Gedenkstein für Julie Elisabeth Amalia von Voß

  • Julie von Voß, die spätere Gräfin von Ingenheim, Foto nach einem Gemälde

    Julie von Voß, die spätere Gräfin von Ingenheim, Foto nach einem Gemälde

  • Gräfin Ingenheim, Foto nach einem Stich von J. F. Boldt

    Gräfin Ingenheim, Foto nach einem Stich von J. F. Boldt

  • Gedenkstein für Julie von Voß, Postkarte um 1910

    Gedenkstein für Julie von Voß, Postkarte um 1910

  • Gedenkstein für Julie von Voß, Foto 1927

    Gedenkstein für Julie von Voß, Foto 1927

  • Gustav Adolf Wilhelm Graf von Ingenheim, Foto 1906 nach einem Gemälde von Hummel

    Gustav Adolf Wilhelm Graf von Ingenheim, Foto 1906 nach einem Gemälde von Hummel

  • Der König und die Gräfin in Venedig, Foto nach Gemälde

    Der König und die Gräfin in Venedig, Foto nach Gemälde

Quelle: Lokaler Server
Formate: audio/mp3

Gedenkstein für Julie Elisabeth Amalia von Voß (1766-1789)

Mehrere Mitglieder der Familie von Voß waren bei Hofe angestellt. Die Tante war Hofdame, der Onkel war Hofmarschall bei der Königin Elisabeth Christine (1715-1797), der Frau Friedrich II. (1712-1786). Die Königin ist als Taufpatin in der Taufurkunde von Elisabeth Amalia eingetragen. Ihre Mutter starb, als sie erst anderthalb Jahre alt war. Mit 17 Jahren wurde Elisabeth Amalia am Hof der Königin als Hofdame aufgenommen.

Am Hofe der Königin lernte sie den Kronprinzen, den späteren König von Preußen (1744-1797), Friedrich Wilhelm II. kennen, der sich in sie verliebte.

Über drei Jahre widerstand sie seinem Werben. Am 7. April 1787 wurde die morganatische Ehe zur linken Hand vollzogen, da der König bereits in zweiter Ehe verheiratet war. In Kreisen der Fürstenhäuser war es seit dem 13. Jahrhundert möglich sich – oft als Doppelehe – mit einem Partner von niedrigerem Stand zu vermählen. Die Nachkommen aus diesen Verbindungen waren in der Regel nicht erbberechtigt. Die zeitgenössische Literatur beschäftigte sich umfassend mit dieser Liebesgeschichte. In ihren Memoiren verwendet die Tante, Sophie Marie Gräfin von Voß (1729-1814), bei der Beschreibung dieser Liebesgeschichte aus unbekannten Gründen den Beinamen “Julie”.

Im November des Jahres 1787 erhob Friedrich Wilhelm II. Julie von Voss in den Grafenstand als Gräfin von Ingenheim. Nach einer Fehlgeburt wurde der gemeinsame Sohn Gustav Adolf Wilhelm von Ingenheim (1789–1855) geboren. Die Niederkunft erfolgte in Berlin im Stadtschloss in dem für sie eigens eingerichteten Zimmer. Der König, glücklich über die Geburt seines Sohnes, schenkte ihr 50.000 Taler und sein Bildnis mit Diamanten. Kurz nach der Geburt ihres Kindes erkrankte Julie von Voß schwer an Lungen- tuberkulose. Sie erlag ihrem Leiden erst 22-jährig am 25. März 1789. Beerdigt wurde sie auf eigenen Wunsch in der Schlosskirche ihrer Familie in Buch.

Das Grab soll sich im Kircheninneren vor dem Altar befinden. Bei der Öffnung des Grabes im Jahre 1891 fanden sich jedoch keine Gebeine an diesem Ort.

Ihr Bruder Otto von Voß (1755-1823) ließ für sie durch den Architekten Hans Christian Genelli (1763-1823) um 1795 im Park einen Gedenkstein errichten. Er ist im Stil einer antiken römischen Grabanlage gestaltet und trägt die Aufschrift:
„Soror optima – amica patriae – vale“
(„Beste Schwester – Freundin des Vaterlandes – Lebewohl“)
Nata est V. July MDCCLXVI, obit XXV. Merz MDCCLXXXIX

Die marmorne Reliefplatte zeigt einen Todesengel, der eine lächelnde Sterbende in sein Gewand einhüllt.

Der Architekt Hans Christian Genelli stammt aus einer aus Italien eingewanderten Handwerker- und Künstlerfamilie. Sein Bruder Janus (1761-1813), der möglicherweise die Marmorplatte entworfen hat, war Landschaftsmaler und Zeichenlehrer. Zu seinen Schülerinnen und Schülern zählten neben der Königin Luise von Preußen (1776-1810) auch der Graf Adolf Wilhelm von Ingenheim. Der Sohn von Julie von Voss lebte sehr zurückgezogen am preußischen Hof. Seine Leidenschaft galt der Kunst. Er lebte zeitweise in Rom und baute dort eine große Sammlung mit antiker Kunst auf. Er förderte Künstler seiner Zeit, unter anderem Bonaventura Genelli (1798-1868), den Sohn von Janus.

Der Freundschaft des Grafen Ingenheim mit dem Maler Johann Erdmann Hummel (1769-1859) haben wir drei Gemälde des Schlossparks zu verdanken, die die Situation im 19. Jahrhundert sehr detailreich zeigen.
Der Gedenkstein wurde 1956 wegen mutwilliger Beschädigung abgetragen. Die marmorne Reliefplatte gelangte in das Märkische Museum und wurde viele Jahre in der Friedrichwerderschen Kirche ausgestellt.
Die Von-Hinckeldey-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Land Berlin ermöglicht die Wiederaufstellung des Gedenksteins.