Drucksache - DS/0819/VI
Die Bezirksverordnetenversammlung wolle beschließen:
Das Bezirksamt wird ersucht sich dafür einzusetzen, eine Lichtenberger Straße nach Margarete Steffin zu benennen.
Begründung: Margarete Steffin wurde am 21. März 1908 in Berlin-Rummelsburg als Tochter eines auf dem Bau arbeitenden Huckers sowie einer Fabrikarbeiterin geboren. Bereits als Fünfzehnjährige begann ihre aktive Mitwirkung in verschiedenen Sprechergruppen, die zu den politischen Ereignissen Stellung nahmen und zum Beispiel dem aufsteigenden Faschismus Aufklärung entgegen setzten. Als weibliche Solosprecherin im Großberliner Sprecherchor, dem sie sich 1926 anschloss, war sie Partnerin von Herwart Grosse, der später Schauspieler am Deutschen Theater wurde, und trat auf Veranstaltungen der Internationalen Arbeiterhilfe, der Roten Hilfe sowie der KPD auf.
Trotz ihrer 1926 beginnenden und in den Folgejahren immer stärker werdenden Tuberkulose ist sie weiter politisch tätig, was zu einer Verhaftung führt. In dieser Zeit beginnt die Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht. Während des Kuraufenthaltes in der Schweiz im Frühjahr 1933 gibt sie, die Autodidaktin, einen Rezitationsabend, inszeniert und spielt in Theaterstücken, schreibt Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke für Kinder. Da sie in das Deutschland, in dem nach dem Reichstagsbrand zehntausende Hitlergegner verhaftet worden waren, nicht zurückkehren konnte, ging sie nach Paris ins Exil. Dort arbeitete sie mit Bertolt Brecht und Hanns Eisler sowie Walter Benjamin und wurde ihnen durch ihre kritische und schöpferische Mitarbeit zur unentbehrlichen Ideengeberin.
Im dänischen Exil lernte sie, ebenfalls wieder autodidaktisch Sprachen: Dänisch, Russisch, Französisch und Englisch, übersetzt Novellen, Romane, Buchauszüge und Zeitschriftenartikel aus diesen Sprachen. Sie wirkte insgesamt an zehn Stücken von Bertolt Brecht mit. Bertolt Brecht bewunderte an ihr die Mischung aus Talent, skeptischer Bodenständigkeit, sozialer Empfindsamkeit und politischem Engagement.
Der Geburtstag der geborenen Lichtenbergerin Margarete Steffin jährt sich in diesem Jahr zum 100. Mal. Das sollte dem Bezirk Anlass sein den Stolz auf diese einstige Bürgerin mit einer Straßenbenennung zum Ausdruck zu bringen.
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