“Wer bindet – der findet! Personalbindung in der Pflege”
Werkstattgespräch am 25. August 2022
Aktuelles

Das Berliner Bündnis für Pflege wird im Rahmen des Projekts Fachkräftesicherung in der Pflege begleitet. Mit Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit fördert das Projekt die Vernetzung und den Austausch in der Berliner Pflegebranche. Im Projekt werden Handreichungen zu aktuellen Themen erarbeitet, die Pflegeeinrichtungen bei der Umsetzung der generalistischen Ausbildung, der Gestaltung guter Arbeitsbedingungen und der Personalentwicklung unterstützen.
Inhaltsverzeichnis
Termine
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25.08.2022
Wichtige Informationen zum Berufsfeld Pflege für Geflüchtete
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Informationen zum Berufsfeld Pflege für Menschen aus der Ukraine
PDF-Dokument (124.8 kB)
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Informationen zum Berufsfeld Pflege in ukrainischer Sprache
інтернет-видання український безбар’єрний
PDF-Dokument (199.4 kB)
Veranstaltungen 2022
Forum 1: Akademische Pflegefachperson im Team

Bild: Stefan Deutsch
Moderation: Elke Ahlhoff, ArbeitGestalten GmbH
Impuls: Axel Wodrich, Stellvertretender Referatsleiter des Referats für Hochschulmedizin in der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung.
Stimmen aus der Praxis:- Franziska Meyer zu Schwabedissen, Leiterin praktische Ausbildung Vivantes Forum für Senioren
- Johannes Wünscher, Referent für Pflegeentwicklung, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin
Zum Wintersemester 2020/2021 sind in Berlin die ersten grundständigen Studiengänge Pflege gestartet. Bislang werden von den Hochschulen 180 Studienplätze angeboten. Es besteht auch weiterhin das Bestreben die Akademisierung der Pflege voranzubringen. Der Wissenschaftsrat strebt eine Akademisierungsquote von 10-20 Prozent an. Noch gibt es zum Berufsbild der akademischen Pflegekräfte keine abschließende Festlegung, eine Arbeitsgruppe auf Bundesebene hat dazu jedoch die Arbeit aufgenommen Ziel ist die Herausbildung einer pflegewissenschaftlichen Disziplin, die als ein wichtiger Bestandteil der Pflegeprofession angenommen werden soll.
Akademische Pflegekräfte sollten nach Auffassung der Teilnehmenden ein Bindeglied zwischen Wissenschaft und Pflegepraxis sein. Es ist zu erwarten, dass der Austausch zwischen Ärzten und akademischen Pflegekräften die gesundheitliche und pflegerische Versorgung stärkt.
Die Werbung für das Studium wird bislang erschwert, da es keine Stipendien gibt, das künftige Aufgabenfeld nur ungenügend geklärt ist und auch zur späteren Gehaltserwartung die Vorstellungen vage sind. Die Teilnehmenden wünschen sich bessere Rahmenbedingungen für das Studium und einen breiten Diskurs, der zügig zu einer Klärung des Aufgabengebiets der akademischen Pflegekräfte führen muss. Auch wird ein Vorschlag zur Refinanzierung der höheren Personalkosten für den Einsatz akademischer Pflegekräfte in den unterschiedlichen Versorgungssituationen erwartet. Zu prüfen ist, ob § 82a SGB XI eine Verhandlungsbasis für eine Refinanzierung bieten kann.
Forum 2: Aufgabenteilung und Zusammenarbeit in der Pflege

Bild: Stefan Deutsch
Moderation: Katrin Weigel, ArbeitGestalten GmbH
Impuls: Anja Lull, Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung und Thomas Kalwitzki, Socium Universität Bremen
Stimmen aus der Praxis:- Jennifer Kurzhals, Diakonie
- Martina Henke, Vivantes Netzwerk für Gesundheit
- Jenny Bahr, Regionalleiterin Caritas Altenhilfe gGmbH
Frau Lull stellte eingangs der Frage „Wer macht was in der Pflege?“ den Punkt gegenüber „Wer darf in der Pflege was machen?“ Sie erläuterte dazu den rechtlichen Rahmen gemäß Berufsrecht, Ordnungsrecht, Leistungsrecht und Haftungsrecht für die Pflegehilfe (angelernt), Pflegefachassistenz, Pflegefachperson und akademische Pflegefachperson.
Herr Kalwitzki griff die Perspektive der Organisationsentwicklung auf und betonte, dass die Regelungen zu den Obergrenzen der Personalbemessung für die vollstationäre Langzeitpflege nach § 113 c SGB XI Kann-Bestimmungen sind. Bis mindestens 2026 sei nicht mit einer verpflichtenden Umsetzung zu rechnen. Einrichtungen haben daher jetzt Zeit, attraktive Arbeitgeber zu werden und hierzu eine transparente, verlässliche und effiziente Arbeitsorganisation entwickeln. Ausgehend von einer Ist-Analyse, in deren Mittelpunkt die Frage „Wer erbringt aus welchem Grund welche Aufgaben – und ist das fachlich korrekt?“ stehen sollte und einer individuellen Kompetenzanalyse können Planungen vorgenommen werden, die eine Grundlage für Weiterentwicklung, Rekrutierung und Einsatz von mehr Personal bilden. Das soll nicht bedeuten, dass Pflegetätigkeit in kleine Arbeitsschritte zerlegt und auf die unterschiedlichen pflegerischen Qualifikationen aufgeteilt wird, sondern es muss eine professionell differenzierte Ganzheitlichkeit ermöglicht werden. Erforderlich sind hierfür klare Rollendefinitionen, die von den Pflegenden angenommen und ausgefüllt werden können.
Frau Dubois und Frau Kurzhals betonten, wie wichtig es sei, dass Pflegekräfte die verschiedenen Rollen im Berufsalltag und ihre Haltung zum eigenen Kompetenzbereich stärken. Die Einstellung dem eigenen Beruf und den damit einhergehenden Kompetenzen und Zuständigkeiten gegenüber sehen sie als Schlüssel für einen Beruf mit Perspektive, auch bezogen auf die Gewinnung zukünftiger Fachkräfte.
In der engagierten Diskussion sahen die Teilnehmenden eine Stärkung des Selbstbewusstseins der Pflegeberufe als dringend erforderlich an, um einen qualifikationsgerechten Einsatz in der Pflege umzusetzen sind Unterstützungsangebote erwünscht und wichtig. Des Weiteren sollten Karrierepfade sichtbarer gemacht werden und ein Angebot qualifizierter Weiterbildung zugänglicher sein.
Forum 3: Neue Arbeitsmodelle in der ambulanten Pflege

Bild: Stefan Deutsch
Moderation: Julia Beck, ArbeitGestalten GmbH
Impuls: Dr. Elisabeth Hahnel, IGES Institut GmbH
Stimmen aus der Praxis:- Uta Kirchner, Inhaberin & Geschäftsführerin Pflegedienst 4-bei mir
- Stephan Lehmann, Pflegedienstleiter Felix Pflegeteam
Frau Dr. Hahnel präsentierte den Teilnehmenden in Ihrem Impulsbeitrag ausgewählte Erkenntnisse aus verschiedenen Studien des Forschungs- und Beratungsinstituts IGES zu neuen Modellen der Arbeitsorganisationen in der ambulanten Pflege. Die Studien wurden im Rahmen der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) von den beteiligten Bundesministerien in Auftrag gegeben.
Im Rahmen der Studien werden verschiedene Lösungsansätze zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen in der ambulanten Pflege identifiziert und überprüft, ob Sie auf die hiesigen Rahmenbedingungen auf Bundes- und Landesebene bspw. Auf die Abrechnungsmodalitäten gemäß SGB V und SGB XI übertragbar sind. Frau Dr. Hahnel ging hier exemplarisch auf die Ansätze der personenzentrierten Pflege und die Arbeitsorganisation in selbstverantwortlichen und selbstorganisierten Pflegeteams, in Anlehnung an dem Modell Buutzorg, ein. Zusammenfassend betonte sie, dass insbesondere in Hinsicht auf die regionalen, personellen sowie betrieblichen Unterschiede in den Einrichtungen die untersuchten „neuen“ Modelle nicht eins-zu-eins auf jede Einrichtung übertragbar sind. Vielmehr sollen Sie ähnlich wie ein „Baukasten-System“ genutzt werden, indem einzelne Aspekte herausgegriffen und implementiert werden.
Uta Kirchner und Felix Lehmann, beide aus der ambulanten Pflege, berichteten über verschiedene Aspekte der Arbeitsorganisation in ihren Einrichtungen. So arbeiten bei 4-bei-mir selbstverantwortliche Teams kiezbezogen und personenzentriert unter Einbindung und Aktivierung des persönlichen Netzwerks der zu pflegenden Personen. Im Felix Pflegeteam setzt die Leitung auf Mitarbeiterbindung durch gute Arbeitsorganisation und fördert gezielt aufstiegswillige Pflegekräfte durch Weiterbildung und Einsatz in Spezialpflegeteams, wie bspw. ambulante psychiatrische Pflege.
Forum 4: Einsatz technischer Assistenzsysteme in der Pflege

Bild: Stefan Deutsch
Moderation: Ulrike Braeter, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH
Impuls: Tobias Kley, Pflegepraxiszentrum Berlin und Dr. Anja Ludwig, Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung
Stimmen aus der Praxis:- Jasper Böckel, Myosotis GmbH
- Ursula Oleimeulen und Angelique Kroll, Pflegewerk
Eingangs wurde das Thema „technische Assistenzsysteme“ aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Frau Dr. Ludwig erläuterte Aktivitäten der Initiative Pflege 4.0 – made in Berlin und ging dabei insbesondere auf die neue Zusatzqualifizierung Pflege 4.0 ein. Tobias Kley stellte Erfahrungen des Pflegepraxiszentrums Berlin vor, Angelique Kroll berichtete von ersten Erfahrungen mit dem Einsatz des Assistenzroboters Lio in einer Pflegeeinrichtung und Jasper Böckel stellte aus Entwicklersicht die Einführung und Anwendung der Myo-App in Pflegeeinrichtungen vor.
Links zum Einsatz technischer Assistenzsysteme in der Pflege-
Initiative Pflege 4.0 – made in Berlin
(https://www.berlin.de/sen/pflege/grundlagen/pflege-4-0/) -
Zusatzqualifizierung Pflege 4.0
(https://digitalekompetenzenpflege.de/) -
Assistenzroboters Lio
(https://www.fp-robotics.com/de/lio/) -
Myo-App
(https://myo.de/)
- Im Idealfall kann der Einsatz technischer Assistenzsysteme zum Überdenken bestehender Prozesse und zu ihrer Optimierung führen. Pflege kann dann in stärkerem Maße bedarfsgerecht eingesetzt werden bspw. wenn Vitalwerte in der Nachtroutine über Sensoren erfasst werden und Pflegebedürftige nur und unmittelbar bei Problemen aufgesucht werden.
- Gleichzeitig ergeben sich neue Fragen zu Rechtssicherheit und Ethik, es entstehen neue Anforderungen an Räume und Ausstattung ebenso sowie neue Rollen in der Pflege z. B. „Nurse-IT“. Ein positives Betriebsklima mit einer guten Fehlerkultur und der ernsthafte Umgang mit Bedenken und Ängsten sind Voraussetzung für das Gelingen der Einführung technischer Assistenzsysteme in der Pflege und ihren dauerhaften Einsatz.
- Für die Pflegekräfte ergibt sich mit der neuen Technik eine Veränderung ihres Berufsbildes. Mehr Zeit für ihre eigentlichen pflegerischen Aufgaben stehen auch Ängste vor Mehrarbeit, vor Arbeitsplatzverlust und vor Geringschätzung ihres Erfahrungswissens gegenüber. Es braucht eine gute Abstimmung zwischen technischen und pflegerischen Fachkräften. Gleichzeitig braucht und ermöglicht der Einsatz technischer Assistenzsysteme für Pflegekräfte und Pflegebedürftige eine stärkere Einbindung ihrer Sicht auf Pflegeprozesse, Empowerment sowie eine Intensivierung der Kommunikation. Es entstehen z. T. auch ganz neue Interaktionsprozesse.
- Geeignete Systeme können und sollen für Pflegebedürftige mehr Teilhabe ermöglichen. Pflegebedürftige sollten bei der Entwicklung bzw. der Planung des Einsatzes technischer Assistenzsysteme nach Möglichkeit mit einbezogen werden. Oft fehlt diese aktive Einbindung noch.
Veröffentlichungen
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Hinweise für Praxisanleitende im Land Berlin - Praxisanleitung im Sinne der Pflegeausbildungs- und Prüfungsverordnung (PflAPrV)
PDF-Dokument (181.3 kB)
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Ausbildung in der ambulanten Pflege in Berlin - Planungshilfe
PDF-Dokument (642.9 kB)
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Ausbildung in der Pflege – nach dem Pflegeberufereformgesetz
Handbuch für die Praxis
PDF-Dokument (3.0 MB)
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Abteilung Pflege
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