Auszug - Anhörung zur Wohnungspolitik in Lichtenberg
Eingeladen
waren Vertreter/innen der HOWOGE sowie der Wohnungsbaugenossenschaften
„Humboldt-Universität“, „Neues Berlin“,
„Solidarität“, „Vorwärts“ und WGLi. An der Anhörung
nahmen teil: Frau Dr.
Helbig-Tschäpe, WBG „Solidarität“ Frau
Neumann, WBG „Neues Berlin“ Herr
Diedrich, WBG „Humboldt-Universität“ Herr
Wagner, HOWOGE In jeweils
10-minütigen Eingangsstatements äußerten sich die Vertreter/innen der
Wohnungsunternehmen zu folgenden, vorab zugestellten Fragen:
Frau Dr.
Helbig-Tschäpe, WBG „Solidarität“ -
WBG
„Solidarität“ besteht seit 54 Jahren -
Wohnungsbestand:
3.150 (1/3 in Mitte, 2/3 in Lichtenberg), voll vermietet -
5,46
Prozent Transferleistungsbezieher/innen, die besonders betreut und unterstützt
werden -
Anteil
der Mietschuldner – unter 1 Prozent; mit Transferleistungsbezieher/innen
ist Direktüberweisung vereinbart; Mietschulden entstehen oft bei Mietern mit
gutem Einkommen -
Mietpreisentwicklung:
Miete muss entsprechend Satzung Kosten deckend, Rücklagen bildend und die
Verzinsung des Eigenkapitals gewährleistend sein, d. h. sie muss Vergangenes,
Heutiges und Künftiges abdecken. 2008 betrug sie durchschnittlich 4,35 Euro/qm
warm. -
Wohnungen
sind voll saniert, eine neue Sanierungswelle beginnt -
Eine
wichtige soziale Leistung besteht darin, Wohnraum auch für künftige Mieter zu
sichern. -
Die
WBG engagiert sich im Bezirk vor allem bei der Gestaltung der Wohnquartiere und
in der Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas. Herr
Diederich, WBG „Humboldt-Universität“ -
3600
Wohnungen in Hohenschönhausen -
Aufnahme
von Transferleistungsbezieher/innen, wenn sie eine Abtretungserklärung für die
Miete vereinbaren, sodass die Direktüberweisung durch das JobCenter bzw.
Sozialamt erfolgt. Bisher gab es eine gute Zusammenarbeit mit dem JobCenter,
die aber in den letzten Wochen nicht mehr so gut funktioniert (was die
Vertreter/innen der anderen Unternehmen bestätigten). So wird seitens des JC
der vom Unternehmen angegebenen Betriebskostenhöhe nicht geglaubt und diese
höher gesetzt, es gibt keinen Kontakt mehr zu direkten Ansprechpartnern,
sondern nur noch über die Hotline, Antragsbewilligungen dauern statt 2 Wochen
jetzt 6 Wochen -
Mit
dem Sozialamt gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit. -
Mietschulden
liegen ebenfalls unter einem Prozent. Bei Nichtüberweisung der Miete erfolgt
sofort eine Reaktion und Abmahnung. 2009 gab es 15 Problemfälle mit
Kündigungen, darunter 9 Zwangsräumungen. -
Seit
15 Jahren wurde die Grundmiete nicht erhöht. Ein Drittel der Mieter hat noch
DDR-Mietverträge. Der Leerstand liegt unter 2 Prozent. -
Die
WBG unterstützt vor allem den Kinder- und Jugendbereich. Zurzeit wird ein
großer Veranstaltungssaal als gesellschaftliches Zentrum gebaut. Monatlich
finden Seniorenveranstaltungen statt. Die Mieterbindung ist hoch. Die WBG
beteiligt sich an Aktivitäten in den Kiezen und im Bezirk. Herr
Wagner, HOWOGE -
Aktuelle
Situation: es läuft eine Sonderprüfung durch externe Prüfer, das Land Berlin
hat einen Interims-Geschäftsführer bestellt, der Aufsichtsrat hat ein
Ausschreibungsverfahren für die neue Geschäftsführung begonnen. -
Transferleistungsbezieher/innen:
über 50 Prozent der ca. 50.000 Wohnungen erfüllen die Bedingungen entsprechend
der Berliner AV Wohnen. Es gibt massenweise Neuverträge mit
Transferleistungsbezieher/innen und eine sehr gute Zusammenarbeit mit den
entsprechenden Behörden. Entsprechend einer Vereinbarung mit dem JC ist einmal
wöchentlich eine Mitarbeiterin der HOWOGE im JobCenter vor Ort. -
Schufa-Auskünfte
sind wichtigstes Mittel zur Bonitätsprüfung. Entschieden wird in jedem
Einzelfall, eine entsprechende Schufa-Auskunft ist kein k.o.-Kriterium -
Gute
Zusammenarbeit mit dem Sozialamt. Entsprechend einem Kooperationsvertrag mit
dem Senat hält die HOWOGE ca. 220 Wohnungen im „geschützten
Marktsegment“ vor. -
Die
Mietpreisentwicklung ist sehr differenziert, hoch z. B. in Karlshorst und am
Orankesee. Aber es gibt deutlich niedrigere Betriebskosten -
Die
HOWOGE engagiert sich bei der Wohnumfeldgestaltung. Es gibt eine gute
Zusammenarbeit mit dem Bezirk. Eine besondere Stärke im Bezirk ist die
Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugenossenschaften. Es gibt gute Kontakte zu
freien Trägern und Kiezbeiräten. Mit Unterstützung der HOWOGE wird das
Welsekiezmanagement aufgebaut. -
Mietschulden
betreffen 0,5 Prozent der Haushalte. Es erfolgt eine sofortige Reaktion, wenn
es Probleme gibt. Von Vorteil ist der direkte Mieterkontakt durch eigene, meist
langjährig tätige Hausmeister. -
Leider
gibt es zu wenig aktive Mieterbeiräte (nur noch in FAS und Fennpfuhl), eigene
Anstrengungen der HOWOGE, neue Mieterbeiräte zu initiieren, waren bisher
erfolglos. Frau
Neumann, WBG „Neues Berlin“ -
Wohnungsbestand:
5000 Wohnungen, außerdem werden ca. 1000 Eigentumswohnungen verwaltet. 7
Wohnungen stehen leer. 91 Prozent des Wohnungsbestandes sind Plattenbauten. Der
gesamte Bestand ist energetisch saniert. -
Mietpreisentwicklung:
Ohne Grundmietenerhöhung geht es nicht. Sie liegt derzeit bei ca. 5,10 Euro
kalt. Der Fokus liegt auf der Senkung der Energie- und Betriebskosten. -
2009
betrugen die Betriebskosten für Heizung/Warmwasser 52 ct./qm und die kalten
Betriebskosten 1,41 €/qm. Alle Rechnungen und Verträge sind im Internet
für die Mieter einsehbar. Diese Transparenz ist Voraussetzung für Einsparungen. -
Mietschulden
befinden sich ebenfalls auf einem geringen Level, es existiert ein konsequentes
Forderungenmanagement. -
Seit
2007 wird das Projekt Energiesparwohnen umgesetzt. Es beinhaltet eine
kostenfreie Energieberatung bei Mietern, bei der eine Energiesparfibel und ein
Energiesparpaket übergeben werden. Nach einem einstündigen Beratungsgespräch
gibt es einen Auswertungsbrief. Bisher wurden 300 Beratungen in Wohnungen und
200 Beratungen bei Neuvermietung durchgeführt. Die nachweisbaren Einsparungen
betragen bei Heizung 16 Prozent, bei Wasser 10 Prozent und bei Strom 195 kWh
jährlich. Für die Genossenschaft ist dieses Projekt eine Form der
Rückvergütung. Das Interesse daran ist allerdings ausbaufähig, es wurden bisher
nur 6 Prozent der Bestandsmieter erreicht. Schwer heranzukommen ist an
Transferleistungsbezieher/innen. Hier fehlen die entsprechenden Anreize, da
Einsparungen ihnen nicht zugute kommen. In der
Beantwortung der Fragen der Ausschussmitglieder und Gäste gab es folgende
Ergänzungen: -
In
Lichtenberg übernimmt das JC für Transferleistungsbezieher/innen auch
Genossenschaftsanteile bei Neuvermietung. Das gibt es nur in diesem Bezirk. -
Genossenschaften
unterliegen nicht dem öffentlichen Vergaberecht und legen ihre Bedingungen für
die Auftragsvergabe und die Wirtschaftsprüfung selbst fest. Kontrollorgan ist
der Aufsichtsrat. Die Genossenschaften sind Pflichtmitglieder des Verbandes
Berlin-Brandenburger Wohnungsunternehmen (BBU). Der BBU stellt die unabhängigen
Prüfer. -
Migranten
werden bei der HOWOGE als Mietinteressenten gleich behandelt. Aber es wird auf
soziale Durchmischung geachtet und die Konzentration vieler Migranten in
bestimmten Häusern vermieden. -
Die
Antwort auf die Nachfrage nach der tatsächlichen Energieeinsparung im
Niedrigenergiesparhaus der HOWOGE in der Schulze-Boysen-Straße wird vertagt und
in einer späteren Sitzung gegeben. -
Zum
nachgefragten Regenwassermanagement wurde eingeschätzt, dass das technisch in den
WBS-70-Bauten schlecht zu machen und nicht finanzierbar ist. Die WBG
„Humboldt-Uni“, die über Fördermittel ein Projekt realisiert hat,
konstatiert die hohe Reparaturanfälligkeit und damit Unwirtschaftlichkeit der
Anlage. Bezirksstadtrat
Dr. Prüfer -
wird
die Kritik am JobCenter mitnehmen, -
teilte
mit, dass es Gespräche zum Thema Anreize zur Energieeinsparung für
Transferleistungsbezieher/innen gibt, -
verwies
auf die Fortführung des Themas am Runden Tisch zur Wohnungs- und Mietenpolitik,
der im Mai erstmalig stattfinden soll. Themen werden sein: Zusammenarbeit mit
dem JobCenter, Energieeinsparung und Wohnungsunternehmen als Wirtschaftsfaktor |
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