Drucksache - DS/0881/VIII  

 
 
Betreff: Ansiedlungs- und Personalgewinnungskonzept für Erzieherinnen und Erzieher – Lichtenberger Fachkräftesteigerung im Kitabereich (LiFaKi)
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion SPDBezirksamt
   
Drucksache-Art:Antrag zur BeschlussfassungVorlage zur Kenntnisnahme (Zwb.)
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
30.08.2018 
21. Sitzung in der VIII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin überwiesen   
Jugendhilfeausschuss Entscheidung
02.10.2018 
22. Sitzung in der VIII. Wahlperiode des Jugendhilfeausschusses vertagt     
06.11.2018 
23. Sitzung in der VIII. Wahlperiode des Jugendhilfeausschusses mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
13.12.2018 
25. Sitzung in der VIII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
21.03.2019 
29. Sitzung in der VIII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Zwischenbericht zur Kenntnis genommen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
21.11.2019 
37. Sitzung in der VIII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin überwiesen   
Jugendhilfeausschuss Entscheidung
03.12.2019 
35. Sitzung in der VIII. Wahlperiode des Jugendhilfeausschusses vertagt   
07.01.2020 
36. Sitzung in der VIII. Wahlperiode des Jugendhilfeausschusses mit Zwischenbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag SPD PDF-Dokument
BE JHA PDF-Dokument
VzK (Zwb.) PDF-Dokument
VzK (2. Zwb.) PDF-Dokument

Die Bezirksverordnetenversammlung hat beschlossen:

 

Das Bezirksamt wird ersucht, sich im Kitaforum Lichtenberg sowie in der Arbeitsgemeinschaft Kita gem. § 78 SGB VIII gegenüber Lichtenberger Kitaträgern dafür einzusetzen, mit gemeinsamen Ideen und Initiativen Lichtenberger Kitas für Fachkräfte besonders attraktiv zu gestalten.

 

In diese Diskussion soll beispielsweise einfließen:

 

-          geprüft werden, wie in Lichtenberg der Beruf des Erziehers bzw. der Erzieherin

attraktiver gestaltet werden kann (bspw. Arbeitszeitmodelle, besondere Angebote in der Arbeitsvertragsgestaltung, Prämien, Betreuungsquoten, Gesundheits-präventionen, Wohnangebote und mögliche weitere bzw. andere Anreize).

-          Ideen zur „Lichtenberger Fachkräftesteigerung im Kitabereich“ mit dem Eigenbetrieb,

Trägern, Initiativen und Hochschulen in Lichtenberg erörtert und Ziele formuliert werden. Zudem sollte gemeinsam mit einer Hochschule evaluiert werden, welche Hindernisse und unattraktiven Elemente (neben der Bezahlung) in Lichtenberg existieren, um hier als Erzieherin bzw. Erzieher tätig zu werden.

-          eine Imagekampagne und Werbekampagne für die Lichtenberger Kitas direkt an den

entsprechenden Fach(hoch)schulen starten, so dass sich Lichtenberg hier durch Poster, Broschüren, Werbeveranstaltungen etc. als attraktiver Arbeitsort für Erzieherinnen und Erzieher präsentiert.

-          mit den Wohnungsunternehmen Möglichkeiten erkundet werden, wie Wohnungen für

Erzieherinnen und Erziehern, die in Lichtenberg ihrem Beruf nachgehen möchten, zur

Verfügung gestellt werden können; ggf. im Bündnis für Wohnen nach

Kooperationspartnern gesucht werden.

-          mit den öffentlichen und freien Träger erörtert werden, wie spezielle Kitaplätze für die

Kinder von Erzieherinnen und Erziehern, die in Lichtenberg ihrem Beruf nachgehen

möchten, verkehrsgünstig zur Verfügung gestellt werden können. Hier könnten

Partnersysteme zwischen Kitastandorten entwickelt werden, da viele Erzieherinnen und Erzieher ihre eigenen Kinder nicht am eigenen Arbeitsplatz unterbringen möchten.

-          ein „Bündnis für bessere Betreuung in Lichtenberger Kitas“ auf dem Weg gebracht

werden, in dem Maßnahmen zur Arbeitsentlastung erörtert werden, die dann möglichst in allen Lichtenberger Kitas umgesetzt werden, um den Erzieher*innen-Beruf attraktiver zu gestalten.

-          ein aktives und präventives Gesundheitsmanagement (Reduzierung von Überlastungen, Stress und chronischen Erkrankungen) für Erzieherinnen und Erzieher auf dem Weg gebracht werden, dass möglichst in allen Kitas Anwendung findet.

-          im Rat der Bürgermeister eine Kampagne zu starten, damit Berlin konkrete Handlungen unternimmt, um Erzieherinnen und Erzieher besser zu bezahlen.

 

 

Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:

 

Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:

 

Die Drucksache 0881/VIII wurde am 05.06.2019 in der AG § 78 SGB VIII „Tagesbetreuungsangebote für Kinder“ mündlich und vorab schriftlich zur Kenntnis gegeben.

Zur Beantwortung der Drucksache wurde eine UAG gebildet, die mit der Bearbeitung der Anfrage beauftragt wurde, da es sich hier um Fragen handelt, die ausschließlich in der Praxis von Kindertagesstätten und deren Trägern relevant sind.

 

Am 24.06.2019 tagte die UAG erstmalig unter Teilnahme des Mitglieds der Bezirksverordnetenversammlung, Herrn Hönicke. Er wurde als Vertreter der Ursprungsinitiatoren der SPD-Fraktion eingeladen, da offene Verständnisfragen zum vorliegenden Papier geklärt werden mussten.

 

 

Zu den einzelnen Punkten wurden folgende Positionen und Antworten erarbeitet:

 

1. Es soll geprüft werden, wie in Lichtenberg der Beruf des Erziehers bzw. der Erzieherin attraktiver gestaltet werden kann (bspw. Arbeitszeitmodelle, besondere Angebote in der Arbeitsvertragsgestaltung, Prämien, Betreuungsquoten, Gesundheits-präventionen, Wohnangebote und mögliche weitere bzw. andere Anreize).

 

Die Träger von Kindertagesstätten, die im Bezirk Lichtenberg von Berlin Kitas betreiben, sind mit den aufgeführten Vorschlägen bereits vertraut und nutzen diese im Rahmen der tarifrechtlichen Möglichkeiten in Verbindung mit der Finanzierungsgrundlage, die das Kostenblatt des Landes Berlin ermöglicht.

Abweichungen nach oben sind lediglich durch Beschluss in einer Eltern-Initiativ-Kita möglich.

Spezielle materielle und finanzielle Anreize werden individuell trägerabhängig geprüft und sind immer den jeweiligen finanziellen Möglichkeiten des Trägers untergeordnet. Fahrkostenzuschuss, Fortbildungsfinanzierung, dienstliches Fahrrad, Gesundheitsgutscheine, Altersvorsorge wurden unter anderem als spezielle Anreize benannt. Diese zusätzlichen Maßnahmen werden bereits eingesetzt.  Wohnungsangebote zählen nicht dazu, da die Mietpreisentwicklung im Land Berlin und insbesondere im Bezirk Lichtenberg das gegenwärtig nicht erlaubt.

 

2.  Es sollen Ideen zur „Lichtenberger Fachkräftesteigerung im Kitabereich“ mit dem Eigenbetrieb, Trägern, Initiativen und Hochschulen in Lichtenberg erörtert und Ziele formuliert werden. Zudem sollte gemeinsam mit einer Hochschule evaluiert werden, welche Hindernisse und unattraktiven Elemente (neben der Bezahlung) in Lichtenberg existieren, um hier als Erzieherin bzw. Erzieher tätig zu werden.

 

Viele Träger knüpfen bereits rechtzeitig Kontakte zu Hochschulen.

Das geschieht im Wesentlichen auch über die Kontakte mit zukünftigen Fachkräften innerhalb der Ausbildung. Der Träger Kindergärten Nord-Ost- Eigenbetrieb von Berlin ist dabei ebenso aktiv wie andere Träger. Es wurden die intensive Zusammenarbeit mit der Alice Salomon Hochschule (insbesondere Frau Prof. Viernickel und Frau Prof. Dr. Dreyer) benannt, sowie die Fachhochschule Potsdam und die Fachoberschule Edith Stein. 

 

3. Es soll eine Imagekampagne und Werbekampagne für die Lichtenberger Kitas direkt an den entsprechenden Fach(hoch)schulen starten, so dass sich Lichtenberg hier durch Poster, Broschüren, Werbeveranstaltungen etc. als attraktiver Arbeitsort für Erzieherinnen und Erzieher präsentiert.

 

Viele Träger gehen nach eigener Aussage bereits ungewöhnliche Wege, um auch für Standorte ihrer Kitas zu werben. Dabei wird eine Werbekampagne immer auf den Träger ausgerichtet sein. Speziell für Lichtenberg zu werben ist schon deshalb aus Trägersicht schwierig, weil Träger auch Standorte in anderen Bezirken oder Bundesländern betreiben. Der Träger wird deshalb für sich werben und nicht für den Arbeitsstandort Lichtenberg. Die Bewerbungen gehen direkt an die Träger.

Es wurde außerdem zu bedenken gegeben, dass sowohl für eine Image- oder Werbekampagne nicht unerhebliche finanzielle Mittel benötigt werden, die insbesondere kleineren Trägern nicht zur Verfügung stehen.

Es wurde angeregt, dass der Bezirk für sich selbst wirbt.

 

4. Es soll mit den Wohnungsunternehmen Möglichkeiten erkundet werden, wie Wohnungen für Erzieherinnen und Erziehern, die in Lichtenberg ihrem Beruf nachgehen möchten, zur Verfügung gestellt werden können; ggf. im Bündnis für Wohnen nach Kooperationspartnern gesucht werden.

 

Es besteht ein grundsätzliches Interesse der AG § 78 SGB VIII an einer kooperativen Zusammenarbeit mit Wohnungsbaugesellschaften. Die Organisation und Vernetzung zu den Wohnungsbauunternehmen ist jedoch nicht für jeden einzelnen Träger möglich und nur vorstellbar auf Basis einer zentralen Lenkung durch den Bezirk. Erschwerend kommt hinzu, dass die Anforderungen an Mieter*innen von Seiten der Vermieter*innen und die Vorstellung der zukünftigen Mieter*innen nicht immer übereinstimmend sind.

 

5. Es soll mit den öffentlichen und freien Träger erörtert werden, wie spezielle Kitaplätze für die Kinder von Erzieherinnen und Erziehern, die in Lichtenberg ihrem Beruf nachgehen möchten, verkehrsgünstig zur Verfügung gestellt werden können. Hier könnten Partnersysteme zwischen Kitastandorten entwickelt werden, da viele Erzieherinnen und Erzieher ihre eigenen Kinder nicht am eigenen Arbeitsplatz unterbringen möchten;

 

Träger von Kindertagesstätten, die mehrere Kitas betreiben, setzen dieses Modell oft schon um. Viele Faktoren sind entscheidend dafür, wo die Eltern eine Betreuung ihres Kindes wünschen. Das gilt natürlich auch für Erzieher*innen als Eltern. Da es keine zentralen Steuerungsmöglichkeiten für die Kitaplatzbelegung gibt, obliegt es jedem Träger selbst, eine Kooperation mit anderen Trägern einzugehen, die eine gegenseitige Unterstützung mit Kitaplätzen für Kolleg*innen ermöglicht.

Die Freihaltung von Kapazitäten für kooperierende Kindertagesstätten ist auf Grund des Finanzierungssystems nicht möglich.

 

6. Es soll ein „Bündnis für bessere Betreuung in Lichtenberger Kitas“ auf den Weg gebracht werden, in dem Maßnahmen zur Arbeitsentlastung erörtert werden, die dann möglichst in allen Lichtenberger Kitas umgesetzt werden, um den Erzieher*innen-Beruf attraktiver zu gestalten.

 

Die Rahmenbedingungen für die Arbeit in Kindertagesstätten legt das Land Berlin in Abstimmung mit der LIGA der Spitzenverbände und dem Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden e. V. (DaKS) fest.

Die Rahmenvereinbarung (RV Tag) als berlinweite Leistungsvereinbarung gemäß § 23 KitaFöG und die Qualitätsvereinbarung Tageseinrichtungen (QVTAG) als Vereinbarung über die Qualitätsentwicklung in Berliner Kindertageseinrichtungen sind dabei maßgebliche Vertrags- und Arbeitsgrundlagen der Berliner Kindertagesstätten. Die jüngsten Personalschlüsselverbesserungen, die Anpassung des Kostenblattes, die Tarifeinigungen und weitere Maßnahmen sorgen im großen Rahmen natürlich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und tragen mittelfristig zur Steigerung der Attraktivität des Berufes bei. Der Austausch in der AG § 78 SGB VIII Kita über die Bedingungen in der Arbeit und die inhaltliche Auseinandersetzung führt immer wieder dazu, notwendige Maßnahmen anzuregen und deren Weiterleitung in wirksame Gremien voranzutreiben. Die AG § 78 Kita Lichtenberg hat deshalb auch maßgeblich die Bildung der Berlinweiten AG § 78 Kita unterstützt. Ebenfalls ist hier das Engagement von Kitaträgern, insbesondere auch des Eigenbetriebs Kindergärten NordOst im Kita-Bündnis zu nennen. Diese Zusammenschlüsse, Gremien und Bündnisse haben eine stärkere Kraft, um Veränderungen und Verbesserungen unter anderem für das Berufsbild, aber auch für die Gesamtsituation im Kitabereich mit auf den Weg zu bringen.

 

7. Es soll ein aktives und präventives Gesundheitsmanagement (Reduzierung von Überlastungen, Stress und chronischen Erkrankungen) für Erzieherinnen und Erzieher auf dem Weg gebracht werden, dass möglichst in allen Kitas Anwendung findet.

 

Für ein übergreifend organisiertes Gesundheitsmanagement als Angebot an die Kitaträger werden nach Klärung der Finanzierung der Maßnahmen interessierte Träger auf der Basis freiwilliger Teilnahme zu gewinnen sein. Die UAG der AG § 78 SGBVIII Kita ist zu der Einschätzung gelangt, dass es bei der Forderung der Drucksache nach Schaffung einer Lösung für alle Kitas nur ein zentral initiiertes Bündnis geben kann, damit Maßnahmen zur Gesundheitsförderung von Erzieher*innen wirksam werden.

 

8. Es soll im Rat der Bürgermeister eine Kampagne gestartet werden, damit Berlin konkrete Handlungen unternimmt, um Erzieherinnen und Erzieher besser zu bezahlen.

 

Der jüngste Abschluss der Tarifverhandlungen hat im Land Berlin bereits ein Ergebnis gebracht, dass sich in den Kostenblättern des Landes Berlin zur Finanzierung der Leistungen der der Kindertagesstätten abbildet.

 

 

Im Bezirk Lichtenberg von Berlin arbeiten derzeit 126 Kindertagesstätten von 82 Freien Trägern. Der Eigenbetrieb von Berlin- Kindergärten Nord Ost betreibt im Bezirk Lichtenberg 22 Kindertagesstätten.

Die Kitalandschaft arbeitet nach den Vorgaben des Landes Berlin, andere einheitliche Vorgaben bestehen nicht.

Eine einheitliche Finanzierung und eine einheitliche Vereinbarung zu den zu erbringenden Leistungen sowie eine Qualitätsvereinbarung tragen maßgeblich zu einer Gleichbehandlung der Träger bei.

Die Autonomie eines Freien Trägers bleibt dabei weitestgehend unangetastet, insbesondere auch seine Hoheit in Bezug auf Personalfragen. Deshalb können Veränderungen und Weiterentwicklungen nur im gemeinsamen Aushandlungsprozess erarbeitet werden. Hinsichtlich einer verstärkten Außenwerbung, der die Attraktivität des Bezirkes als Arbeitsstandort hervorhebt, ist das Bezirksamt auf unterschiedlichen Ebenen tätig. Allem voranzustellen ist hierbei der laufende Prozess der Re-Zertifizierung des Bezirks als familiengerechte Kommune.

 

 
 

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