Spaziergang: Rummelsburger Ufer

Stadtplan Rummelsburg

Die Rummelsburger Bucht war in den 1990er Jahren einer der großen Berliner städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen. Die neu geschaffenen Wohnquartiere im Geschosswohnungsbau und Eigenheimsiedlungen zeichnen sich durch die hochwertige Lage am Wasser aus. Zudem prägen den Stadtteil kleinere Siedlungen der 1920er und 1930er Jahre mit engem Bezug zu den großen Gewerbe- und Industriearealen, die allerdings von der attraktiven Wasserlage durch eine viel befahrene Straße abgeschnitten sind. Durch den umfassenden Wohnungsneubau zogen vorwiegend jungen Familien mit Kindern in den Stadtteil, weitere Flächen für den Wohnungsneubau sind vorhanden.

Stationen des Spaziergangs:

1 Schiefe Kita
2 Knabenhäuser
3 Städtisches Arbeitshaus
4 Gewerbepark
5 Spratt’s Hundekuchenfabrik
6 Alte Eisenbahnhäuser
7 Flussbadeanstalt
8 Kraftwerk Klingenberg
9 Gaswerksiedlung
10 Gaswerk

Schiefe Kita

Schiefe Kita

Die schiefe Kita wurde 1999 eröffnet. Mit ihrer schiefen Form stellt sie einen Kontrast zu den umliegenden Wohnhäusern dar. Die holzverkleidete Kita liegt sehr idyllisch am Uferweg direkt am Wasser. Eine breite Treppe wird multifunktional genutzt: bei Veranstaltungen als Sitztribüne oder zum Treffpunkt der Eltern. Bemerkenswert ist ein Patio im Obergeschoss, der durch ein verschiebbares Glasdach vor Regen geschützt wird.

Standort: Hauptstr. 6T, 10317 Berlin

Das Waisenhaus Rummelsburg - Zeichnung aus der Deutschen Illuistrierten Zeitung, 11/1884

Das Städtische Friedrichs-Waisenhaus

Nach dem Entwurf des Architekten Gustav Holzmann wurde das Städtische Friedrichs-Waisenhaus von 1854-1859 auf einem 13 Hektar großen Areal für etwa 500 Kinder gebaut. Architektonisch war der im Pavillonstil errichtete Gebäudekomplex ein typisches Beispiel der “Backsteinkunst Berliner Schule”. Die Lage galt als ideal. Frische Luft und Wassernähe boten den Kindern im Sommer wie im Winter die Möglichkeit Sport zu treiben. Insgesamt bestand die Anlage aus jeweils vier Knaben- und Mädchenhäusern, einem Lazarett mit zentraler Koch- und Waschküche, einem Wirtschaftsgebäude, einer Gärtnerei, einem Badeschiff für die Mädchen und einer Badestelle für die Jungen. Der Waisenhausbetrieb wurde, nachdem 1945 die meisten Bauten schwer beschädigt worden waren, noch bis 1949 fortgesetzt . Die ehemaligen Knabenwaisenhäuser sind bis heute erhalten geblieben. Sie stehen unter Denkmalschutz.

Standort: Hauptstraße 7/Uferweg, 10317 Berlin

Städtisches Arbeitshaus - Historische Zeichnung von 1882 (5)

Das Städtische Arbeitshaus Rummelsburg

Das Städtische Arbeitshaus wurde von 1877 bis 1879 nach Plänen des Stadtbaurates Hermann Blankenstein errichtet. Es umfasste insgesamt 19 ein- bis viergeschossige Gebäude. Das repräsentative Verwaltungsgebäude in der Mitte der Straßenfront weist feine Verblendsteine und farbige Terrakotta-Ornamente auf und wird von dem Berliner Wappen gekrönt. Die im hinteren Teil des Grundstückes liegenden Verwahrungshäuser mit ihren flachen Giebeln und Dächern sind einfach und schlicht. Das Arbeitshaus diente der Strafunterbringung, als Besserungs- und Erziehungsanstalt und als Asyl. Während der Nazizeit wurde das Backsteinensemble zum “Städtischen Arbeits- und Bewahrungshaus Berlin-Lichtenberg”. Nachdem das Areal 1945 durch Bomben schwer beschädigt worden war, wurden einige der Häuser wieder aufgebaut und bis 1951 als Arbeitshaus weitergenutzt. Der Umbau zur Haftanstalt erfolgte 1953. Diesem Zweck diente das Gelände bis zur Schließung im Oktober 1990. Kurz zuvor, im Januar saß der entmachtete Partei- und Staatschef Erich Honecker hier vorübergehend in Untersuchungshaft. Einblicke in die ehemalige Haftanstalt kann man in dem Film “Männerpension” von Detlef Buck gewinnen, der auf dem Gelände gedreht wurde. Nachdem ab 1995 Zellenwände, Vergitterungen und Anbauten entfernt worden waren, entspricht das denkmalgeschützte Ensemble wieder seinem ursprünglichen Zustand.

Hundekuchenfabrik

Spratt’s Hundekuchenfabrik

An dem Gebäude der früheren Spratt’s Hundekuchenfabrik beeindruckt die ausgeprägt breite Giebelfassade mit der Jahreszahl “1894”. Der britische Chemiker Spratt war der erste, der Mitte des 19. Jahrhunderts auf der Grundlage ernährungswissenschaftlicher Erkenntnisse Tierfutter herstellte. Das Stammwerk -die Spratt’s Patent Limited- befand sich in England. Die erste Berliner Niederlassung war ab 1862 im Wedding ansässig. Expansion führte 1894 zur Verlegung des Sitzes nach Rummelsburg. Bis 1938 kamen noch mehrere Erweiterungsbauten hinzu. Der Name des Betriebs veränderte sich im Laufe der Zeit mehrmals: von 1862 bis 1915: Spratt’s Patent (Germany) und von 1915 bis 1945 Spratt’s AG, Berlin-Rummelsburg. Die DDR hielt bis 1972 den Firmennamen Spratt’s bei. Danach bestand das Unternehmen als volkseigener Betrieb für Futtermittel weiter, bis er 1992 geschlossen wurde.

Standort: Hauptstr. 14-15, 10317 Berlin

Gewerbepark Klingenberg

Gewerbepark Klingenberg

Die Ende des 19. Jahrhunderts errichteten schlichten Wohnhäuser für die Angestellten der Eisenbahner muten im Vergleich zu den sie umgebenden Industriekomplexen nostalgisch an. Die ACETA GmbH nutzte die Häuser für ihre Mitarbeiter. Heute gehören sie zum Gewerbepark Klingenberg.

Standort: Hauptstr. 24-26, 10317 Berlin

Flussbadeanstalt

Flussbadeanstalt

Bis in die fünfziger Jahre erstreckte sich unmittelbar am Rummelsburger See die Flussbadeanstalt. Sie wurde 1927 mit einer Fläche von 50.000 Quadratmetern eröffnet und war mit einem Sprungturm und vier Schwimmbecken ausgestattet. An Wochenenden tummelten sich Tausende von Menschen im Wasser und auf dem heißen Sand. Bei kühleren Temperaturen wurde das Wasser vom nahe liegenden Kraftwerk Klingenberg beheizt.

Standort: Köpenicker Chaussee 1-4, 10317 Berlin

008 - Kraftwerk Klingenberg

Kraftwerk Klingenberg

Das Kraftwerk Klingenberg wurde 1925-1926 gebaut. Das technische Konzept stammt von Prof. Dr. Georg Klingenberg, dem Pionier des modernen Kraftwerksbau. Das Kraftwerk war das größte und modernste Elektrizitätswerk Europas und leitete eine neue Generation von Großkraftwerken ein. Es ging 1927 mit einer Leistung von 270.000 kW ans Netz. Architektonisch entworfen wurde das Monumentalbauwerk von Walter Klingenberg und Werner Issel. Die rote Klinkerverkleidung, unterschiedliche Mauerungstechniken und expressive Details lockern die sachliche, funktionale Form auf.

Standort: Köpenicker Chaussee 42-45, 10317 Berlin

Gaswerksiedlung

Gaswerksiedlung

Die Gaswerksiedlung wurde 1925-1926 von Ernst Engelmann und Emil Fangmeyer für die Beschäftigten des benachbarten Gaswerkes errichtet. Die malerischen, dreigeschossigen roten Klinkerbauten mit Stufengiebeln und weißen Sprossenfenstern erinnern an gotische Giebelhäuser der Hansestädte.

Standort: Köpenicker Chaussee 24-49, 10317 Berlin

Gaswerk

Gaswerk

Das städtische Gaswerk wurde 1914 errichtet. Es galt als das modernste in Berlin und versorgte den gesamten Osten der Stadt bis nach Rahnsdorf und Hohenschönhausen. 1985 endete die Produktion. Die Gebäude verfielen, der Wasserturm wurde restauriert.

Standort: Blockdammweg, Berlin-Lichtenberg