Drucksache - 1033/IX  

Frage 1: Welche Schritte unternimmt das Bezirksamt um die lokalen Unternehmen über die speziellen Anforderungen von Alleinerziehenden an ein Arbeitsverhältnis zu informieren bzw. dazu einen Austausch zu ermöglichen?

Das Bezirksamt unterstützt aktiv die Arbeit der Koordinierungsstelle des Netzwerkes Alleinerziehende (AE) Marzahn-Hellersdorf. Im Kooperationsvertrag zwischen dem Bezirksamt und der Koordinierungsstelle des Netzwerkes AE ist eine enge, vertrauensvolle und gegenseitige Unterstützung vereinbart. Die Steuerungsrunden AE werden gemeinsam vom Bezirksamt mit der Koordinatorin organisiert.

Die Koordinatorin des Netzwerkes AE ist beratendes Mitglied im Bezirklichen Bündnis für Arbeit und Wirtschaft. Dort bringt sie das das Thema aktiv ein.

Einen Schwerpunkt sieht die Koordinierungsstelle vorwiegend in Sensibilisierungsarbeit zum besonderen Unterstützungsbedarf von EinElternFamilien und alleinerziehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Weiterhin liegt ein Schwerpunkt in Aktionen und Kampagnen, wie z.B. die Wunschbaumaktionen 2021 und 2022. In diesem Jahr wurde bei der Wunschbaumaktion die lokale Wirtschaft (Firma Swissbit mit eigenem Baum) aktiv einbezogen. Für 2023 ist aufgrund der sehr guten Nachfrage ein Ausbau angestrebt.

Weiterhin gibt es die Spendenaktion „Energie-Soli“ in Kooperation mit der Stiftung Alltagsheldinnen, die durch die Koordinatorin vorangetrieben wird. Ziel ist es, dass Privatpersonen und v.a. Unternehmen spenden und Alleinerziehende geldwerte Gutscheine für den Einkauf von Lebensmitteln und Drogeriebedarf erhalten. Start der Spendenkampagne war der 15. Dezember 2022.

Aus Gesprächen mit den Unternehmen weiß das Bezirksamt, dass viele Unternehmen sich auch aus eigenem Interesse mit diesem Thema beschäftigen. Um Fachkräfte zu gewinnen, passen diese sich zunehmend an die verschiedenen Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen an - auch an alleiner-ziehende oder pflegende Personen.

Frage 2: Wie wird seitens des Jobcenters auf die Bedürfnisse von Alleinerziehenden bei der Berufsfindung eingegangen?

Mit einem Anteil von 18 % aller erwerbsfähigen Leistungsbezieher stellen Alleinerziehende im Jobcenter Marzahn-Hellersdorf eine wichtige Zielgruppe des JC B Marzahn-Hellersdorf dar. Es ist ein wichtiges geschäftspolitisches Ziel des Jobcenters, die Integrationsquote von Frauen zu steigern. Alleinerziehenden, die zum überwiegenden Anteil Frauen sind, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.

Für die Unterstützung bei der Berufsfindung ist zwischen zwei Ausrichtungen zu unterscheiden. So stellen einerseits die berufliche Integration und andererseits die berufliche Qualifizierung Möglichkeiten für die Entwicklung der Alleinerziehenden dar. Beiden Gruppen kommt dabei die intensive Betreuung im Jobcenter Marzahn-Hellersdorf zu.

Sofern sich aus der Beratung das Ziel einer Berufsausbildung oder Qualifizierung ergibt, wird die Beratung darauf ausgerichtet, Qualifizierungsangebote für die Alleinerziehenden zu finden, die auf die Bedarfe von Alleinerziehenden ausgerichtet sind. Das können z.B. Angebote in Teilzeit oder Online-Angebote sein.

Für Alleinerziehende, die den direkten beruflichen Einstieg anstreben, werden Möglichkeiten entwickelt, die mit der persönlichen Situation z.B. hinsichtlich Teilzeitwünschen, vereinbar sind. Durch Kontakte zu Arbeitgebern über den gemeinsamen Arbeitgeberservice oder durch direkte Kontakte mit Arbeitgebern durch das Jobcenter werden diese zu den Bedarfen sensibilisiert. 

Die Sicherstellung der Kinderbetreuung ist für viele Alleinerziehende grundsätzlich eine große Herausforderung. Alle Integrationsfachkräfte im Jobcenter Marzahn-Hellersdorf beraten aktiv zu Kinderbetreuung, kommunalen Unterstützungsleistungen und Teilzeitangeboten sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch in der Qualifizierung.

Neben der originären Betreuung der Zielgruppe in der Arbeitsvermittlung, spielt auch die Netzwerkarbeit eine wesentliche Rolle. So unterstützt z.B. die Beauftragte für Chancen-gleichheit am Arbeitsmarkt (BCA), den Integrationsprozess Alleinerziehender aktiv. Sie knüpft Kontakte zu bezirklichen Einrichtungen, berät zu Kinderbetreuungsangeboten und sucht nach individuellen Lösungen für einzelne Kunden/innen. Die bestehenden Unterstützungsangebote macht sie für die Integrationsfachkräfte in der Arbeitsvermittlung transparent und zugänglich.

Jedes Vermittlungsteam im Jobcenter (ausgenommen U25 und Sonderteams) verfügt zusätzlich über eine Integrationsfachkraft, die ausschließlich eine kleine Gruppe von Frauen mit engerer Kontaktdichte betreut. Dabei wird angestrebt, motivierte Frauen – und hierunter ein hoher Anteil Alleinerziehende – in ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen.

Auch Alleinerziehenden, die sich aktuell noch in Elternzeit befinden, werden frühzeitig Unterstützungsangebote unterbreitet. So führte die BCA des Jobcenters Marzahn-Hellersdorf zum Beispiel auch verschiedene Veranstaltungen mit Bildungsträgern durch.

Aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnisse, persönlichen Rahmenbedingungen und beruflichen Ziele wird überwiegend das Gutscheinverfahren von den Vermittlungsfachkräften genutzt.

Gordon Lemm

Bezirksbürgermeister