Drucksache - DS/1192/V  

 
 
Betreff: Bericht zur Lichtenberger Jugendgesundheitskonferenz 2004
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksamtBezirksamt
Verfasser:BzStR UmGesBzStR UmGes,
Drucksache-Art:Vorlage zur KenntnisnahmeVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
15.12.2004 
36. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Vorlage z. Ktn. BA PDF-Dokument

Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung umseitige Vorlage zur Kenntnis zu nehmen:

Das Bezirksamt bittet die BVV, den als Anlage beigefügten Bericht zur Lichtenberger Jugendgesundheitskonferenz 2004 zur Kenntnis zu nehmen.

 

 

 

 

 

Berlin, den

 

 

 

 

Emmrich                                                                                Geisel

Bezirksbürgermeisterin                                                      Bezirksstadtrat für Umwelt und Gesundheit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anlage

Bezirksamt Lichtenberg

 

 

 

 

Bericht zur Lichtenberger Jugendgesundheitskonferenz 2004

 

 

Am 28. September 2004 fand im Dr. Janusz-Korczak-Haus die diesjährige Lichtenberger Jugendgesundheitskonferenz “ ... plötzlich schwanger” Wie aufgeklärt sind Lichtenbergs Schülerinnen und Schüler? statt. Die Bezirksamtsabteilungen Umwelt und Gesundheit sowie Jugend, Bildung und Sport organisierten diese Konferenz, um bisherige Präventionsstrategien gegen ungewollte Schwangerschaften zu hinterfragen. Die Konferenz hatte ca. 95 Teilnehmer.

Im Vorfeld wurde eine anonyme Befragung unter ca. 1.000 Lichtenberger Schülerinnen und Schülern der Klassen 9 und 10 sowie ihren Lehrern durchgeführt. Beteiligte Schultypen waren Gesamt-, Haupt-, und Realschulen sowie Gymnasien. Die Erhebung erfolgte im Zeitraum vom 24. August bis 16. September 2004. Die Schülerbefragung trifft Aussagen über Einstellung und Verhalten in Fragen der Sexualität und über die Verhütungskompetenz von Jugendlichen. Die Ergebnisse der Befragung sind authentisch, aber nicht nach wissenschaftlichen Grundsätzen repräsentativ.

 

1.      Ausgangslage:

 

Die Zahl der Teenagerschwangerschaften und der Schwangerschaftsabbrüche bei Frauen bis zum 18. Lebensjahr ist ansteigend, so die bundesweite und auch die Berliner Statistik.

Studien des Robert-Koch-Instituts und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) von 2001 begründen dies mit einer deutlich früheren Geschlechtsreife von Mädchen, von denen bereits jede zehnte 14-Jährige und jede vierte 15-Jährige erste Koitus-Erfahrungen sammelte. Die Folge des frühen Einstiegsalters in die Sexualität ist, dass fast ein Fünftel dieser Mädchen beim ersten Geschlechtsverkehr nicht verhütet. Auch die Lichtenberger Befragung ergab, dass 36 % der Schülerinnen und Schüler schon einmal ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten (s.u.).

Zurückzuführen sei dies u.a. auf einen “eklatanten Informationsmangel” und einen relativ sorglosen Umgang mit dem Thema Empfängnisverhütung, schlussfolgerten die Institute. An dieser Stelle ist also nicht nur die Rolle des Elternhauses, sondern auch die der Schule in punkto Sexualkundeunterricht zu hinterfragen.


(Quelle: Statistisches Landesamt Berlin, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen Ges PL 7)

Die Entwicklung im Berliner Bezirk Lichtenberg ist dabei alarmierend, denn sie übersteigt die landes- und bundesweiten Ergebnisse. Der prozentuale Anteil der Teenagerschwangerschaften/ Lebendgebärenden ist hier auf 3,3 % gestiegen.

 

Der prozentuale Anstieg der unter 18-Jährigen in Lichtenberg liegt bei 26 %, wobei allein in der Altersgruppe der 15 bis 18-Jährigen ein Anstieg von 36 % zu verzeichnen ist. Aufschlussreich sind auch die Zahlen der Schwangerschaftsabbrüche in Berlin: In der Altersgruppe der unter 15-Jährigen von 1996 - 2002 liegt der Prozentanstieg bei rund 113 %, der gesamte Anstieg der unter 18-Jährigen bei den Abbrüchen beträgt rund 56 %.

 

Die Ursachen für diese Anstiege bei den Schwangerschaften minderjähriger Frauen und der Schwangerschaftsabbruchsraten sind vielfältig. Wesentlich sind sie auf drei Gründe zurückzuführen:

 

a)       Sexuelle Frühreife

Die sexuelle Reife hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter vorverlagert. Bei jedem Altersjahrgang verschiebt sich der Zeitpunkt der ersten Menstruation und des ersten Samenergusses um etwa 0,2 Jahre nach vorne. Gründe sehen Wissenschaftler in einer besseren Ernährung, der Anreicherung von Lebensmitteln mit zusätzlichen Nährstoffen und einer höheren Hormonzufuhr.

 

b)       Mangelnder sexueller Wissensstand

Der objektive sexuelle Wissensstand widerspricht der subjektiven Einschätzung der Jugendlichen. Sie halten sich für aufgeklärter, als es die Antworten auf die Wissensfragen zulassen. Dieser Fakt könnte für einen relativ sorglosen Umgang mit Sex stehen. Problematisch bei dieser Entwicklung ist, dass in vielen Fällen die Aufklärung fehlt. Hier bestimmen bei vielen Zehn- bis Vierzehnjährigen Halbwissen und Vermutungen das Sexualverhalten.

 

c)       Unzureichende und verspätete Aufklärung in Familie und Schule

Die Aufklärung in Familie und Schule erfolgt unzureichend und zu spät, so dass der Sexualkundeunterricht oft nicht auf die Frühreife eingestellt ist. Eine gründliche Aufklärung durch Eltern und Schule sollte deshalb bereits in der Grundschule beginnen. Daneben spielt das Thema Sexualität in den Medien eine immer größere Rolle, die das Interesse von 10- bis 14-Jährigen weckt. Die Neugier steigt, und der Gruppendruck nimmt zu.

 

Abgesehen von Ländern, wie Argentinien oder Kenia, in denen Teenagerschwangerschaften eher die Regel als die Ausnahme sind, liegen die USA an der Spitze der Industrieländer, wenn es um die Zahl und den Anteil der Teenagermütter geht. Jährlich werden dort rund eine Million der 15- bis 19-jährigen Mädchen schwanger. Für die meisten von ihnen ist diese Schwangerschaft unerwünscht. Um ein weiteres Ansteigen dieser Zahlen zu vermeiden, führt die US-Regierung seit 1992 eine Kampagne unter dem Titel “The National Campaign to Prevent Teen Pregnancy”. In der Folge sank in den USA bis 2002 die Zahl der Schwangerschaften der unter 20-Jährigen um 25 % und der Geburten sogar um über 30 %.

 

Ob dieses Präventionsprogramm auf deutsche Verhältnisse anwendbar ist, erscheint jedoch sehr fraglich. Daher kann der Blick auf ein europäisches Land effektiver sein: An Frankreichs Schulen wird seit 2000 die “Pille danach” kostenlos durch sog. Schulkrankenschwestern verteilt, verbunden mit einer kompetenten Beratung. Sie dient als Notfallmedikament und ist anonym zugänglich. In Deutschland ist sie derzeit nur per Rezept in Apotheken erhältlich, also relativ hochschwellig.

 

 

 

 

 

 

 

2.       Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Konferenz und der Befragung:

 

2.1.         Die zunehmend frühe sexuelle Aktivität der Jugendlichen muss in der Ausgestaltung der Rahmenlehrpläne der Oberschulen Berücksichtigung finden. Mindestens zu Beginn des 7. Schuljahres ist Sexualkundeunterricht zur Erlangung von Verhütungskompetenz notwendig.

 

Die Vermittlung von Verhütungskompetenz und von Wissen über die individuellen Folgen mangelnder Verhütung sollte zu einem Zeitpunkt ansetzen, zu dem die ersten entsprechenden Erfahrungen gemacht werden (vgl. Alter von 13,7 Jahren).

Die Oberschulen unterrichten nach einem Rahmenlehrplan, in dem der Zeitpunkt der Wissensvermittlung im Sexualkundeunterricht mit beträchtlicher Beliebigkeit versehen ist. Nach den biologischen Aspekten, die in der Grundschule vermittelt werden, richtet er sich vor allem auf soziale Aspekte des Geschlechterverhaltens aus. Wissen zur Erlangung von Verhütungskompetenz wird teilweise erst im zweiten Halbjahr der 10. Klasse vermittelt.

 

Das Bezirksamt wird sich an die Schuldirektoren und an die Elternvertreter aller Oberschulen wenden und eindringlich an eine rechtzeitige Terminplanung für den Besuch in einer Sexualberatungsstelle im Rahmen eines Projekttages appellieren (nicht erst zum Schuljahresende). Hiermit sollten u.a. die Möglichkeiten der Schullehrpläne ausgeschöpft werden.

 

 

2.2.         Die Aufklärung und Beratung durch Gesundheitsbehörden muss niedrigschwelliger als bisher angeboten werden.

 

Die Quellen des Sexualwissens der Schüler sind zunehmend Freunde, Fernsehen, Internet und Jugendzeitschriften. Die öffentlichen Beratungsstellen werden von Jugendlichen und Lehrern fast überhaupt nicht als Wissensquellen benannt, da sie schlicht nicht bekannt sind.

 

Informationsmaterialien, vor allem über individuelle Beratungsangebote, sollten verbindlich in jeder Schule zur Verfügung stehen und gut sichtbar plakatiert sein.

Die bezirklichen Beratungs- und Hilfsangebote für Mädchen und junge Frauen sollten in Form von Flyern und Plakaten gestaltet und jeder Schule und Jugendfreizeitstätten zur Verfügung gestellt werden.

 

 

2.3.         Eltern und Familien müssen ihre Verantwortung bei der sexuellen Aufklärung ihrer Kinder stärker wahrnehmen.

 

Nur noch 53 % der befragten Schüler gaben Eltern und Familie als Quellen ihres Sexualwissens an.

Der Inhalt des unter 2.1. angekündigten Briefes an die Elternvertreter der Oberschulen wird an die Verantwortung der Eltern zur sexuellen Aufklärung erinnern und dazu auffordern, die Funktion der Beratungsstellen auf Elternversammlungen zu thematisieren. Eine Möglichkeit wäre z.B., die kommunalen Beratungsstellen einzuladen.

 

 

2.4.      An allen Oberschulen sollten Kondomautomaten aufgestellt und je eine Vertrauenslehrerin und ein Vertrauenslehrer speziell geschult werden.

 

Das Bezirksamt wird sich mit diesem Anliegen nochmals an die Schulkonferenzen wenden.

 

Zur Prävention und Ausnutzung kommunaler Angebote zur Sexualberatung kann der Sozialmedizinische Dienst des Gesundheitsamtes diese Vertrauenslehrer an den Oberschulen kostenneutral weiterbilden. Hier könnte Fachkompetenz in Form von sexualpädagogischen Multiplikatorenschulungen vermittelt werden.

 

 

2.5.         Die Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfsangebote für junge Schwangere müssen stärker bekannt gemacht werden.

 

Für effektivere Kooperationswege zwischen Bezirksamt und Bundesagentur für Arbeit und im Sinne personenbezogener Lösungen, z.B. wenn junge Schwangere rechtswidrig gekündigt werden, bietet das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin (LAGetSi) seine Hilfe an. Zur medienwirksamen Verbreitung dieses Angebots wird ein Artikel in der nächsten Rathausnachrichtenbeilage “Besser leben” im Januar 2005 erscheinen.

 

 

3.       Ergebnisse der anonymen Befragung von knapp 1.000 Lichtenberger Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Lehrer zu Sexualverhalten und Verhütungskompetenz:

 

Geht es nach der persönlichen Einschätzung, so sind rund zwei Drittel der 14- bis 17-Jährigen in sexuellen Fragen rundum aufgeklärt. Bezogen auf die Studie Jugendsexualität der BZgA von 2001 schätzen sich Lichtenbergs Schüler knapp unter dem bundesweiten Trend ein (BZgA, 2001: Jungen: 79 %, Mädchen: 83 %).

 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Lediglich 1,8 % der befragten Jugendlichen beantworten die Frage, ob sie sich in sexuellen Fragen für ausreichend aufgeklärt halten mit “gar nicht” (0,15 %) bzw. “eher weniger”

(1,65 %). Die Antwort “geht so” wird immerhin von rund 33 % der Befragten genannt.


Tatsächlich konnten jedoch nur 5 % der Jungen und 20 % der Mädchen die Wissensfragen 13, 14 und 15 richtig beantworten. 17 % der Jungen und 5 % der Mädchen beantworteten alle 3 Fragen falsch! Mädchen sind also besser informiert als die Jungen, jedoch auf insgesamt niedrigem Niveau.

 

Es sind also große Unterschiede zwischen subjektiver Einschätzung und objektivem Wissensstand der Schülerinnen und Schüler erkennbar. Dies differenziert sich noch einmal zwischen den einzelnen Schultypen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Da bei den Wissensfragen zugleich Verhütungskompetenz abgefragt wurde, zeigt sich, dass Gymnasiasten (jeweils Jungen und Mädchen zusammengefasst) deutlich besser informiert sind als Hauptschülerinnen und –schüler.

 

Bei den vorstehenden Diagrammen waren Mehrfachantworten möglich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Lichtenberg haben knapp ein Viertel (24 %) der befragten Mädchen und gut ein Viertel

(27 %) der befragten Jungen mit 14 Jahren bereits Geschlechtsverkehr gehabt. Dies liegt über dem bundesweiten Wert, der 2001 von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) ermittelt wurde, wie die nachfolgenden Diagramme zeigen.

 

 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

Von den Befragten sollte nun angegeben werden, falls sie bereits Geschlechtsverkehr hatten, in welchem Alter dies zum ersten Mal geschah.

 

Durchschnittsalter beim ersten Geschlechtsverkehr

 

 

Jugendsexualität

(BZgA 2001, S.  49)

Jugendliche in Lichtenberg (2004)

 

Jungen

15,1 Jahre

13,7 Jahre

Mädchen

14,9 Jahre

13,8 Jahre

 

Der Lichtenberger Durchschnittswert bezieht sich damit nur auf die befragten 14- bis unter 18-Jährigen, die bereits Geschlechtsverkehr hatten.

 

In Lichtenberg bestätigt sich auch der bundesweite Trend, nach dem die Jugendlichen immer früher sexuell aktiv werden. Ebenso kann ein Annäherungstrend des Sexualverhaltens beider Geschlechter bestätigt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei den Fragen zum bisherigen Verhütungsverhalten waren Mehrfachnennungen möglich.

 

 

 

 

Bei dieser Frage sollten die Schülerinnen und Schüler (im Diagramm zusammengefasst)  entscheiden, wie sie sich im Fall einer überraschenden Schwangerschaft bzw. Schwangerschaft der Partnerin entscheiden würden. Neben Adoption oder anderen Möglichkeiten waren “Abbruch” oder “Geburt und selber großziehen” die gesetzten Alternativen.

 

Gymnasiasten lehnen es damit offensichtlich verstärkt ab, frühzeitig Familienverantwortung zu übernehmen (41 %), während Hauptschüler spontan eher dazu tendieren, ihre Kinder groß zu ziehen (65 %). Dies könnte an der unterschiedlichen Zukunftsorientierung liegen.

 

 

 

 

 

 

 

Zum Abschluss der Befragung konnten die Schülerinnen und Schüler Wünsche und Erwartungen an die Jugendgesundheitskonferenz benennen. Geordnet nach der Häufigkeit ihrer Nennungen waren das:

 

-          der Wunsch nach mehr Aufklärung, Beratung und Information

-          Bedarf an Informationen über die Folgen von Teenagerschwangerschaften und Hilfen beim Aufziehen der Kinder

-          mehr Informationen über die Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen

-          bessere Zugänglichkeit und preiswertere Verhütungsmöglichkeiten (“Rabatt für Schüler”)

 

Weitere markante Äußerungen waren: “Wo gibt es eine Babyklappe?”, “Man sollte für Verhütung werben!”, “Frauenarzt/Urologenpflicht ab 14”, “Vertrauensperson an Schulen schaffen!” und eine Schülerin forderte “Schreck-Kampagnen für Teenager: Das Leben wird versaut!”.

 

 

Die Befragung der Lehrerinnen und Lehrer ergab:

 

Der Wissensstand der Schülerinnen und Schüler wurde von den Lehrerinnen und Lehrern durchgängig und zu gleichen Teilen als gut bis mäßig eingeschätzt. Auf die Frage, woher die Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich ihr Wissen beziehen, spielten Eltern/Familie, Ärzte und Beratungsstellen eine untergeordnete Rolle (siehe Grafik).

 

 

 

 

 


Von den Lehrern/innen hatte ein Drittel schon ein- oder mehrfach mit ihrer Klasse eine Beratungsstelle aufgesucht. Bei einem weiteren knappen Drittel war ein solcher Besuch in Planung, während weitere rund 35 % dieses Vorhaben komplett ablehnten!

 

Knapp die Hälfte der Befragten wollte keine weitere Unterstützung, während die anderen u.a. folgende Wünsche äußerten:

   

-          weitere direkte Veranstaltungen, Foren durch z. B. Jugendarbeit und Gesundheitsamt

-          Besuch der Klasse durch Ärztin/Arzt zur speziellen Beratung und medizinischen Aufklärung (ohne das “Ohr des Lehrers”)

-          mehr Angebote der Beratungsstellen

-          Verhütungsmittel zum Aushang – Kondome zur Übung im Biologieunterricht

 

Die Frage, ob sich Schülerinnen und Schüler schon einmal mit solchen Fragen/Problemen an sie direkt gewandt haben, bejahten rund 60 % der Befragten.

Die Ursachen für die hohe Zahl früher Schwangerschaften werden von den Lehrern wie folgt bewertet: Dabei wird die Ursache für den steigenden Anteil ausgetragener Schwangerschaften etwas stärker in der Vernachlässigung im Elternhaus bzw. in sozialen Problemlagen gesehen (siehe Grafik).



 

4.      Zahlen und Fakten zu Teenagerschwangerschaften

 

Lebendgeborene in Berlin

Alter der Mutter

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

Unter 15 Jahre

28

13

18

11

15

19

9

15 bis unter 18 Jahre

387

411

408

420

337

385

426

Unter 18 Jahre

415

424

426

431

352

404

435

(Quelle: Statistisches Landesamt Berlin, eigene Berechnungen)

 

Die Anzahl der Geburten in Berlin steigt seit 2000 wieder an. Der Anstieg der zweiten Altersgruppe von 1996 - 2002 liegt bei 10 %. Der Anstieg der unter 18-Jährigen zwischen 1996 -2002 beträgt rund 5 %.

 

Schwangerschaften in Berlin (­)

Alter der Mutter

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

Unter 15 Jahre

50

48

54

44

57

66

56

15 bis unter 18 Jahre

725

824

772

874

778

912

942

Unter 18 Jahre

775

872

826

918

835

978

998

(Quelle: Kleine Anfrage / DS 15/ 11 158, eigene Berechnungen)

 

Die Anzahl der Schwangerschaften Minderjähriger in Berlin steigt kontinuierlich wieder seit 2000 an. Der Anstieg der ersten Altersgruppe von 1996 - 2002 liegt bei 12 %, bei der zweiten Altersgruppe bei 30 %. Der Anstieg der unter 18-Jährigen zwischen 1996 - 2002 beträgt rund 29 %.

 

Schwangerschaftsabbrüche in Berlin

Alter der Mutter

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

Unter 15 Jahre

22

35

36

33

42

47

47

15 bis unter 18 Jahre

338

413

364

454

441

527

516

Unter 18 Jahre

360

448

400

487

483

574

563

(Quelle: Kleine Anfrage / DS 15/ 11 158, eigene Berechnungen)

 

Die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche Minderjähriger in Berlin steigt seit 2000 kontinuierlich wieder an. Die Altersgruppe unter 15 Jahren verzeichnet einen Anstieg von 1996 -2002 um rund 113 %, die Altersgruppe 15 bis unter 18 Jahre liegt bei einem Anstieg von 52 %. Der Anstieg der unter 18-Jährigen zwischen 1996 - 2002 beträgt rund 56 %.

 

Lebendgeborene in Lichtenberg

Alter der Mutter

1998

1999

2000

2001

2002

Unter 15 Jahre

1

0

2

4

1

15 bis unter 18 Jahre

47

44

31

42

64

Unter 18 Jahre

48

44

30

46

65

(Quelle: Statistisches Landesamt Berlin)

Die absoluten Zahlen zeigen seit 2000 wieder einen tendenziellen Anstieg der Lebendgeborenen bei Minderjährigen im Bezirk Lichtenberg. Der Anstieg bei den unter 15-Jährigen von 1998 - 2002 liegt bei 36 %. Der Anstieg der unter 18-Jährigen zwischen 1998 - 2002 beträgt rund 26 %.

 

Die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche wird für Lichtenberg nicht erfasst. Somit kann keine Aussage der Abbrüche auf bezirklicher Ebene getroffen werden.

 

Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland

Alter der Mutter

1999

2000

2001

2002

2003

Unter 15 Jahre

467

574

696

761

715

15 bis unter 18 Jahre

5266

5763

6909

6682

6930

Unter 18 Jahre

5733

6337

7605

7443

7645

(Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen)

 

Die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche Minderjähriger ist seit 1999 stetig gewachsen. Der Anstieg der ersten Altersgruppe von 1999 - 2003 liegt bei 53 %, bei der zweiten Altersgruppe bei 32 %. Der Anstieg der unter 18-Jährigen zwischen 1999 - 2003 beträgt rund 33 %.

 

 

Lebendgeborene in Deutschland

Alter der Mutter

1998

1999

2000

2001

2002

Bis unter 15 Jahre

425

421

466

549

556

16 bis 18 Jahre

4258

4319

4330

4691

4864

Bis unter 18 Jahre

4683

4740

4796

5240

5420

(Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen)

 

Die Anzahl der Lebendgeborenen durch Minderjährige ist stetig gestiegen. Der Anstieg der ersten Altersgruppe liegt bei 7,3 %, der Anstieg der zweiten Gruppe bei 14,2 %. Der Anstieg der unter 18-Jährigen zwischen 1998 - 2003 beträgt 15,7 %.

 

 

Lebendgeborene in Lichtenberg(Li), Berlin(B) und Deutschland(D)

 

1998

1999

2000

2001

2002

Li       Lebendgeborene insgesamt

1.776

1.852

1.901

1.737

1.955

          Alter d. Mutter unter 18 Jahre

48

44

30

46

65

          Anteil d. <18 an den Lebendgebärenden

2,7%

2,4%

1,7%

2,6%

3,3%

B        Lebendgeborene insgesamt

29.612

29.856

29.695

28.624

28.801

          Alter d. Mutter unter 18 Jahre

426

431

352

404

435

          Anteil d. <18 an den Lebendgebärenden

1,4%

1,4%

1,2%

1,4%

1,5%

D        Lebendgeborene insgesamt

785.034

770.744

766.999

734.475

719.250

          Alter d. Mutter unter 18 Jahre

4.683

4.740

4.796

5.240

5.420

          Anteil d. <18 an den Lebendgebärenden

0,6%

0,6%

0,6%

0,7%

0,8%

(Quelle: Statistisches Landesamt Berlin, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen Ges PL 7)

 

 

 

 
 

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