Auszug - Situation der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Versorgung  

 
 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit, Soziales und Seniorinnen
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Gesundheit, Soziales und Seniorinnen Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 20.05.2010 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 19:55 Anlass: Ordentliche Sitzung
Raum: Erich-Weinert-Bibliothek
Ort: Helene-Weigel-Platz 4, 12681 Berlin
 
Wortprotokoll

-

-                 Begrüßung im KEH durch den Direktor Herrn Dr. Norden

-                 Begehung der Tagesstation der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Abteilung des KEH (nach Umbau Referenzprojekt der KJPs) in zwei Gruppen, geführt durch Frau May und Frau Müller, dabei Beantwortung von Fragen.

-                 Belegung Tagesklinik und Station immer um 100 %, häufig überbelegt

-                 20 stationäre Behandlungsplätze für geplante Behandlung, lange Wartelisten in allen Altersgruppen, besonders für Jungen mit aggressiv-impulsivem Verhalten (Bedarf größer, als Aufnahme nach üblicher Wartezeit gruppendynamisch machbar).

-                 Wartezeit auf vollstationäre Aufnahme 3 - 4 Monate, auf teilstationäre Aufnahme von 8- bis 12-jährigen 4 – 8 Monate ( „eigentlich unverantwortlich“)

-                 sehr viele Krisen-Vorstellungen:
1.1. – 15.5.2010: 83 Krisenpatienten, davon 20 Patienten hier aufgenommen, für 63 Patienten mussten andere Lösungen organisiert werden.

-                 Die reguläre Behandlung darf nicht durch Krisenbehandlungen unterbrochen werden.

-                 Wartezeit auf das Erstgespräch in der Institutsambulanz konnte auf 30 Tage reduziert werden, für Betroffene noch sehr schwierig.

 

          Versorgungssituation in Marzahn-Hellersdorf

-                 Seit kurzem gibt es einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Bezirk, zwölf Kinderpsychotherapeuten behandeln neben erwachsenen Patienten auch Kinder.

-                 Die Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie der umliegenden Bezirke sind durch die Marzahner-Hellersdorfer Patienten  überlaste. Die Zugangserschwernisse können insbesondere für Eltern mit eingeschränkter Erziehungskompetenz bzw. eigenen psychischen Erkrankungen erheblich dazu beitragen, die Hilfesuche lange zu verhindern.

-                 Marzahn-Hellersdorf hat den höchsten Anteil an stationären Behandlungen.

-                 „Alle anderen Systeme für Kinder haben ebenfalls ihren Standard gesenkt .
  ein Integrations-Kita-Platz ist schwer zu haben
... es gibt zu wenig Hilfen für seelisch behinderte Kinder ...
Der schulpsychologische Dienst ist unzureichend besetzt, die schulpsychologische Diagnostik findet erst in der Klinik statt ...
Die Schule kann die Kinder nicht unterstützen
... Die Kriseneinrichtungen der Jugendhilfe haben keinen Psychologen mehr
... Die Jugendberufshilfe ist reduziert auf ein Minimum, die Reha-Berufsberatung hat weniger Ausbildungsplätze als früher...“

-                 In Arbeit:
Entwurf einer Kooperationsvereinbarung zwischen Gesundheitsamt, Jugendamt, Sozialamt und Kliniken zur Verbesserung der Koordination und der Verbindlichkeit trotz unterschiedlicher Töpfe; 1mal/Monat tagt ein interdisziplinäres Fachgremium zur Abstimmung, so dass Familien nicht zwischen den Hilfssystemen hin und her laufen.

BzBmin Frau Pohle informierte:

-                 Das KEH ist Pflichtversorger für Marzahn-Hellersdorf. Versprochen war eine Erweiterung der Bettenzahl um zehn Betten.

-     Der Krankenhausplan wird im Senat seit Monaten besprochen und wird nicht beschlossen.
Hindernis1:
„Ein Bettenzuwachs (sei) nicht zeitgemäß.“
Dabei bleibt unberücksichtigt, dass die Bettenzahl in Berlin um die Hälfte reduziert wurde.
Hindernis 2:
Weiterentwicklung von Charité und Vivantes sind noch offen, ihre Finanzierung strittig.
Diese Frage könnte man vom Krankenhausplan abkoppeln.

-                 Die verschlechterte personelle Situation im ÖGD führt zu Defiziten in der ambulanten Versorgung, ärztliche Stellen sind sehr schwer wieder zu besetzen.

-     Für das Land Berlin gibt es insgesamt keine Unterversorgung.

-                 Es gibt Psychotherapeuten, die sich gern in Marzahn-Hellersdorf niederlassen würden, die Genehmigung obliegt dem Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung.

-     Die Inanspruchnahme je 10.000 Einwohner ist in Marzahn-Hellersdorf die höchste in Berlin. Der Bericht der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales wird dem Protokoll beigefügt.
Nachfragen:

-                 Nachhaltigkeit: besonders dort gewährleistet, wo mit den Kindern zusammen die Eltern mit aufgenommen werden und lernen, das Nötige selbst zu tun (möglich durch Misch-Finanzierung)
Zunehmend mehr Kinder sind fremd untergebracht, da Eltern zu schwach und/oder zu wenig bereit sind, sich auf Therapieprozesse einzulassen. Fremdunterbringungsquote des Bezirks ist die höchste Berlins.
Evaluation durch die AOK: seit 2001 wurden Patienten nie wieder tagesklinisch oder vollstationär aufgenommen.

-                 familiengerichtliche Unterbringung gegen den Willen des Betroffenen:
Der im Vorfeld angebotenen Dialog auch zur Freiwilligkeit der Unterbringung wird von der betroffenen Jugendlichen gern genutzt (lieber freiwillig als eingesperrt). ..

-                 Ausschussvorsitzende Frau Bernikas bedankt sich für die während der Begehung erhaltenen Informationen zur Inklusion.

 


 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Bezirk Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen

Kontakt

Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin

Büro der Bezirksverordnetenversammlung

Leiterin:
Anne Nentwich, BVV L

Postanschrift:
12591 Berlin