Drucksache - DS/0645/VI
Die
Bezirksverordnetenversammlung wolle beschließen: Das
Bezirksamt wird ersucht sich durch geeignete Maßnahmen eventuell in
Zusammenarbeit mit dem Berliner Beauftragten für Datenschutz und
Informationssicherheit dafür einzusetzen, dass das Energieunternehmen
Vattenfall und andere Firmen mit Hilfe neuer Stromzähler, die die
Kunden-Verbrauchsdaten permanent an so genannte Datenkonzentratoren senden,
keine Tagesablaufsprofile der Verbraucher erstellen können. Begründung: Am
13. November 2007 hat der Energielieferant Vattenfall in Lichtenberg ein
Berliner Pilotprojekt gestartet. Bis Ende April 2008 bekommen 500
HOWOGE-Wohnungen neue Stromzähler, sogenannte Profizähler. Die Testphase läuft
bis Ende 2008. Diese Stromzähler senden die Daten zum Stromverbrauch permanent
über die Stromleitung an sog. Datenkonzentratoren weiter. Ein Programm des
Vattenfall-Servers wird diese Informationen graphisch aufarbeiten. Zukünftig
ist geplant auch den Heiz- und Wasserverbrauch über diese Stromzähler laufen zu
lassen. „Der Mieter hätte, wenn alle Versorger mitspielen, nur noch eine
Rechnung“, so berichtete HOWOGE-Geschäftsführer Bernd Kirschner. Durch
die permanente Übertragung dieser Daten ist zu befürchten, dass das
Energieunternehmen Vattenfall in die Lage versetzt wird, detaillierte
Tagesablaufsprofile seiner Kunden zu erstellen. Die
Mitarbeiter von Vattenfall werden zukünftig offensichtlich sehr gut darüber
unterrichtet sein, wann ihre Kunden morgens aufstehen, wann die Kaffeemaschine
eingeschaltet wird, zu welcher Tageszeit der Fernseher in Betrieb genommen wird
(und damit auch welche Fernsehprogramme in etwa gesehen werden), wann und wie
intensiv gekocht wird usw. Sofern auch der Wasserverbrauch über diese Zähler
permanent übertragen wird, ist aus diesen Daten abzulesen, wann und wie
intensiv die Verbraucher sich waschen, duschen oder die Badewanne benutzen.
Diese Daten könnten eventuell auch Rückschlüsse darüber geben, wie viele Personen
sich wann in der Wohnung aufgehalten haben. Des
Weiteren wäre aus diesen Informationen abzulesen, ob die Kunden einer
geregelten Arbeit nachgehen oder ob sie Rentner oder gar arbeitslos sind. Auch
wie oft und wie lange jährlich in Urlaub gefahren wird, wäre den
Vattenfall-Mitarbeitern bekannt. Ebenso ist das Freizeit- und
Wochenendverhalten ermittelbar. Diese
Daten sollen offensichtlich über einen Zeitraum von Jahren gespeichert werden. Sie
können mit frei wählbaren Zeiteinheiten (Minute, Stunde, Tag, Woche, Monat,
Jahr) oder mit üblichen Durchschnittsverbräuchen verglichen werden. Darüber
hinaus ist auch geplant sie ins Internet zu stellen. Dadurch ist obendrein zu
befürchten, dass eventuell auch noch ein größerer Personenkreis sich Zugang zu
den Lebensgewohnheiten der Vattenfall-Kunden verschaffen könnte. Diese
Daten stellen wertvolle Informationen dar, die sich eventuell gut an Dritte
verkaufen lassen. Ein
derartiges Auskundschaften der Privatsphäre der Vattenfall-Kunden ist daher auf
jeden Fall zu verhindern. |
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