Drucksache - DS/1318/VIII
Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:
Die gesellschaftliche und politische Handlungsnotwendigkeit belegt die Armutsberichterstattung in Deutschland, in Berlin und im Bezirk Lichtenberg. Die hohe Zahl der von Kinderarmut betroffenen Kinder erregt in den letzten Jahren bundesweit und insbesondere auch in Berlin, immer mehr Aufmerksamkeit. Bei zum Teil prekären Lebensumständen sind sowohl die zukünftigen Entwicklungschancen als auch Teilhabechancen der Kinder und Jugendlichen beeinträchtigt. Es besteht die Gefahr, dass sich die Armutsdauer manifestiert und die Verweildauer junger Menschen in Armut hoch bleibt.
Im Folgenden wird unter Kinderarmut der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II (umgangssprachlich: Hartz IV) verstanden – an den unter 15-Jährigen in Prozent.
Der prozentuale Anteil von betroffenen Kindern ist seit 2008 gesunken – sowohl in Lichtenberg als auch in der gesamten Stadt Berlin (in Lichtenberg 2008 40,1%, 2016 30,5 % Kinder in Kinderarmut). Durch die in den letzten Jahren stark angestiegene Zahl an Kindern in Lichtenberg ist die tatsächliche Zahl von Kindern in Kinderarmut jedoch weiterhin im Anstieg begriffen. Der Anstieg der Kinderzahl im Bezirk Lichtenberg ist im oben betrachteten Zeitraum doppelt so hoch wie im Berliner Durchschnitt. Für den Bezirk bedeutet das aktuell insgesamt rund 12.000 von Kinderarmut betroffene Kinder! Das Problem der Kinderarmut ist demnach insbesondere im Bezirk Lichtenberg von steigender Brisanz.
Statistisch gesehen ist die Verteilung von Kinderarmut im Bezirk sehr heterogen. Der Anteil von betroffen Kindern ist besonders hoch in den folgenden Planungsräumen. Hier wächst etwa jedes zweite Kind unter 15 Jahren in relativer Armut auf. Falkenberg Ost, Falkenberg West, Wartenberg Süd, Zingster Straße, Straße West, Hohenschönhausener Straße, Rosenfelder Ring (Monitoring Soziale Stadtentwicklung MSS Berlin 2018).
Hauptziel einer bezirklichen Armutspräventionsstrategie ist es, vorhandene Armutslagen zu verringern und die Entstehung neuer Armutslagen zu verhindern. Ein fachlicher Diskurs auf Augenhöhe soll die Grundlage für die Planung und Umsetzung konkreter und abgestimmter Maßnahmen zur Armutsprävention im Bezirk Lichtenberg schaffen und helfen, die Lebensabschnittsübergänge professionell zu unterstützen.
Im Rahmen der Rezertifizierung des Audits „Familiengerechte Kommune Lichtenberg“ wurde jüngst die Auditmaßnahme Kinderarmut unter dem Titel „Jedes Kind in Lichtenberg wird gesehen – Strukturen etablieren, die die individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen ermöglichen“ aufgenommen. Im Rahmen der gemeinsamen Strategie des Bezirksamtes Lichtenberg, speziell im Kontext Jugend, Familie und Senioren stärken, ist ein wichtiges strategisches Ziel, „Kinder- und Altersarmut“ nicht zu akzeptieren (Umsetzung der gemeinsamen Strategie des Bezirksamtes Lichtenberg. Einführung eines Strategischen Programmmanagements zur Umsetzung der gemeinsamen strategischen Ziele im Bezirksamt Lichtenberg von Berlin 2019).
Ziel der vorliegenden Konzeption ist neben einer jährlichen bezirklichen Armutskonferenz, der Einrichtung eines Steuerungsgremiums, Arbeitsgruppen (Zielgruppen bzw. sektorenorientiert) und eines ersten bezirklichen Kinderarmutsberichtes, die Entwicklung einer Präventionskette von 0 – 18 Jahre im Sinne eines integrierten Handlungskonzeptes, um die bezirkliche Armutsprävention strukturell zu verankern. Dies soll verstanden werden als Ergebnis eines offenen und partnerschaftlichen Austausches verschiedener Akteure aus Politik, Verwaltung, Fachebene, Wirtschaft, Wissenschaft und Familien.
Ein fachlicher Diskurs auf Augenhöhe soll die Grundlage für die Planung und Umsetzung konkreter und abgestimmter Maßnahmen zur Armutsprävention im Bezirk Lichtenberg schaffen und helfen, die Lebensabschnittsübergänge professionell zu unterstützen. Ein zunächst auf 3 Jahre angelegter und gesteuerter Prozess der Netzwerkgestaltung auf kommunaler Ebene sollte demnach so aussehen: Zu den ersten Prozessschritten für 2019/ 2020/ 2021 gehören die Gründung eines Steuerungsgremiums gegen Kinderarmut, eine bezirkliche Armutskonferenz, Arbeitsgruppen, eine wissenschaftliche Prozessbegleitung und die Überprüfung des Übergangsmanagements der betroffenen Sozialisationsinstanzen (Krippe, Kita, Schule) von 0 – 18 Jahren.
Der erste bezirkliche Kinderarmutsbericht soll dabei ein erster Schritt in Richtung eines regelmäßigen Präventionsmonitorings sein. Er soll Prozesse und Netzwerke in der Gesamtschau bis dahin reflektieren und Perspektiven aufzeigen.
Prozessschritte:
Leitbild und Arbeitsstruktur Kinderarmutsprävention
Informationsaustausch, Bedarfsermittlung und Ausgangspunkt für Arbeitsgruppen, Erstellung Ziel – und Maßnahmenkatalog
Doku Gesamtprozess, Ziele, Hintergründe, Zahlen, Reflektion, Evaluation, Perspektive
Steuerungsgruppe gegen Kinderarmut - Auftakttreffen am 08. August 2019 - tagt 2x im Jahr
Ein Gesamtkonzept zum Auf- und Ausbau einer Kind bezogenen Armutsprävention ist anhängig.
Die Federführung in der Gesamtsteuerung des Prozesses liegt beim Bezirksbürgermeister.
Anlagen: Prozessschritte, Stand der Vorbereitung einer Armutskonferenz- Gesamtüberblick Konzept Aufbau kindgerechten Lichtenberger Armutspräventionsstrategie
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