Drucksache - VII-0638  

 
 
Betreff: Benennungsabsicht für die öffentliche Straße 201 im Ortsteil Niederschönhausen in "Beatrice-Zweig-Straße"
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksamtBezirksamt
   
Drucksache-Art:Vorlage zur Kenntnisnahme § 15 BezVGVorlage zur Kenntnisnahme § 15 BezVG
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin Vorberatung
05.03.2014 
21. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlagen:
VzK §15, BA 21. BVV am 05.03.2014
VzK §15 Anlage, BA 21. BVV am 05.03.2014

Siehe Anlage

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Siehe Anlage

Bezirksamt Pankow von Berlin

Bezirksamt Pankow von Berlin                                                                                                           . 2014

 

 

 

 

An die

Bezirksverordnetenversammlung                                                                      Drucksache-Nr.:

 

 

 

 

Vorlage zur Kenntnisnahme

für die Bezirksverordnetenversammlung gemäß § 15 BezVG

 

 

Betr.:

 

Benennungsabsicht für die öffentliche Straße 201 im Ortsteil Niederschönhausen in "Beatrice-Zweig-Straße"

 

 

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

 

Gemäß § 15 Bezirksverwaltungsgesetz (BezVG) wird berichtet:

 

Das Bezirksamt hat in seiner Sitzung am ... folgenden Beschluss gefasst:

 

Es ist beabsichtigt, die öffentliche Straße 201 im Ortsteil Niederschönhausen, zwischen Heinrich-Mann-Straße und Homeyer Straße, in Beatrice-Zweig-Straße zu benennen. Die Lage der Straße ist auf dem beiliegenden Plan erkennbar.

 

 

Begründung

 

Die Benennung der öffentlichen Straße 201, in 13156 Berlin, Ortsteil Niederschönhausen wurde vom Frauenbeirat Pankow beantragt. Der Frauenbeirat möchte

Beatrice Zweig (1892 bis 1971), der Malerin und Ehefrau des bekannten deutschen Schriftstellers Arnold Zweig, in Anerkennung ihrer Leistung, mit einer Straßenbenennung ein dauerhaft ehrendes Andenken setzen.

 

Beatrice Zweig wurde am 27. Mai 1892 in Berlin geboren. Mit 16 Jahren lernte sie Arnold Zweig kennen, sie heirateten im Kriegsjahr 1916 in München. Im Jahre 1920 wurde Sohn Michael geboren und 1924 Sohn Adam. Anfang der 1930iger Jahre besuchte sie eine Kunstschule und hatte einen längeren Studienaufenthalt in Paris.

1933 musste die Familie Zweig, politisch und rassistisch verfolgt, aus Deutschland fliehen und fand für 15 Jahre ein Zuhause in Palästina. Das sonnige Land wurde eines der wichtigsten Motive der Malerin in dieser Zeit, in der Landschaftsmalerei - Aquarelle und Ölbilder in leuchtenden Farben entstanden.

 

 

 

1948 ging sie mit ihrem Mann nach Ostdeutschland. Im Mai 1950 zog die Familie nach Pankow in die Homeyerstraße 13. Hier fand Beatrice Zweig die notwendige Ruhe zum Malen. 1950 hatte sie eine erste Ausstellung ihrer Landschafts- und Porträtmalereien. Weitere drei folgten bis zum Jahr 1971.

Beatrice Zweig starb am 14. Oktober 1971 (ausführliche Biografie siehe Anlage 2).

Das Benennungsvorhaben wird vom Amt für Weiterbildung und Kultur, Fachbereich Museum und Bezirkliche Geschichtsarbeit, sehr befürwortet und die Biografie bestätigt.

 

Die Straße 201 stellt eine direkte topografische Verbindung zum ehemaligen Wohnort der Namensgeberin her, denn die Familie Zweig wohnte ab 1950 in der Homeyerstraße 13. Die beabsichtigte Benennung in "Beatrice-Zweig-Straße" passt sich zusätzlich ideal in die mit Künstlernamen benannten Straßen des Viertels ein.

Die Benennungsabsicht entspricht den gesetzlichen Vorgaben des Senats und dem Anliegen des Bezirksamtes Pankow, dass Frauen bei der Namenswahl verstärkt Berücksichtigung finden sollen. Mit der Benennung wird die Unterrepräsentanz von Frauennamen bei der Benennung von Straßen verringert.

 

Die Abfrage bei den übrigen Tiefbau- und Landschaftsplanungsämtern Berlins und beim Amt für Statistik Berlin-Brandenburg hat ergeben, dass keine gleichen Benennungsabsichten bestehen sowie gleiche oder gleichlautende Straßenbezeichnungen in Berlin nicht vorhanden sind. Die statistische Schlüsselnummer lautet: 10800.

Die Fläche der Straße 201 trägt die Flurstücksbezeichnung 486 der Flur 153 und stellt insgesamt öffentliches Straßenland dar.

 

Das Benennungsverfahren soll entsprechend § 5 Abs. 1 Satz 1 Berliner Straßengesetz durchgeführt werden.

 

Die anliegenden Grundstückseigentümer und Anwohner der Straße 201 werden rechtzeitig in geeigneter Form über das Benennungsverfahren informiert.

Gemäß AV Benennung handelt es sich bei Nummernstraßen um nichtbenannte Straßen. Nummernstraßen sind nach den gesetzlichen Vorgaben des Senats allmählich zu benennen. Der direkte Bezug der Straße 201 zum ehemaligen Wohnumfeld der Namensgeberin wird als stichhaltige Begründung zur Durchsetzung der Benennung angesehen. Die Benennung nach Beatrice Zweig erfüllt sämtliche Voraussetzungen zur Umsetzung der Ausführungsvorschriften zu § 5 des Berliner Straßengesetzes (AV Benennung).

 

 

Haushaltsmäßige Auswirkungen

 

Die Kosten für die Ausstattung mit Straßennamens-, und Erläuterungsschildern, einschließlich der Nummerneinschübe, werden im weiteren Verfahren ermittelt. Die Finanzierung erfolgt dann aus Kapitel 3800, Titel 52101 im Rahmen des vorhandenen Haushaltsansatzes.

 

 

 

Gleichstellungs- und gleichbehandlungsrelevante Auswirkungen

 

siehe Begründung

 

 

Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung

 

keine

 

 

Kinder- und Familienverträglichkeit

 

entfällt

 

 

 

 

Anlage 1:              Lageplan

Anlage 2:              Biografie - eingereicht vom Frauenbeirat Pankow

 

 

 

 

 

Matthias Köhne                                                                       Jens-Holger Kirchner

Bezirksbürgermeister                                          Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung

 

 

 

 

 

 

 

 


Anlage 2

 

Lebenslauf Beatrice Zweig (* 27. Mai 1892    ?14. Oktober 1971)

(eingereicht vom Frauenbeirat Pankow am 05.11.2012)

 

 

Beatrice Zweig wurde am 27. Mai 1892 als Tochter eines Handelsunternehmers in Berlin geboren und wendete sich schon als Kind vielseitiger musischer Betätigung zu. Sie liebt Musik, erhält Geigen- und Gesangsunterricht, vor allem aber zeichnet und malt sie und hat nur ein Ziel, diese Begabung durch ein Kunststudium zu entfalten.

Mit 16 Jahren lernt sie Arnold Zweig kennen, der ein entfernter Verwandter ihrer Familie ist. Aus langjähriger Freundschaft wird eine ernsthafte Bindung. Sie folgte ihm nach München und heiratet ihn im Kriegsjahr 1916.

Ab dieser Zeit diktiert er, dessen Sehkraft durch eine Kriegverletzung stark beeinträchtigt ist, ihr seine Werke und entwickelt seine Arbeit in langen Gesprächen mit ihr. Im Jahre 1920 wird Sohn Michael geboren und 1924 Sohn Adam. Zweigs literrasche Erfolge machen ihr Leben zwar einfacher, aber sie fühlt sich ständig hin- und hergerissen zwischen den Pflichten gegenüber ihrem Mann und ihren Söhnen und dem Wunsch, ihre Malerei zu vervollkommnen.

Anfang der 1930iger Jahre hat sie diese Möglichkeit, besucht eine Kunstschule und fährt zu einem längeren Studienaufenthalt nach Paris. Beratung und Ermutigung findet sie in dieser Zeit u. a. durch den belgischen Grafiker und Zeichner

Franz Masereel. Im Jahr 1933 muss die Familie Zweig, politisch und rassistisch verfolgt, aus Deutschland fliehen und findet nach vielen Umwegen, für 15 Jahre ein Zuhause in Palästina. Das sonnige Land wird eines ihrer wichtigsten Motive in dieser Zeit. Landschaftsmalereien, Aquarelle und Ölbilder in leuchtenden Farben entstehen.

1948 verlässt sie mit ihrem Mann, der seinem Ruf politischer und künstlerischer Freunde folgt, voller Zweifel Palästina und geht mit ihm nach Ostdeutschland. Ihren Ängsten und Zweifeln verleiht sie immer wieder Ausdruck. Sie hat in Berlin ständige Anfälle von Furcht und Depression. Sie fühlt sich in Europa - dem Kontinent des Schreckens- bedroht und ist geschockt von den Zerstörungen.

Im Mai 1950 zieht die Familie nach Pankow in die Homeyerstraße 13. Hier findet Beatrice Zweig die so notwendige Ruhe. Sie beginnt wieder zu malen und findet in dem sich immer mehr erweiternden Kreis der Freunde des Hauses, zu denen der Bildhauer Fritz Cremer, Gustav Seitz sowie der Grafiker Herbert Sandberg gehören, Bestätigung, Anregung und Heimat.

1950 hat sie eine erste Ausstellung ihrer Landschafts- und Porträtmalereien. Weitere drei folgen bis zum Jahr 1971. Dennoch bleibt sie als Künstlerin in der DDR weitgehend unbekannt. Arnold Zweig sagte einmal über seine Frau: "Wäre sie nicht zum Sehen und Gestalten mit Stift und Pinsel bestimmt gewesen, so hätte sie sich lyrisch oder musikalisch ausgedrückt, denn die Fülle der Welt weckte von Anfang an in ihrem Herzen den Drang, Zeugnis abzulegen, von der Freude ihrer Existenz".

 

Wenige Jahre vor ihrem Tod schreibt sie: "Ich beneide die jungen Frauen ehrlich gesagt, die heute ihre Begabungen anwenden können, ohne dass die Gesellschaft der Meinung ist, dass Mann und Kinder vernachlässigt werden." Beatrice Zweig starb am 14. Oktober 1971.

 

 
 

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