Auszug - Schwerpunkt: Umgang mit Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Lichtenberg und Strategien zu deren Vermeidung
Das
Bezirksamt informierte über seine Arbeit auf dem Gebiet der Vermeidung von
Wohnungslosigkeit und stellte aktuelle Zahlen vor (siehe Anlage 1).
Insbesondere wurde darauf verwiesen, dass der Umgang mit dem Thema
Obdachlosigkeit nur bezirksübergreifend geschehen kann. Das
Ausschussmitglied Herr Werksnies berichtete über seine Arbeit bei der
Kältehilfe, die ebenfalls bezirksübergreifend arbeitet und mit 36.000 Euro im
Jahr durch den Senat (aber ausgereicht durch den Bezirk) unterstützt wird. Es
gibt eine relativ konstante Anzahl von Obdachlosen, die man nicht auf den
einzelnen Bezirk beziehen kann. Er machte deutlich, dass Obdachlosen nur
geholfen werden kann, wenn sie selbst dabei mithelfen. Es gibt eine
Dunkelziffer derer, die keinen Kontakt mit Ämtern wollen. Herr Sander
erläuterte aus der Sicht der Schuldnerberatung den Umgang mit Klienten, die
Mietschulden haben. Die Zahl der Schuldner ist gestiegen, die Anzahl von
Mehrfachschuldnern nimmt zu. dabei dominieren die Kombinationen von Miet- und
Energieschulden mit anderen Schulden und führen zu resignativem Umgang mit den
Anforderungen der Gläubiger. Eine Schuldnerstelle wird in der Regel erst
aufgesucht, wenn ein Ausweg nur noch durch äußeres Eingreifen möglich ist. Als
besondere Probleme, die zu Mietschulden führen, wurden benannt: -
ausstehende
Lohnzahlungen, -
sehr
viel schnellere Kündigung durch Vermieter, wenn zweimal die Miete nicht gezahlt
wird, -
riesige
Probleme bei Leistungsübergängen, -
Selbstständige
mit Aufstockung, die keine Einkommensunterlagen beibringen können, -
100-Prozent-Sanktionen
durch das JobCenter, besonders bei unter 25-Jährigen. Die
Zusammenarbeit zwischen Schuldnerberatung und JobCenter klappt in Lichtenberg
gut. Das Wochenangebot zur Schuldenberatung im JobCenter durch professionelle
Berater – Lichtenberg ist der einzige Bezirk, der das Wochenangebot
durchhält – hat sich bewährt. Zum Thema
äußerten sich weitere 9 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sitzung. -
Seitens
des Bezirksamtes wurde auf die Entwicklung der Mietschulden, der Räumungsklagen,
Vollzugsmitteilungen und Mietübernahmen eingegangen. -
Zusammenfassend
wurde festgestellt, dass die genannten Probleme in Lichtenberg bei Anerkennung
von Schwankungen relativ stabil sind, eine gravierende Zurückdrängung nicht
erfolgte und nicht zu erwarten ist. -
Es
ist kein bemerkenswerter Anstieg der Obdachlosigkeit seit Einführung von Hartz
IV nachweisbar. -
Dunkelziffer
bei Obdachlosigkeit ist unschätzbar, da sich die Betroffenen nicht in einem
Gebiet aufhalten, sondern von Betreuung zu Betreuung gehen. -
Frauenobdachlosigkeit
ist unauffälliger als die der Männer und so auch schwerer zu erfassen. -
Ein
schwieriges Problem ist, dass Alleinerziehende Hilfe bei der Überwindung von
Schuldensituationen aus Angst vor dem Verlust der Kinder ablehnen. -
Lohnschuldner
verursachen durch Vertrauensbruch individuelle Verschuldung. -
Bezirksamt
Lichtenberg nutzt intensiv die von den Wohnungsbaugesellschaften für den Senat
bereitgehaltenen Wohnungen (geschütztes Marktsegment), um Obdachlosen eine
Möglichkeit zum Neuanfang zu ermöglichen. -
Berlin
führt keine Obdachlosenstatistik mehr, Lichtenberg dagegen hat die alte Form
beibehalten und erwartet nächstens eine neue berlinweit einsetzbare Software
zur besseren Erarbeitung der Statistik. -
Kritisch
ist die Qualität der Arbeit der gerichtlich bestellten Betreuer zu beurteilen,
da sie in den wenigsten Fällen auf die tatsächlichen Bedürfnisse und
individuellen Situationen der anvertrauten Klientel eingehen und oft denen mehr
schaden als nutzen. -
Mitteilungen
an das Amtsgericht zu diesem Zustand haben zu keiner Reaktion und zu keiner
Verbesserung geführt. -
Hilflosigkeit
auf Grund sich entwickelnder Labilität durch Erfolglosigkeit nimmt zu und ist
in die weiteren Betrachtungen und Handlungen verstärkt einzubeziehen: „Wenn
man will, was man muss, aber nicht kann, was man soll, daraus entsteht
Hilflosigkeit.“ -
„Sozialschmarotzer“
wird als Schimpfwort zur Stigmatisierung der der entstandenen Situation hilflos
gegenüberstehenden Menschen benutzt und ist angesichts der kleinen Gruppe von
tatsächlichen Betrügern ungerechtfertigt. -
Festzustellen
ist, dass der Miettourismus aufgrund der Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten
des JobCenters abgenommen hat. Vorschläge:
- Der Ausschuss sollte sich mit dem Thema
„Betreuung und Betreuer“ befassen. - Zum Thema der Sitzung soll ein Beitrag in
den Rathausnachrichten platziert werden. |
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