Spaziergang: Architektur im Weitlingkiez
Bild: Bezirksamt Lichtenberg
Der Spaziergang führt durch den “Weitlingkiez” – ein Experimentierfeld des “Neuen Bauens” der 20er Jahre. Namhafte Architekten dieser Zeit wie Jacobus Goettel, das Architektenteam Mebes und Emmerich und Erwin Gutkind, der mit dem “Sonnenhof” internationale Anerkennung erlangte, haben hier ihre Spuren hinterlassen.
Das Charakteristische des “Neuen Bauens” sind klar gegliederte Sachlichkeit und Funktionalismus. Die Wohnhöfe wurden für Arbeiter und Angestellte gebaut. Das Wohnen sollte zweckmäßig, gesund und bezahlbar sein und dadurch die Lebensqualität der wenig verdienenden Schichten in der Bevölkerung nachhaltig verbessern.
Die Grundrisse der Wohnanlagen glichen sich: Zwei bis drei Zimmer, Wohnküche und Bad. Zentralheizung und begrünte parkähnlich angelegte Innenhöfe erhöhten die besondere Wohnqualität. Seit 1977 stehen die Wohnhöfe unter Denkmalschutz.
Spaziergang durch den Kiez:
1 S-Bahnhof Lichtenberg
2 Weitlingstraße
3 Münsterlandplatz
4 Neuapostolische Kirche
5 Sonnenhof
6 Lincolnstraße
7 Erlenhof
8 Ulmenhof
9 Pappelhof
Bild: © Museum Lichtenberg
Bahnhof Berlin-Lichtenberg
Mit täglich 85.000 Fahrgästen ist der Bahnhof Lichtenberg heute einer der größten und wichtigsten Fernbahnhöfe Berlins. Es verkehren vor allem Fernzüge von und nach Osten aber auch in Nord-Süd Richtung. Von seiner Eröffnung an hieß er bis 1938 Bahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde. In den 80er Jahren wurde er wegen langandauernden Bauarbeiten am Ostbahnhof zum wichtigsten Bahnhof Ost-Berlins. 1982 erfolgte ein Ausbau und eine grundlegende Erneuerung, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Nach erneuter umfangreicher Sanierung in den neunziger Jahren präsentiert sich der Bahnhof Lichtenberg heute als moderner Verkehrsknotenpunkt mit zeitgemäßem Reisezentrum. Standort: Bahnhof Berlin-Lichtenberg, 10317 Berlin
Bild: Bezirksamt Lichtenberg
Weitlingstraße
Die Weitlingstraße ist das Herzstück des Kiezes. Sie ist 1,3 Kilometer lang und verläuft vom Bahnhof Lichtenberg bis zur Lückstraße. Ihr heutiges Erscheinungsbild verdankt sie einer dreijährigen Erneuerung vom Sommer 1997 an. Die Häuser wurden saniert, Fahrbahn und Gehwege erweitert und 152 Linden gepflanzt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 15 Millionen Euro. Schöne Fassaden, gut sortierte geschmackvolle Geschäfte, Dienstleistungsunternehmen und kleine Betriebe laden zum Einkaufsbummel mit Kiezatmosphäre ein.
Standort: Weitlingstraße, 10317 Berlin
Bild: Bezirksamt Lichtenberg
Münsterlandplatz
Ab 1905 wurde der Platz als “Am Augustaplatz” bezeichnet, nach Augusta Marie Luise Katharina, deutsche Kaiserin und Königin von Preußen. 1910 war er noch unbebaut. Die Umbenennung in Münsterlandplatz erfolgte 1951. Der 4.000 Quadratmeter große Platz wurde in den 90er Jahren nach historischen Fotos im Stil der 70er Jahre neu angelegt. Für Kinder gibt es einen großen Spielplatz. Die Bänke in idyllischer Umgebung laden zu einer erholsamen Rast oder nachbarschaftlichem Austausch ein. Am Dienstag, Donnerstag und Freitag beherrscht der Wochenmarkt mit seinem bunten Treiben den Platz.
Standort: Münsterlandplatz, 10317 Berlin
Bild: Bezirksamt Lichtenberg
Neuapostolische Kirche
Die Kapelle der Neuapostolischen Kirche, die sich in der Normannenstraße befand, musste 1978 dem expandierenden Hauptquartier der Staatssicherheit weichen und fand am Münsterlandplatz eine neue Heimat. Gebaut wurde sie von Soldaten des Stasi-Wachregimentes.
Standort: Neuapostolische Kirche, Münsterlandstraße, 10317 Berlin
Bild: Bezirksamt Lichtenberg
Sonnenhof
Der Sonnenhof, 1925-1927 von der “Stadt- und Land” Siedlungsgesellschaft Berlin nach den Entwürfen von Erwin Gutkind gebaut, zählt zu den wichtigsten Experimentierfeldern des Neuen Bauens. Gutkind erlangte mit dem Sonnenhof internationale Anerkennung. Der Sonnenhof ist die kompakteste dreigeschossige Blockbebauung Lichtenbergs. Durch seine gleichförmigen Fassaden, horizontal in rot-weiß-graue Streifen gegliedert, wirkt er trutzig und abweisend. Einen Kontrast hierzu bildet der große begrünte Innenhof mit Bäumen, Wiesen, Blumen und Bänken. Balkone, die alle in den Innenhof gerichtet sind, lockern die Fassade auf. Die Kindertagesstätte, die Teil der Idee des sozialen und umweltorientierten Wohnens war, ist bis heute in dieser Funktion erhalten geblieben.
Standort: Sonnenhof, Archenholdstraße/ Delbrückstraße/ Bietzkestraße/ Marie-Curie-Allee, 10315 Berlin
Bild: Bezirksamt Lichtenberg
Lincolnstraße
Die Wohnanlage mit ihren rund 300 Wohnungen entstand 1927-1929 für die städtische Baugesellschaft Berlin-Heerstraße m.b.H. nach den Entwürfen des Architektenteams Mebes und Emmerich. Die in einer 500 m langen Front aneinander gereihten Häuser haben abwechselnd drei und vier Stockwerke. Die abgeschlossenen haushohen Vorbauten geben den Fassaden eine vertikale Gliederung. Die verglasten Veranden und das warme Backsteinrot verbreiten eine bürgerlich behagliche Atmosphäre.
Standort: Lincolnstraße, 10315 Berlin
Bild: Bezirksamt Lichtenberg
Erlenhof
Der “Erlenhof” wurde 1929-1931 von der “Stadt und Land” Siedlungsgesellschaft nach dem Entwurf von Jacobus Goettel errichtet. Hervorzuhebende architektonische Motive sind zum einen die vorgelagerten rechteckigen Treppenhäuser und zum anderen die in kantigem Dreieck herausragenden Balkonachsen an der Rückseite, zum Sportplatz hin. Die vorgebauten Treppenhäuser, von der Tür bis über das dritte Stockwerk mit aneinandergereihten schmalen Glasflächen versehen und von jeweils zwei roten Farbtupfern unterbrochen, lockern die Gleichförmigkeit der Fassade auf. Seit 1977 steht der “Erlenhof” unter Denkmalschutz.
Standort: Erlenhof, Kraetkestraße, 10315 Berlin
Bild: Bezirksamt Lichtenberg
Ulmenhof
Die “Stadt und Land” Siedlungsgesellschaft errichtete den “Ulmenhof” von 1929-1931 nach dem Entwurf von Jacobus Goettel. Der “Ulmenhof” nimmt ein ganzes Straßenviertel ein. Die langen Fronten unterscheiden sich durch eine unterschiedliche farbliche und bauliche Gestaltung. In der Rummelsburger Straße dominieren die Balkone, deren Achsen in großen Doppelkreuzen wuchtig vor die Fassaden treten. Während sich hier die Balkone gelb von den terrakottaroten Flächen abheben, ist in der Kraetkestraße die Front genau umgekehrt gefärbt. In der Ribbecker Straße sind die Balkone an die durch Vorbauten versetzte Fronten angebaut. Bemerkenswert ist der große, lichte und begrünte Innenhof mit alten Ulmen, die dem Wohnhof ihren Namen gaben. Seit 1977 steht der Ulmenhof unter Denkmalschutz.
Standort: Ulmenhof, Zachertstraße/Kraetkestraße/Rummelsburger Straße/Ribbecker Straße, 10315 Berlin
Bild: Bezirksamt Lichtenberg
Pappelhof
Der Pappelhof wurde von der “Stadt und Land” Siedlungsgesellschaft 1929-1931 nach dem Entwurf von Jacobus Goettel errichtet. An der Straßenfront ragen die Treppenhäuser in kantigem Dreieck heraus. Sie gliedern durch ihre farbige Gestaltung und schmalen hohen Fensterreihen die langgezogene Front. Seit 1977 steht der Pappelhof unter Denkmalschutz.
Standort: Pappelhof, Zachertstraße, 10315 Berlin