Drucksache - DS/1098/VII
Das Bezirksamt wurde ersucht zu prüfen, wie eine mobile Jugendbetreuung in Lichtenberg etabliert werden kann. Hierzu sind dem Jugendhilfeausschuss bis Ende des Jahres verschiedene Modelle der Umsetzung vorzustellen.
Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:
In Lichtenberg sind seit vielen Jahren (schon vor der Bezirksfusion 2001) zwei Träger expliziert mit mobiler Jugendarbeit beauftragt und erfolgreich tätig. Dabei handelt es sich um den Träger Gangway e. V. der in den Ortsteilen Hohenschönhausen und Lichtenberg jeweils ein Streetworkteam einsetzt (Leistungsvertrag über 131.500 ? pro Jahr in Kofinanzierung mit der Senatsverwaltung für BJW)) und um die Sportjugend Berlin e. V. mit einem Team der Hinausreichenden Jugendarbeit im Ortsteil Lichtenberg (Leistungsvertrag über 92.000 ? pro Jahr).
Die in den Jugendfreizeiteinrichtungen tätigen Sozialarbeiter_innen sollen nach dem Prinzip der Sozialraumorientierung arbeiten. Bestandteil dieses Prinzips ist die hinausreichende Arbeit in Form von Stadtteilerkundungen und -begehungen. Auf diesen Rundgängen werden Kinder und Jugendliche, die den Eindruck einer notwendigen Betreuung und Begleitung erwecken, angesprochen und nach Möglichkeit in die Arbeit der Jugendfreizeiteinrichtung eingebunden. Durch mangelnde personelle Ressourcen und zusätzliche Arbeitsaufgaben entstehen in der Praxis oft Situationen, die eine qualitativ hochwertige Umsetzung dieses sozialräumlichen Arbeitsprinzips erschweren.
Sollte zusätzliche mobile Jugendarbeit initiiert werden, kann das außerhalb von Jugendfreizeiteinrichtungen auf verschiedene Arten angeboten werden:
a) Aus einem Büro heraus mobil und aufsuchend (z. B. wie bei Gangway und der Sportjugend). Dazu müssten Büro- und Beratungsräume zur Verfügung gestellt werden. Es ist von einem Team auszugehen, das mit 3 Mitarbeiter/-innen arbeitet. Zusätzlich werden Sachmittel benötigt (Kosten ca. 160.000 ?).
b) Direkt mit einem mobilen Fahrzeug. Es wird zusätzlich ein Fahrzeug benötigt (Kosten für Anschaffung und Unterhalt unklar).
c) Mit den in Lichtenberg bereits arbeitenden 2 Trägern mit 3 Teams im Bereich Streetwork könnte eine konzeptionelle Erweiterung diskutiert werden. Zusätzliche Mittel sind auch in diesem Fall einzuplanen. Das Team der Sportjugend müsste um eine Stelle angehoben werden und zusätzliche Sachmittel erhalten (Mehrbedarf von 50.000 ?). Die beiden Teams von Gangway müssten zusätzliche Honorarmittel und Sachmittel erhalten (Mehrbedarf je Team 20.000 ?).
Sofern dafür keine zusätzlichen Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden, müssten die Fördersummen der bestehenden Einrichtungen entsprechend abgesenkt werden, was die o. g. Schwierigkeiten weiter verstärken würde.
Aus der regionalen AG § 78 SGB VIII in der Region 4 - Lichtenberg Mitte/Süd - liegt eine Stellungnahme zu dem Anliegen dieser DS vor. Die Regional AG schätzt ein:
Die Idee und der Vorschlag zur Prüfung von mobiler Jugendarbeit wurde initiiert während der Präsentationen der Arbeit der regionalen Arbeitsgemeinschaften 4.1 und 4.2 nach § 78 SGB VIII. Dort wurde eingeschätzt, dass die JFE'en durch die indirekten und direkten Kürzungen der letzten Jahre Probleme haben, hinausreichende Arbeit aus den Einrichtungen heraus zu leisten. Das wäre aus ihrer Sicht nur möglich, wenn das Personal stabil ist und keine Zusatzaufgaben (Anleitung Ehrenamt, Berichtswesen, Arbeit in Arbeitsgemeinschaften) anstehen. Die Mitarbeitenden der Einrichtungen formulierten, dass sie Sicherheiten und Perspektiven für ihre Arbeit bräuchten. Das bezog sich insbesondere auf die Laufzeit der Leistungsverträge, die länger als ein Jahr gelten sollten, und somit höhere personelle Sicherheit bieten könnten. Die Region 4 ist mit Gangway und der Hinausreichenden Jugendarbeit der Sportjugend so ausgestattet, dass der Bedarf an aufsuchender Jugendsozialarbeit zurzeit abgedeckt werden kann. Es ging in dem Diskurs (während der Präsentation der Region 4 im JHA) um eine verbesserte Ausstattung bestehender Finanz- und Personalstrukturen und nicht um die Schaffung einer neuen Ebene, ohne eine Erhöhung der finanziellen Mittel aus dem Haushalt. Die Mitarbeitenden sind sich bewusst, dass sie den pädagogischen Auftrag haben, sozialräumlich und hinausreichend zu agieren, um auch Kinder und Jugendliche zu erreichen, welche nicht direkt in der Einrichtung verortet sind. Sie beobachten, dass durch mangelnde personelle Ressourcen und einer Vielschichtigkeit bestehender Arbeitsaufgaben oft schwierige Situationen entstehen, die eine qualitativ hochwertige Umsetzung besagten Auftrags erschweren. Die Praxisvertreter_innen der Region sehen zwar mit Wohlwollen, dass die Vorstellung der Region 4 gedanklich anregend war, schätzen aber ein, dass die Ergebnisse leider in eine falsche Richtung zielen. Es wäre nach ihrem Verständnis kontraproduktiv bestehende Strukturen zu kürzen um neue Ebenen zu etablieren, mit Aufgaben, welche schon in der Straßensozialarbeit und in der Sozialraumorientierung von Jugendeinrichtungen implementiert sind.
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