Studie: Bildung ist entscheidender Faktor für politische Partizipation im Alter

Etwa 4 Prozent der Menschen in der zweiten Lebenshälfte sind Mitglied einer Partei und 2 Prozent sind in einer Bürgerinitiative aktiv. Mit welcher Wahrscheinlichkeit jemand in Parteien oder Bürgerinitiativen politisch aktiv ist, hängt laut einer aktuellen Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) neben dem Alter von weiteren Faktoren ab, beispielsweise vom Geschlecht, vom Einkommen, von der Region, in der man lebt – und in besonderem Maße vom Bildungsstand.

Je älter jemand ist, desto höher ist laut einer Auswertung von Daten des Deutschen Alterssurveys die Wahrscheinlichkeit, dass die Person Mitglied in einer Partei ist. Die Beobachtung der Autor:innen vom DZA, dass Parteimitgliedschaften in höheren Altersgruppen insgesamt stärker verbreitet sind als bei Personen in der Lebensmitte, wird noch deutlicher, wenn das Bildungsniveau mit herangezogen wird. Hier fällt eine Gruppe besonders in Auge: Mehr als jede zehnte hochgebildete Person ab 66 Jahren ist Mitglied einer Partei (11,4 Prozent).
»Hier treffen wahrscheinlich zwei Phänomene aufeinander«, erklärt Michael Weinhardt, Erstautor der Studie. »Da ist zum einen ein Generationeneffekt: In früheren Jahrzehnten besaßen Parteien eine größere Bindungswirkung und es war generell üblicher, Mitglied in einer Partei zu sein. In den letzten dreißig Jahren ist die Bindungskraft der Parteien und damit auch deren Mitgliederzahl jedoch stark zurück gegangen. Und zum anderen gibt es den Zusammenhang mit dem Bildungsniveau, der in unseren Analysen noch stärker ist als die Rolle der Einkommenshöhe.«

Gleichzeitig zeigen sich bei der Parteimitgliedschaft auch deutliche Geschlechterunterschiede: Männer in der Altersgruppe ab 43 Jahren sind fast doppelt so oft Mitglied einer Partei wie Frauen (bei der Beteiligung an Bürgerinitiativen gibt es keine signifikanten Geschlechterunterschiede).

Für das Gelingen einer lebendigen, vielfältigen Demokratie ist die politische Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen notwendig. Die Stärkung der politischen Teilhabe Älterer wurde laut DZA jüngst erst im Neunten Altersbericht der Bundesregierung angemahnt. Die Forschenden sehen in ihrer Studie einen weiteren Beleg dafür, dass Bildung eine besondere Bedeutung zukommt, wenn politische Teilhabe allen Bürger:innen in unserem politischen System auf gleiche Weise möglich sein soll. Dafür müssen, so ein Fazit der Studie, politische Parteien und Initiativen hinsichtlich verschiedener Bildungsvoraussetzungen inklusiver werden. Strukturen und Prozesse der politischen Partizipation sollten so gestaltet werden, dass auch Menschen mit einem niedrigen formalen Bildungsstand ohne Schwierigkeiten daran teilnehmen können. Zusätzlich sollten über den gesamten Lebensverlauf hinweg Bildungsunterschiede verringert werden; so könne lebenslanges Lernen auch zu mehr Gleichheit bei der politischen Partizipation im Alter beitragen. Bildungsunterschiede zwischen Generationen würden dadurch ebenfalls abgebaut und die Generationengerechtigkeit gestärkt.

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