Save the date - Die PYRAMIDALE19 im September 2020

Pressemitteilung vom 15.07.2020

Das Festival zeitgenössischer Musik in Hellersdorf pyramidiale19 steht vom Donnerstag, dem 24., bis Samstag, dem 26. September 2020, unter dem Motto „Luft“.

LUFT ist das Gasgemisch der Erdatmosphäre welches uns ein Leben lang umgibt. Aktuell ist unsere Atemluft bedroht durch Umwelteinflüsse, wie zum Beispiel Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon, Elektrosmog, gepulste Strahlung ecetera. Aber Luft ermöglicht auch zahlreiche Assoziationen, zum Beispiel die des Luftschloss-Bauens, was symbolisch für das Erträumen und Ersehnen nicht realistischer Vorstellungen und Pläne steht. Bei rationaler Betrachtungsweise als Fantasiegebilde oder Wolkenkuckucksheim abgetan, finden solche Ideen Eingang in die Kunst, Musik und Literatur. Sie können sich dort zu neuen Ausdrucksformen entwickeln. Mit der Musik, als einer luftigen Utopie ohne Bodenhaftung, will sich das Festival den weltweit diskutierten Fragen und Protesten für eine saubere Umwelt anschließen und sie mit künstlerischen Mitteln ins Bewusstsein rücken. Im Mittelpunkt der pyramidale 2020 stehen Instrumente, deren Tonerzeugung unmittelbar mit Luft verbunden ist, mit dabei die menschliche Stimme.

Am 1. Festivaltag präsentiert das Ensemble HYPER DUO (CH) ein multimediales Konzert mit Keyboard, Schlagzeug, Elektronik & Video.
Nach dem Konzert gibt es – LUFT NACH OBEN – mit Max E. Keller / Piano (CH), Dietrich Petzold / Violine (D). Ein freies, improvisatorisches Spiel über mancherlei Grenzen, so auch zum Optischen hin, indem die Künstlerin DESSA / Transoundart (CH) mit spontanen, bildnerischen Beiträgen sich an der Improvisation beteiligt.
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Der 2. Festivaltag* startet mit der TRAMOPHONIE. Das Konzert in der Straßenbahn ermöglicht dem Publikum aus dem Zentrum Berlins eine Luft-schonende Anreise zum Veranstaltungsort. Dabei werden die urbanen Szenen täglicher Luftverschmutzung zu einem bewegten Hintergrundbild für die musikalischen Darbietungen des Ensembles JungeMusik im Innenraum der Tram.

Im Ausstellungszentrum Pyramide erwartet die Besucherinnen und Besucher eine circa zweistündige Konzert-Installation mit dem Titel ATMOSPHÄREN. Die Musikerinnen und Musiker des Vokalensembles NUSMIDO sowie Matthias Badczong – Klarinette(n) und Christine Paté – Akkordeon bespielen im Verlauf des Abends alle Ebenen des Gebäudes von der Wendeltreppe im Untergeschoss bis zur Pyramidenspitze. Der Regisseur Holger Müller-Brandes wird dem Abend eine besondere Atmosphäre verleihen, indem er die einzelnen Kompositionen und Improvisationen dem Thema folgend in Szene setzt und dramaturgisch und räumlich zu einem Gesamtkunstwerk verbindet.
„Atmosphäre ist nicht sichtbar und ihre Bedrohung durch Klimagase ebenfalls nicht. Atmosphären durch szenische Elemente hörbar, spürbar und auch sichtbar zu machen – darum geht es in der Installation „Atmosphären“. Immer wieder werden Nebelschwaden in den Raum eindringen – als Intervention, welche Aktionen und Reaktionen plastisch macht. Die Instrumentalisten eröffnen auf diese Weise eine kreative Skala, die von Bedrückung oder Ignoranz bis zu verspielten, phantasievollen oder auch energischen Haltungen reicht.“ Holger Müller-Brandes.

Nach der Konzertinstallation laden die Veranstalterinnen und Veranstalter ein zu „LET’S TALK ABOUT IT“ – Ein Diskurs mit dem Publikum, den Mitwirkenden und den Komponistinnen und Komponisten.
Das Festival wird unter Einhaltung der für September 2020 gültigen Corona-Vorschriften stattfinden, bitte die aktuellen Informationen beachten.

Hier geht’s zum Programm.
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Geschichte:*
An der Peripherie des Berliner Bezirks Marzahn-Hellersdorf, der mit fast einer Viertelmillion Einwohner größten Plattenbausiedlung Europas, befindet sich das Ausstellungszentrum Pyramide. Hier hat sich seit 2001 eine interdisziplinäre Veranstaltung, die pyramidale, etabliert:
zu einem übergreifenden Thema kommuniziert zeitgenössische Musik mit anderen Kunstgenres und mit dem Publikum.
Das Ausstellungszentrum Pyramide im Stadtteil Hellersdorf ist langjähriger Kooperationspartner und angestammter Heimatort der pyramidale.
Seit 2011 sucht das Festival darüber hinaus die Zusammenarbeit mit weiteren Kultureinrichtungen des Bezirks. Es gab u.a. Kooperationen mit dem ORWOhaus, der Krankenhauskirche Wuhlgarten, der Hans-Werner-Henze-Musikschule Marzahn-Hellersdorf, dem Gründerzeitmuseum Mahlsdorf, dem Freizeitforum Marzahn und der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2017.
Im Zentrum des Festivalprogramms stehen Uraufführungen sowie Wiederaufführung aktueller Werke der gegenwärtigen Musikkultur. Jedes Jahr wird für die pyramidale ein eigenes Konzept und ein spezielles Thema formuliert. Komponist*innen werden eingeladen, neue Werke zu schreiben, die sich auf das jeweilige Thema beziehen. Die von Anfang an auf Sparten-Durchlässigkeit zielende Programmatik des Festivals bezieht neben der aktuellen zeitgenössischen Musik auch die benachbarten Künste wie Tanz, Literatur, Theater, Film ein. Vermehrt zog es vor allem das Berliner Musik- und Kunstpublikum in den Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf, der für begrenzte Zeit zum Ort internationaler Begegnungen wurde und so über Berlin hinaus von sich reden machte, wie etwa 2010 mit der Schweiz, 2016 mit Großbritannien und Spanien und 2017 mit Südkorea. Der interdisziplinäre Ansatz des Festivals bietet außerdem Raum zur Präsentation von Aktivitäten aus dem Stadtteil selbst (z. B. Education-Projekte mit Neuer Musik an Schulen).
Eine öffentlichkeitswirksame Besonderheit des Festivals ist die TRAMOPHONIE, eine Straßenbahn-Sonderfahrt vom Hackeschen Markt nach Marzahn-Hellersdorf. Sie dient dazu, den Teil des Publikums, der nicht aus dem Bezirk selbst stammt, aus der Mitte Berlins (symbolisch wie auch physisch) abzuholen und ihn zu einer Erkundung der vermeintlichen Peripherie nach Marzahn-Hellersdorf zu „entführen“, ein Weg, den die wenigsten aus eigenem Antrieb, ohne die Verbindung mit diesem speziellen „Event“ antreten würden. Die Fahrt ist gleichzeitig Konzert und Zeitreise durch verschiedene Sequenzen der Stadtentwicklung, vom historischen Kern bis hin zu den ehemaligen, sozialistischen Prestigebauten der jüngeren Ost-Berliner Geschichte. Dabei werden diese urbanen Zonen, die vor den Waggonfenstern vorbeiziehen, zu einem bewegten, filmartigen Hintergrundbild für die performative Darbietung innerhalb der Straßenbahn.