Drucksache - IX-0194  

 
 
Betreff: Push statt Pull: Mit KiezRadar zum direkten Draht zwischen Amt und Bürger:in
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion der FDPBezirksamt
   
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme § 13 BezVG /ZB
   Beteiligt:Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
   Fraktion der SPD
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin Vorberatung
23.03.2022 
5. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung federführender Ausschuss
11.05.2022 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung, Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin Vorberatung
15.06.2022 
7. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin
28.02.2024 
21. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin vertagt     
20.03.2024 
Fortsetzung 21. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin mit Zwischenbericht zur Kenntnis genommen     

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlagen:
Antrag FDP 5. BVV am 23.03.2022
Antrag FDP und Bü90/Grüne, SPD, 2. Ausfertigung, 5. BVV am 23.03.2022
Beschlussempfehlung WiDiVerw 7. BVV am 15.06.2022
VzK §13 BezVG/ZB BA 21.BVV am 28.02.2024
VzK §13 BezVG/ZB BA Fortsetzung 21.BVV am 20.03.2024
VzK §13 BezVG/ZB BA Fortsetzung 21.BVV am 20.03.2024 Anlage

Siehe Anlage


Bezirksamt Pankow von Berlin

.2024

An die
Bezirksverordnetenversammlung

in Erledigung der
Drucksache-Nr.: IX-0194

Vorlage zur Kenntnisnahme
r die Bezirksverordnetenversammlung gemäß § 13 BezVG

1. Zwischenbericht

Push statt Pull: Mit KiezRadar zum direkten Draht zwischen Amt und Bürger:in

 

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

In Erledigung des in der 7. Sitzung am 15.06.2022 angenommenen Ersuchens der Bezirksverordnetenversammlung – Drucksache Nr.: IX-0194

Das Bezirksamt wird ersucht, das Fraunhofer Institut für offene Kommunikationssysteme (FOKUS) mit der Einführung dessen Bürgerinfo-App „KiezRadar“ im Bezirk Pankow zu beauftragen und für die Projektdauer die tigen Haushaltsmittel von 20.000 EUR im Jahr 2022 und 40.000 EUR in 2023 einzuplanen sowie sich gemeinsam mit FOKUS um eine Ko-Finanzierung z.B. aus dem Förderprogramm „Modellprojekt Smart City“ zu bemühen.

Ziel des Projektes ist es, dem Bezirksamt das Veröffentlichen von Daten auf KiezRadar mit nur geringem Mehraufwand zu ermöglichen, damit die App diese Informationen für unsere Bürgerinnen und Bürger direkt, ortsbezogen und nach individuellen Interessen aufbereitet. FOKUS wird im Verlauf des Projekts den Nutzen der App für das Bezirksamt evaluieren sowie mögliche Erweiterungen mit zusätzlichem Mehrwert für die Verwaltung identifizieren. Dazu umfasst das Projekt mehrere Workshops mit dem Bezirksamt sowie die Veranstaltung eines Programmierwettbewerbes („Hackathon“) durch FOKUS, um KiezRadar im Bezirk bekannt zu machen und das Potenzial in der Weiterentwicklung der App zu veranschaulichen. Insbesondere ist perspektivisch die Einbindung von Inhalten unserer Pankower Vereine und Bürgerintiativen möglich. Weitere Details finden sich in der Projektbeschreibung im Anhang der Begründung.

wird gemäß § 13 Bezirksverwaltungsgesetz berichtet:

Die Feststellungen, inwieweit mittels KiezRadar dem angeregten Verwaltungshandeln entsprochen werden kann, sind den Kleinen Anfragen KA-0377/IX, KA-0683/IX und der Drucksache IX-0538 zu entnehmen.

Zu den Einsatzmöglichkeiten von KiezRadar wird auch eine Abstimmung zwischen verschiedenen fachlichen Einheiten des Bezirksamtes beabsichtigt. Aufgrund schwieriger Terminfindungsprozesse ist diese Abstimmung noch nicht erfolgt

Der vorliegende Zwischenbericht fasst die bisherige Prüfung des Ersuchens und die wesentlichen Ergebnisse zusammen.

Bei der Prüfung des Ersuchens der BVV ist der Entwicklungsstand der App KiezRadar in den Blick zu nehmen. Vom Entwicklungsstand hängt ab, in welchem Umfang die Nutzung der App aktuell erfolgen kann. Ein wesentlicher Aspekt sind dabei die Funktionalitäten der App. Laut der betreffenden Drucksache werden mit der Nutzung von KiezRadar folgende Ziele verbunden:

  •              Das Bezirksamt soll mit geringem Aufwand Daten auf der App veröffentlichen können.
  •              r die Bürger:innen soll die App Daten orts- und interessenbezogen aufbereiten.
  •              Perspektivisch solle die Einbindung von Inhalten von externen Akteuren wie Vereine und Bürgerinitiativen machbar sein.

Schließlich sind auch die mit der Einführung und dem Betrieb von KiezRadar verbundenen Kosten zu betrachten. Für eine nachhaltige Finanzierung des Projektes ist Transparenz bei den Kosten ein wesentlicher Aspekt.

Die Prüfung zu den oben genannten Kriterien erfolgte auf Basis folgender Grundlagen:

Die App KiezRadar wird im Projektabschlussbericht als Prototyp eingestuft. Es werden eine Reihe von Punkten als noch bestehender Entwicklungsbedarf aufgelistet. Bisher sei beispielsweise die automatisierte Abfrage der von der App genutzten Datenquellen nicht fertig gestellt. Das schränkt den Nutzungskomfort der App ein, da zur Gewährleistung der Datenaktualität regelmäßiges Handeln der Anwendenden erforderlich ist. Ebenfalls seien die Voraussetzungen für einen Dauerbetrieb des KiezRadar-Servers noch nicht gegeben. Entsprechende Tests sind noch ausstehend (weitergehende Informationen in Abschnitt 11 des Projektabschlussberichtes). Das Hosting der App ist nur während der Projektlaufzeit sichergestellt und danach ungewiss.

Weiterhin liegt KiezRadar laut Projektabschlussbericht bisher nur als Android-App vor. Somit dürften Nutzer und Nutzerinnen mit anderen Betriebssystemen für mobile Endgeräte durch KiezRadar nicht erreicht werden. Zur Nutzung mit anderen Betriebssystemen wären zunächst ebenfalls weitere Entwicklungsmaßnahmen erforderlich.

Nach Auskunft eines Projektleitenden handelt es sich bei KiezRadar nicht um ein Informationsportal mit redaktionellen Bearbeitungs- und sozialen Interaktionsmöglichkeiten. Demnach sollen ausschließlich vorhandene Datenquellen bei KiezRadar einfließen. Als bisher integrierte Datenquellen werden im Projektabschlussbericht mein.berlin.de, die bezirklichen Ratsinformationssysteme und der Veranstaltungskalender des Quartiersmanagements Auguste-Viktoria-Allee genannt.

Die inhaltliche Gestaltung von KiezRadar sei mit den Anbietern abzustimmen. Das ist zu beachten, wenn beispielsweise zusätzliche Inhalte zu kulturellen Angeboten über KiezRadar bereitgestellt werden sollen. Damit ist die inhaltliche Gestaltung der App nicht vollständig in den Händen des Bezirksamtes.

Die ortsbezogene Filterung von Informationen ist bei KiezRadar implementiert. Die Aufbereitung kann für den Gerätestandort oder eine eingegebene Adresse erfolgen (siehe Abschnitt 4.2.4 Projektabschlussbericht). Eine interessenbezogene Datenaufbereitung ist bisher offenbar nicht implementiert (siehe Abschnitt 4.3.2 Projektabschlussbericht).

Bisher sind lediglich die vorgenannten Datenquellen integriert. Es ist vorstellbar, dass Vereine und Bürgerinitiativen die Einbindung ihrer Inhalte durch die Bereitstellung entsprechender Datenquellen realisieren können. Da für KiezRadar keine redaktionellen Bearbeitungsmöglichkeiten beabsichtigt sind, wird diese Option zur Einbindung von Inhalten nicht zur Verfügung stehen.

Informationen zu den mit KiezRadar verbundenen Kosten sind lediglichr die Jahre 2022 und 2023 bekannt. Für die beiden Jahre sind im Ersuchen der BVV insgesamt 60.000 Euro veranschlagt. Welche Kosten nach der Projektlaufzeit für den Betrieb der App entstehen blieb unklar.

Zwischenfazit

Die Angaben im Projektabschlussbericht zeigen eine beschränkte Nutzbarkeit der App KiezRadar auf. Der beschriebene Entwicklungsstand hrt zu dem Ergebnis, dass die App für die Produktivnutzung im Bezirksamt Pankow nicht ausgereift genug ist. Da die App bisher nur mit Android, aber mit keinen anderen Betriebssystemen kompatibel ist, besteht eine beschränkte Reichweite bei den Anwendern und Anwenderinnen. Zur Erhöhung der Nutzbarkeit von KiezRadar wären zunächst entsprechende Entwicklungsmaßnahmen einzuplanen.

Aufgrund der beschränkten Nutzbarkeit der App bestehen Zweifel daran, dass der Gegenstand des Ersuchens mit der Einführung von KiezRadar erreicht werden kann. Das ist insbesondere auf den Entwicklungsstand (Entwicklung eines Prototyps) und auf fehlende Redaktionsmöglichkeiten zurückzuführen.

Unter dem Eindruck der genannten Zweifel an der Eignung von KiezRadar wird gemäß § 13 BezVwG eine Alternativlösung für die in Drucksache IX-0194 genannte Zielstellungen geprüft. Die Frage ist, ob für die von der BVV spezifizierten Anforderungen eine Lösung besteht, die ausgereifter und hinsichtlich der anfallenden Kosten transparenter ist.

Als mögliche Alternative zu KiezRadar kommt die Smart Village App in Betracht [siehe https://smart-village.app/ ]. Kern des Systems ist ein als Open Source App vorliegendes Grundgerüst einer Gemeindeinformationsapp. Die Smart Village App ist als Digitaler Ort im Land der Ideen 2022 ausgezeichnet worden [ siehe https://smart-village.app/digitale-orte-im-land-der-ideen-2022/ ]. Mit der Erstellung einer App für den Bezirk Pankow aus dem vorliegenden Grundgerüst und dem Betrieb der App kann die Smart Village Solutions SVS GmbH kostenpflichtig beauftragt werden.

Der Hostingdienstleister Smart Village Solutions SVS GmbH ist in Bad Belzig ansässig. Als Standort für das Hosting der App wird vom Dienstleister Berlin angegeben [siehe https://smart-village.app/faq-smart-village-app/ ].

Die Prüfung der Smart Village App erfolgt anhand der selben Kriterien wie bei KiezRadar. Damit soll eine Betrachtung hinsichtlich der in Drucksache IX-0194 genannten Zielstellungen realisiert werden. Grundlagen für die Prüfung sind:

  •              Angaben auf der Website des Hostingdienstleister Smart Village Solutions SVS GmbH
  •              Kommunikation mit der einsetzenden Kommune Rüdersdorf bei Berlin

Die Smart Village App ist bereits bei einer Reihe von Brandenburger Kommunen im Einsatz [ siehe https://smart-village.app/referenzen-burgerservice-app/ ]. Das deutet darauf hin, dass die App im Grundsatz für den Produktivbetrieb ausgereift ist.

Bei Nutzung der Smart Village App scheint die Erstellung einer App für Pankow mit einer kurzfristigen Realisierungsperspektive verbunden zu sein. Nach Angaben der Smart Village Solutions SVS GmbH sei von der Entscheidung für die App bis zur initialen Liveschaltung ein Zeitraum von 3 Monaten zu veranschlagen. Aus rein technischer Perspektive könne die App-Bereitstellung sogar innerhalb von 4 Wochen erfolgen. Die zusätzlich veranschlagte Zeit ist für Abstimmungen zur Gestaltung der App eingeplant [siehe https://smart-village.app/faq-smart-village-app/ ].

Das Angebot des Hostingdienstleisters umfasst die Bereitstellung der App als Android-, iOS- und Web-Variante. Daher sollte mit einer von Smart Village Solutions SVS GmbH erstellten App für Pankow eine Vielzahl von Menschen mit unterschiedlichen Endgeräten erreicht werden können.

Die Veröffentlichung von Informationen scheint für die Bezirksverwaltung mit nur geringem Mehraufwand verbunden zu sein. Laut dem Hostingdienstleister kann die Bereitstellung von Inhalten automatisiert erfolgen, wenn vorhandene Schnittstellen genutzt werden. Weiterhin werde mit der App ein Content Management System (CSM) bereitgestellt, welches intuitiv bedienbar sei. Somit sollten für die Arbeit mit dem CMS größere Aufwände zur Einarbeitung entfallen.

Die Entscheidung über die inhaltliche Gestaltung der App liegt in den Händen des Bezirksamtes. Es ist keine Abstimmung mit anderen Akteuren notwendig.

Die orts- und interessenbezogene Informationsaufbereitung sollte durch Verschlagwortung erreicht werdennnen. Hierbei können beispielsweise Kieze und spezifische Interessensgebiete als Schlagwörter dienen.

Die von der BVV angestrebte Bereitstellung von Informationen durch Bürgerinitiativen und Vereine sollte im System von Smart Village Solutions SVS GmbH einfach und kurzfristig realisierbar sein. Der Dienstleister gibt an, dass beliebige Personen als Redakteure für ausgewählte Inhalte eingerichtet werden können. Somit sollte es möglich sein, Personen als Redakteure von Bereichen für Bürgerinitiativen und Vereine einzurichten. Ebenfalls wäre es denkbar, dass Vereine und Bürgerinitiativen Informationen über die Schnittstellen der Smart Village App zur Verfügung stellen.

Bei der Prüfung hat sich ebenfalls gezeigt, dass mit der Smart Village App auch eine Grundlage für abgestimmte Apps verschiedener Berliner Bezirke geschaffen werden kann. Aus der Smart Village App könnte eine Kern-App für Berlin erstellt werden, die dann von den jeweiligen Bezirken nach Bedarf angepasst werden kann.

r ein als Basis-App beworbenes Paket finden sich klare Preisangaben auf der Website des Dienstleisters. Der Preis für die Umsetzung der Basis-App wird mit einmalig 14.900 € brutto beziffert und die jährlichen Kosten für den Betrieb der Basis-App werden mit 4.284  brutto angegeben.

Zu den Kosten für die Basis-App können noch Kosten für etwaig genutzte Erweiterungen kommen [siehe https://smart-village.app/preise-foerderung-landkreise-app/ ].
Die Kosten für die Basis-App sind somit als preisliche Orientierung zu verstehen. Genauere Aussagen zu Preisen sind erst möglich, wenn sich der Bezirk für einen bestimmten Funktionsumfang der App entscheiden sollte.

Zwischenfazit

Die in Drucksache IX-0194 genannten Zielstellungen der BVV sollten mit dem Einsatz der Smart Village App erreicht werden können. Hinsichtlich der genannten Ziele wirkt die Smart Village App in ihrer Konzeption passender und vom Entwicklungsstand ausgereifter als KiezRadar. Weiterhin sollte Nutzung der Smart Village App im Bezirksamt kurzfristig zu realisieren sein.

Mit der Basis-App gibt ein Paket mit klaren Kostenangaben. Bei diesem Paket ist der Einsatz der Smart Village App in den ersten beiden Jahren günstiger als die veranschlagten Kosten für die zweijährige Projektlaufzeit von KiezRadar.

Aufgrund der Ergebnisse des vorliegenden Zwischenberichts ist die Smart Village im Hinblick auf die Drucksache IX-0194 zu präferieren. Dafür sprechen die Konzeption der App, der Reifegrad und das klare Kostenmodell.

Haushaltsmäßige Auswirkungen

keine

Gleichstellungs- und gleichbehandlungsrelevante Auswirkungen

keine

Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung

Keine

Kinder- und Familienverträglichkeit

entfällt

Dr. Cordelia Koch
Bezirksbürgermeisterin
 

rn Pasternack
Bezirksstadtrat für Schule,
Sport und Facility Management

 

 
 

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