Verleihung der Spandauer Ehrennadel 2009

Die Spandauer Ehrennadel wurde am 10.12.2009 zum neunten Mal an Personen verliehen, die sich über längere Zeit in besonderer und herausragender Weise für das Gemeinwohl im gesellschaftspolitischen Bereich in Spandau verdient gemacht haben.

Das Findungsgremium – bestehend aus Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz, seiner Stellvertreterin Ursula Meys, dem BVV-Vorsteher Jürgen Vogt und seinem Vertreter Hans Schultz – hatte in diesem Jahr wieder vier besondere Mitbürger ausgewählt, deren Verdienste um den Bezirk Spandau mit dieser höchsten Auszeichnung des Bezirks gewürdigt werden:

Manfred Bartels

Konrad Birkholz, Manfred Bartels und Jürgen Vogt (von links nach rechts)

In Spandau immer am Ball

Im Spandauer Ortsteil Haselhorst wurde Manfred Bartels geboren und er ist seinem Spandau ein Leben lang treu geblieben. Selbst kein begnadeter Ballkünstler, hat er sich dennoch schon in jungen Jahren ganz und gar dem runden Leder verschrieben. Ob allerdings der Freund, der im Jahr 1957 Manfred Bartels zu seinem Verein, dem SC Alemannia 06 Haselhorst, mitnahm, ahnen konnte, dass sich daraus ein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement entwickeln würde, ist nicht überliefert.
Das Organisationstalent und die Zuverlässigkeit von Manfred Bartels wurden jedoch auch außerhalb von Haselhorst im restlichen Bezirk Spandau wahrgenommen. So verwundert es nicht, dass er seit 1965 die Funktion des Geschäftsführers und Vorstandsmitgliedes in der Arbeitsgemeinschaft der Spandauer Fußballvereine wahrnahm. Er führte diese Arbeitsgemeinschaft schließlich von 1983 an über ein Vierteljahr-hundert als Vorsitzender. Nachdem er im Jahr 2008 zum Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft ernannt wurde, zwangen ihn schließlich gesundheitliche Gründe in diesem Jahr, von der Position des Vorsitzenden zurückzutreten. Aber mit dem Namen Manfred Bartels ist auch eine der großen Zeiten eines der traditionsreichsten Vereine der Region verbunden, dem Spandauer SV. Im Jahr 1969 wechselte er von seinem Stammverein Alemannia Haselhorst in die Position des Geschäftsführers des Spandauer SV. In die zehn Jahre seiner Tätigkeit an der Neuendorfer Straße fielen mehrere Siege im Berliner Pokalwettbewerb und auch der Aufstieg in die zweite Fußball-Bundesliga.
Natürlich hat Manfred Bartels den Spandauer Fußballsport auch Berlin-weit stets vorbildlich repräsentiert. In der Arbeitsgemeinschaft der Berliner Regional- und Oberligavereine übernahm er 1981 die fast schon „angestammte“ Aufgabe eines Geschäftsführers und agierte in diesem Gremium von 1986 bis 1999 auch als Erster Vorsitzender.
Es ist daher nur folgerichtig, das nun auch seine Heimatstadt Spandau mit der höchsten zu vergebenden Auszeichnung des Bezirkes den Dank für eine über fünfzigjährige ehrenamtliche Tätigkeit zum Ausdruck bringt.

Prof. Dr. Angelika Bier

Konrad Birkholz, Prof. Dr. Angelika Bier und Jürgen Vogt (von links nach rechts)

Wirken in der Chirurgie und in der Bastelstube

Eine theologische oder sozialpädagogische Ausbildung hat Angelika Bier nicht absolviert. Die Wahlberlinerin, deren Wiege in der Stadt Gießen stand, hat sich dem Studium der Medizin und Zahnmedizin zugewandt und ist seit ihrem Zuzug nach Berlin im Jahr 1984 als Ärztin im Rudolf-Virchow-Krankenhaus tätig. Dort lernte sie dann auch ihren zwischenzeitlich leider bereits verstorbenen Ehegatten, Herrn Professor Doktor Jürgen Bier, kennen.
Doch was war es, das das Ehepaar Bier inniglich verband? Es war der christliche Glauben, den sie gemeinsam praktizierten, der ihnen das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit bescherte und der für sie Ansporn war, sich ihren Mitmenschen helfend zuzuwenden. Angelika Bier beschreibt diesen Ansporn so: „Wir fühlen uns von Gott beschenkt und möchten dieses Geschenk weitergeben. Wir können helfen und wir möchten helfen.“ Diese Lebenseinstellung war zweifelsohne der Grundstock für das Vorhaben der Eheleute Bier, die „Welt ein bisschen besser“ zu machen. Hierzu gründeten Angelika und Jürgen Bier im Dezember 2005 eine Stiftung, für die sie den Namen Jona’s Haus wählten. Als Stiftungszweck wurde die Betreuung von Kindern und Jugendlichen auf der Basis praktizierter christlicher Nächstenliebe festge-schrieben.
Im August 2006 übernahmen sie das der Stiftung zur Verfügung gestellte Gebäude in der Schulstraße in West – Staaken, den ehemaligen Jugendclub „Erich Meyer“. Am 4. September 2006 war es dann soweit: Mit der Eröffnung der Einrichtung Jona’s Haus realisierten Angelika und Jürgen Bier ihr Vorhaben zur Schaffung einer Betreuungsstätte für Kinder und Jugendliche. Dieses Haus sollte eine zentrale Anlauf-stelle in West – Staaken für alle dort und im näheren Umkreis lebenden Kinder und Jugendliche sein, die neben einer regelmäßigen Essenversorgung auch eine Schularbeitshilfe, ein breit gefächertes Beratungsangebot und die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme an Projektarbeiten bietet.
Frau Professor Doktor Angelika Bier leitet die Stiftung Jona’s Haus seit dem Tod ihres Gatten vor zwei Jahren allein. Stellvertretend für alle, die sich an der Schaffung der Kinder- und Jugendeinrichtung Jona’s Haus und an der Gestaltung der dort unterbreiteten Angebote aktiv beteiligt haben, dürfen wir heute Frau Professor Doktor Angelika Bier durch die Verleihung der Spandauer Ehrennadel unseren aufrichtigen Dank aussprechen. Wir wünschen Ihr von ganzem Herzen die Kraft, sich weiterhin für die Belange der Kinder und der Jugendlichen einzusetzen, ihnen den Weg für ein erfolgreiches und mitmenschliches Leben in unserer Gesellschaft aufzuzeigen und ihnen immer wieder aufs Neue das Gefühl der Wärme und Geborgenheit in Jona’s Haus zu geben. Herzlichen Dank, Frau Professor Doktor Angelika Bier!!!

Hans-Joachim Ernst

Konrad Birkholz, Hans-Joachim Ernst und Jürgen Vogt (von links nach rechts)

Ein echtes Gatower Urgestein

Die Gatower Landwirtschaft prägte das Leben von Hans-Joachim Ernst. Sein Bestreben war es, nach Abschluss der Schulausbildung dem Vorbild seines Vaters und Großvaters folgend den Beruf des Landwirtes im elterlichen Betrieb auszuüben. Hierfür musste er zunächst eine landwirtschaftliche Ausbildung absolvieren. Schweren Herzens verlegte er zu diesem Zweck seinen Wohnsitz zunächst in die Lüneburger Heide und später nach Hildesheim, wurde landwirtschaftlicher Gehilfe und qualifizierte sich sodann zum graduierten Ingenieur für Landwirtschaft. Am 01.07.1976 übernahm dann Hans-Joachim Ernst den elterlichen Betrieb in Gatow mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 80 Hektar. Sein Traum, ein richtiger Gatower Landwirt zu sein, war verwirklicht.
Im Jahr 2003 gründete sich der Landschaftspflegeverband Spandau e.V.. Herr Ernst war von den positiven Wirkungen einer derartigen Vereinigung insbesondere für die südlich gelegenen Spandauer Ortsteile fest überzeugt und entschloss sich daher, sofort den Vorsitz des Vereins zu übernehmen. Die Zielsetzung des Landschaftspflegeverbandes Spandau e.V. war und ist es einen Schnittpunkt zu finden, der kommunalbehördlichen Interessen und Anordnungen entspricht, dabei die Anliegen der ansässigen Landwirte berücksichtigt und darüber hinaus die Belange der Bevölkerung bei der Umsetzung von Maßnahmen hinreichend einbezieht. Die Aufgabe des Landschaftspflegeverbandes sieht Hans-Joachim Ernst vor allem darin, Einklang zwischen den landwirtschaftlichen Aktivitäten und dem Naturschutz herzustellen und nachhaltig zu bewahren. Hierbei legt er sein besonderes Augenmerk auf die Aufrechterhaltung des Naturschutzes, denn ohne diesen Schutz kann auch die Landwirtschaft auf Dauer nicht bestehen.
Hans-Joachim Ernst, ein Gatower Urgestein, das sich stets für die Belange seines Dorfes einsetzt. Dies praktiziert er aber nicht nur durch sein Wirken im Landschaftspflegeverband Spandau e.V., er ist auch Mitglied im Arbeitskreis Gatow. Auch in dieser Funktion setzt er sich für eine nachhaltige Verbesserung des Naturschutzes in der Gatower Feldflur ein, damit der dörfliche Charakter dieses – „seines“ – Ortsteils noch lange erhalten bleibt.
Keineswegs zu vergessen ist auch der persönliche Einsatz von Herrn Ernst im Rahmen der Feierlichkeiten zum 750jährigen Bestehen des Dorfes Gatow. Als Mitglied des Festausschusses und „private Geldquelle“ hat er maßgeblich zum Gelingen der Feierlichkeiten beigetragen, auch wenn er selber den Erfolg der Feierlichkeiten als ein Gemeinschaftswerk aller Gatower beschreibt.
Der ehrenamtliche Einsatz von Hans-Joachim Ernst für „sein“ Gatow kann durchaus als „Full-Time-Job“ mit Überstunden angesehen werden. Hierfür dürfen wir uns im Namen aller, die sein Engagement erfahren, bei ihm bedanken.

Gisela Rolf

Konrad Birkholz, Gisela Rolf und Jürgen Vogt (von links nach rechts)

Eine fanatische Spandauerin

Schon als Schülerin war Frau Rolf dann in die Aktivitäten zu Spandaus 725-jährigen Jubiläum eingebunden. Gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen verkaufte sie auf dem damals noch existierenden Achenbachplatz zum für die damalige Zeit recht stolzen Preis von 50 Pfennigen gewebte Spandau-Wappen. Es sollte nicht die letzte Aktivität zu einem Stadtjubiläum für Frau Rolf bleiben, soviel kann vorweggenommen werden…
An der Technischen Universität Berlin lernte Sie Ihren späteren Ehemann kennen. Nach der Heirat 1968 versuchte das junge Paar vergeblich, eine Wohnung in Spandau zu bekommen und musste daher – vorübergehend – ins Exil nach Berlin. Erst im Jahr 1981 zog die Familie in Spandau ein.
Bei einem Fest kam das Ehepaar Rolf an einem Stand der „Heimatkundlichen Vereinigung Spandau 1954 e.V.“ vorbei. Kurz entschlossen schenkte ihr Ehemann Frau Rolf mit den Worten: „Das ist doch genau das Richtige für Dich als fanatische Spandauerin“ die Vereinsmitgliedschaft zum Geburtstag. Frau Rolf begann ihre aktive Mitgliedschaft im Verein im Januar 1992 und wurde bereits nach kurzer Zeit zur Ersten Schatzmeisterin gewählt. Ihre Arbeit im Vorstand wurde schnell von allen Mitglieder geschätzt und so verwundert es nicht, das Frau Rolf im Jahr 1999 zur Ersten Vorsitzenden des Vereins gewählt wurde. Zehn Jahre lang arbeitete Gisela Rolf dann fast „rund um die Uhr“ für den Verein. Die Arbeit hat allerdings auch ihren Tribut gefordert und nach zehn Jahren als Erste Vorsitzende hat Gisela Rolf in diesem Jahr bei der turnusgemäßen Neuwahl des Vorstandes ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen und auch mit Blick auf die Familie aufgegeben. Dennoch blickt sie mit viel Freude auf ihre „Amtszeit“ zurück. Ein besonderer Höhepunkt ihrer Tätigkeit war dabei die aktive Teilnahme an der 775-Jahrfeier Spandaus im Jahr 2007. Diesmal gingen ihre Aktivitäten allerdings über den Verkauf von Spandau-Wappen hinaus – und mit fünfzig Pfennigen war leider auch nichts mehr zu erreichen…
Mit der Verleihung der Spandauer Ehrennadel 2009 bedanken sich nun alle Spandauerinnen und Spandauer bei Frau Gisela Rolf für ihr jahrelanges Engagement für die Havel- und Zitadellenstadt und wünschen ihr viel Freude und Vergnügen mit ihrer neuerdings liebsten Freizeitbeschäftigung – ihrem inzwischen drei Jahre altem Enkelsohn!