Auszug - Arbeitsstand Rahmenplanung für die Großsiedlung Hohenschönhausen bezugnehmend zur DS/0789/VIII "Ansiedlungskonzept für die Großsiedlung Hohenschönhausen entwickeln"  

 
 
26. Sitzung in der VIII. Wahlperiode des Ausschusses Ökologische Stadtentwicklung und Mieterschutz (gemeinsam mit dem AS Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Gemeinwesen)
TOP: Ö 4
Gremium: Ökologische Stadtentwicklung und Mieterschutz Beschlussart: erledigt
Datum: Mo, 22.10.2018 Status: öffentlich
Zeit: 19:00 - 20:56 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Lichtenberg, Raum 100 (barrierefrei)
Ort: Möllendorffstraße 6, 10367 Berlin
 
Wortprotokoll

Herr Prof. Hofmann führt eingangs die zugrunde liegende Diskussion der BVV aus und nimmt Bezug zur aktuellen Drucksache. Frau BzStRin Monteiro führt zunächst für das Bezirksamt in das Thema ein. Sie betont, dass es sich um einen Zwischenstand handele, der noch nicht durch das Bezirksamt bestätigt wurde. Man wolle den Bezirksverordneten so die grundlegenden Informationen für die kommende Diskussion in den Stadtteilkonferenzen geben.

 

Frau Lange von der Planergemeinschaft führt zunächst die Grundlage der Untersuchung aus. Es handele sich aktuell um das Analyseergebnis und erste Skizzen. Dabei ergaben sich fünf wesentliche Analysepunkte:

Bevölkerungsprognose/Wachstum: überdurchschnittlicher Anteil 55-65 Jahre bereits heute und Wachstum in diesem Bereich nimmt zu; ebenso für die Altersgruppe 6-18 Jahre; die Prognose von 2015 für 2023 wurde bereits jetzt erreicht; hieraus ergeben sich spezifische Bedarfe;

 

Kita- und Schulplätze stark defizitär; Bevölkerungswachstum wird diese Bedarfe noch erhöhen, selbst ohne zusätzliche Wohnbauflächen; mittelfristig werden die Schülerzahlen wohl wieder abnehmen, eine Mehrfachnutzung öffentlicher Gebäude wird angeregt;

 

schlechte Versorgung mit wohnortnahen Grünflächen, vergleichsweise in Berlin jedoch gut; eine Verdichtung würde diese Lage immer verschlechtern;

 

Großwohnsiedlung ist vorherrschende Gebäudetypologie; daraus folgt räumliche Trennung zwischen Wohnen und Versorgung, städtebaulich ist nun offen, ob eine Vermischung der Nutzungen möglich ist;

 

Im Vergleich zum Ortsteil Pankow hat Neu-Hohenschönhausen eine ähnliche Einwohnerdichte.

 

Als nächstes stellt Frau Lange den Stärken-Schwächen-Plan für die Großsiedlung vor und hebt dabei folgende Punkte heraus:

Stärken: Nahversorgungszentren ergeben hohe Qualität durch Identifikation, drei S-Bahnhöfe geben gute Anbindung, Gebiet mit Kulturorten durchsetzt, Potentialflächen für Gewerbeansiedlung, bedeutendes Grünband im Zentrum und dezentrale Grünhöfe, gute Erschließung, zahlreiche Bildungs- und Kulturangebote, gegliederter Städtebau dadurch auch Potentiale für soziale Infrastruktur.

 

Schwächen: städtebauliches Verbesserungspotential bei den Nahversorgungszentren durch untergenutzte Freiräume, teilweise noch ungenutzte Flächenpotentiale, mangelhaft gestaltete Gebietsauftakte als „undefinierte Rand- und Restflächen“, die GFZ liegt in weiten Teilen jetzt schon über 2,0 jedoch mit grünen Höfen gespickt, Gebiet durch große Trassen geteilt, Unterversorgung mit öffentlichen Grün, Schule und Kita, unzuverlässige S75.

 

Aus diesen Stärken und Schwächen ergeben sich aus Sicht der Planergemeinschaft einige Chancen:

-          kurz und mittelfristig:

  • Aufwertungspotential am Prerower Platz zur Imageverbesserung
  • Aufwertungspotential der Quartierszentren
  • Potential für Verbreiterung der sozialen Struktur
  • Stärkungspotential für Durchmischung verschiedener Nutzungen

 

-          Chancen langfristig:

  • Verbesserung der Verbindung zum Stadtinneren
  • TVN ergibt räumliches Neuordnungspotential im Norden der S-Bahn-Trasse

 

Dabei merkt das Planungsbüro aber auch Risiken an. So verleite der Druck auf dem Wohnungsmarkt massiv zu einer zu schnellen Genehmigung von neuen Bauten, die möglicherweise langfristig die falsche Nutzung wären. Es drohe bereits jetzt eine Überlastung der vorhandenen Infrastruktur. Die städtebauliche Entwicklung solle immer auf die besonderen Qualitäten der Großsiedlung schauen.

 

Hieraus ergebe sich für die Planergemeinschaft ein Leitbild eines urban gemischten und durchgrünten Siedlungsgebietes, welches einen höheren Anteil an Nichtwohnnutzung brauche.

Hieraus leite man die Leitziele Förderung der sozialen und Nutzungsmischung, Sicherung der öffentlichen Grün- und Freiflächen, Verbesserung der Versorgung und Beseitigung städtebaulicher Missstände sowie die Verbesserung der Verkehrsanbindung ab. Mögliche Potentialstandorte sieht die Planergemeinschaft entlang der Falkenberger Chaussee und der Pablo-Picasso-Straße, der Egon-Erwin-Kisch-Straße und der Darßer Straße sowie entlang der Zentren des ÖPNV. Diese werden im Folgenden skizzenhaft betrachtet und ergeben folgende erste Ideen:

Wohnbebauung direkt an der Falkenberger Chaussee

Östlich des Prerower Platzes Kultur und Bildung sowie in geringem Maße Wohnutzung

Nachverdichtung des Nahversorgungszentrums Ribnitzer Straße

Parkplatzeinrichtung an der Zingster Straße; hier Gliederung Zentrumsnutzung mit Park und Wohnen

 

Mit einem Dank für die Vorstellung eröffnet Herr Schaefer die Fragerunde an das Plenum:

Herr Drewes stellt heraus, dass es hauptsächlich um Nachverdichtung gehe. Er führt zum Begriff Urbanität aus und zitiert:

„Der urbane Sozialcharakter ist bestimmt durch Gleichgültigkeit, Blasiertheit und Intellektualität, dies verändert die soziale Integration einer Stadtgesellschaft. Jedoch schlägt sich die Urbanität in Städten des 20. Jahrhunderts eher als soziale Ungleichheit nieder." (Siebe 1998, S. 269)

Er fragt nach den benannten städtebaulichen Missständen. Frau BzStRin Monteiro betont, dass das Planungsbüro zunächst eine Analyse machen sollte. Über die letztendliche Ausgestaltung entscheide man gemeinsam politisch. Es handele sich zunächst um die Grundlage einer Diskussion.

 

Herr Hoffmann bedankt sich für die ausführliche Darstellung. Er fragt, warum die Analyse relativ grob blieb. Er verweist noch einmal auf den Parkdruck und bittet auch diese Thematik im Hinterkopf zu behalten. Auch der ÖPNV könne hier nicht als Positivbeispiel genannt werden, da die Trassen nicht intensiv genug befahren würden. Zielgruppen der Wohnnutzung sollten besser durchmischt werden, um eine echte soziale Durchmischung zu bekommen. Er regt an mehrere Entwurfsszenarien vorzulegen anhand derer man diskutieren könne.

 

Herr Leonhardt fragt zur Methodik noch einmal detaillierter nach. Insbesondere interessiere ihn der Abgleich mit dem Zentren- und Einzelhandelskonzept. Die verschiedenen Planwerke im Bezirk sollten aus seiner Sicht gemeinsam gedacht werden.

 

Frau Lange beantwortet die Fragen: Alle vorliegenden Planungen flossen in die Planung mit ein. Die Oberflächlichkeit ergebe sich aus dem frühen Stadium des Verfahrens. Ein weitergehender Abgleich finde noch im Verfahren statt. Frau BzStRin Monteiro ergänzt, dass die HOWOGE sich für Bundesmittel zur Umgestaltung des Bereiches Zingster Straße bewerbe. Hierzu gebe es derzeit noch grundsätzliche Bedenken. Sie führt aus, dass das Rahmenkonzept auch mit Ordnungsverfahren durchgesetzt werden sollten. Die Frage der sozialen Entwicklung stelle sich mehrfach.

 

Herr Bosse fragt, wo der der Schlüssel 1 qm Grünfläche pro Anwohner herkomme. Auf welche Weise solle das Wohnungsangebot erweitert werden. Er weist auch auf die altersstrukturelle Entwicklung hin. Er stellt den Vergleich zur Umstrukturierung der Marzahner Promenade her und möchte wissen, ob eine Überbauung der S-Bahn mitgedacht werde. Frau Lange antwortet, dass sich die qm-Schlüssel auf die Spielplätze beziehe. Frau Monteiro ergänzt, dass es bereits Überlegungen zur Überbauung der S-Bahn gab. Man solle hier gezielt diskutieren.

 

Herr Hudler fragt zur Höhe und zu den Einzelstandorten. Diese haben den gleichen Stellenwert, wie die weiteren Verdichtungsflächen. Herr Güttler-Lindemann ergänzt, dass die Einzelpotentiale aus Sicht des BA nicht als hervorragende Standorte auszeichnen und deshalb nachrangig seien. Diese wurden nunmehr nur als konkrete Vorhaben berücksichtigt. Über die Höhe ergänzt er, dass ein Bau in die Höhe neue Akzente setzte. Es handele sich zunächst um den Grundflächenumriss.

 

Herr Niedworok fragt nach dem zugrunde liegenden Begriff der Urbanität, den er wie folgend zitiert:

„Als Zielkategorie umfasst Urbanität vor allem die Förderung funktionaler, baulicher, sozialer und kultureller Vielfalt und Mischung, die Ausprägung unterschiedlicher Sozialräume und Milieus (einschließlich spezifischer Räume und Milieus von Sub- und Gegenkulturen), die Wahrung und Differenzierung privater und öffentlicher Räume mit ‚Aufenthaltsqualität‘ und ‚städtischer Architektur‘ sowie die Wahrnehmbarkeit der Geschichtlichkeit, Authentizität und Identität der Stadt, Stadtteile und Stadträume.“ (Wikipedia, abgerufen am 22.10.2018 von https://de.wikipedia.org/wiki/Urbanit%C3%A4t)

 

Er fragt nach der multifunktionalen Nutzung von Gebäuden und deren konkrete Umsetzung. Frau BzStRin Monteiro betont, dass sie einen niedrigschwelligen Begriff vertritt, was eine Stadt zur Stadt macht. Dazu gehöre aus ihrer Sicht die Darstellung kurzer Wege zwischen verschiedenen Gruppen und Vermischung verschiedener Nutzung. Sie strebt in diesem Sinne eine stärkere Verbindung der Nutzung und Gebiete an. Frau Lange ergänzt, dass die Multifunktionalität derzeit untersucht werde.

 

Herr Drewes fügt ein, dass er eine stärkere Einbeziehung der Anwohnerschaft als wünschenswert erachtet. Er betont den Wert genossenschaftlichen Eigentums. Herr Hennig ergänzt seine Frage nach der Sicherung der Gewerbeflächen. Eine Umwidmung solle hier jedoch nicht stattfinden.

Frau BzStRin Monteiro führt aus, dass sie bereits im Kontakt mit der Senatsverwaltung stehe um eine stärkere Sicherung von Gewerbeflächen auch über den anstehenden StEP Wirtschaft anstrebe.

 

Prof. Hofmann würde sich wünschen, dass die Planung für den ÖPNV wieder bis an das Karower Kreuz weitergeführt werde. Problemflächen wie am S-Gehrenseestraße sollten seiner Meinung nach noch einmal betrachtet werden. Er fragt nach den Potentialen am S-Wartenberg, welche ursprünglich als Geschäftsviertel angedacht waren. Frau BzStRin Monteiro antwortet, dass das kommunale Nachbarschaftszentrum tagte, welches das Karower Kreuz untersucht habe. Eine Realisierung stehe jedoch noch nicht auf der Tagesordnung. Frau Pützschel ergänzt, dass hierzu auch die Verbindung nach Wartenberg untersucht werde. Die Potentiale am S-Wartenberg seien positiv geprüft wurde, hier gebe es derzeit leider eine Abwärtsbewegung. Chancen böten hier die Standorte der BIM. Herr Güttler-Lindemann ergänzt den tatsächlichen Verbesserungsbedarf. Die Entwicklung der Siedlungsgebiete müsse umfassend betrachtet werden. Er nehme die Vorschläge gerne als Ergänzung der Pläne entgegen.

 

Frau Müller (Anwohnerin) betont, dass die vorliegenden Planungen und Konzepte einzubeziehen seien. Insbesondere sei der Wunsch Begegnungszonen zu schaffen. Ihr sei auch die kulturelle Vielfalt im Kiez wichtig. Sie bedauere, dass eine echte Aufwertung des Prerower Platz bislang nicht gelungen sei. Es bedürfe für sie auch eines Angebotes gerade für jüngere Menschen. Sie werbe dafür, nicht immer die negativen Aspekte hervorzuheben, sondern die Positivbeispiele zu betonen. Die Zenten verlören aus ihrer Sicht an Qualität und sie fragt wie eine Aufwertung gelingen könne. Sie werbe dafür umzusteuern und die Potentiale zu heben.

 

Herr Rodig fragt, ob es möglich wäre, die Grenze des Plangebietes derart zu verändern, dass der Knoten Darßer/Hansastraße mit einbezogen werde. Frau Pützschel führt aus, dass der ursprüngliche Bereich das Ostseeviertel gewesen sei. Man habe sich für eine Aufweitung auf die gesamte Großsiedlung entschieden. Dies umfasse den Ortsteil Neu-Hohenschönhausen, so wie er planerisch zusammenhängt. Herr Güttler-Lindemann ergänzt, dass es sich um die klassischen Gebiete der Großsiedlung handele. Anregungen nehme man zur weiteren Diskussion mit.

 

Herr Engels sieht im Vorschlag ein Diskussionspapier, das einen Zwischenstand darstelle. Er unterstützt die Wortmeldung von Frau Müller und betont, dass sich die Geschäftswelt im Bankenwesen oder im Einzelhandel enorm verändere. Deshalb solle man sich mit der Ansiedlung beschäftigen. Er fragt, nach dem Anteil der Landesflächen. 98 % befänden sich hier im Eigentum der Wohnungsgesellschaften des Landes Berlin. Frau Lange ergänzt, dass nicht alle Aspekte im Rahmen des Auftrages abgebildet werden könnten. Die geschilderten Erfahrungen werde man bei der Untersuchung mit einbinden. Eine statistische Untersuchung der Eigentümer sei bislang nicht gemacht worden.

 

Frau Monteiro ergänzt, dass ab 1. November auf meinberlin.de eine Onlinebeteiligung möglich sei. Am 13. und 27. November 2018 werden die Zwischenstände auch mit den Bürgern in der Großsiedlung Hohenschönhausen diskutiert.

 

Prof. Hofmann beendet die Diskussion.

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Bezirksparlament Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen