Das
Bezirksamt wurde ersucht in einer Vorlage zur Kenntnisnahme
1. auf der Grundlage der vom Senat
beschlossenen Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung die Konsequenzen
aufzuzeigen, die sich für den Prozess der Weiterentwicklung der Stadtteilarbeit
entsprechend der Gemeinwesenentwicklungskonzeption ergeben, und
2.
damit verbunden
einen Bericht zur Einschätzung der Ergebnisse des Lichtenberger Stadtteilmanagements
vorzulegen.
Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu
nehmen:
zu 1. die bezirkliche Konzeption zur Stadtteilarbeit auf der
Grundlage der vom Senat beschlossenen Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung
wurde im Zwischenbericht zur BVV-DS 1205 beschrieben.
zu 2. Das Stadtteilmanagement ist seit 2001 ein
kommunalpolitisches Instrument des Bezirksamtes Lichtenberg.
Ziele und Schwerpunkte waren von Anfang an
Bewohneraktivierung und Stadtteilkoordination. Konkrete Arbeitsfelder im Rahmen
der Strategie des Bezirksamtes „Auf dem Weg zur Bürgerkommune“
waren und sind der Bürgerhaushalt, das Gemeinwesenkonzept und regional
spezifische Stadtteilentwicklungskonzepte.
Mit der flächendeckenden und verwaltungsinternen Einrichtung
des Stadtteilmanagements wählte das Bezirksamt Lichtenberg einen anderen Ansatz
als der Senat mit seiner Strategie „Soziale Stadtentwicklung“. Hier
ist die Einrichtung von Quartiersmanagements zeitlich und räumlich begrenzt und
erfolgt nur in Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf.
Das Stadtteilmanagement in Lichtenberg versteht sich als
Mittler zwischen Bürger/innen und Verwaltung. Es unterstützt und initiiert
außerdem stadtteilbezogene Kooperationsprozesse innerhalb der Verwaltung.
Grundlagen der Arbeit
Die Arbeit des Stadtteilmanagement im Bezirk Lichtenberg
basiert auf folgenden Grundlagen:
- BA-Beschluss
28/01; Drs.117/2001 und 57/2002
- Lichtenberger
Stadtteilmanagement – Management für Bürger mit Bürgern (DS/270/V)
- Bezirkliche
Konzeption sozio-kultureller Zentren BVV DS/473/V vom 19.02.2003
- Zielvereinbarungen
zwischen Bezirksamt und Steuerungsdienst/Stadtteilmanagement ab 2003
(DS/575V)
- Konzeption
des Bezirksamtes Lichtenberg zur Gemeinwesenentwicklung „Auf dem Weg
zur Bürgerkommune“ 2005/2006 (DS/1322/V)
- Projekt
„Bürgerhaushalt im Bezirk Lichtenberg“ BA Beschluss V/134/03
vom 17.06.2003 ; BVV Beschluss 1135/V vom 20.10.2004 und ff.
- Projektbeirat
Stadtumbau-Ost – Gender Mainstreaming im Städtebau -Modellprojekt im
Bezirksamt Lichtenberg; Beginn
Januar 2004 – Dezember 2008 - ab 2009 Gründung von Baubeiräten
DS/1057/VI
- Lichtenberger
Maßnahmenplan für Integration
Zu den Schwerpunktaufgaben gehören:
Bewohneraktivierung
- Distanz
zwischen Verwaltung und lokal tätigen Akteuren verringern, Förderung von Kooperation und
Beteiligung; Wissens- und
Informationstransfer; Anregungen zu bürgernahem Verwaltungshandeln
(Teilnahme an Stadtteilforen, Transport von Informationen in die Foren und
von dort in die Verwaltung)
- BürgerInnen
regionalspezifisch informieren und beraten (Angebot von Sprechstunden vor
Ort, Bearbeitung von Bürgeranliegen, Initiierung von Ortsterminen unter
Einbindung von Politik und Veraltung, Einwohnerversammlungen zum Thema
„Wohnumfeldverbesserung))
- Interessen
der BewohnerInnen identifizieren und unterstützen; Bürgerinnen und Bürger
aktivieren (z.B. durch gezielte Routen der Kiezspaziergänge der
Bezirksbürgermeisterin, Unterstützung der Initiierung von
Bürgerinitiativen, z.B. Initiative Wandlitzstraße“, Frühjahrs- und
Herbstputz, Kieznahe Bücherausleihstation in den Räumen der „Galerie
100“, Initiierung von Wochenmärkten – z.B. Küstriner Straße,
Marksburgstraße, Tuchollaplatz, Brachennutzung)
- Regionalspezifische Kommunikationsstrukturen initiieren bzw.
befördern. So existieren heute 3 Bürgervereine und 13 Stadtteilforen bzw.
Kiezbeiräte und weitere thematische Initiativen der Bürgerschaft.
- Planen
von Beteiligungs- und Mitwirkungsprozessen für BürgerInnen (Konzeption, Durchführung,
Dokumentation) – z.B. im Rahmen des Bürgerhaushalts Lichtenberg und
bei der Erarbeitung weiterer bürgernaher Konzepte.
- Mitwirken
bei der Erarbeitung bürgernaher Konzepte (z.B. Durchführung von Workshops
im Rahmen des Projektes „Besser Leben“)
- Öffentlichkeitsarbeit
; Transparenz bezirklicher Planung unterstützen (z.B.
Land-schaftsrahmenplan, Lärmminderungsplanung, InSEK,
Gemeinwesenentwicklung, Planungen von Grünanlagen und Spielflächen, im
Rahmen StadtUmBau –Ost, Kulturgespräche)
- Vorbereiten
und Durchführen von Bürgerforen (Stadtteilkonferenzen)
- Identifikation
der Bürgerschaft mit ihrer Region fördern und Imagearbeit für den
Stadtteil leisten (u.a.
Vorbereitung Kiezspaziergänge, Unterstützung lokaler Initiativen wie z.B.
gegen das Kohlekraftwerk Rummelsburg sowie gegen Rechtsextremismus in
Karlshorst; Unterstützung von Kiezfesten und -veranstaltungen,
Gewerbestammtische - mit 3 Siegerinitiativen beim berlinweiten Wettbewerb
„Mittendrin“ )
Stadtteilkoordination
- Mitwirken
an der regionalen Umsetzung bezirklicher Maßnahmen und Vorhaben (z.B.
Bürgerhaushalt, Aktionsplan gegen Rechtsextremismus für Demokratie und
Toleranz gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.
Organisation der Veranstaltungen „Gemeinsam Handeln Berliner Bezirke
für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ und
„Registrieren-Dokumentieren-Handeln“
- Beteiligung
am Urban II-Förderprogramm und dessen Projekte, Bundesprogramm
„Jugend mit Vielfalt“, Baubeiräte, Projekt
„KIWOLINO“, Umsetzung „Kiezatlas“)
- Verwaltung
regionalspezifisch beraten und stadtteilorientierte Vernetzung
koordinieren. (z.B. runder Tisch Gesundheit, Gesundheitskonferenzen)
- stadtteilbezogene
Planungs- und Handlungskonzepte begleiten und koordinieren. (Stadtumbau-Ost; Sanierungsbeirat,
Betroffenenvertretung) betreuen und koordinieren
- Partnerschaften
aufbauen und fördern; Dialoge moderieren; Aushandlungsprozesse
unterstützen (zwischen verschiedenen Interessengruppen – z.B. bei
der Gestaltung des Spielplatzes Seepark, Projekt „Wir in Hohenschönhausen“)
- Probleme
identifizieren, analysieren, Strategie- und Konzeptentwicklung zur Lösung
und themenbezogene und temporäre Arbeitsgruppen koordinieren bzw. leiten.
(z.B. Lärmbelästigung durch alkoholisierte Jugendliche im öffentlichen
Raum, Konsequenzen aus den aktuellen Ergebnissen des
Sozialstrukturatlasses)
- selbsttragende
und nachhaltig wirksame Strukturen aufbauen bzw. ausbauen; Vernetzung
anregen (Stadtteilforen und Beiräte)
- Betreuen
und Koordinieren von regionalen Projekten (z.B. „LADENLeben“,
MittenDrin, Bogenmarkt, Geschäftsstraßenmanagement in Zusammenwirken mit
dem Regionalmanagement)
- Identifizieren
von regionalen Bedarfen und Anregungen zu Projektentwicklungen (Belebung
der „Börse“ am Kulturhaus, Welsekiez Management, Runder Tisch
Kultur Neu-Hsh., Koordinierungsbüro Mühlengrund)
- Mitarbeit
in/ und Förderung von Netzwerken (stadtteilbezogen und darüber hinaus,
z.B. AG „Tourismus“;
AG § 78 KJHG)
- Betreuen
der Ehrenamtsmittel und Unterstützen von Spendenakquise
- Mitwirken
bei der Evaluation von lokalen Projekte und Trägern (Mittelvergabe)
- Förderung
und Weiterentwicklung sozio-kultureller Zentren (= Nachbarschafts- bzw.
Stadtteilzentren) unterstützen
- regionalspezifische
Angebote organisieren bzw. unterstützen (z.B. themenbezogene
Veranstaltungen, Feste,
Kiezspaziergänge des Bürgervereins)
Schwerpunkte der Arbeit von 2004 - 2008
Exemplarisch werden jeder Fraktion als Anlage die
Aktivitäten des Stadtteilmanagements aus den Berichten des Bezirksamtes in
einem Exemplar dokumentiert.
Erfahrungen bei der Umsetzung des Stadtteilmanagements
- Gute
Kenntnisse über lokale Akteure und somit bessere Vernetzung vor Ort
- Direkter
Kontakt zu Bürgerinnen und Bürger
- Kurze
unbürokratische Bearbeitung von Bürgeranliegen
- Stärkung
des Ehrenamtes vor Ort
- Stadtteilbezogene
Hinweise und Anregungen für bezirkliche Projekte
- Durchführung
von themenbezogenen Einwohnerversammlungen und damit direkte Kommunikation
zwischen Bürgerschaft und Verwaltung/ Projektträgern
- Vermehrte
Nutzung der Kenntnisse des Stadtteilmanagements durch BürgerInnen (positive Resonanz auf
„Wegweiser/Türöffnerfunktion“)
- Unterstützt
selbstorganisierte Bürgeraktivitäten (Kiezbeiräte, Initiative gegen
Rechtsextremismus Karlshorst, Initiative gegen ein Kohlekraftwerk, Projekt
„Zeitenwende-Wendezeiten Hsh.)
- Positive
verwaltungsinterne Kooperationserfahrungen mit Fachämtern
- Positive
Erfahrungen mit lokalen Unternehmen (Unterstützung von Stadtteilfesten,
Unternehmerstammtischen, Projekten der Stadtteilarbeit)
Fazit
Das Stadtteilmanagement hat sich in Lichtenberg bewährt.
Viele Querschnittsaufgaben und neue Projekte, wie zum Beispiel der
Bürgerhaushalt, konnten bürgernah
nicht nur entwickelt und umgesetzt werden sondern auch dauerhaft
etabliert werden.
Durch die Nähe zu lokalen Akteuren wurden neue Netzwerke
geschaffen. Mit Hilfe dieser Strukturen konnten neue – kieznahe –
Projekte entwickelt und teilweise dauerhaft etabliert werden
Selbsthilfeprojekte und Bürgerinitiativen hatten und haben
durch das Stadtteilmanagement einen schnellen Zugang zum Bezirksamt und zu
den Fachverwaltungen.
Gleichzeitig mit dem Stadtteilmanagement wurden
lichtenbergweit Soziokulturelle Zentren aufgebaut. Deren Aufgabe bestand und
besteht in der Vernetzung aller Träger (öffentliche und freie) und damit
einhergehend in der Schaffung von stadtteilbezogenen Gremien, wie zum Beispiel:
das „Forum Fennpfuhl“ oder der „Runde Tisch Rummelsburger
Bucht“. Die Aufgaben der Soziokulturellen Zentren konnten durch die gute
Zusammenarbeit mit dem Stadtteilmanagement klarer formuliert und besser erfüllt
werden.
Die vorgesehene Umstrukturierung des Stadtteilmanagements in
Lichtenberg erfolgt im Zusammenhang mit der berlinweit einheitlichen Einführung
von Organisationseinheiten zur Sozialräumlichen Planungskoordinierung. Diese
Verwaltungsmodernisierung ist unter
anderem durch die positiven Erfahrungen des Bezirkes Lichtenberg zu Stande
gekommen. Deshalb ist es erforderlich, dass die positiven Erkenntnisse des
Stadtteilmanagements im Zuge der Neuorganisation aufgegriffen und
weiterentwickelt werden.
Emmrich