Verleihung der Spandauer Ehrennadel 2016

Die Spandauer Ehrennadel wurde am 4. Oktober 2016 zum fünfzehnten Mal an Personen verliehen, die sich über längere Zeit in besonderer und herausragender Weise für das Gemeinwohl im gesellschaftspolitischen Bereich in Spandau verdient gemacht haben.

Das Findungsgremium – bestehend aus Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank, seinem Stellvertreter Carsten-M. Röding, dem Bezirksverordnetenvorsteher Joachim Koza und seiner Vertreterin Gaby Schiller – hatte in diesem Jahr fünf besondere Mitbürger ausgewählt, deren Verdienste um den Bezirk Spandau mit dieser höchsten Auszeichnung des Bezirks gewürdigt werden:

Helmut Götzner

„Herz und Seele des Vereins DJK Spandau“

Helmut Götzners Vater verließ Berlin nach dem Ersten Weltkrieg in Richtung Oberschlesien. Dort war er nach seinem Kriegseinsatz als Gendarm bei der Landpolizei tätig und heiratete die Tochter eines ortsansässigen Großbauern. Von den vier Kinder des Paares starben beide Töchter jung, nur Helmut Götzner und sein jüngerer Bruder Herbert wuchsen heran. Der Polizist wurde im Lauf der Jahre oft versetzt und so ging Helmut schließlich in Oppeln zur Schule. Doch noch während der Schulzeit begann der Zweite Weltkrieg und auch Helmut Götzner wurde mit seinem Mitschülern als Luftwaffenhelfer ausgebildet und später auch zur Wehrmacht eingezogen.

Die Wirren des Krieges brachten den jungen Soldaten nach Italien, wo er schließlich in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Seine guten Englisch-Kenntnisse verhalfen ihm jedoch schnell zu einer Stellung bei den amerikanischen Truppen. Später wurde ihm sogar die amerikanische Staatsangehörigkeit angeboten, doch der junge Helmut Götzner wollte nach Berlin, wo seine Verwandtschaft lebte. Nach Überwindung vieler Schwierigkeiten gelangte er dann im Mai 1945 nach Spandau und traf seine Mutter wieder.

Sein gutes Zeugnis aus der amerikanischen Gefangenschaft verhalf ihm zu einer Anstellung bei der Amerikanischen Militärregierung in Dahlem. Dort lernte Helmut Götzner auch seine Frau Ingeborg kennen und beide heirateten am 14.06.1947. Seine schon in jungen Jahren gemachten Erfahrungen nutzte Helmut Götzner und begann eine Ausbildung bei der Berliner Polizei in der Polizeischule in der Spandauer Radelandstrasse. In den 50-er Jahren bildete Herr Götzner sich weiter, absolvierte weitere Ausbildungsgänge und arbeitete dann bis zu seiner Pensionierung bei der Kriminalpolizei.

Das Ehepaar Götzner hat drei Söhne und eine Tochter, die heute leider nicht alle hier sein können.

Neben der beruflichen Tätigkeit engagiert sich Helmut Götzner auch seit Jahrzehnten für den Sport in Spandau. Während der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft wurde neben anderen Organisationen auch die katholische Sportorganisation DJK verboten. In der Nachkriegszeit erfolgten in vielen Regionen Deutschlands Neugründungen von DJK- Vereinen. So gehörte Helmut Götzner am 21. September 1955 in der Pfarrei St. Wilhelm zu den Gründungsmitgliedern der DJK Spandau. Auch seine Frau und sein Sohn Manfred sind Vereinsmitglieder der ersten Stunde.

Helmut Götzner übernimmt die Position des Geschäftsführers, die er mit einigen Unterbrechungen jahrzehntelang ausübt. von 1964 bis 1966 amtiert er erstmals als Vereinsvorsitzender und übt weiterhin die Funktion des Geschäftsführers aus, die er auch danach weiter ausübt. Zu der Keimzelle des Vereins, die aus den 8 Paddelbooten der Gemeinde und dem Kanusport besteht, kommen im Laufe der Jahre weitere Sportarten, wie zum Beispiel Leichtathletik und Basketball hinzu.

In den Folgejahren legt er Übungsleiterprüfungen in der Leichtathletik, beim Basketball und beim Berliner Turnerbund ab. Esa folgt seine Bestellung zum Sportabzeichen-Abnahme-Berechtigten.

Von 1978 bis 1991 ist er erneut Vereinsvorsitzender und wird anschließend zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 16 Jahre später bitten ihn die Vereinsmitglieder, erneut erfolgreich, den Vorsitz noch einmal zu übernehmen. Da ihm das Wohl des inzwischen ökumenisch geöffneten Vereins so sehr am Herzen liegt, amtiert er nun seit 2007 wieder als Vereinsvorsitzender. Diese Aufzählung lässt erahnen, wie viel die Arbeit von Helmut Götzner für seine Verein und dessen Mitglieder bedeutet.
Die Zahl der Wettkämpfe, Sportfeste und weiterer Veranstaltung, die Helmut Götzner in den vergangenen sechs Jahrzehnten federführend organisiert hat, ist unendlich.

Mehrmals fungierte Herr Götzner auch als Bezirksbetreuer und Quartiermeister bei Katholiken- und Evangelischen Kirchentages sowie beim Deutschen Turnfest.

Neben seinem lebenslangen Engagement für den Sport ist Herr Götzner auch für die Gewerkschaft der Polizei in Berlin aktiv gewesen und gehörte über 35 Jahre als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Sozialkommission des Bezirks Spandau an. Die von ihm verfassten Beiträge für die Zeitung des Ehrenamtlichen Dienstes waren immer lesenswert und unterhaltend geschrieben. Auch im Pfarrgemeinderat seiner Kirchengemeinde St. Wilhelm war Herr Götzner über viele Jahre aktives Mitglied.

Herr Götzner, der leider vor zwei Jahren den Verlust seiner Ehefrau erleiden musste, feierte vor wenigen Wochen seien 90. Geburtstag. Dieser runde Geburtstag, an dem er im Kreise vieler Gratulanten auf ein Leben voller Engagement und Hingabe für das Gemeinwohl auf vielfältigen Gebieten zurückblicken konnte, ist für den Bezirk Spandau ein mehr als willkommener Anlass, ihn nun auch mit der höchsten Auszeichnung des Bezirks zu ehren.

Die goldene Spandauer Ehrennadel für Helmut Götzner!

Reinhard Hoffmann

„Jahrzehnte für Jugend und Kunst in Spandau“

Lange hielt sich im vergangenen Jahrhundert die oft im Spaß formulierte Ansicht: “Jeder zweite Berliner ist in Breslau geboren”. In diesem Sinne ist klar, dass Reinhard Hoffmann ein echter Berliner ist, denn er ist im heutigen Wroclaw, dem früheren Breslau geboren. Die geschichtlichen Umstände wollten es so, dass er als kleines Kind gemeinsam mit seiner Großmutter, seiner Mutter und seinem Bruder im Jahr 1946 seine Geburtsstadt verlassen musste und gemeinsam mit tausenden Anderer die Flucht nach Westen antreten musste. Im niedersächsischen Braunschweig fand die Familie zuflucht und im Jahr 1947 kehrte dann auch der Vater, der in Breslau eine Buchhandlung besessen hatte und dann später in den Polizeidienst eintrat, aus Kriegsgefangenschaft zur Familie zurück.
In der Stadt des Löwen schloss Reinhard Hoffmann dann im Jahr 1964 die Schule ab und kam zum Studium der Malerei und Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste nach Berlin. Herr Hoffmann schloss sein Studium als “Meisterschüler” ab, wodurch er ein weiteres Jahr an der Hochschule arbeiten konnte.
1971 begann Her Hoffmann dann ein Referendariat an der Spandauer Lily-Braun-Oberschule, dem heutigen Lily-Braun-Gymnasium. Niemand konnte damals ahnen, dass er dieser Schule dann ein ganzes Berufsleben lang treu bleiben würde, er selbst wohl eingeschlossen.
Seine persönlichen Zelte hat er allerdings nie in der Havel- und Zitadellenstadt Spandau aufgeschlagen, er wohnte in Berlin zunächst zur Untermiete in Charlottenburg, dann -ganz wie es sich für einen Studenten gehörte- in einer Wohngemeinschaft in Kreuzberg und schließlich fand er später im Nachbarbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf seine Bleibe.

Die Liebe zur Kunst bescherte Herrn Hoffmann dann auch die Frau für’s Leben: Bei der Eröffnung einer Ausstellung im fränkischen Hof an der Saale lernte er seine heutige Ehefrau Erika kennen, die zu dieser Zeit als Lehrerin im Dienst des Freistaates Bayern stand. Offenbar sprachen viele gute Argumente für Herrn Hoffmann, denn es gelang ihm, seine Frau zum Umzug nach Berlin zu bewegen und das beschauliche Franken mit der harten Realität des Berliner Wedding zu tauschen, wo sie fortan als Lehrerin tätig war. In der Jahren 1979 und 1981 wurden die Töchter Lena und Selma geboren, die die Familie Hoffmann komplettierten.

Der engagierte Kunst-Lehrer Reinhard Hoffmann übernahm im Jahr 1979 die Leitung des Fachbereiches Kunst an der Lily-Braun-Oberschule und wurde zugleich Bezirksfachberater für das Fach Kunst im Bezirk Spandau.

Herr Hoffmann erweiterte mit weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern schließlich im Jahr 1988 das Angebot für kunstbegabte Schülerinnen und Schüler durch die erstmalige Durchführung Bildnerischer Werkstätten.
Hier haben Schülerinnen und Schüler aller Schularten von der 5. bis zur 13. Klasse die Möglichkeit, vier bis fünf Tage konzentriert gemeinsam in den Werkstätten künstlerisch zu arbeiten. Dieses erfolgreiche Format fand in diesem Jahr bereits zum 28. Mal statt und Gründungsvater Reinhard Hoffmann kann mit Stolz auf das Erreichet blicken. Die alljährliche Ausstellung in der Zitadelle Spandau dokumentiert die Arbeitsergebnisse, wobei Wert darauf gelegt wird, dass von jedem Teilnehmer mindestens eine Arbeit gezeigt wird. Zudem erscheint regelmäßig ein ca. 100-seitiger Katalog, in dem die Werkstätten in Text und Bild vorgestellt werden. Der Höhepunkt in jedem Jahr ist dann die Verleihung des “Spandauer Jugendkunstpreises”, mit dem die beste Gesamtleistung einer Gruppe ausgezeichnet wird.
Dies Projektarbeit war sicherlich ein großer Schritt für die Kunsterziehung an Spandauer Schulen, doch Herr Hoffmann wollte mehr. Mit dem damaligen Schulrat Rolf-Dieter Meißner an seiner Seite entstand die Idee eine Jugendkunstschule für Spandau ins Leben zu rufen. Es passte dabei nur zu gut, dass zu dieser Zeit die Bastion Kronprinz hier in der Zitadelle Spandau ausgebaut werden sollte. Herr Hoffmann und sein Team ließen nicht locker und 1996 war es so weit: die KUNSTBASTION, die Spandauer Jugendkunstschule konnte eröffnet werden. In den 20 Jahren ihres Bestehens ist die KUNSTBASTION eng mit Reinhard Hoffmann verbunden. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand leitete er die Einrichtung und ist auch danach fester Bestandteil des Teams geblieben. auch in diesem Jahr gehörte übrigens die Werkstatt “seines” Lily-Braun-Gymnasiums zu den Preisträgern des Jugendkunstpreises
Der Ruhestand bedeutet für Herrn Hoffmann jedenfalls nicht, sich zurückzulehnen und anderen bei der Arbeit zuzuschauen, sonder sich weiterhin für das Begeistern von Kindern und Jugendlichen für das künstlerische gestalten zu begeistern.
Das einzige Zugeständnis an den Ruhestand bilden da wohl die nun gelegentlich durchgeführten Reisen in dass Ferienhaus in Franken, die Heimat seiner Ehefrau, die wie er selbst sagt “einiges ertragen musste”, das Wirken Ihres Ehemannes als selbst engagierte Pädagogin dann doch immer wieder unterstützt hat.

Für sein unermüdliches Wirken für die Jugend und die Kunst bedankt sich Spandau bei Herrn Reinhard Hoffmann mit der Verleihung der Spandauer Ehrennadel 2016.

Christine und Klaus Hoppmann

„Zwei Motoren des Zusammenlebens im Falkenhagener Feld“

Mit Christine und Klaus Hoppmann wird heute erst zum zweiten Mal ein Ehepaar mit der Spandauer Ehrenadel ausgezeichnet. Beide sind keine gebürtigen Spandauer, doch einen großen Teil Ihres Lebens und Wirkens verbrachten sie in der Havel- und Zitadellenstadt.
Christine Hoppmann wurde in Schöneberg geboren und wuchs dort auf. Nach dem Abschluss der höheren Wirtschaftsschule begann sie ihre berufliche Laufbahn in der Bundesdruckerei.
Klaus Hoppmann wuchs weiter nördlich im Bezirk Wedding auf und absolvierte nach Abschluss seiner Schulausbildung zunächst eine Lehre als Speditionskaufmann. Schnell bemerkte er jedoch, dass dies nicht die Tätigkeit ist, die er auf Dauer ausüben möchte. So begann Herr Hoppmann eine weitere Ausbildung und ließ sich an der Fachhochschule zum Betriebswirt ausbilden. Im Werkzeugmaschinenhandel durchlief er anschließend vom Verkauf über die Funktion des Prokuristen bis zur Geschäftsleitung nahe zu alle Stufen dieser Tätigkeit. Nach etwa 8 Jahren in diesem Wirtschaftszweig wechselte Herr Hoppmann dann zur GEFA-Bank, die sich im Bereich der Wirtschaftsfinanzierung betätigt. Dort arbeitete Herr Hoppmann bis zum Eintritt in den Ruhestand.

Neben der Berufstätigkeit spielte Herr Hoppmann auch Fußball, und das sollte für den weiteren Lebensweg von entscheidender Bedeutung sein, denn er jagte dem runden Leder bei Hertha BSC nach. Zu Bundesliga-Einsätzen reichte es zwar nicht, aber eine Saisonabschlussfahrt nach Spanien sollte seine Leben verändern. Dort lernte der junge Fußballer nämlich seine Christine kennen, die just zur selben Zeit mit ihrer Mutter dort einen Urlaub verlebte. Die beiden lernte sich kennen und lieben und wurden schließlich ein Paar. Die erste gemeinsame Wohnung wurde dann im Jahr 1974 in Spandau gefunden. Im Jahr 1977 bekam das Ehepaar Hoppmann dann eine größere Wohnung und die Familie wurde in den Jahren 1978 und 1985 durch die beiden Töchter Constance und Laura vervollständigt. Heute leben beide Töchter etwas räumlich getrennt von ihren Eltern in der Schweiz und in Süddeutschland.

Die Geburt der Töchter war auch gleichbedeutend mit dem Beginn des bürgerschaftlichen Engagement des Ehepaares Hoppmann. Christine Hoppmann, die immer gern gearbeitet hat, war nach der Geburt ihrer Töchter nicht mehr in Vollzeit berufstätig und widmete sich zusätzlich der ehrenamtlichen Arbeit und hier vor allem in der evangelischen Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde. Es begann mit der Eltern-Kind-Gruppe, später kamen so viele Projekte und Gruppen hinzu, dass eine vollständige Aufzählung den Rahmen der heutigen Veranstaltung sprengen würde. Viele dieser Projekte waren in der Kinder- und Jugendarbeit angesiedelt, aber auch die Organisation verschiedener Börsen, wie z.B. für Kinder- und Erwachsenenkleidung, Spielzeug und Bücher gehen auf Ideen und tatkräftiges “Anschieben” von Frau Hoppmann zurück. Im Jahr 2005 installiert Sie die erste Ausgabestelle der Aktion “LAIB und SEELE” in einer Spandauer Kirchengemeinde und führte auch dieses Projekt zum Erfolg.

Daneben engagierte sich Frau Hoppmann gemeinsam mit ihrem Ehemann auch in den Gremien ihrer Paul-Gerhardt-Gemeinde. Beide gehören über einen langen Zeitraum dem Gemeindekirchenrat an und setzten auch hier immer wieder wesentliche Akzente. Die Schwerpunkte dieser Arbeit haben sich naturgemäß im Laufe der Jahrzehnte verändert, aber das Engagement des Ehepaares Hoppmann blieb konstant und beispielgebend.

Zu den ganz großen Projekten, die ohne den persönlichen Einsatz des Ehepaares Hoppmann womöglich nie realisiert worden wären, gehört ohne jeden Zweifel das im Jahr 2010 nach drei Jahren Planung und Bauzeit eröffnete Mehrgenerationenhaus. Ganz im Sinne der Beteiligten wurde das Haus im Laufe der Jahre zu einem Ort der Begegnung und Vernetzung von Menschen unterschiedlicher Generationen, soziologischer und ethnologischer Herkunft. Bildung, Beratung, Kultur gehören ebenso dazu, wie Möglichkeiten zur Selbsthilfe und zu bürgerschaftlichem Engagement.

Klaus Hoppmann, der sich auch vorher schon unter anderem als Elternvertreter, als Mitbegründer des Freundeskreises der Grundschule Am Beerwinkel und des Vereins zur Förderung von Schulpartnerschaften Berlin-Peking an der damaligen Lily-Braun-Oberschule, heute des Lily-Braun- Gymnasiums, betätigt hatte, wurde für das Projekt Mehrgenerationenhaus einer der maßgeblichen Helfer. Seine beruflichen Kenntnisse und sein Engagement ergänzten sich zum Wohle des Projektes in geradezu idealer Art und Weise.

Mit ihrer langjährigen und leidenschaftlichen Arbeit für die Menschen und das Zusammenleben im Ortsteil Falkenhagener Feld und im Bezirk Spandau hat das Ehepaar Hoppmann bleibende Spuren gelegt.

Dafür bedankt sich der Bezirk Spandau heute mit der Verleihung der Spandauer Ehrennadel 2016 und spricht beiden die höchste Anerkennung aus.

Klaus Prosche

„Vermesser und Gewerkschafter für Spandau“

Klaus Prosche erblickte das Licht der Welt inmitten des 2. Weltkrieges im Berliner Bezirk Wedding. Der “Rote Wedding” war vielen ein Begriff als ein Stadtviertel, das als Hochburg der Arbeiterschaft und auch der Gewerkschaftsbewegung galt. In diesem Bezirk absolvierte Klaus Prosche seine Schulausbildung und schloss diese im Jahr 1960 an der Ernst-Reuter-Oberschule, einer der ersten Gesamtschulen Berlins, ab. Lehrer und später Direktor an dieser Schule war Herr Professor Ulrich-Johannes Kledzik. Herrn Prosche ist es ein besonderes Anliegen und wie uns allen eine große Freude, Herrn Professor Kledzik hier und heute unter den Gästen dieses Festaktes begrüßen zu dürfen.
Von 1960 bis 1963 absolvierte Klaus Prosche eine Ausbildung zum Vermessungstechniker, arbeitete in diesem Beruf anschließend und schloss parallel dazu schließlich im Jahr 1968 an der Technischen Fachhochschule sein Studium als Diplom-Ingenieur ab. Nur wenige Tage nach der Prüfung trat er in den Dienst des Bezirksamtes Spandau als Vermessungsingenieur ein. Bis zum Eintritt in den Ruhestand blieb er im Spandauer Vermessungsamt tätig. Die Familie lebte weiterhin in der 1-Zimmer-Studenten-Wohnung im Wedding, selbst als Sohn Dirk im Jahr 1967 geboren wurde. Der beruflichen Hinwendung nach Spandau folgte bald auch die private. Ende 1968 zog die Familie Prosche endlich in eine größere nach Spandau und hier wurden dann auch Sohn Frank geboren.

Schon sehr früh engagierte sich Klaus Prosche neben seiner beruflichen Tätigkeit als Vermesser, der er mit Leib und Seele war und ist, auch in der Gewerkschaft. Nach einer Strukturänderung im Jahr 1969 entfiel die hauptamtliche Leitung des DGB-Kreisverbandes Spandau. Um dennoch regionale Strukturen zu erhalten übernahm Herr Prosche zunächst als stellvertretender Vorsitzender und später als ehrenamtlich wirkenden Vorsitzender die regionale Leitung der Gewerkschaftsarbeit im Bezirk Spandau, die er dann über 30 Jahre lang ununterbrochen wahrnahm. Darüber hinaus amtierte er über viele Jahre als Mitglied und auch als Vorsitzender des Personalrates beim Bezirksamt Spandau.

Als persönlich prägend schildert Herr Prosche einen dreiwöchigen Aufenthalt in der damaligen UdSSR, an dem er als Mitglied des Arbeitskreises der Betriebs- und Personalräte der Evangelischen Landeskirche gemeinsam mit anderen (West-)Berliner Teilnehmern erlebte.

Besonders stolz ist Klaus Prosche auf die unter seiner Leitung entstandene Initiative zur Einführung des “Spandauer Gewerkschaftsmarktes”, der erstmals am 1. September 1984 durchgeführt wurde und seitdem fester Bestandteil des Spandauer Veranstaltungskalenders ist. Das bewusst gewählte Datum des alljährlichen Marktes jeweils am ersten Sonnabend im September soll auch Mahnung an den Überfall des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland auf Polen am 1. September 1939 sein und die Erinnerung an diese dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte immer wieder aktiv in das Bewusstsein der Menschen rufen und deutlich machen, dass zum Frieden immer auch unabdingbar der soziale Frieden gehört.

Auch der Bereich der Nachwuchsförderung im Vermessungswesen als seinem Fachgebiet liegt Herrn Prosche sehr am Herzen. Über 30 Jahre lang, davon die letzten 15 Jahre als vorsitzender gehört eer dem Prüfungsausschuss für Vermessungstechniker in Berlin an, bis er im Jahr 2013 diese Funktion niederlegte.

Im Bezirksamt Spandau gibt es wie in vielen anderen Betrieben und Verwaltungen die Möglichkeit für Beschäftigte, sich gemeinsam sportlich zu betätigen. Auch hier gehörte Klaus Prosche zu den Gründungsmitgliedern. Allerdings ist Spandau auch auf diesem Gebiet der etwas andere Bezirk: Gegründet wurde nicht etwa eine Betriebssportgruppe (die hat ja jeder…) sondern eine Freizeitsportgruppe, denn so Klaus Prosche , nicht der Leistungsgedanke soll im Vordergrund stehen, sondern die gemeinsame Freizeitgestaltung. Fast schon folgerichtig übernahm Herr Prosche auch hier für 12 Jahre den Vereinsvorsitz und ist natürlich noch immer Vereinsmitglied.

Noch vor den historischen Ereignissen des Jahres 1989 gehörte Klaus Prosche auch zu einem Kreis von Menschen, die gute Kontakte von Vertretern der Bundeswehr nach Berlin für wünschenswert hielten, um die besondere Rolle Berlins auch für diesen Personenkreis deutlicher zu machen. So gehörte er auf Initiative des damaligen Spandauer Bezirksstadtrates Fredy Stach schließlich zu den Gründungsmitgliedern der Interessengemeinschaft Marine, in der er auch heute noch als Vorstandsmitglied aktiv mitarbeitet, obwohl sich glücklicherweise kurz nach der Vereinsgründung die Beziehungen der Bundeswehr zu Berlin dramatisch verändert haben.

Nach dem Jahr 1989 unterstützte Klaus Prosche mit seinem langjährigen Erfahrungen in der Personalratsarbeit auch Kolleginnen und Kollegen in Spandaus Nachbargemeinden Falkensee und Potsdam aktiv beim Aufbau entsprechender Strukturen.

Aber nicht nur der der Gewerkschafter Klaus Prosche hat sich immer wieder eingemischt, auch der Privatmann Klaus Prosche hat sich engagiert. Er gehörte zu den entschiedenen Gegner eines Ausbaus der Spandauer Schleuse, da dieser irreparable Schäden an der Zitadelle und vor allem dem Juliusturm, unter dem wir uns heute hier versammelt haben, hätte nach sich ziehen können.

Für sein langjähriges vielfältiges wirken für den Bezirk Spandau wird heute Herr Klaus Prosche mit der Spandauer Ehrenadel 2016 ausgezeichnet.