Hoffnungen auf eine Zukunft nach der Shoah. Zugleich werden wir einen transhistorischen Blick auf die Einwanderungsstadt Berlin werfen, die bis heute für viele Menschen ein Ort der Migration und Zuflucht ist.

Workshop 5: Erinnerungsarbeit in Israel

Leitung: Dr. Noa Mkayton (aus Yad Vashem, Israel zugeschaltet) und Anne Weininger-Lepper, beide International School for Holocaust Studies, Yad Vashem, Israel
Moderation: Lena Steenbuck, Berliner Landeszentrale für politische Bildung
Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der daran anschließende Krieg in Gaza hat die israelische Gesellschaft nachhaltig verändert. Unter den fortwährenden Bedingungen des Kriegs, der sich zu einem existenziellen Mehrfrontenkrieg entwickelt hat, können die Traumata des Überfalls am 7. Oktober 2023 nicht geheilt werden, zumal das Schicksal der Geiseln den öffentlichen Diskurs in Israel prägt wie kein anderes Thema. Das Erleben des Angriffs und des Krieges und die damit verbundene (Re-)Traumatisierung beeinflussen auch die Erinnerung an die Shoah und die Frage, wie diese Erfahrungen das Lernen über die Shoah in Zukunft beeinflussen werden. Welche Rückschlüsse können und müssen wir aus den jüngsten Ereignissen auch und gerade in Bezug auf die Holocaust Education ziehen?
Der Workshop findet in deutscher Sprache statt.