Drucksache - VI-0446  

 
 
Betreff: Benennung einer privaten Erschließungsstraße - Planstraße C - im Ortsteil Französisch Buchholz in Martha-Fontane-Straße
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksamtBezirksamt
   
Drucksache-Art:Vorlage zur Kenntnisnahme § 15 BezVGVorlage zur Kenntnisnahme § 15 BezVG
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin Entscheidung
30.04.2008 
15. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlagen:
VzK 15, BA, 15. Tagung, 30.04.2008

Siehe Anlage

 

 

Siehe Anlage

Bezirksamt Pankow von Berlin

Bezirksamt Pankow von Berlin                                                                                           . 04.2008

 

An die

Bezirksverordnetenversammlung                                                           Drucksache-Nr.:

                                                                                                                 

 

Vorlage zur Kenntnisnahme

für die Bezirksverordnetenversammlung gemäß § 15 BezVG

 

 

Betr.: Benennung einer privaten Erschließungsstraße - Planstraße C -
          im Ortsteil Französisch Buchholz in Martha-Fontane-Straße

 

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

 

Gemäß § 15 Bezirksverwaltungsgesetz (BezVG) wird berichtet:

 

Das Bezirksamt hat in seiner Sitzung am 15.04.2008 folgenden Beschluss gefasst:

 

Im Ortsteil Französisch Buchholz wird die neu entstehende private Erschließungsstraße
- Planstraße C - zwischen dem Rupertweg und der Zeuschelstraße in Martha-Fontane-Straße benannt.

 

Begründung:

 

Die Benennung erfolgt auf Antrag der BEGO Immobilien Management GmbH. Die private Erschließungsstraße wird zwischen den beiden öffentlichen Straßen Rupertweg und Zeuschelstraße verlaufen und erschließt die an diese Straße angrenzenden neuen Grundstücke.

Die BEGO Immobilien Management GmbH hat die Namenswahl dem Bezirk Pankow überlassen.

Da die für Straßenbenennungen geltenden Ausführungsvorschriften vorsehen, bei Benennungen nach Personen, Frauennamen verstärkt zu berücksichtigen, wurde die Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks Pankow bei der Namenswahl um Mithilfe gebeten.

Der Frauenbeirat Pankow – AG Spurensuche – hat u. a. den Vorschlag unterbreitet, die Planstraße C in Martha-Fontane-Straße zu benennen.

 

Folgendes wurde vom Frauenbeirat zu Martha Fontane zusammengetragen:

 

„Martha Fontane (* 21. März 1860 in Berlin; † 10. Januar 1917 in Waren (Müritz)) war Theodor Fontanes einzige Tochter und das Urbild mehrerer seiner Romanfiguren.

 

Martha, Mete genannt, war nach George und Theodor Fontane das dritte überlebende Kind der Eheleute Theodor und Emilie Fontane und gilt als Lieblingskind des Schriftstellers, der sich immer eine Tochter gewünscht hatte. Zehnjährig wurde sie für ein Jahr nach England gebracht, wo sie bei der befreundeten Familie Merington lebte und die Landessprache lernte. Aus dieser Zeit sind die ersten Teile eines ausgiebigen Briefwechsels mit den Eltern, insbesondere mit dem Vater, erhalten. Nach der Rückkehr aus England absolvierte Martha bis 1876 die höhere Mädchenschule in Berlin und zog dann als so genannte Haustochter zu der Familie Stockhausen.

Dieses Haustochterdasein war die Voraussetzung für die Zulassung zum staatlichen Lehrerinnenseminar. Ausgebildet zur Lehrerin für Volks-, mittlere und höhere Schulen, arbeitete Martha Fontane in den Jahren 1880/81 als Erzieherin und Hauslehrerin der Kinder der Familie von Mandel im neumärkischen Klein Dammer. In dieser Zeit fand ein lebhafter Briefwechsel mit den Eltern statt, der großenteils erhalten blieb. Martha ging mit Elan insbesondere an die Ausbildung ihrer Schützlinge Ella und Sofie von Mandel heran, litt aber trotz aller Bemühungen ihrer Dienstherren unter dem Dasein als Gouvernante in dem ländlichen Haushalt.

 

Bald machten sich diffuse Leiden bei ihr bemerkbar, die sie schließlich dazu bestimmten, als „Luxusgegenstand“, wie sie selbst sich dem Vater gegenüber bezeichnete, ins Elternhaus zurückzukehren. Allerdings lebte sie in den nächsten Jahren nicht ständig mit ihren Eltern zusammen, sondern verbrachte viel Zeit mit Kuraufenthalten und - namentlich, nachdem sich ihre Vermögenslage durch Erbschaften gebessert hatte, auf Reisen. Zentrum ihres Daseins blieb aber dennoch die elterliche Wohnung, bis sie nach dem Tod ihres Vaters 1899 den zweifachen Witwer Karl Emil Otto Fritsch heiratete und nach Waren in Mecklenburg zog. Dort starb sie 1917 durch einen Sturz aus dem Fenster, möglicherweise ein Freitod aufgrund von Depressionen.

 

Martha Fontane ist nicht nur als einfallsreiche und schreibfreudige Briefpartnerin ihres Vaters bekannt – 270 Briefe aus dieser Korrespondenz sind bekannt und veröffentlicht -, sondern auch als Vorbild für seine Tochterfiguren wie etwa die Korinna in Frau Jenny Treibel oder Melusine in Der Stechlin – Frauen, die, bis zu einem gewissen Grade emanzipiert, die Kunst der gefälligen Konversation mit einer scharfen Beobachtung ihrer Umwelt und einem beweglichen Geist verbinden, es dabei aber nicht an Charme fehlen lassen.

 

Martha Fontane fungierte auch als Herausgeberin von „Von Toulouse bis Beeskow“, den Lebenserinnerungen ihres Urgroßvaters Jean Pierre Barthélemy Rouanet. Als Mitverwalterin des literarischen Nachlasses ihres Vaters trat sie nicht häufig in Erscheinung, blockierte oder beeinträchtigte aber des Öfteren Veröffentlichungen, um die sich ihr Bruder Friedrich bemühte.“

 

Diese Angaben wurden vom Amt für Kultur und Bildung, Fachbereich Museum / Bezirkliche Geschichtsarbeit bestätigt.

Der Ausschuss für Kultur und Bildung hat mit Schreiben vom 20.02.2008 empfohlen, dem Namensvorschlag zu folgen.

 

Eine Abfrage bei den übrigen Tiefbauämtern von Berlin hat ergeben, dass keine gleichen Benennungsabsichten bestehen sowie gleiche oder gleichlautende Straßenbezeichnungen nicht vorhanden sind.

Die Straßenverkehrsbehörde hat keine Bedenken gegen eine Benennung der Planstraße C in Martha-Fontane-Straße.

 

Die Lage der Straße ist auf dem beiliegenden Lageplan erkennbar. Das Benennungsverfahren wird entsprechend § 5 Berliner Straßengesetz durchgeführt.

 

Haushaltsmäßige Auswirkungen

 

keine

 

Gleichstellungs- und gleichbehandlungsrelevante Auswirkungen

 

Mit dieser Benennung wird Unterrepräsentanz von Frauennamen bei der Benennung von Straßen verringert.

 

Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung

 

keine

 

Kinder- und Familienverträglichkeit

 

entfällt

 

Anlage - Lageplan

 

 

 

 

 

Matthias Köhne                                                                    Jens-Holger Kirchner

Bezirksbürgermeister                                                         Abt. Öffentliche Ordnung

                                                                                               Bezirksstadtrat           

 

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Bezirksverordnetenversammlung Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker/in Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen