Gemeine Stadt – Berlin gemeinsam gestalten | Teil 6: Daseinsfürsorge

Im Sinne der Bereitstellung aller Infrastrukturen und Güter, die für ein würdiges menschliches Dasein eine existenzielle Bedeutung aufweisen, ist die allgemeine Daseinsvorsorge eine zentrale Aufgabe des modernen Staates einschließlich der städtischen Kommunen. Historisch wurde diese Aufgabe bezogen auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und auf die Definition dessen, was als existenziell galt, äußerst selektiv und paternalistisch wahrgenommen. Der Neoliberalismus bewirkte schließlich einen staatlichen Rückzug aus vielen Aufgaben der Daseinsvorsorge und deren Privatisierung.

Mit den Worten des Foundational Economy Collective, das die ‚Ökonomie des Alltagslebens‘ wissenschaftlich erforscht, handelt die Veranstaltung „vom alltäglichen Kommunismus, der unserem alltäglichen Kapitalismus unterliegt und ihn erst ermöglicht“. Denn der Kapitalismus gründet auf existenziellen Infrastrukturen, die ihm nicht nur der Staat, sondern wir alle zur Verfügung stellen.

Der von uns gewählte Begriff der Daseinsfürsorge weitet das klassische Verständnis öffentlicher Aufgaben aus: auf Aspekte sozialer Fürsorge und eines Sich-Kümmerns um Andere; auf ein intersektionales Konzept der Gerechtigkeit, das Mehrfachdiskriminierungen aufgrund von race, Geschlecht, Klasse, sexueller Orientierung, Gesundheit oder Alter bekämpft; auf die Verantwortungsübernahme für postkoloniale globale Verhältnisse. Anderthalb Jahrhunderte nach dem Ende der Pariser Kommune diskutieren wir, wie und ob deren Forderung nach einem „Luxus für alle“ in die Gegenwart übersetzt und auf die globale urbane Welt ausgedehnt werden könnte.

+*Programm*+

  • 14.00 Uhr – Begrüßung
    • DASEIN_ FÜR _ SORGE: Eine Einführung
    • Sorge, Mit-sein, Mit-Teilung: Von Heidegger zu Nancy (Sabrina Dittus)
  • 14.30 Uhr – Politische Bildung als kollektive Praxis der Selbstermächtigung
    • Eine Sprechübung mit Petra Barz, dock Europe, Hamburg
  • 15.30 Uhr – Pause
  • 16.00 Uhr – Platz für Selbst- und Lebenssorge: Erzählungen aus dem Berliner Alltag
    • Pflegende Angehörige: Herbert Probst, Bezirksseniorenvertreter, Berlin
    • Recht auf Gesundheitsversorgung für Alle: Jeannie Moser, Medibüro Berlin
    • Care Revolution, Charlotte Hitzfelder
  • 17.00 Uhr – Postwachstumsökonomien des Alltags: Input und Diskussion
    • Hanna Völkle, Harriet Taylor Mill-Institut für Ökonomie und Geschlechterforschung
    • Simin Jawabreh, Aktivistin und Bloggerin
  • 17.45 Uhr – Beendigung der Veranstaltungsreihe ‘Gemeine Stadt’

Über die Veranstaltungsreihe

In Städten wie Berlin wird nach Möglichkeiten und Grenzen des gemeinsamen Gestaltens der öffentlichen Räume, des kollektiven Konsums (Wohnen, Mobilität …) und der gesellschaftlichen und ökologischen Ressourcen gefragt: Wie lässt sich Stadt in ihrer Pluralität, Diversität und Dynamik als gemeinsamer Raum verstehen und gestalten? Wie können für alle Bewohner*:innen gleiche Rechte auf Teilhabe hergestellt werden?

bq. Ist mit dem realen Kommunismus alles, was gemein ist, verlorengegangen? Auf dieses ‚gemein‘ muss man zurückkommen: ‚gemein‘ in dem Sinne, was uns allen gleich ist, was wir alle teilen, was banal ist. Aber auch, was uns gemeinsam ist, was wir zusammen haben. Und was heißt eigentlich heute gemeinsam sein? (Jean-Luc Nancy in einem Interview 2007)

Gemeinsam mit Akteur*:innen aus Berlin, die fundamentale stadtgesellschaftliche Transformationen mit Blick auf neue Formen eines Miteinanders und einer allgemeinen Daseinsfürsorge erproben, wollen wir solche Fragen öffentlich ausloten. Wir gehen ihnen in einer Reihe von zunächst vier Veranstaltungen und einer daraus resultierenden digitalen Publikation unter den Schlagworten Straße, Versammlung, Eigentum und Umwelt nach.

Logo: "Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung"
  • Datum:

    Samstag, 14. Mai 2022

  • Zeit:

    14.00 – 18.00 Uhr

  • Ort:

    WEG Spreefeld, Wilhelmine-Gemberg-Weg 14, 10179 Berlin, Optionsraum 3 / ##icon:stadtplan## Stadtplan

  • Entgelt:

    Die Teilnahme ist entgeltfrei.

  • Anmeldung:

    Melden Sie sich bitte ##icon:formular## online an.
    Achtung: Sollte das Anmeldeformular nicht verfügbar sein, melden Sie sich bitte unter diesem Link per E-Mail an.

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  • Ansprechperson:

    Thomas Gill, E-Mail, Telefon (030) 90227 4961