Verleihung der Spandauer Ehrennadel 2012

Die Spandauer Ehrennadel wurde am 29. November 2012 zum elften Mal an Personen verliehen, die sich über längere Zeit in besonderer und herausragender Weise für das Gemeinwohl im gesellschaftspolitischen Bereich in Spandau verdient gemacht haben.

Das Findungsgremium – bestehend aus Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank, seinem Stellvertreter Carsten-M. Röding, dem Bezirksverordnetenvorsteher Frank Bewig und seiner Vertreterin Gaby Schiller – hatte in diesem Jahr erstmals fünf besondere Mitbürger ausgewählt, deren Verdienste um den Bezirk Spandau mit dieser höchsten Auszeichnung des Bezirks gewürdigt werden:

Jens-A. Bose

Helmut Kleebank, Jens-A. Bose und Frank Bewig (von links nach rechts)

„Ein Jodelfrosch geht um die Welt“

Geboren wurde er in schweren Zeiten im heutigen Sczeczin. Der Vater war als Professor für Musikethnologie am Institut für Lautforschung tätig und die Beziehung zur Musik wurde Jens-A. Bose offenbar gleich mit in die Wiege gelegt. Nach dem Ende der Kriegszeit gelangte die Familie Bose über Zwischenstationen in Bayern und Schweden schließlich nach Berlin. Hier absolvierte Herr Bose zunächst in Charlottenburg die Grundschulzeit bevor die Familie im Jahr 1956 nach Spandau umzog. Die Abiturprüfungen legte er an der Hans-Carossa-Oberschule in der Streitstraße ab. Das Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife war allerdings nicht das Einzige, was Herr Bose aus der Schulzeit für seinen weiteren Lebensweg mitnehmen konnte. Wahrscheinlich noch viel wichtiger war das Mädchen, das schon in der 9. Klasse neben ihm saß. Das Fräulein Cäcilia – eine gebürtige Spandauerin – hatte es ihm angetan und ganz offensichtlich beruhte dies auch auf Gegenseitigkeit, denn vier Jahre nach dem Ende der Schulzeit trauten sich die beiden und so sitzen sie heute hier im Gotischen Saal wieder wie damals in der 9. Klasse zusammen.

Im Anschluss an die Schulzeit zog es Herrn Bose aus dem elterlichen Haushalt in das wahre Leben hinaus. Der Abiturient nahm einen Hausmeisterjob an. Schon während der Ferienzeiten hatte er auf dem Bau gearbeitet, und mit einem Lächeln und ein wenig Stolz in der Stimme berichtet er heute davon, das C&A-Kaufhaus in der Spandauer Altstadt mitgebaut zu haben! Für den angehenden Musiklehrer war diese Lebensschule durchaus eine Bereicherung.

Nach dem Studium in Berlin war es als junger Lehrer nicht so einfach eine Stelle zu finden, doch Herr Bose, der bewusst in der Grundschule beginnen wollte, fand gemeinsam mit anderen jungen Kollegen im Falkenhagener Feld eine erste berufliche Herausforderung. Erst nach weiteren zehn Jahren wechselte er an die Martin-Buber-Oberschule, blieb aber weiterhin an die Grundschule teilabgeordnet. Nach erfolgreicher Weiterbildung übernahm Herr Bose schließlich die Fachbereichsleitung für die musischen Fächer an seiner Schule.

Während seines gesamten Berufslebens blieb Herr Bose Musiklehrer mit Leidenschaft, aber dies allein genügte ihm nicht. Mit dem Schulchor der Martin-Buber-Oberschule beteiligte er sich am Jugendaustausch mit Spandaus Partnerstadt Siegen. Auf dortigen Plakaten war die Aufschrift „Spandauer Jugendchor“ zu lesen und so leisteten die Siegener quasi „Geburtshilfe“ für den gleichnamigen Chor, der inzwischen längst kein reiner Schulchor mehr ist. Einige der sangesfreudigen jungen Menschen sind auch heute noch nach über dreißig Jahren gemeinsamen Singens aktiv dabei und auch heute hier als Gäste willkommen. Ohne allen Beteiligten zu nahe treten zu wollen, muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass es sich zwischenzeitlich auch nicht mehr um einen Jugendchor handelt. Daher firmiert der Chor heute folgerichtig unter dem Namen „Spandauer Vokalensemble Berlin“. Neben einigen Sängerinnen und Sängern gibt es aber eine weitere Konstante: Die künstlerische Leitung des Chores liegt nach wie vor in den Händen von Jens-A. Bose. Seine musikalische Arbeit zahlte und zahlt sich noch aus. Der Chor gewann bei diversen Chorwettbewerben zunächst als Jugendchor später auch im Erwachsenenbereich einige Preise und Auszeichnungen. Zu den ersungenen Auszeichnungen gehörten auch Fortbildungsmöglichkeiten für Herrn Bose, der sich mit der Unterstützung des Deutschen Musikrates weltweit – unter anderem in Stockholm und Vancouver – bei herausragenden Chorleitern weiterbilden konnte und die so erworbenen wertvollen Kenntnisse für die Arbeit „seines“ Chores nutzen konnte. Wer jetzt neugierig geworden ist, muss nicht lange auf den nächsten Auftritt des Chores warten, sondern kann ihn am kommenden Samstag in Stolpe live erleben…

Hinzu kommt ein umfangreiches weiteres Engagement, unter anderem als Mitglied des Landesmusikrates Berlin, Juror beim Wettbewerb „Jugend musiziert“, im künstlerischen Beirat des Vereins Klassik in Spandau e.V. und weitere Aktivitäten, die aufzuzählen den Rahmen dieses kleinen Vortrages sprengen würden.

Neben all diesen Tätigkeiten komponiert Herr Bose auch und vertont unter anderem Gedichte von Bernd Granzin. So entstand beispielsweise auch der Jodelfrosch, der sozusagen als Kind zweier Spandauer Pädagogen in die Welt hinauszog.

Bei einem so vielfältigen Betätigungsfeld verwundert es nicht, dass das gemeinsame Musizieren mit der Familie, zu der auch die beiden Söhne Sebastian und Oliver gehören, nicht den Raum einnehmen kann, den es sich die Familienmitglieder gelegentlich wünschten. Dennoch kommt es vor, dass Vater und Sohn gemeinsam in einer Band spielen und natürlich auch damit einem guten Zweck dienen, wenn so beispielsweise Sponsoren für den Verein Klassik in Spandau geworben werden können.

Die aufgezählten Verdienste sind in jedem Fall Grund genug dafür, den einzigen Schönheitsfleck, nämlich den privaten Umzug nach Charlottenburg, zu entschuldigen und Herrn Jens-A. Bose mit der Verleihung der Spandauer Ehrennadel für sein Wirken im Bezirk Spandau zu danken.

Gabriele Fliegel

Helmut Kleebank, Gabriele Fliegel und Frank Bewig (von links nach rechts)

„Eine norddeutsche Spandauerin“

Hoch im Norden, genauer gesagt, im schleswig-holsteinischen Rellingen, liegen die Wurzeln von Frau Gabriele Fliegel, die
heute sicherlich von allen, die sie kennen, als Spandauer Institution angesehen wird. Sie ist in den letzten Jahrzehnten so fest in der Stadt am Zusammenfluss von Spree und Havel verwurzelt, dass nur noch die unverkennbar norddeutsch geprägte Sprache verrät, dass es sich bei Gabriele Fliegel nicht um eine „Eingeborene“ handelt…

Ihre Eltern betrieben im Land zwischen den Meeren eine Baumschule. Der Betrieb wurde vom Bruder der heute zu ehrenden Frau Fliegel übernommen. Der Weg der jungen Gabriele Fliegel startete zunächst in Hamburg. Dort schloss sie ihr Studium als Diplom-Ökotrophologin ab. Der Berufsweg führte sie dann nach Frankfurt am Main, wo Frau Fliegel auch Ihren langjährigen Lebenspartner Günther Schultz kennengelernte. Nach dreijähriger Tätigkeit in einem großen Lebensmittelkonzern entschloss sich Gabriele Fliegel zu einer Erweiterung ihres beruflichen Horizontes, da sie, von ihrem Elternhaus geprägt, den ständigen Kontakt mit Menschen vermisste. So absolvierte sie ein Studium der Anglistik und Kunst/Visuelle Kommunikation. Nach dem ersten Examen in Gießen erfolgte 1976 gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten der Umzug nach Berlin. Das zweite Examen absolvierte Frau Fliegel an der Spandauer Wilhelm-Leuschner-Oberschule und ahnte zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch nicht, dass sie an dieser Schule den Rest Ihrer beruflichen Laufbahn verbringen würde.

Es zeigte sich allerdings recht schnell, dass hier ein Mensch seine wahre Bestimmung gefunden hatte und so verwundert es nicht, dass sich Frau Fliegel mit vollem Engagement ihrem Ziel widmete, auch den jungen Menschen, die die oft die ins Abseits gestellte Hauptschule besuchten, Wege in eine gute Zukunft zu ebnen. Gabriele Fliegel schaffte es, ihre eigenen kulturellen Interessen auch ihren Schülern nahezubringen. So gelang es ihr immer wieder auch mit nicht unbedingt typischen Exkursionen: Besuch der Berliner Oper oder Reisen nach London oder Wolgograd, ihren Schülerinnen und Schülern vielfältige Perspektiven zu eröffnen. Neben den kulturellen Aspekten stand für Sie jedoch immer ein Ziel besonders im Vordergrund, nämlich die Vermittlung von Ausbildungsplätzen für ihre Schützlinge. Frau Fliegel setzte sich jederzeit für eine enge Verzahnung von Schule und Wirtschaft ein. Sie

knüpfte eine Vielzahl von Kontakten zu Spandauer Betrieben und arbeitete stets eng mit der Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V. zusammen. Als ständige Ansprechpartner sind hier vor allem Katrin Germershausen von der Firma Juwelier Brose und Klaus – Jürgen Rödiger von der Konditorei Fester als wichtige Bezugspersonen zu nennen.

Dieses bemerkenswerte Engagement führte dann schließlich zu der zweifellos eher ungewöhnlichen Tatsache, dass der Gewerbeverband der Spandauer Wirtschaft nicht von einem Gewerbetreibenden, sondern von einer Lehrerin geleitet wird. Wieder einmal ist damit der Beweis angetreten, dass in Spandau die Uhren doch etwas anders ticken als im Rest der Welt… Doch aus dieser außergewöhnlichen Konstellation ist in jedem Falle die enorme Wertschätzung abzulesen, die der hier heute Auszuzeichnenden entgegengebracht wird.

Mit dem Ende ihrer Berufstätigkeit intensivierte Frau Fliegel ihr Engagement für die ehrenamtliche Arbeit im Wirtschaftshof. Diese Aufgabe nimmt sie voll in Anspruch, wie sie selbst berichtet. Aber wer sie kennt, weiß, dass Gabi Fliegel zu den für das Gemeinwohl wichtigen Menschen gehört, denen der Antrieb nicht verloren geht und die ständig in der Lage sind, neue Projekte und Initiativen für den Bezirk Spandau anzuschieben. Die Liste dieser Projekte ist lang, daher können hier nur einige wenige Punkte Erwähnung finden: Die Organisation von Unternehmerforen, der Havelländische Land- und Bauermarkt auf dem Spandauer Marktplatz, Engagement auf dem Gebiet der Gesundheits- und der Kreativwirtschaft oder das Projekt „Fit für die Ausbildung“. Die Liste der Projekte, die untrennbar mit dem Namen von Gabriele Fliegel verbunden ist, ließe sich fast endlos fortsetzen.

Bei diesem unermüdlichen Einsatz ist es kaum verwunderlich, dass für Hobbys eigentlich keine Zeit ist. So bleiben für das Kochen und das Klavierspielen nur kleine Zeitfenster. Die wenige Freizeit genießt Frau Fliegel dann gern einmal bei einem guten Essen –vorzugsweise natürlich in einem Spandauer Restaurant!

Spandau und seine Bevölkerung können daher froh sein, dass Gabriele Fliegel ihre frühere Absicht, irgendwann einmal in die (erste) norddeutsche Heimat zurückzukehren inzwischen nicht mehr favorisiert, sondern -ausgezeichnet mit der Spandauer Ehrennadel- ihrer (zweiten) Spandauer Heimat auf Dauer die Treue hält. Herzlichen Dank!

Lothar Lehmann

Helmut Kleebank, Lothar Lehmann und Frank Bewig (von links nach rechts)

Fußball und Faßbrause in Spandau“

Wer einen Spandauer Fußballer nach Lothar Lehmann fragt, läuft Gefahr, fragende Blicke zu ernten. Die Mienen dürften sich erhellen, wenn man nach „Läppel“ Lehmann fragt. An einem Spitznamen ist im Regelfall auch die Wertschätzung abzulesen, die einem bei den Freunden des runden Leders entgegengebracht wird. Bei dem Mann, der heute nun mit der Spandauer Ehrennadel ausgezeichnet wird, ist diese Wertschätzung in jedem Fall stark ausgeprägt.

Lothar Lehmann wurde im Krankenhaus Spandau geboren und ist seiner Heimat auch immer treu geblieben. Er besuchte die Grundschule am Reformationsplatz im Herzen der Altstadt und wechselte anschließend auf die Wilhelm-Leuschner-Oberschule. Nach der Schulausbildung begann die berufliche Laufbahn bei der Deutschen Bundespost. Dem Beruf als Zusteller übte Herr Lehmann vom Abschluss der Ausbildung bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2000 stets mit Spaß an dieser Tätigkeit aus. Schon aus dieser Tatsache ist zu erkennen, dass Beständigkeit ein Wert ist, der eng mit den Lebensleitlinien von Herrn Lehmann gehört.

Im Alter von 14 Jahren schloss sich Lothar Lehmann der B-Jugend-Mannschaft des Spandauer SV an. Schnell wurde dem Jungen, der zum Fußballspielen meist seine Lieblingshose, eine Knickerbocker, trug, der Spitzname „Seppl“ verpasst, aus dem in kürzester Zeit „Läppel“ wurde und bis heute blieb. Nach einem erfolgreichen Spieljahr wuchs jedoch die Enttäuschung darüber, dass beim SSV das Hauptaugenmerk der Vereinsverantwortlichen auf dem Geschehen rund um die 1. Männermannschaft lag. So kam es zu einem bemerkenswerten Coup, dessen Tragweite und langfristige Bedeutung für den Spandauer Fußballsport damals wohl niemand vorhersehen konnte: Gerd Achterberg gelang es, den jungen Fußballer gemeinsam mit einigen Mannschaftskameraden vom SSV zum Lokalrivalen Spandauer BC 06 zu lotsen. Der Einsatz von zwei Faßbrausen, um den jungen Fußballer zum Vereinswechsel zu überreden, dürfte wohl aus der heutigen Rückschau eine der besten Investitionen der reichen Geschichte des Vereins vom traditionsreichen Sportplatz am Ziegelhof gewesen sein!

Als aktiver Spieler galt „Läppel“ als schnell und torgefährlich, wobei allerdings die Schnelligkeit zu gelegentlichen Abseitsstellungen führte. Schon recht bald nach dem Vereinswechsel begann neben der Spielerkarriere auch die Trainer- und

Funktionärslaufbahn. Schon mit 21 Jahren übernahm Lothar Lehmann das Training einer Jugendmannschaft und übte die Funktion des 2.Jugendleiters und 2. Geschäftsführers aus. Im Laufe der Jahre verschoben sich dann die Gewichte immer mehr von der Spieler- zur Funktionärsseite. Mit 28 Jahren ließ „Läppel“ seine Spielerkarriere mit drei Jahren in der 5. Mannschaft ausklingen. Diese verschworene Gemeinschaft hält auch heute noch Kontakt.
Parallel zu dieser Entwicklung brachte sich Herr Lehmann immer stärker in die administrative Vereinsarbeit ein. Er übernahm im Jahr 1970 die Funktion des 1. Geschäftsführers, die er über 20 Jahre lang ausübte und zugleich die Verantwortung für den gesamten Spielbetrieb aller Mannschaften des Vereins. In dieser Funktion amtierte er dreißig Jahre lang, wiederum ein Muster an Beständigkeit! Seit dem Jahr 2000 schließlich fungierte er für den Verein, der nach der Fusion mit dem 1.FC Spandau zwischenzeitlich als FC Spandau 06 am Spielbetrieb teilnimmt. Erst im Sommer dieses Jahres hat er sich nun aus dieser Funktion zurückgezogen. Das Lothar Lehmann „nebenbei“ noch Jugendmannschaften trainierte und auch das verantwortungsvolle Amt des Stadionsprechers ausfüllte ist fast folgerichtig und passt nur zu gut ins Bild.

Zu den schönsten Erinnerungen an die Arbeit für „seinen“ Verein zählt Herr Lehmann die von ihm maßgeblich mitgestalteten Vereinsbälle mit großer Tombola, die zu den Glanzzeiten in verschiedenen Berliner Hotels mit vielen Gästen ein gesellschaftlicher Höhepunkt für den Verein waren. Aber auch die regelmäßigen Verlosungen bei Heimspielen am Ziegelhof und unzählige Ausgaben der Vereinszeitung sind untrennbar mit seinem Namen verbunden.

Erfreulicherweise wurde während seiner aktiven Zeit die Tochter des Bäckers, der gegenüber vom Sportplatz seinen Betreib führte, auf den schneidigen Fußballer aufmerksam und ließ sich schließlich im Jahr 1970 zum Traualtar führen. So sind Ehefrau Anita und ihr Lothar heute auch stolz auf die vier Kinder, die fast folgerichtig alle dem Fußballsport verbunden sind. Obwohl er nun seine Tätigkeit für den Verein stark zurückgeschraubt hat, bleibt Herr Lehmann natürlich mit dem Herzen bei der Sache und so sieht er die aktuelle sportliche Entwicklung durchaus mit Sorge. Seine Frau pocht nun allerdings auf ihre lange zurückgestellten Rechte und freut sich auf mehr gemeinsame Zeit mit ihrem heute mit der Spandauer Ehrennadel ausgezeichneten Ehemann.

Bärbel Pasche

Helmut Kleebank, Bärbel Pasche und Frank Bewig (von links nach rechts)

„Du gehörst nach Spandau“

Die heute mit der Spandauer Ehrennadel zu ehrende Bärbel Pasche ist eine überzeugte und leidenschaftliche Spandauerin. Wer mit ihr ins Gespräch kommt, merkt das sehr schnell.

Als Tochter eines Werkzeugmachers und einer Hausfrau(die Mutter war – natürlich – eine geborene Spandauerin) im Krankenhaus Spandau in dr Lynarstraße geboren,
wuchs Frau Pasche in der Havel- und Zitadellenstadt auf.
Die ersten Jahre mit dem einzigen Kind Bärbel verbrachte die Familie in der Borkumer Str., ehe der Umzug ins Falkenhagener Feld erfolgte, in dem sie fast das ganze Leben verbrachte. Frau Pasche besuchte zunächst die Grundschule im Recklinghauser Weg und anschließend die Wolfgang-Borchert-Oberschule, die sie schließlich erfolgreich mit dem Realschulabschluss verlies.

Unmittelbar nach Ende der Schulzeit schlug Frau Pasche dann eine Laufbahn im Gesundheitswesen ein und dieses Themenfeld wurde schnell zum bestimmenden und alles andere überstrahlenden Thema ihres Lebens. Da sie bereits mit sechzehn Jahren ihren Schulabschluss erlangte, die von ihr angestrebte Ausbildung zur Krankenschwester erst mit einem Mindestalter von 18 Jahren begonnen werden durfte, absolvierte sie im Anschluss an die Schulzeit zunächst ein Haushaltsjahr im Diakonieverein im Waldkrankenhaus Spandau, ehe sie dann als Vorschülerin die ersten Schritte der Ausbildung zur Krankenschwester anging. Im Jahr 1964 war die Ausbildung schließlich beendet und das Krankenhaus Spandau blieb Ihre Wirkungsstätte. Nach fünfjähriger Tätigkeit als Krankenschwester in verschiedenen Stationen wurde Frau Pasche schnell deutlich, dass sie gern ihr Wissen an andere weitergeben möchte. Sie begann die erforderlichen Weiterbildungsmaßnahmen zur Schulschwester. Diese Berufsbezeichnung passt selbstverständlich nicht mehr in unsere Zeit, wir sprechen daher heute von einer Lehrerin für Krankenpflege!

Diese Lehrtätigkeit übte Frau Pasche dann mit ungebrochener Freude an dieser Aufgabe über einen Zeitraum von 25 Jahren aus, bis sich dann immer mehr der Wunsch in ihr verfestigte, ihr vielfältiges Wissen über den gesamten Bereich der Pflege dafür zu nutzen, sich auf verschiedenen Ebenen dafür einzusetzen, die Leistungen für die zu betreuenden Menschen zu verbessern.

Die berufliche Weiterentwicklung zur Pflegedienstleitung und Koordinatorin der Pflegeeinrichtungen des Krankenhauses Spandau endete schließlich nach der Gründung des Krankenhauskonzerns Vivantes mit dem Wechsel in die Spandauer Bezirksverwaltung, in der Frau Pasche auch weiterhin in „ihrem“ Thema Pflege als Gutachterin und Geriatriekoordinatorin aktiv war.

Glücklicherweise gehört Frau Pasche zu den Menschen, die sich mit einem Thema so intensiv auseinandersetzen, dass ihnen die berufliche Beschäftigung damit nicht genug ist! So verwundert es niemanden, dass in Spandau das schier unerschöpfliche Fachwissen von Frau Pasche auch außerhalb des Büros genutzt wurde und auch heute noch gern genutzt wird.

Schon als junge Frau war Bärbel Pasche der Arbeiterwohlfahrt beigetreten. Im Jahr 2001 wurde sie in den geschäftsführenden Vorstand der AWO Spandau gewählt und übte diese Funktion über einen Zeitraum von 10 Jahren aus. Für einen Zeitraum von 5 Jahren war Frau Pasche auch Mitglied des Landesvorstandes der Berliner Arbeiterwohlfahrt.

Noch immer ist Frau Pasche als Beisitzerin im Spandauer Kreisvorstand für Fragen der Pflege und der Pflegeversicherung tätig. Viele Einrichtungen hat Frau Pasche mit ihrem Engagement vorangetrieben. Besonders am Herzen liegen ihr aber „ihre“ Arbeitskreise, darunter der Arbeitskreis „Senioren und Pflege in Spandau“, in denen Frau Pasche zum Teil bereits seit Jahrzehnten aktiv beteiligt ist.

Seit ihrem Eintritt in den Ruhestand arbeitet Frau Pasche auch beim Krisentelefon „Pflege in Not“ mit und hat sich mit ihrem enormen Erfahrungsschatz auch hier schnell als wichtige Unterstützung erwiesen.

Eine so intensive Beschäftigung mit einem Thema, zudem einem so vielfältigen wie der Pflege betreuungsbedürftiger Menschen, erfordert natürlich auch einen starken familiären Rückhalt. Ihr Ehemann Frank ist dabei seit vielen Jahren ein wichtiger Ratgeber und Unterstützer, ihren Sohn Daniel hat es allerdings relativ schnell in das benachbarte Berlin verschlagen. Seiner Mutter gegenüber hat er geäußert: „Du gehörst nach Spandau“.
Heute kann besten Gewissens versichert werden, dass er mit dieser Aussage voll in’s Schwarze getroffen hat. Bärbel Pasche gehört nach Spandau und wird daher heute folgerichtig mit der Spandauer Ehrennadel ausgezeichnet.

Jost Traulsen

Helmut Kleebank, Jost Traulsen und Frank Bewig (von links nach rechts)

„Staakener Urgestein“

Er ist ein geborener Staakener und im Laufe seines
Lebens wohl auch nie auf den Gedanken gekommen, seinem Kiez den Rücken zu kehren. Herr Jost Traulsen ist heute so eng mit Staaken, und besonders mit der Gartenstadt verbunden, wie sonst wohl kaum einer seiner Nachbarn.
Gemeinsam mit seinen drei Geschwistern wuchs Herr Traulsen in der Straße Staakens auf, in der er noch heute lebt. Ein besseres Beispiel für den Begriff der Bodenständigkeit lässt sich wohl nur schwer finden!

Die Schulzeit absolvierte Herr Traulsen zunächst in der Staakener Grundschule, später dann besuchte er die Oberschule praktischen Zweiges in der Spandauer Straße, die er im Jahr 1954 schließlich mit dem Abschluss in der Tasche verlies. Danach führte ihn sein Weg aus dem Ortsteil Staaken in die Spandauer Innenstadt, wo er den Beruf des Maschinenbauers erlernte. Nach dem Abschluss der Berufsausbildung arbeitete Herr Traulsen zunächst einige Jahre lang bei verschiedenen Firmen des Baugewerbes als Maschinist und qualifizierte sich weiter zum Bagger- und Kranführer. Ab 1967 arbeitete er dann bei der Werft der Deutschen Werke als Schlosser, ehe er im Jahr 1971 schließlich ebenfalls als Schlosser zur GASAG wechselte. Diesem Unternehmen blieb Herr Traulsen dann bis zum Eintritt in den vorgezogenen Ruhestand im Jahr 1997 treu. Noch heute schmunzelt Herr Traulsen, wenn er an eine Begebenheit im früheren Gaswerk Jungfernheide zurückdenkt, bei dem der damalige Bezirksbürgermeister Werner Salomon ihn im Beisein seines Chefs zu dessen Erstaunen fröhlich persönlich begrüßte…

Doch neben dem beruflichen Werdegang vollzog sich natürlich auch der private Werdegang von Jost Traulsen. Im Jahr 1959 funkte es im damals noch bestehenden Kino in Staaken zwischen dem jungen Maschinenbauer und einer jungen Frau aus Wustermark. Der Funke sprang nachhaltig über, denn im März 1960 heiratete Herr Traulsen seine Erika und heute kann sie durchaus mit Stolz auf ihren Ehemann blicken, der mit der höchsten Auszeichnug des Bezirks Spandau ausgezeichnet wird. Nach dem Auszug des jungen Ehepaares aus dem Elternhaus führte der Weg der Traulsens über die Kolonie Freie Scholle und eine Wohnung am Brunsbütteler Damm schließlich wieder zurück in die heimatliche Gartenstadt Staaken.

Wie es sich gehört, schloss sich der junge Jost Traulsen schon im Alter von 18 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr in Staaken an. Erst der spätere Dienst im 3-Schichten-Betrieb bei der GASAG führte dann dazu, dass Herr Traulsen den Dienst bei der Feuerwehr beendete. Als Glücksfall für die Gartenstadt Staaken erwies sich dabei allerdings der Umstand, dass der damalige Wehrführer Hans Meier Herrn Traulsen für die Mitgliedschaft im Unterstützungsverein Gartenstadt Staaken gewinnen konnte. Am 01. Juli 1962 trat Herr Traulsen dem Verein bei, dessen vielfältige Aktivitäten er seit nunmehr über 50 Jahren maßgeblich mitgeprägt hat. Der Verein, der derzeit übrigens ca. 280 passive und etwa 15 aktive Mitglieder umfasst, war und ist ein wichtiger Faktor für das Zusammenleben der Gemeinschaft in der Gartenstadt Staaken. Zu den zahlreichen Aktivitäten von Herrn Traulsen für seinen Kiez gehört seit Jahren die aktive Mitarbeit beim alljährlichen Kinderfest, das traditionell den Auftakt für die „Feiertage“ in der Gartenstadt mit dem Festumzug als Höhepunkt bildet.

Aber nicht nur an einigen Tagen des Jahres, sondern ganzjährig finden die Gartenstädter „ihren“ Jost Traulsen im Seniorentreffpunkt. Der Unterstützungsverein hat mit vielen helfenden Händen im Jahr 1979 das ehemalige Feuerwehrgebäude zum Vereinshaus umgebaut und hier unter anderen einen Seniorentreff eingerichtet. Hier versieht seitdem Herrn Traulsen regelmäßig seinen Dienst, kümmert sich um den Einkauf und ist, was vielleicht am allerwichtigsten ist, Ansprechpartner für die Belange der Besucher. An der steigenden Besucherzahl ist abzulesen, dass sich die kontinuierliche Arbeit für den Verein auszahlt.

Seit nunmehr fast 30 Jahren übt Herr Traulsen auch das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Unterstützungsvereins aus. Ein solches langjähriges Engagement ist ohne die Unterstützung der Familie nur schwer denkbar. Daher gilt der Dank, der heute mit der Verleihung der Spandauer Ehrennadel an Jost Traulsen ausgesprochen wird, uneingeschränkt auch seiner Gattin Erika und auch allen anderen fleißigen Helfern im Unterstützungsverein Gartenstadt Staaken. Es gilt dem Beispiel eines über 50-jährigen bürgerschaftlichen Engagements nachzueifern. Herr Traulsen und seine Mitstreiter freuen sich in jedem Fall über neue Mitglieder, die die Gewähr dafür bieten, das Vereinsleben und die bestehenden Angebote für alle Bürgerinnen und Bürger der Gartenstadt Staaken zu erhalten und weiterzuentwickeln!