Verleihung der Spandauer Ehrennadel 2014

Die Spandauer Ehrennadel wurde am 24. November 2014 zum dreizehnten Mal an Personen verliehen, die sich über längere Zeit in besonderer und herausragender Weise für das Gemeinwohl im gesellschaftspolitischen Bereich in Spandau verdient gemacht haben.

Das Findungsgremium – bestehend aus Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank, seinem Stellvertreter Carsten-M. Röding, dem Bezirksverordnetenvorsteher Joachim Koza und seiner Vertreterin Gaby Schiller – hatte in diesem Jahr fünf besondere Mitbürger ausgewählt, deren Verdienste um den Bezirk Spandau mit dieser höchsten Auszeichnung des Bezirks gewürdigt werden:

BVV-Vorsteher Joachim Koza, Lotte Aurich und Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (von links nach rechts)

Lotte Aurich

„Kreatives für den guten Zweck“

Frau Lotte Aurich ist gebürtige Berlinerin. Ihre Kindheit verbrachte sie in der Schweiz, ehe sie schließlich in eine Pflegefamilie nach Spandau kam. In der Havel- und Zitadellenstadt absolvierte Frau Aurich ihre Schulausbildung, zunächst in Haselhorst und später in Spandau. Nach dem Abitur begann sie eine Ausbildung zur Grund- und Realschullehrerin. Die engagierte junge Lehrerin begann ihre Laufbahn im Schuldienst dann in der Grundschule in der ehemaligen Zwangsarbeitersiedlung in Hakenfelde. Es handelte sich um eine besondere Reformschule mit modernem Konzept. Die begeisterten Pädagogen wollten eine vorbildliche und demokratische Schule gestalten. die Verhältnisse waren schwierig, das Gebäude hatte so dünne Wände, das es keinen Musikunterricht geben durfte, wenn die Nachbarklasse ein Diktat schrieb…

Frau Aurich lernte in dieser Zeit auch ihren Ehemann Claus kennen, einen Siemensstädter. Die beiden lernten sich bei gemeinsamen Aktivitäten in einer Jugendorganisation kennen und lieben. Im Jahr 1955 heirateten die beiden und zogen bald darauf in das geerbte gemeinsame Haus in Siemensstadt ein. Schnell folgte die Geburt der drei Kinder Martin, Monika und Matthias, die für einige Jahre die Aktivitäten ihrer Mutter bestimmten. Doch mit der Einschulung des jüngsten Sprosses nahm Frau Aurich ihre Tätigkeit als Lehrerin an der Robert-Reinick-Grundschule in Siemensstadt wieder auf. Zu dieser Zeit drängten sich noch 48 Kinder in einer Klasse, eine Anzahl, die sich im Laufe der Jahre dann später glücklicherweise reduzierte. Während der vielen Jahre, die Frau Aurich an “ihrer” Schule tätig war, wandelte sich das Bild der Schule erheblich. Die früher als gutbürgerlich wahrgenommene Schule wurde in späteren Jahren oft herabwürdigend als “Türkenschule” bezeichnet. Die Schwerpunkte hatten sich verschoben und Frau Aurich widmete sich verstärkt der Durchführung von Förderunterricht für Kinder türkischer Herkunft.

Diese Veränderungen in der Sozialstruktur durch Zuzug vieler Menschen aus anderen Ländern, weckten in Frau Aurich und anderen Mitstreiterinnen und Mitstreitern das Bemühen, sich aktiv für das Verständnis zwischen Deutschen und Zuwanderern einzusetzen. So gehörte Sie zu den Begründerinnen des Arbeitskreises “Deutsche und Ausländer”, der in Zusammenwirken mit der evangelischen Kirche in Siemensstadt unter anderem mit der Organisation von Frühlings- und Sommerfesten helfen wollte, Barrieren abzubauen.

Nachdem der Ehemann von Frau Aurich aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden war, beendete Frau Aurich auch Ihre Tätigkeit im Schuldienst. Beide reisten gemeinsam vor allem in die Mittelmeerregion, wo ihr von der Archäologie begeisterter Ehemann viele Ausgrabungsstätten besuchte. Während ihr Mann sich historischen Fundstücken widmete, wandte sich Frau Aurich der Malerei zu.

Aus diesen Zeichnungen wurden dann großformatige Bilder, für die Herr Aurich dann die Rahmen baute. Sogar zu einer Ausstellung in das Spandauer Kulturhaus hat es die Künstlerin gebracht.

Die künstlerische Seite von Frau Aurich führte dann sicher auch dazu, dass sie gemeinsam mit anderen im Stadtteil aktiven Bürgerinnen und Bürgern im Jahr 1989 den ersten vorweihnachtlichen Hobbymarkt in Siemensstadt organisierte. Hobbykünstler haben hier die Möglichkeit, ihre selbst gefertigten Produkte anzubieten und zu verkaufen. Die ersten Veranstaltungen wurden im Sportzentrum des SC Siemensstadt durchgeführt, aber das stetig wachsende Interesse führt bald zu einem Umzug ins Hotel Holiday Inn am Rohrdamm.

Heute sind es gut vierzig Aussteller, die ihre Bastelarbeiten anbieten. Wichtig ist für Frau Aurich aber nach wie vor, dass keine kommerziellen Angebote gemacht werden dürfen, sondern nur “Eigenbauten”. Der von den Organisatoren erbetene Spendenanteil kommt in jedem Jahr sozialen Zwecken zu Gute.

Schließlich lässt sich der Markt auch als Anregung verstehen, eigene kreative Potentiale zu wecken und zu fördern und ist so auch ein Beitrag zur dezentralen Kulturarbeit in Spandau.

Grund genug, heute mit der Verleihung der Spandauer Ehrennadel an Frau Lotte Aurich für ein so langjähriges Engagement laut und vernehmlich DANKE zu sagen.

BVV-Vorsteher Joachim Koza, Peter Herzog und Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (von links nach rechts)

Peter Herzog

„Bewahrer eines geheimnisvollen Ortes“

Herr Peter Herzog ist ein Ur-Spandauer. In der Jagowstraße und der Seeburger Straße zur Schule gegangen, in der Neuendorfer Straße die Berufsausbildung absolviert und dann im Familienbetrieb in der Seeburger Straße das Arbeitsleben verbracht. Das nennt man Bodenständigkeit …
Peter Herzogs Vater war Inspektor in der Spandauer Schultheiss-Brauerei und machte sich nach dem zweiten Weltkrieg mit sechs Pferden und Wagen selbstständig. Da lag eine zum elterlichen Fuhrbetrieb passende Berufsausbildung für Sohn Peter nahe. Doch so eine Ausbildung zum Kfz-Schlosser kann auch ganz andere Weichen für das Leben stellen: Die junge Frau, bei der der Auszubildende Peter Herzog immer Ersatzteile abholte, fand Gefallen an “dem mit den Anlassern”, der immer wieder bei ihr im Ersatzteilhandel erschien. Bei den beiden funkte es und 1960 führte Peter Herzog seine Regina zum Traualtar. Mit der Geburt der Kinder Christina und Marko war die Familie dann komplett.

Gemeinsam mit Tochter Christina übernahm Peter Herzog dann im Jahr 1982 den väterlichen Fuhrbetrieb und führte das Familienunternehmen weiter. Zum Stadtverkehr kamen auch Fernlastzüge hinzu, so dass Peter Herzog die sechs Pferde seines Vaters weit hinter sich gelassen hat. Die Firma Herzog war über viele Jahre hinweg ein verlässlicher Partner für viele Spandauer Institutionen wie zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft Altstadt und das Spandauer Kunstamt. Über das Fuhrgeschäft hinaus war Herr Herzog an der Planung und Durchführung manches Festes in der Havel- und Zitadellenstadt Spandau beteiligt. Ob es eine der 750-Jahrfeiern des Bezirks, die Begrüßung der U-Bahnlinie 7 oder der erste Spandauer Weihnachtsmarkt war, Peter Herzog hat sich engagiert.

Einen besonders guten Kontakt pflegte Herr Herzog zum ehemaligen Spandauer Kunstamtsleiter, dem unvergessenen Gerd Steinmöller. Ein der Episoden die sich um diese Zusammenarbeit rankt, ist die Rückführung einer alten Spandauer Kanone aus dem russischen Chabarowsk hier in die Zitadelle Spandau im Jahr 1993.

Untrennbar verbunden mit dem Namen Peter Herzog ist allerdings das Fort Hahneberg in Staaken. Schon als Kind hatte er in der Nachkriegszeit die Anlage, deren Betreten verboten war, mit Freunde oft besucht. Es war ein Abenteuerspielplatz für die jungen Burschen, dessen Faszination Peter Herzog dann auch in Zukunft nicht mehr loslassen sollte. Damals war die Anlage noch weitgehend intakt, später wurde sie als Baustoffdepot genutzt. Viele Jahre lang lag das Fort dann im unmittelbaren Grenzgebiet und war damit nicht mehr zugänglich.

Nach dem Überwinden der deutschen Teilung stellte sich schnell die Frage, wie mit der alten Festungsanlage umzugehen sei. Erneut sahen einige Menschen die historische Stätte als billige Baustoffbeschaffungsanlage an und nahmen aus dem Fort mit, was nicht niet- und nagelfest war. Schnell war klar, dass die Anlage aus historischen aber auch praktischen Gründen gesichert werden musste. Da weder westliche noch östliche Dienststellen über die nötigen Finanzmittel verfügten, um dies zu gewährleisten, stellte Peter Herzog als Mann der Tat seine LKW kurzerhand zum Transport von nicht mehr benötigten DDR-Grenzzäunen zur Verfügung, mit denen dann in Abstimmung mit Polizei und Verwaltung das Fort gesichert wurde.

Schnell war klar, dass Erhalt und Fortentwicklung der Anlage nur durch bürgerschaftliches Engagement möglich sein würden. Peter Herzog gehörte zu den Gründungsmitglieder des Vereins „Arbeits-und Schutzgemeinschaft Fort Hahneberg“, deren Aufgaben zunächst überwiegend aus Schutz- und Sicherungsmaßnahmen bestand, um Fort der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen zu können. Im vergangenen Jahr feierte der Verein, den Peter Herzog einige Jahre als Vorsitzender leitete und dessen Ehrenvorsitzender er heute ist, sein 20-jähriges Bestehen und kann mit Stolz auf das Erreichte zurückblicken. Peter Herzog hat daran einen großen Anteil und vergisst nie, die nächsten ehrgeizigen Ziele zu formulieren. Vielleicht hilft ja die Spandauer Ehrennadel in den nächsten Jahren, seine Pläne bei den verantwortlichen Dienststellen durchzusetzen…

Heute sagt Spandau jedenfalls aus vollem Herzen Danke für den unermüdlichen Einsatz von Peter Herzog für den Erhalt eines bedeutenden historischen Ortes in Spandau und schließt in diesen Dank ausdrücklich auch seine Ehefrau Regina ein, die in all den Jahren ebenfalls im Verein tätig ist.

BVV-Vorsteher Joachim Koza, Rosemarie Munzel und Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (von links nach rechts)

Rosemarie Munzel

„Tanzen und Schreiben“

Frau Rosemarie Munzel ist lebenslange Spandauerin. Sie wurde in Spandau geboren und hat ihre Schulzeit in Hakenfelde verbracht, wo sie auch ihre Jugendzeit verbrachte. Bei einer Faschingsfeier in der Wohnsiedlung Hakenfelde lernte sich schließlich dort auch ihren Ehemann kennen. Das Paar zog zunächst in die Wilhelmstadt, dann ins Falkenhagener Feld und schließlich als die Familie mit den beiden Söhnen komplett war, wieder in die Wilhelmstadt, wo Frau Munzel auch bis heute lebt.

Beruflich war sie über drei Jahrzehnte in einer Arztpraxis tätig, der Schwerpunkt lag für sie jedoch, wie in dieser Zeit ja nicht unüblich, auf der Erfüllung der Aufgaben als Hausfrau und Mutter. Der Ehemann von Frau Munzel war ein begeisterter Segelflieger und Modellfluglehrer und im Deutschen Aero Club aktiv. Frau Munzel begleitet ihren Ehemann oft bei diesen Aktivitäten und wurde schon bald selbst dort aktiv. Die Qualität der schriftlichen Aufzeichnungen der Sitzungen der Vereinsgremien schienen Frau Munzel verbesserungswürdig, und so begann Sie, die schon in Schule am liebsten Aufsätze geschrieben hatte, die Sitzungsprotokolle zu verfassen. Auch nach dem frühen Tod ihres Ehemannes blieb Frau Munzel dort aktiv. Nach kurzer Zeit wurde Frau Munzel die Aufgabe der Frauenbeauftragten übertragen und sie wurde zudem Schriftführerin der Segelflugkommission des Aero Clubs. Darüber hinaus engagierte sie sich bis zum Jahr 1997 auch im Frauenausschuss des Landessportbundes Berlin.

Durch eine Zufall fand Frau Munzel im Jahr 1995 schließlich wieder den Weg zurück nach Hakenfelde. Von einer Freundin auf ein Hobby angesprochen erinnerte sich Frau Munzel daran, das sie immer gern getanzt hatte. Die Freundin nahm sie mit in den Seniorenklub Hakenfelde und dort begann eine echte Erfolgsgeschichte. Frau Munzel hatte Spaß an den Aktivitäten der Gruppe und arbeitete schnell auch in der Leitung der Gruppe mit. Sie belegte Kurse und Seminare und bildete sich zur Tanzleiterin fort. 1998 begann sie ihre aktive Mitarbeit im Bundesverband Seniorentanz e.V. und war 10 Jahre lang Vorstandsmitglied in dessen Landesverband Berlin.

Im Jahr 2001 wurde Frau Munzel erstmals als Gruppensprecherin des Seniorenklubs Hakenfelde in den damaligen Seniorenbeirat entsandt. Auch in diesem Gremium übernahm sie im Jahr 2003 die Position der Schriftführerin und übt diese bis heute ununterbrochen aus.

Nachdem aus dem Seniorenbeirat die Seniorenvertretung wurde, deren Mitglieder im Jahr 2006 erstmals gewählt wurden, stellte sich Frau Munzel bisher zwei mal für die Mitarbeit zur Verfügung und wurde in das Gremium berufen. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftführerin beteiligt sie sich regelmäßig an den Aktivitäten der Seniorenvertretung und ist auch bei den wöchentlichen Sprechstunden immer als Ansprechpartnerin “vor Ort”.

Neben ihre Aktivität im Seniorenklub Hakenfelde hat sich Frau Munzel seit 10 Jahren auch in einer weiteren Seniorentanzgruppe im Bereich der Evangelischen Kirchengemeinde Heerstrasse Nord beteiligt und leitet auch diese Gruppe bis heute.

Frau Munzel wird heute für ihr langjähriges vielfältiges Engagement in der Zitadellen- und Havelstadt Spandau mit der Spandauer Ehrennadel ausgezeichnet und muss damit etwas auf sich nehmen, was sie eigentlich gar nicht gern tut: Im Mittelpunkt stehen….

Aber, liebe Frau Munzel, heute muss das mal so sein !!!

BVV-Vorsteher Joachim Koza, Mohamed Salih und Bezirksbürgermeister Helmut Klee-bank (von links nach rechts)

Mohamed Salih

„Ich habe kein Haus – ich habe Kinder“

Herr Mohamed Salih wurde in der Nähe von Assuan in Ägypten geboren. Nach dem Besuch der Schule und Oberschule in Assuan absolvierte Herr Salih in Khartoum / Sudan, wohin sein Vater aus beruflichen Gründen gezogen war, ein Studium der Betriebswirtschaft. Nach dem Studium bestand für ihn die Möglichkeit, als Lehrer nach Saudi-Arabien zu gehen oder sich in Deutschland weiterzubilden. Mit der Erlaubnis des Vaters wagte der junge Mohamed Salih schließlich den großen Sprung nach Europa. In Deutschland angekommen führte ihn sein Lebensweg über München und Frankfurt am Main dann nach Berlin. Zunächst war Herr Salih im Hotel Kempinski tätig, ehe er später nach einem halben Jahr in Frankreich nach Tunesien wechselte, um dort am Aufbau eines ebenfalls vom Kempinski betriebenen Hotels mitzuwirken. Als Vertreter des Hoteldirektors konnte Herr Salih dort wichtige Erfahrungen machen.

Schließlich führte ihn die Hochzeit mit seiner in Berlin kennen gelernten Frau zurück nach Deutschland. Nach der Hochzeit wollte Herr Salih nun nicht mehr weiter im Hotelfach bleiben, sondern strebte eine Tätigkeit an, die es ihm ermöglichte, sich auch um die Familie zu kümmern. Schließlich begann er dann eine neue berufliche Karriere im Einzelhandel. Fast dreißig Jahre lang blieb er schließlich bei der Firma Meyer, wo er sich in kürzester Zeit vom Obstverkäufer zum Filialleiter weiterqualifizierte. Einen ganz besonderen Schwerpunkt setzte Herr Salih bereits hier auf der Arbeit mit jungen Menschen. Er widmete sich großer Freude der Ausbildung von Nachwuchskräften. Sein Einsatz hierfür wurde unter anderem auch von der Industrie- und Handelskammer mehrfach gewürdigt.

Nachdem Herr Salih aus gesundheitlichen Gründen seien Berufstätigkeit beenden musste, fand er, der im Übrigen im Jahr 1981 nach Spandau gekommen ist, Kontakt zur damaligen Ausländerbeauftragten des Bezirksamtes, Frau Doris Ducke. Aus diesem Kontakt entwickelte sich schnell ein vielfältiges ehrenamtliches Engagement von Herrn Salih. Er wurde Mitglied des Ehrenamtlichen Dienstes des Bezirksamtes, dem er nun schon seit über 15 Jahren angehört. Zudem ist er Mitglied des Migrations- und Integrationsbeirat des Bezirks. Da er schon immer gern junge Menschen ausgebildet hatte, begann er im Jahr 2005 an der Ernst-Ludwig-Heim- Grundschule mit dem Angebot von Arabisch-Sprachkursen für interessierte Schülerinnen und Schüler.

Die Nachfrage nach diesen Kursen wuchs in der Folgezeit ständig, und so gründete Herr Salih im Jahr 2009 den Verein “Dialog, Integration und Bildung “, der in Kooperation mit anderen Trägen im Bezirk um junge und auch ältere Menschen kümmert. Das Angebot des Vereins umfasst neben Sprachkursen inzwischen auch Kochkurse.

Integration ist für Herrn Salih ein wichtiges Gut. Er selbst hat seit er vor über 40 Jahren nach Deutschland kam, nie einen Zweifel am Wert einer gelungenen Integration gehabt. Er besitzt seit vielen Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit und blickt zu recht mit Stolz auf die gelungene Integration seiner insgesamt fünf Kinder, die allesamt inzwischen in Berlin und Heidelberg beruflich stark engagiert sind.

Auch für die Stadtbibliothek Spandau war Herr Salih insbesondere bei der Verwirklichung des Projektes “Interkulturelle Bibliotheksarbeit” mit der Auswahl arabisch-sprachiger Literatur unterstützend tätig.

Bildungschancen für Kinder zu verbessern ist in den Augen von Herrn Salih ein wichtiges Ziel, für das sich sein großer Einsatz in jedem Fall lohnt. Er selbst belässt es nicht beim Formulieren von Zielsetzungen, sondern setzt sich seit vielen Jahren mit enormer Tatkraft unermüdlich für diese Ziele ein und wird daher zu Recht heute mit der Spandauer Ehrennadel ausgezeichnet.

BVV-Vorsteher Joachim Koza, Waltraud Schulz und Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (von links nach rechts)

Waltraud Schulz

„Mir macht alles Spaß“

Als Kind Berliner Eltern, die es beruflich ins brandenburgische Fürstenwalde gezogen hatte, wurde Waltraud Schulz außerhalb der Stadtgrenze geboren. Doch schon bald zog es die Familie wieder nach Berlin und im Jahr 1949 schließlich nach Spandau. Hier besuchte Frau Schulz dann das Kant-Gymnasium.

Danach folgte eine Ausbildung für den gehobenen Dienst der Berliner Verwaltung beim Bezirksamt Spandau und einige Semester an der Verwaltungsakademie. In dieser Zeit lernte Frau Schulz dann auch einen jungen Beamten des Bezirksamtes Charlottenburg kennen, der im Spandauer Standesamt eine Ausbildung absolvierte kennen. Die beiden kamen sich näher und gingen schließlich im Jahr 1959 auch selbst den Bund der Ehe ein.

Drei Jahre später zog es das Ehepaar Schulz dann nach Baden-Württemberg, da Herr Schulz dort bei der Bundeswehr seine berufliche Laufbahn fortsetzte. Die Verbundenheit zur Heimat Berlin blieb jedoch bestehen und so kam es, dass die Töchter Petra und Anja-Kristina dann beide in Berlin geboren wurden. So verwundert es im Rückblick nicht, dass es die junge Familie schließlich im Jahr 1966 wieder nach Berlin zurückzog. Als “westdeutsche Facharbeiter”, um die zu dieser Zeit im Westteil Berlins geworben wurde, kehrte Frau Schulz mit ihren Lieben also wieder nach Berlin zurück. Es traf sich gut, dass zu dieser Zeit mit dem Falkenhagener Feld eine große familiengerechte Siedlung entstand und so fand die Familie Schulz schließlich die Wohnung, die sie heute noch bewohnt.

Beide Töchter traten dann in die Fußstapfen ihrer Mutter und besuchten das Kant-Gymnasium. Frau Schulz stellte sich als Elternvertreterin zur Verfügung und war unter anderem in dieser Zeit ihres Engagements auch Vorsitzende der Gesamtelternvertretung der Oberstufe aktiv.
Auch wenn sie nach der Rückkehr nach Berlin nicht wieder voll ins Berufsleben eingestiegen ist, sagt sie doch selbst von sich, dass ihr “nie die Decke auf den Kopf gefallen ist”, sondern sie stets Wege gefunden habe, sich zu engagieren. So amtierte Frau Schulz auch in den Jahren 1993 bis 1996 als Jugendhauptschöffin beim Landgericht Berlin und später von 2001 bis 2004 noch einmal als Jugendschöffin beim Amtsgericht Tiergarten.

Zwischen den beiden Amtszeiten als ehrenamtliche Richterin ereignete sich dann aber etwas Wesentliches: Frau Schulz wurde durch einen Zeitungsartikel darauf aufmerksam, dass das Land Berlin “Patientenfürsprecherinnen” suchte. Schnell war das Interesse von Frau Schulz an dieser Tätigkeit geweckt. So wurde sie schließlich nach ihrer Vorstellung im Gesundheitsausschuss von der Bezirksverordnetenversammlung Spandau im Jahr 1996 erstmals zur Patientenfürsprecherin gewählt. “Ihr Revier” ist seitdem ununterbrochen das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau. In jeder Woche absolviert Frau Schulz einen ausgedehnter Rundgang durch alle Abteilungen “ihres” Krankenhauses, bietet monatliche Sprechstunden an und steht den Patientinnen und Patienten darüber hinaus auch nach Bedarf jederzeit zur Verfügung.

In den nunmehr fast zwei Jahrzehnten ihres Wirkens als Patientenfürsprecherin hat es natürlich Höhen und Tiefen gegeben. Dennoch ist es Frau Schulz aber mit großem Geschick und viel Einfühlungsvermögen gelungen, sich ihren Platz in der Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Krankenhauses zu erarbeiten und als Mittlerin zwischen Patientinnen und Patienten und den Beschäftigten des Krankenhauses anerkannt zu sein.

Sie hat immer ein Ohr für die Sorgen und Nöte “Ihrer” Patientinnen und Patienten und konnte in den vergangenen Jahren nahezu alle an sie herangetragenen Probleme lösen. Rückblickend auf ihr vielseitiges Engagement in den letzten Jahrzehnten sagt sie selbst übrigens: “Mir macht alles Spaß”. Das merkt auch jeder, der sich mit Frau Schulz über dieses Thema unterhält.

Für Ihr langjähriges Engagement für den Bezirk Spandau und seine Bürgerinnen und Bürger bedanken sich heute mit der Verleihung der Spandauer Ehrennadel 2014 bei Frau Waltraud Schulz!